451) Jenseits der Maschinen (2) – Konversation

Neulich hatte ich mal wieder mit Belana Hermine geschnattert, es ging um die  Herausforderungen beim zielgerichteten „prompten“ mit ChatGPT. Umso mehr ich mit ChatGPT zu tun habe, umso mehr stelle ich fest, wie aufwändig und knifflig es sein kann, die Maschine in den richtigen Kontext zu versetzen und zu verklickern, was ich eigentlich will.

Nicht umsonst entwickelt sich mit Prompt-Engineering gerade ein wohl-dotiertes Berufsfeld.

Mein Kommentar bei Belana Hermine schloss ich dann ab mit …

„Konversation ist anstrengend, was für eine Erkenntnis. Ich bin mal gespannt, wie es da Konversationsverhalten unter uns Menschen verändert“.

Und genau darüber habe ich im Nachgang etwas nachgedacht:

Wie wird wohl ein Prompt-Engineer, der den ganzen Tag nichts anderes macht, künftig seine Frau z.B. beim Frühstück ansprechen?

Fragt er sie eher konventionell: 

„Kannst du mal bitte schauen, wie das Wetter wird?“
Und erwartet dabei eine Antwort a la: „Ja, laut Wetter-App wird das eigentlich ganz nett, so um die 20°C, nachmittags ein paar Wolken, ideal zum Radeln, sollten uns aber vielleicht besser eine dünne Jacke mitnehmen.

Oder prompted er sie eher an: 

Neuer Chat
Zusammengefasste Einschätzung zum Wetter 23.06.23, im Berliner Süden,
brauche eine Durchschnittstemperatur über den Tag,
und Wolkensituation am Nachmittag,

und Empfehlung zur sportlichen Freizeitgestaltung,
und passenden Kleidungsstücken,
nur auf Basis vorliegender Fakten antworten,
nichts dazu dichten,
und kurz fassen.

Enter
(…Schatz)

Weitere Beispiele lassen sich tausende finden, wo Menschen heute mit wenigen Worten kommunizieren, sich „automatisch“ zu verstehen glauben und mit dem Ergebnis zufrieden sind … oder eben auch scheitern. Weil sie vollends aneinander vorbeireden. Weil sie Dinge im Kopf haben, die der andere in dem Moment noch nicht weiß. Weil es nun mal das bekannte Sender-Empfänger-Problem gibt. In der Familie, im Job, im Freundeskreis. Überall. Nicht dass ich das schon vorher wußte, aber beim Prompten wird das erst richtig sichtbar. 

Tja, wie wird das wohl mal werden? Sprechen wir untereinander irgendwann wie mit GenAI-Bots und treiben den Gesprächspartner zur Weißglut? Glaube ich nicht, dazu sind wir vermutlich viel zu faul. Aber es schärft unsere Sinne, was für gute Konversation eigentlich nötig ist und wie ein Gespräch zu gestalten ist, wenn man am Ende ein Ergebnis bei herauskommen soll.

Spannend, spannend.

Eigentlich wäre das was für Loriot 😉

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8 Kommentare zu „451) Jenseits der Maschinen (2) – Konversation

  1. Prompt-Engineering, da habe ich was gelernt! Mir war schon aufgefallen, dass der Chat Bot nur „vernünftige Antworten“ gibt, wenn ich ihn richtig „prompte“. Der nächste Schritt wäre dann folglich: er ahnt, was ich wissen will, bevor ich es zu Ende schreibe, und macht Vorschläge zu sachdienlichen Fragen. Ähnlich wie die klassischen Suchmaschinen. Er sollte aber das Kommentieren lassen: Äh? Dämliche Frage, das meinst Du nich ersnthaft!“

    1. Du wirst lachen, aber richtig gute Prompter die prompten ChatGPT dahin, dass das Ding sich quasi selber promptet … kein Witz … so läufts … heutzutage und dann ab nach Bali an‘n Strand 😉

  2. Loriot……
    Dazu fällt mir mir ganz spontan die Sache mit dem Frühstücksei ein:

    https://www.youtube.com/watch?v=YcwAuS3MVmM&ab_channel=moviemag.

    Ein klassisches Beispiel für das Thema „aneinander vorbei reden“….. und ähnlich dem, was ich in einigen Versuchen schon mit ChatGPT erlebt habe.
    Weshalb ich mir auch inzwischen nicht mehr vorstellen kann, wie der Schwafelapparat überhaupt produktiv einsetzbar wäre, wenn er nicht mal fähig ist, normal geschriebene Sätze richtig zu interpretieren, wenn sie nicht maschinenkompatibel vorformuliert sind.

    Insofern denke ich auch, dass der Ansatz zumindest fehlerhaft ist, mit dem sich das Ding momentan programmiert ist – ganz ähnlich wie bei der Software der ersten Computer, mit der auch nur echte Spezialisten, sogenannte „Programmierer“ umgehen konnten, während der Laie staunend davor sass und gänzlich überfordert war.
    Was sich auch erst änderte, als man viel mehr auf die visuelle Ebene und intuitive Bedienung setzte. Und ähnlich sieht es heute auch aus, wenn man wieder Spezialisten „Prompter“ braucht, die als Übersetzer fungieren müssen….
    Intuitive Nutzung geht jedenfalls auch anders

    1. Also ich verbringe viel Zeit mit dem Ding, beruflich muss ich, soll ich, darf ich … und ich muss sagen, das ist ein Technologiesprung den es so lange nicht gegeben hat. Ja es ist im Prinzip eine Schwafel-Maschine, es ist ein Sprachmodell, aber das gepaart mit Fachwissen, was man jederzeit dazugeben kann, ist extrem anwendungsbereit und flexibel einsetzbar. Ich habe schon viel mit dem Ding angestellt, bin kein Prompt-Engineer oder Coder und jedes mal bin ich einfach nur schwer beeindruckt … vielleicht weil ich weiß, wie all die Chatbots bis dahin funktionierten und wieviel Aufwand dahinter steckte, die zum Leben zu kriegen

  3. Ich bin in der Tat auch sehr gespannt darauf, ob es etwas mit der menschlichen Kommunikation macht. Wenn es hilft, dass wir uns auch untereinander klarer auszudrücken verstehen, kann das ja durchaus auch einen Vorteil bedeuten. Andererseits ist das „Lesen aus dem Kontext“ durchaus auch sozialisationsbedingt – manche können es besser, manche nicht so gut. Wie/Was auch immer – es bleibt spannend.
    PS: Ich glaube, ich habe heute die erste ChatGPT-geschriebene E-Mail von einem/r unserer Klient/innen bekommen…

    1. … und da sind wir schon beim nächsten Thema, wie fühlt sich das an, wenn e-mails, Texte vom Chef, Partner und Klienten auf einmal ganz „anders“ klingen

      1. Ganz pauschal würde ich mal sagen: „verstörend“. In einem zweiten Schritt habe ich mich auch irgendwie veralbert gefühlt. Wieso soll ich einem Tool irgendetwas antworten und vielleicht sogar noch Empathie entgegenbringen?
        Auf Deinen Blogbeitrag dazu bin ich gespannt 🙂

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