Kürzlich habe ich an der Windschutzscheibe meines Diesels eine neue grüne „Anwohnerparkvignette“ angebracht. Wie immer, endete das mit einem Tobsuchtsanfall, da der alte Aufkleber nicht so einfach abging, sondern unter meinen Fingern zerbröselte.
Solche Kleinigkeiten, eignen sich eigentlich hervorragend für meine Kategorie „Kleinigkeiten mit Schlechte-Laune-Potenzial“. Aber es ist keine Kleinigkeit mehr, also muss es in die Kategorie, wo es um Metropolen-Egoismus und behördliche Unfähigkeiten geht!
Alle zwei Jahre muss ich so einen blöden Aufkleber bestellen, ein Verwaltungsakt, der so digital ist, wie eine Postkutsche im Cyberspace.
Aber der Reihe nach:
- In 2013, musste man das Formular noch mit der Hand ausfüllen, aber man konnte es schon per e-mail ans Amt schicken. Wow! Ein paar Tage später erhielt ich einen zweiseitigen Gebührenbescheid über 20,40 EUR und kurz danach hatte ich trotz dieses altertümlichen Prozesses eine handbeschriebene Vignette im Kasten. Inklusive behördlicher Aufklärung über noch mal zwei Seiten. Wahrscheinlich war der Verwaltungsakt teurer als die Parkgebühr, aber es hat alles in allem nur 6 Tage gedauert. Gar nicht so übel eigentlich.
- In 2015, konnte man das Formular „schon“ per Tastatur ausfüllen. Wahnsinn oder? Zur Erinnerung, dass war das Jahr wo das iPhone S6 auf den Markt kam.
- In 2017 und 2019 war das Procedere unauffällig ähnlich und endete immer mit einer Menge Papier und der Vignette per Post.
- In 2021 folgte nun die absolute Innovation. Ein Online-Formular. Boah! Ein furchtbares Exemplar, aber immerhin online. Und ich konnte sogar per Kreditkarte zahlen. Den Antrag abgesetzt habe ich am 12.09.2021, die Kohle wurde bereits am 13.09.2021 eingezogen, die handbeschriftete Vignette lag dann bei mir im Kasten am 27.09.2021. Inklusive zweiseitiger Aufklärung. Was sonst. Alles in allem … 14 Tage. What?
Aber was hat sich nun verändert:
- Zwei Seiten Papier gespart?
- Einmal Porto vermieden?
- Kohle automatisch eingezogen?
- Eine Kassenstelle reduziert?
… und ich, was habe ich davon?
Ich kriege nach nun nach 14 Tagen eine handbeschriftete Vignette in meinen Briefkasten.
Nee, Leute … also irgendwie … habe ich mir digitale Verwaltung anders vorgestellt.
😂😂😂 … sei bloß froh, das die Vignette auch angekommen ist 😎😉
Hast Recht, ich bin wohl zu anspruchsvoll. Immerhin musste ich keinen „schmieren“ fürs begehrte Klebeetikett 😉
😂😂😂
Du bist in Deutschland!
Ja danke, für die Erinnerung. Wir sind noch auf der Suche nach diesem „Neuland“ …
Das wird nix in den Behörden. Solange dir nur eigens ausgebildete Verwaltungsangestellte und Beamte haben und nicht den Austausch durch und mit Mitarbeitern der Wirtschaft bzw. Industrie zulassen. Die, hinterm Mond, bilden die neuen aus….
Weißt du Petraida1 manchmal juckt es mich ja, da echt mal anzuheuern und die Erfahrungen da einzubringen. Aber dann glaube ich, ich würde nach 2 Tagen durchdrehen und wieder kündigen …
Man scheut eben den großen Wurf und macht das Schritt für Schritt. Jedes Jahr wird ein weiterer Schritt digitalisiert, wenn sich der vorangegangene in seiner digitalen Form für ein Jahr bewährt hat. Dann kann man sich doch auch gut ausrechnen, wann es voll digital sein wird und weiß, was man zu erwarten hat. HaHa.
Ja danke Belana Hermine, ich hab‘s schon überschlagen. Vermutlich fahre ich dann gar kein Auto mehr, sondern lasse mich von einem Flug-Esel abholen … Ich bin gespannt.
Hallo Belana Hermine, die liegst völlig richtig mit deiner Beschreibung. Ich erinnere mich an die Aussage eines Leitenden Mitarbeiters bei der Deutschen Rentenversicherung Bund: Wir müssen die Digitalisierung der Formulare behutsam angehen. In jeder Stadt gibt es einen verbeamteten Formularbeauftragten. Was machen wir denn sonst mit denen…. Das muss sich langsam auswachsen – in ca. 30 Jahren können wir dann voll digitalisiert sein.
Nun ja, 10 Jahre sind bereits vergangen…..