410) Wohnopoly

Na, was bin ich froh, dass ich aktuell keine Wohnung suchen muss. Beim neugierigen Blick in die Angebote auf dem Immobilienmarkt kann einem ja schon mal schwummrig werden. Aber auch bei den Gesuchen habe ich das Gefühl, dass die mehrheitlich von einem anderen Stern stammen.

Ein Unternehmer aus Zürich sucht `ne Hütte in Berlin und Umgebung. Aber für maximal 5 Mio.
Geizhals … also so wird das nichts mein Freund.

Eine Familie aus Wannsee oder Zehlendorf … sie scheinen zu pendeln, hat noch Kohle unterm Kissen und sucht ein „Anlage-Objekt“. Anzahlung bis 500.000 möglich.
Alter! Mein Online-Banking erlaubt mir 2.000 EUR pro Tag zu überweisen, da müsste ich also 250 Tage lang 2.000 EUR schieben, nur um die Anzahlung zu begleichen. Oder mit einem Koffer vorbeikommen.

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Innendesignerin und Journalist suchen Dachwohnung für 1,5 Milliönchen. 
Na dann. Viel Spaß im Dach, bei 48°C.

Vormittags ist er Manager eines amerikanischen Startup’s, nachmittags leitet er was in einem US-Automobilkonzern. Er sucht `ne Bude im Berliner Süd-Osten und zahlt gern 300.000 an. 
Ist das etwa der Elon?

Aber auch beim Auswärtigen Amt verdient man recht stattlich. 1,5 Mio kann er locker machen und ´ne halbe Mille ganz schnell anzahlen.
Komisch, der hat ja fast die gleiche Telefonnummer wie der Elon. Nachbarn vielleicht?

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Eine Woche später hat der Unternehmer aus Zürich nur noch 3 Mio in der Tasche. 
Hat der in einer Woche etwa 2 Mio verbrannt? Schlechter Unternehmer.

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Ein Familie aus München mag gerne 2 Mio auf den Tisch legen. Vati ist wohl Unternehmensberater, Mutti eine Stewardess. Also eigentlich eh nie da.
Wozu? Für die Tochter?

Eine Fooddesignerin … oder Spitzenköchin …,  sie weiß es noch nicht, oder sie sind ein Paar. Man … Frau … sucht ein Häuschen bis 1 Mio.
Ich werde auch noch mal umschulen … zur Fooddesignerin.

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Quellen: Berliner Morgenpost 14.01.23 und 21.01.23

 

Mhm. Ich überlege. Raumhöhe hier ist 2,71m, ich bin gute 1,80, da könnte ich ja noch eine Zwischendecke einziehen und den Raum über uns als „Energiesparende Wohnung im Berliner Szene-Viertel“ anbieten. 

409) Tiny Room

Die Wohnungssituation in Berlin wird angespannter. Die Annoncen, Gesuche und Gebote werden immer aberwitziger. Mehr dazu demnächst hier auf dem Kanal. Und was nun?

Tja, dagegen kann man eigentlich nur …

  • Neue Häuser bauen …dauert aber nun mal
  • Bestandsbauten umwidmen … nicht unbedingt schneller
  • Enger zusammenrücken … 😉

Einen Vorgeschmack darauf bekam ich Anfang der Woche in München. Mein Hotel-Zimmer war so winzig, so ähnlich muss sich wohl Einzelhaft anfühlen oder ein Urlaub im Wohnmobil. Und es war sogar noch als Doppelzimmer verkauft worden. 

Trotz durchschnittlichem BMI musste ich echt überlegen, wie ich mich durchs Zimmer bewege, was ich wo abstelle, um nicht permanent drüber zu stolpern. Die Inneneinrichter … Einrichterinnen … (was für ein grandioses Wortspiel) … hatten sich auch entsprechende Gedanken gemacht. Einen Spiegel gab es nur an der Innenseite der Schranktür. Ein wirklich flacher Flat-TV hing an der Wand … mit üblem Plastiksound allerdings. Der TV hatte auch eine Fernbedienung, die brauchte man aber eigentlich nicht, ich hätte das Gerät aus dem Bett heraus mit dem großen Zeh einschalten können. 

Zum Bad ging es durch eine Schiebetür, die aber versperrt war, wenn man sich mal im Spiegel der Schranktür betrachten wollte. Am Waschbecken gab’s keinen Seifenspender, aber immerhin war einen Spender in der Duschkabine hinter (!) der nach innen öffnenden Flügeltüre. Das Klo stand quasi am Waschbecken, man konnte Klo-Besuch und Zähneputzen in einer Arbeitsgang erledigen, Effizienz-Junkies würde es erfreuen.

Also Leute klagt nicht, rutscht enger zusammen, das können die in Dharavi (Mumbai) schließlich auch!

So ich muss jetzt mal weiter, die Kinder suchen … wo sind die nur? Hatte ich die heute Morgen im West-Flügel gesehen? Oder in der Empfangshalle? Im Salon? Weiß nicht mehr. Vielleicht im Schwimmbad oder in der Bibliothek … nee. Im Gartenhaus, am Bootssteg? Bei den Ställen? Bei den Garagen?

Ach man, das kann sich ja keiner merken 😉

213) Mit Zettel und Stift 4

Eine Großstadt bietet genug Fläche, Meinungen oder Bedürfnisse kundzutun. Im Falle von Berlin läuft das häufig noch über Zettelwirtschaft. Immerhin findet man so noch Beachtung, während man im digitalen Dorf schnell verschüttgeht bzw. einen fäkalen Sturm vom Zaun bricht.

Hier ein paar Fundstücke aus den letzten 6 Monaten:

Es beginnt zunächst etwas covidistisch. Schönes Wortspiel eigentlich, allerdings in seiner Anspielung völlig an den Haaren herbeigezogen und überzogen. Trotzdem lichte ich es hier mal ab, als Dokument der Zeitgeschichte sozusagen.

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Die nächsten 3 Bilder illustrieren wunderbar, was man sich mittlerweile so alles einfallen lassen muss, um in der Innenstadt eine Wohnung zu kriegen. Der eine meint, er legt einfach einen Tausi auf den Tisch und dann klappt das schon. Die junge Familie kann nur 500 berappen und designed daher ein Bilderbuch. Die drei Studenten haben gar keine Kohle und versuchen es mit Daten-Striptease.

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Wer noch einen kleinen Raum frei hat, könnte neben einem Studenten auch einen Keramik-Ofen aufnehmen. Wenn er es schlau anstellt, könnte er mit der freigesetzten Hitze noch Sauna oder Pizza anbieten.

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Bei der folgenden Nachricht, habe ich mir ausgemalt, was da wohl für ein Ehekrach ablief. Ein Carsten stellt eine „doofe Lampe“ auf die Straße und die Birgit kriegt am nächsten Tag einen Tobsuchtsanfall. Oder war es vielleicht andersrum? Allerdings müssen sie wohl etwas mehr aufrufen als 15 EUR, denn die Preise ziehen hier extrem an. Siehe oben.

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Zu guter Letzt noch etwas Politik, wie immer kurz und knapp aber gut 😉

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<— Mit Zettel und Stift 1

<— Mit Zettel und Stift 2

<— Mit Zettel und Stift 3