Ich hatte ein paar Textfragmente notiert, die sind mir in den Sinn gekommen, als ich vor ein paar Wochen auf der großen Video-Plattform unterwegs war. Da gab Phil Collins das Ende von Genesis bekannt. Im Stuhl auf der Bühne sitzend, in sich zusammengefallen. Ohne Haare und mit Brille wirkte er wie Gandhi, zerbrechlich, am Ende angekommen. Ein trauriger Anblick, dieses trommelnde Energie-Paket. Alles Gute Phil.
Nun war ich früher nun nicht der Mega-Genesis/Collins-Fan aber als Kind der 80-er, kenne ich natürlich die Musik und einige Titel packen mich auch. Der Video-Algorithmus brachte mich dann irgendwann zu Elton John, Billy Joel, Bruce Springsteen und anderen Kollegen der gleichen Altersklasse. Da geht etwas zu Ende scheint es mir, die Herren werden sich bald von der Bühne verabschieden. Aber das ist ja auch logisch, sind sie doch alle deutlich älter als ich und waren für meinen späteren Musik-Konsum zwar gern gehört, aber nicht so ausschlaggebend.
Also wühlte ich weiter. Was machen eigentlich die Stars aus meiner Jugend? Gibt es Live-Videos von A-ha, Erasure, Jimmy Sommerville, Pet Shop Boys, Camouflage? Treten Duran Duran noch auf, was machen The Cure, Tears for Fears, Police, U2, R.E.M. und so? Viele sind noch auf der Bühne zu sehen, aber nun ja. Wie soll ich … es ist … nun … anders, will ich mal respektvoll sagen.
Aber da dachte ich mir, meine Güte, jetzt lass die mal alle um die 60 sein, das ist ja auch kein Alter heutzutage, da können die ja ruhig noch ein bisschen was produzieren und auch auf Tournee gehen.
Tja, und ein paar Wochen später wurde Andrew Fletcher von Depeche Mode mit 60 Jahren in die ewigen Synthesizer-Jagdgründe gerufen und konnte sich nicht mal „live on stage“ verabschieden. Was für eine Scheisse!
Anscheinend muss ich mich nun auch daran gewöhnen, dass es häufiger mal heißt:
„This is our last song.“
Schöne Pfingsten, macht was draus!
T.
Das erste Mal, dass ich hier ein Video verlinke…
Ja, es ist anders – wie du es so schön formulierst.
Und für mich -selbst schon über sechzig – auch immer wieder einen Erinnerung an mein eigenes Alter, wenn ich sehe, wie die Stars meiner Jugend zunehmend klappriger werden.
Schlimm finde ich allerdings, wenn ein Opa von 75 Jahren heutzutage versucht hüftsteif über die Bühne zu hüpfen und mit gebrochener Stimme ein Liebeslied trällert, das ihn mit zwanzig zum Star gemacht hat.
Dabei gibts durchaus Sänger, die auch mit Würde gealtert sind.
Bestes Beispiel in diesem Zusammenhang warfür mich Johnny Cash mit seinen „American Recordings“, bei denen man sein Alter auch seiner kraftloseren Stimme anmerkt, die aber trotzdem authentisch wirken, weil er nicht verzweifelt versucht hat etwas darzustellen, was er nicht mehr ist…..
Für mich sind das mit Abstand die besten Sachen, die er jemals gemacht hat.
Absolut Wilhelm, wenn das mit Würde und gern auch musikalisch angepasst läuft. Bin ich gern dabei. Die Cash-Reihe ist da ein gutes Beispiel. Der hat damit sogar völlig neue Hörergruppen erschlossen. Wenn ich da nur an „Hurt“ denke, kriege ich Gänsehaut.
Mit Würde zu altern ist wohl eine Herausforderung für uns alle. Wenn Musiker da eine Art Rollenvorbild abgeben könnten, wäre das echt eine gute Sache.
Ich bin jetzt zwar nicht so musikaffin (Schande über mich), aber wenn jemand mit 70 versucht, sich so darzustellen, wie er/sie mit 20 war oder sein wollte, dann geht das wohl in allen Zusammenhängen (nicht nur in der Musik) schief. Aber auch hier würde ich mal sagen, wenn es ihn/sie glücklich macht, dann soll es halt so sein. Ich muss ja auch nicht alles mögen.
Frohe Pfingsttage Dir, Deiner Familie und T.Bot
Danke Belana Hermine, dir auch schöne Pfingsten