Folgt man der echauffierten Diskussion um die Prima-Kleber, könnte man meinen, wir befinden uns im Sommerloch oder im Kindergarten.
Natürlich kann man über die Form des Protestes diskutieren und wenn man in einem solchen Stau steht, ist das in dem Moment vielleicht nicht lustig. Aber es wird ja so getan, als gäbe es sonst überhaupt keinen Stau in der Stadt und als würde hier nicht jeden Tag für oder gegen etwas demonstriert. Und wenn eine Feuerwehr einer 4-Millionen-Stadt nicht in der Lage ist, einen Stau zu durchfahren, dann liegt das doch bitte an der inkompetenten Verkehrsführung oder an den Autofahrern, die zu blöd sind, eine Rettungsgasse zu bilden. Man will mir doch wohl nicht im Ernst erzählen, dass eine handvoll Klima-Aktivisten, die an einer Brücke hängen, die Bundeshauptstadt lahmlegen! Da muss ich mir ja echt Sorgen um mein Leib und Wohl machen.
Jetzt wo Berlins Polizeipräsidentin angeblich eine „extreme zusätzliche Arbeitsbelastung“ durch die Klebeproteste beklagt, dann sollten wir besser wegziehen. Denn es steht schlecht um die Hauptstadt der Jammerlappen. Hier braucht man 14 Jahre um einen Flughafen zu bauen, man kann nicht mal eine Bundestagswahl ordentlich durchführen und dann ist man ist solchen Klebegeistern hilflos ausgeliefert und kriegt das große Heulen.
Wenn neben B.Z., BILD & Co dann noch öffentlich-rechtliche Medien solch einen Stuss zitieren und das Geschehen noch anheizen, ist das sicher nicht hilfreich
Besetzt Greenpeace in der Nordsee ein Ölplattform, dann finden wir das großartig, wenn sich aber Menschen dem Berliner Autoverkehr entgegensetzen, dann kriegen die Leute in den Autos einen Tobsuchtsanfall, auch wenn vermutlich zwei Drittel der Fahrer/innen echt nicht auf‘s Auto angewiesen wären.
Und dann kann sich sogar halb Deutschland drüber aufregen, egal ob es vor Ort überhaupt eine nennenswerte Kreuzung oder Brücke, geschweige denn ein Gemälde gibt. Dann quasselt man von Gewalt, von Nötigung, gar von Terror. Ich geh‘ kaputt.
Also wenn sich der deutsche Angstbürger da schon in die Hosen macht, dann will ich mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn es hier mal zu ernsthaften Klima-oder Energiebedingten Ausfällen in der Infrastruktur kommt.
Wie sollen wir als Gesellschaft, all die dicken Bretter bohren, die da vor uns liegen, wenn uns so etwas schon an den Rand der Verzweiflung bringt. Den Deutschen muss man gar nicht dem Gashahn oder Atomkrieg drohen, es reicht schon, wenn sich ein paar Typen auf der Straße festkleben und wir machen uns selbst fertig.
Ich bin entsetzt … und enttäuscht.
Die Jungs von „Lage der Nation“ haben das in Folge 311 ab Minute 1:11:30 mal juristisch auseinandergenommen. Hörenswert!
Ich auch. Entsetzt und enttäuscht. Die Aufregegesellschaft. Immer muss ein neues Schwein geritten werden. Vielleicht weil man nicht weiß, wie man die wirklichen Probleme lösen kann, verschwendet man alle Energie in gegenseitige Schuldzuweisung bei solchen hochgeputschten Aufregethemen. Und ja, ich denke auch, dass die Presse doch eigentlich entscheiden kann, welchen Angelegenheiten sie wieviel Raum gibt. Aber da geht es (in unterschiedlich starker Ausprägung) letztlich auch nur ums Verkaufen: Schreib, was die Leute (angeblich) hören wollen, und du verkaufst den Scheiß und verdienst dein Brot. Gerade auf den Online-Portalen zählen Aufrufe, Klicks, Verweildauer. Und so wird, von den Medien angefeuert, auf Nebenschauplätzen gegeneinander gekämpft, statt angesichts der Herausforderungen unserer Zeit am selben Strang zu ziehen. Oh je, jetzt krieg ich das Phrasendreschen, ich sag bzw. schreib lieber nichts mehr. Wünsche trotzdem ein schönes Wochenende in Berlin! LG Anke
Großen Danke für den Kommentar, zeigt mir, dass ich nicht allein in meiner Blase hocke, Grüße nach Italien!!
Tja, passt dazu: https://mutter-und-sohn.blog/2022/11/02/bad-news-are-bad-news/. Allein, der Wille zur Umsetzung fehlt häufig. Aufregung über Nebenschauplätze lohnt sich einfach zu sehr…😅
Danke Sarah, schaue ich mir an!
Hallo, ich sehe das so:
Indem man die kleinen Probleme hoch spielt wird von den wirklich Großen abgelenkt.
Dann werden die kleinen Probleme konsequent und direkt gelöst – und die Politik steht gut da. Der Bürger fühlt sich wieder wohl und alle sind glücklich 😉
Ach so läuft das … 😉
Ja, das macht Sinn
Ich habe mich dazu ja auch schon geäußert…. und jetzt hat unsere kleiner CDU Azubi, seines Zeichens Parteivorsitzender in HH, Schaum vor seinem Mund und fordert Gesetze wie in Bayern, wo man die Kleber mal einfach so 30 Tage in Polizeigewahrsam nehmen kann.
Egal, wie man zu dieser Form von Protest steht, man sollte mal die Kirchen im Dorf lassen und statt sich mit allem Eifer auf die Aktivisten zu stürzen, sich mal lieber um deren und auch UNSER (das nur kapieren die Leute nicht) Anliegen kümmern. Und zwar subito. Ganz schnell sind sonst nämlich sich an Straßen klebende Demonstranten unser allerkleinstes Problem.
Danke Frau Momo, sehe ich genauso. Da wird nämlich ganz schnell vergessen, warum „DIE“ eigentlich protestieren und dass das nicht „DEREN“ Thema ist, sondern unsers
Ich schließe mich Frau Momo an. Wenn wir uns mal um die Klimakatastrophe kümmern würden, bräuchte sich niemand festzukleben oder Bilder besprühen. Aber es ist viel einfacher, sich über sowas aufzuregen, als wirklich mal zu ernsthaften Klimataten zu schreiten.
Weißte was ich nicht verstehe? Nun bin ich ja auch nicht gerade das Supervorbild wenn es im Klimaschutz geht, aber immerhin denke ich viel drüber nach, verändere unseren Alltag. Ich würde aber nie auf die Idee kommen, diese Aktionen, als „deren“ Agenda für „deren“ Sache zu Verurteilen untern denen „wir alle“ leiden. Das ist doch gaga!
Jeder kleine Schritt hilft, aber es braucht eben auch die großen Schritte der Staaten und Gesellschaften. Nur da will dann niemand ran, weil es ja „jemandem weh tun könnte“. Aber wenn man über Andere herziehen und ihnen gegenüber Härte zeigen kann, dann ist man offensichtlich jemand. Nun ja, allerdings nicht jemand, der sich ums Klima kümmert. Das ist wohl nach wie vor nicht sexy genug.
Ja, gaga – mega gaga megagaga!