440) Brace-Brace zum Weißweingeschnatter

06:00 Uhr in der Frühe, wir lassen uns auf unseren Plätzen nieder. Aua. Das wird kein Vergnügen, das sind keine Sitze, dass sind Plastik-Bretter mit Stoffbezug. Ich Schlau-Fuchs habe mir ja extra ein schmales Kissen für diesen Zweck besorgt. Aber wie ich es auch knautsche, es ist einfach zu prall gefüllt, ich sitze nicht gut, das merke ich sofort.

Merke: Flocken rausnehmen.

Einige Familien und Paare in der Kabine scheinen sich zu kennen, fliegen gemeinsam zum Ziel. Hochzeit, Geburtstag irgend solch ein Anlass, alle sind aufgeregt. Die Damen unter ihnen, sind für die Uhrzeit alle ganz schön aufgetackelt. Sagt man das so? Sie haben einen Tuschkasten im Gesicht und manche wirken frisch renoviert und neu gespannt, als kämen sie gerade von der Schönheits-OP.

Merke: Stehe zu deinen Falten.

Alle Fluggäste scheinen an Board zu sein, es kann losgehen. In Reihe 2 vor uns ist noch auffällig viel Platz, da stolpert noch eine Familie für den Reisen-Verbund durch die Tür. Ganz außer Atem mit viel Getöse, stehen sie nun mit ihren vier Koffern im Gang und glotzen die geschlossenen Overhead-Locker und den Percer fragend an. „Sie trauen sich was, kommen so spät und dann mit soviel Gepäck“, tut er scherzhaft, meint es aber ernst…haft. „Ähä … die Pässe …“, gackert die Mutter des Haushalts und hat die Hände voller Gebäck … in Tüten.

Merke 1: Sammle deinen Scheiß weiterhin am Abend zuvor zusammen.
Merke 2: Plane immer etwas Reserve ein. Für den Bäcker … oder so.

Die Botox-Gänse in Reihe 1 und 2 tauschen die Plätze, damit es sich leichter schnattern lässt. Mietwagen, Wetter, Hotel, Preisvergleiche … ich stopfe die Kopfhörer in die Ohren und drehe die Musik lauter. Nach zwei Stunden kommen noch weitere Gänse aus den hinteren Reihen angeflogen und gesellen sich zur Schnatterschar. „Wir wollten euch doch mal hier in der ersten Klasse besuchen … ha ha … glucks …quieck … gacker.“ Das ist nicht die erste Klasse, man! Das ist die Plastik-Klasse und man sitzt hier wir auf den Klappsitzen der Berliner S-Bahn.

Merke: Steißknochen entfernen lassen (… wollte >ich schon einmal machen, dann aber wieder vergessen).

Das blond gefärbte Federvieh hat viel Gesprächsbedarf. Die Müdigkeit scheint vergessen. Gegen 08:30 Uhr kommt eine Gans auf die Idee, eine Runde Perlwasser zu schmeißen. „Sekt, Rosé, weiß? Manuela? Und du? Manja? Darf man denn schon? Ach is’ doch egal. Janine? Claudia? Du auch?“ Man, bestellt euch lieber eine Flasche Rotwein, dann ist hier bald Ruhe! Die Kabinenbesatzung macht den Umsatz des Tages und das Geplapper dringt immer noch in meine Gehörgänge.

Merke: Neue Kopfhörer kaufen. Solche für Hubschrauberpiloten oder Baustellenpersonal.

Jose der Flugbegleiter … und neuerdings auch Weinverkäufer … wird gebeten, ein Foto von der Gacker-Runde zu machen. Da ich in Reihe 3 sitze, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass mein hübsches Faltengesicht mit darauf zu sehen ist. „Da können wir ja eine WhatsApp-Gruppe anlegen und dann all die Fotos … oh ja … tolle Idee Maria.“ Ich nehme freiwillig die Brace-Brace-Position ein und verschwinde hinter der Sitzreihe 2. Ich will nicht in ihrer WhatsApp-Gruppe zu sehen sein.

Merke: Beim nächsten Mal besser Basecap, Sonnenbrille einpacken und den 5-Tage-Bart auf 10-Tage reifen lassen.

„Ach … ich kriege ja schon aufsteigende Hitze … hi hi … ihr auch?“
„Ich verschwinde noch mal.“
„Ich geh‘ dann auch noch.“
„Oh ja, gute Idee.“
„Ich auch.“

 

Leider können die im Flieger nicht zusammen verschwinden.

Ähnliche Beiträge:

421) Kommunikation

Was wurde über Kommunikation nicht alles schon gesagt und geschrieben wurde. Im Großen, wie im Kleinen. „Wer redet, schießt nicht“ oder „Man müsse im Dialog bleiben“ hört man ja gern auf der Weltbühne. Im familiären Kreis ist das auch nicht gerade einfach.

Da redet man gern aneinander vorbei, der eine meint eigentlich das, der andere versteht aber dies und im schlimmsten Fall wird gar nicht mehr kommuniziert und es herrscht eisige Funkstille. 

Keine Sorge, das wird hier keine Therapieeinheit heute 😉

Heute gehts mir um Kommunikation, die scheitert, weil die Kommunikationskanäle nicht mehr kompatibel sind.

Es geht um meine >kleine Omma. Wer hier schon länger folgt, hat vielleicht schon von ihr gelesen. Kleine Omma‘s gibt es ja viele, aber meine, die ist zudem auch noch steinalt. Dass die Corona-Zeit mit reduzierten Besuchsmöglichkeiten nicht gerade förderlich für die Pflege der Beziehung war, kann sich jeder denken. Aber auch andere Form von Kommunikation war und ist sehr schwierig.

Sie kann uns einfach anrufen, wir sind auf einem Speicherplatz programmiert,
Das, was ich dann aber sage, kann sie nicht verstehen, weil ihre Ohren nachlassen.

Sie hat zwar teure Hörgeräte, aber die wurden von schlauen Designern so miniaturisiert,
dass die Omma die nicht allein in ihre Ohren kriegt.

Eigentlich ist das auch Aufgabe des Pflegepersonals, natürlich,
Aber die haben bekanntermaßen auch andere Sachen zu tun.

Video-Telefonie wäre großartig, Skype, Zoom, irgendwas,
hat sie aber nicht und die Pfleger haben … siehe oben.

SMS, Chat … irgendein Kanal, um wenigsten kurze Nachrichten abzusetzen,
hat sie auch nicht und die Pfleger haben … ich wiederhole mich.

Daher schreibe ich Briefe, um von unserem Leben zu berichten,
Die kann sie aber nicht beantworten, weil die Finger völlig krumm sind.

Ich kann sie anrufen, nach mehrmaligem Klingeln nimmt sie dann auch ab,
Versteht aber meinen Namen nicht. „Wer ist da bitte?“, „Halloooo?“

Und dann stelle ich mich in Abstellkammer oder Bad, schließe die Tür und brülle ins Telefon.
ICH BIN ÄÄÄÄÄS. DER SO-UND-SOOOOOOOOOO.
ICH KOMME MORGEN VORBEI … UUUM ÖÖÖÖÖÖÖLF. MORGÄÄÄÄÄÄÄÄNS.
SAAAAAAAAAMSTAAAAG.

Nach 5 Minuten Brüllen, weiß nun die ganze Straße von meinem Vorhaben, aber zum Schluss, da höre ich ein Glänzen in ihren Augen. Sie hat‘s verstanden. Freude an beiden Enden der Leitung.

Meine Güte, unsere Welt ist voller Technologie, aber die passt einfach nicht zusammen. Das sind zwei völlig verschiedene Kommunikationsuniversen. Ich könnte Briefe schreiben und sie könnte mir auf den Anrufbeantworter antworten. Das würde gehen. Aber mach’ ihr das mal klar. Da komme ich mir vor wie Mark Watney auf dem Mars. 

Ich könnte zum Nachrichtensprecher oder Volksmusikanten umschulen und dann regelmäßig zu ihr sprechen, singen und winken. In Lautstärke 100, durchs Plastikgehäuse der Flimmerkiste. Aber selbst dann, würde ich sie ja nicht hören. Auch doof.

Also Leute, redet miteinander solange es nur geht.

Eigene Nase.
Anfassen.
Natürlich.
Auch.

Schönes Wochenende
T.

363) Mit Zettel und Stift 9

Wird mal wieder Zeit das Handy von tollen Schnappschüssen aus der Schrift-und Druckkunst zu befreien. Diesmal sind sie dahingehend etwas „besonders“, weil sie doch vor dem Hintergrund der aktuellen Themen um uns herum, schon etwas bizarr wirken.

Also, los gehts:

Das hier habe ich im März in der Berliner U-Bahn (Bernauer Straße) „geschossen“, in einer Zeit in der die Menschen in Kiew in deren U-Bahnen gingen, um dort Zuflucht zu suchen.

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Dass ich es etwas daneben finde, wenn die Bundeswehr mit markigen Sprüchen auf Fahrzeugen des ÖPNV wirbt, habe ich ja in >Tram Camouflage schon geschrieben. Dieser Spruch ist nun irgendwie sehr kreativ und mindestens mal fünfdeutig. Trotzdem irgendwie daneben.

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Das folgende Bild stammt aus Mai 2022, einer Zeit, als die Corona-Regeln zögerlich gelockert wurden. Coronakonformes Festival, Keine Masken, Kein 3G …  na ick‘ weiß nich‘.

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Wenn die Zähne schief stehen, dann gehen die Erlanger gern … zu Doktor… ja … Dr. …

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Mietendeckelung, Wohnungsmangel überall. Fast überall. Nur in einem kleinen Land hinter den Bergen, bei den …

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Und hier wird auch eine prekäre Wohnung aufgelöst … schlimm diese >Armut überall. Ich könnte heulen.

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Und nun zum prima Klima. Mit 600 PS trägt der neue 7er „vorne auch die große Doppelniere“. Kein Wunder. Wenn du von so einem umgefahren wirst, dann können dir auch schon mal gut und gern beide Nieren flöten gehen. Soll passieren. Kannst‘de nix machen.

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Das hier ist auch lustig. Stammt aus‘m Mai. Viel Spaß beim Heizen, Filtern und Pumpen.

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Der Döner-Mann in Brandenburg sollte sich vielleicht mal langsam auf die WM in Qatar vorbereiten? Oder gibt‘s da nur Wiederholungen zum Salat?

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Wer hier schon länger folgt, der weiß durchaus, dass ich Reime mag. Also … aber nur …wenn es sich wirklich reimt.

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Neulich beim Auswärtsspiel des Juniors in Kreuzberg. Also bitte … wie kann man denn dieser Tage mit „Blatt-Gold“ so verschwenderisch umgehen.

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Und wenn man nach knapp 3 Jahren Homeoffice mal wieder ins Office nach München fährt und dann sieht immer noch dieselben pädagogischen Bedienungsanleitungen für‘s Klo … dann weiß ich … Deutschland ist stabil und beständig … uns wirft nix so schnell aus der Bahn.

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Das gibt Halt und Orientierung. Bloß gut 😉

<— Mit Zettel und Stift 8

326) Bahn-Self-Bashing

Die Bahn hat es ja nun echt nicht einfach. In den letzten Jahren marode gespart, gestiegene Anforderungen seitens der Fahrgäste und nun wird sie auch noch im Putin-Takt mit zusätzlichen Fahrgästen geflutet. Klar sind einige Probleme sicherlich hausgemacht, aber im Vergleich zu ihren fliegenden Kollegen sind ihre Züge nun mal an die Erde gebunden, an Schienen und Bahnhöfe. Die Hardware ist sperriger als ein Airbus, wetteranfälliger und sie muss sich die 2D-Infrastruktur auch noch mit anderen Zügen teilen, die unterschiedlich schnell unterwegs sind.

Auf solchen „Erfahrungen“ kann man wunderbar herumhacken. Man kann sich über jedes stockende Wifi ergötzen, über jede gesperrte Toilette und defekte Klimaanlage. Hat der Flieger 30 Minuten Verspätung, regt sich kaum einer auf, denn man ist ja froh, dass man überhaupt heil auf dem Boden angekommen ist. Da wird selbst bei verspäteter Landung teilweise  noch geklatscht. In die Hände der Gäste meine ich. Nicht ins Gesicht des Piloten.

Natürlich sind Reisende gefrustet und machen ihrem Ärger auch Luft, allerdings ist auch die Bahn selbst ein schlechter „Kommunikator“ und nicht ganz unschuldig am Image.

Ich bin gestern von Franken nach Berlin gefahren und ich habe glatt 6 e-mails von der „DB Reisebegleitung“ erhalten.

  • 15:23: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 14 Minuten
  • 15:28: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 8 Minuten
  • 15:40: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 23 Minuten
  • 16:39: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 33 Minuten
  • 16:54: Ihre Ankunft mit ICE 504 verspätet sich um 18 Minuten
  • 18:23: Ihre Ankunft mit ICE 504 verspätet sich um 13 Minuten

Eigentlich hatte ich eine angenehme Fahrt, das WLAN war ok, die Klima-Anlage arbeitete und selbst ein gekühltes Blondes gab‘s im Bordrestaurant zu einem fairen Preis.

Letztlich war ich nur 14 Minuten später und mit Kundenzufriedenheit 1,3 in Berlin, aber dieser E-Mail-Automat hat mir 6-mal ins Hirn gehämmert, dass die Bahn „zu spät“ ist.

Warum also dieses Self-Bashing?

Das habe ich bei einer Airline noch nie erlebt. Die sagen „Sehr geehrte Fluggäste, wir haben über den Tag etwas Verspätung aufgebaut, wir versuchen auf der Strecke ein paar Minuten gutzumachen, wir melden uns noch mal.“

Klingt doch gleich ganz anders, oder?

Und wenn sie dann 10 Minuten aufholen, sind es die Helden des Abends.

261) Mit Zettel und Stift 6

Berlin ist bekannt für all seine Zettelchen, Aufrufe und Notizen, mit denen Nachbarn wiederum ihre Nachbarn erziehen oder sich einfach mal Gehör verschaffen wollen. Bislang habe ich diese Fundstücke immer ein paar Monate gesammelt und dann hier gebündelt unter dem Titel „Mit Zettel und Stift“ veröffentlicht. 

Und ich hätte schon wieder ein paar Bilder in der Hinterhand, aber auch ein Exemplar, dass mich doch irgendwie gepackt hat. Dieses kleine Kunstwerk habe ich Mitte November im Kiez entdeckt, es hing an so einem weißen Telefon-Verteiler-Kasten, mittlerweile ist es völlig aufgeweicht und verwaschen, kaum noch zu entziffern.

Die Künstlerin, hat zwar ihren Namen auf dem Papier hinterlassen, aber ich habe ihn anonymisiert. Ich habe sie auch nicht gefragt, ob ich das hier ins Netz „pusten“ kann, aber ich denke, es ist ihn ihrem Interesse und sie wäre sogar glücklich darüber.

Ihr Papier hat es nicht verdient, in einem Sammelsurium von Wohlstandsproblemen und Corona-Graffitis zu erscheinen, also bekommt sie diesen Beitrag ganz exklusiv.

Und hier ist es nun.

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Gut oder?

<— Mit Zettel und Stift 5

–> Mit Zettel und Stift 7

240) Mit Zettel und Stift 5

Meine täglichen Corona-Freigänge und die wenigen Nahreisen (Gegenteil von Fernreisen) spülten wieder neue Stilblüten urbaner Zettel-Kommunikation in meine Kamera. Hier ein paar schöne Exemplare aus den letzten Wochen seit August.

Mit dem ersten Schnappschuss will ich anknüpfen an meinen Beitrag >Mit Zettel und Stift 4, denn da ging es schon um stolze Belohnungen für Wohnungsvermittlungen. Was nun anders ist? Och, es sind zwei Nullen dazugekommen. Sonst nix.

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Den Spruch „Rettet das Bargeld“ sehe ich nun immer öfter, aber da mache ich mir eigentlich gar keine Sorgen. Deutschland ist schließlich immer noch eine Kreditkarten-Wüste und die Provision auf Bild 1 wird vermutlich auch in Bar über den Tisch geschoben.

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Die nächste Aufnahme illustriert wunderbar, was eine doppelte Verneinung ist. Was soll das heißen:? Hunde verboten? Hundeverbot verboten? Hundeverboten-Schilder verboten. Hunde erwünscht? Cancel-Culture?

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Aber nicht nur Waldi, Hasso und Yellow machen sorgen, sondern auch die Miez. Ich habe mal gelesen, dass Menschen mit Hunden eher konservativ wählen, Menschen mit Katzen dagegen eher progressiv. Nun ja, nun ist er weg, der Kater. Abgehauen weil er lieber Rot/Grün sein wollte oder weggefangen, weil jemand mit Curry-Wurst Rot/Weiß seine Brötchen verdient. Guten Appetit.

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Der nächste Zettel stammt nicht aus Berlin, sondern aus Heidelberg. Da geht alles etwas langsamer und beschaulicher zu, man kann gemächlich sieben Corona-Verhaltensregeln in der Bahn studieren. Sieben! Dauert nicht mehr lange, dann ist das zweistellig.

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Das nächste Papier wirkt etwas lückenhaft, verschlüsselt, hat was von Kreuzworträtsel oder Glücksrad. Ich habe viel drüber nachgedacht, kann mir aber keinen Reim drauf machen. Hat irgendjemand eine Idee?

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Das nächste allerdings, brachte mich auf eine Idee…

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… Kaum ein Punkt wird so intensiv angeschaut, wie eine rote Ampel. Irgendwann wird statt dem Ampelmännchen, Werbung zu sehen sein. Glaubt mir das kommt! Ganz sicher.

Zum Abschluss noch ein sehr sympathisches Schild an einer Kneipe. Einfach mal die Funke ausschalten und miteinander sprechen. Face to Face. Also so wie … ganz früher.

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In diesem Sinne …

Schönen Abend!

<— Mit Zettel und Stift 4

–> Mit Zettel und Stift 5

Mehr aus unserer verrückten Welt >gibts hier

212) Wort oder Schrift

Letztes Jahr drang ein Gedanke in mein Ohr, der seitdem in meinen Notizen schlummert. Es war ein Podcast auf meinen unzähligen Corona-Freigängen, welcher die Frage aufwarf, was denn dieser Tage eigentlich mehr Bedeutung hat: Das Gesprochene oder das Geschriebene.

Früher hätte man selbstverständlich gesagt: „Das Geschriebene, ist doch logisch.“

Denn das hatte schließlich mehr „Wert“. Nicht umsonst hatten wir sogar Redewendungen, die den Hunger nach fixierten Texten unterstrichen. So wollten wir es erst einmal „schriftlich bekommen“, es „schwarz auf weiß sehen“ oder warten „bis die Tinte getrocknet“ ist. Das Mündliche war weniger wert. Kaum jemand hätte ein Auto ohne Vertrag gekauft, oder? Und wollte man jemandem mal deutlich die Meinung geigen, hätte man das schriftlich gemacht, um seine volle Wirkung zu entfalten. „Sie arrogantes Arschloch“, liess sich weitaus nachhaltiger schreiben, als nur so dahinsagen. Das „saß“ dann ordentlich und der Empfänger konnte länger daran knabbern. Und es garantierte eine Fortsetzung.

Kann es ein, dass sich das mit Social Media, Digitalisierung und der heutigen Informationsflut massiv verändert hat? Vieles läuft heute zwar digital, aber trotzdem immer noch schriftlich ab. Aber was ist ein Argument wert, wenn man es aufgrund der schieren Menge eh nie wieder finden bzw. schon gar nicht mehr suchen würde?

Was sind Beiträge oder Kommentare wert, wenn sie im Nachgang verändert werden können? Eine uralte e-Mail, die man stundenlang sucht, um sie einem Kollegen unter die Nase zu reiben. Oder wenn Investigativ-Journalisten frühere Statements und Widersprüche von Politikern aufarbeiten. Was ändert es? Welchen Stellenwert hat die schriftliche Information dann noch? Der Sachverhalt hat sich schon tausendmal überholt und das vermeintlich „verlässliche“ Zitat aus einem geheimen Papier verpufft in Sekunden. Schnell zweifeln wir, ob der Text überhaupt echt ist. Vielleicht ist der Text ja von einem Bot verfasst worden oder anderweitig frisiert? Fake News? Manipulation? Wer kann das schon nachvollziehen?

Dann wäre es doch eigentlich besser, man spricht es laut aus: „Sie arrogantes Arschloch“. Davon wissen zwar dann nur die zwei (bzw. auch alle Teilnehmer des Meetings) aber es lässt sich nicht mehr korrigieren. Das vergeht nicht so schnell. Das hallt nach. Wums! Großartig, diese Stille kurz danach 😉

Alle haben es gehört, gesagt ist gesagt …

 

Nachtrag: Oh, oh … ich sollte den Text vielleicht noch einmal ändern … dabei habe ich schon mehrmals …

203) Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 4

„Pling, Plopp, Bing, Ssssst, Fffffft, Klong, Beep“, so ähnlich machen unsere Handys mehrmals pro Stunde auf sich aufmerksam. Man hat eine Mail bekommen, irgendwer schickt eine Nachricht, Fußballtraining fällt aus, Päckchen wurde Versand, „Du sitzt zu viel“, etc. Doch das war nicht immer so.

Es muss circa 1997 gewesen sein, da hatte ich mein erstes Handy in der Hand. Ein S6 der Firma Siemens. Es war ungefähr so groß wie eine Fernbedienung, aber flacher als das S4, hatte eine „harte“ Stummel-Antenne, wog ca. 200 g (nicht schwerer als das neueste Apfel-Phone) und der Akku hielt ewig.

Erinnerungen:

  • Frisch aus der Verpackung genommen und aufgeladen, lag das edle Stück auf dem Couch-Tisch aber rührte sich nicht. Es machte einfach …. „nichts“. Kein Mensch rief an. Ich programmierte ein paar Telefonnummern von Freunden ein, aber die hatte ich eigentlich eh im Kopf. Man musste also wirklich jemanden anrufen, damit das Ding irgendetwas tut.
  • Das Display war monochrom, neben Telefonieren konnte man noch … Kontakte sortieren. Aber es gab noch andere coole Features wie Minuten-Ton, Gebührenanzeige, Beleuchtung, Begrüßungstext, Makeln und Konferenz mit bis zu 4(!) Teilnehmern.
  • Eine andere Funktion fand ich eher zufällig. Unter Menü/Meldungen gab es eine Option „Textnachrichten“ und ich meine, die war sogar anfänglich kostenlos. Damit konnte man Textnachrichten an andere Nutzer schicken. Nur Text natürlich, keine Bilder, aber genial. Aber man musste sich sehr kurz fassen. Später nannte sich das Ganze „SMS“ und wurde zur beliebtesten Kommunikationsform der Jugend.
  • T9 und Rechtschreibkorrektur gab‘s für die Textnachrichten noch nicht, geschweige denn „Diktier-Funktion“ oder „Text to Speech“. Also wurde jede Zifferntaste solange gedrückt, bis der richtige Buchstabe auf dem Display erschien oder die Daumen bluteten. Und wehe man hatte sich zu Beginn des Satzes verschrieben, dann ging alles rückwärts.
  • Zu Sylvester und anderen Feiertagen war das Netz total überlastet, die Mobilfunk-Firmen offerierten spezielle Zeitfenster für kostenlose SMS oder preiswertere Gespräche in Nebenzeiten.
  • Und das Telefonieren war teuer. Der meist gesprochene Satz dieser Zeit war: „Warte mal, ich rufe dich gleich auf’m Festnetz zurück“ … und ich erwische mich heute noch dabei, obwohl ich eine Flat Rate habe.
  • Da das Gerät in keine Hosentasche passte, gab es dazu eine schicke Gürteltasche für den Herren. Die trug man eher seitlich oder hinten und wenn man sich damit auf den Fahrersitz des Autos fädelte, rammte man sich die Antenne in die Nieren. Ich muss doch glatt mal nachschauen, ob die blauen Flecken mittlerweile weg sind.

Hat’s bei euch etwas auch gerade „Pling“ gemacht?

Dann war das vielleicht dieser Beitrag hier … aber dann ist das ja auch in völlig Ordnung … wenn es bei euch „Pling“ macht 😉

<— Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 4

179) Corona-Lektionen 74

Eine Einleitung verkneife ich mir heute mal. Ich will direkt einsteigen

Ganz charakteristisch für die aktuelle Zeit finde ich, wie schnell sich eine Information oder ein Zustand wieder in Luft auflöst.

Halbwertzeiten
Erst war ein Impfstoff nicht verfügbar, dann wurde er geliefert, aber taugte noch nicht für die Alten. Für Erwachsene freigegeben, wurde er jedoch verschmäht und lag sogar auf Halde. Andere wollten den Stoff sofort abnehmen, waren aber noch nicht dran. Dann traten Blutgerinsel auf und die Verimpfung wurde gestoppt. Der Stopp wurde wieder aufgehoben, die Praxen sollen nun endlich einsteigen. Es fühlt sich an, als diskutieren wir das schon seit Monaten. Stimmt aber gar nicht. Der Impfstoff wurde gerade mal vor sieben Wochen zugelassen, nur die Informationsmenge, die reicht für Monate.

Letzten Sonntag schrieb ich hier noch, dass die Tochter wieder in die Schule gehen darf. Dabei hatte ich mich doch glatt geirrt. Nach Ostern soll es so weit sein und ich überlegte, ob ich die Passage im Beitrag korrigieren sollte. Aber auf was genau? Was gilt denn eigentlich gerade? Ist die Zukunft nicht bereits schon wieder Schnee von gestern?

Vor ein paar Tagen wurde „Click and Meet“ erfunden und ich spielte mit dem Gedanken, mir auch mal so einen Termin zu verschaffen. Einfach mal was anderes sehen. Aber bevor ich mich überhaupt für einen Shop entschieden habe, wird nun schon gemunkelt, dass Konzept wieder herunterzufahren. Ein harter Lockdown erwartet uns. Schon wieder? Oder noch?

Ich komme nicht mehr mit. Ich würde gern mal 12 Wochen in Narkose gehen. Ich würde vermutlich nichts verpassen.


Nostalgie, Zwiegespräche und News-Detox
Am Freitag hatte ich noch etwas Zeit bis zu den Spätnachrichten. Ich stolperte über ein Depeche Mode Konzert von 2006 und stieg ein. Wogende Menschenmenge, Licht, Jubel, Mädels auf den Schultern ihrer Kerle. Wie aus einer anderen Zeit.

Das Intro zu „Behind the Wheel“ trommelt und die Menge tobt. 
Ich wippe mit und schaue auf die Uhr. 
„Oh die Nachrichten gehen gleich los. Ich sollte mal langsam umschalten.“

„Nein …, eine kurzen Moment noch“.

Wenig später dann „World in my Eyes“. Die Leute flippen aus.
Ich auch. Und hörte mit Corona-Ohren zu.

Let me take you on a trip
Around the world and back

‚ll take you to the highest mountain
To the depths of the deepest sea

Let me show you the world …

Und dann stand mir das Wasser in den Augen

Wieder der Blick auf die Uhr. Die Nachrichten haben bereits begonnen. 
„Jetzt müsste ich aber wirklich langsam mal …“

„Gleich … warte … ein bisschen genießen noch“

Es folgt die erste Zugabe mit „Judas“, einer Ballade.

Man will survive
The harshest conditions
And stay alive
Through difficult decisions

“Oh, gleich haut es mich aus der Kurve, ich sollte jetzt wirklich besser zu den Nachrichten …, sonst …“

„Nee, warte, es geht gleich wieder bergauf“

Zum Schluss dann „Never let me down again“.

We’re flying high
We’re watching the world pass us by
Never want to come down
Never want to put my feet back down on the ground

Wie recht sie doch haben, Applaus, Abgang, Wahnsinn.


Dann schaltete ich endlich zu den Nachrichten.
So, das war das Heute-Journal, hier geht es nun weiter mit dem Wetter.


Das waren die besten Nachrichten seit Wochen 😉

<— Corona-Lektionen 73

—> Corona-Lektionen 75


64) Tach, Post!

Habe ich mich neulich noch in > „63) Kein Schwein schreibt mich an“ beklagt, dass ich keine Briefe mehr bekomme, wurde ich heute regelrecht zugespamt. Ich kam vom Corona-Freigang zurück und warf einen Blick in den Briefkasten.

Stolz standen dort vier Sendungen, aufrecht hintereinander und voller Geltungsdrang. Jedes Papier wollte das erste sein. Ich hatte keine Zeit, also griff ich den Stapel und warf ihn oben in der Wohnung erst einmal auf … na ja … so eine … Fläche … die wohl jeder zu Hause hat. Kommode, Arbeitsplatte oder Schuhschrank eben. Oder öffnet ihr etwa immer gleich alle Briefe, überweist sofort irgendeinen Betrag und heftet danach alles schön sauber ab? Echt? 

Jedenfalls nahm ich den Stapel am Abend zur Hand und blätterte ihn nacheinander durch:

Zuerst fiel mir ein Postkarte vom SPD-Kiezbeauftragen Toni Scheitel in die Hand. Er schlug Kaffe und Kuchen vor und dabei könnten wir ja mal reden. Ich müsste ihn nur einladen, Kaffee und Kuchen würde er mitbringen. Mit Kaffee und Kuchen kann man mich nun aber gar nicht locken. Geht vielleicht auch eine Bratwurst mit viel Senf??

Danach ein Gutschein eines Hamburger Versandhauses. Das gab es übrigens schon lange vor den Amazonen. 13 EUR würde ich geschenkt kriegen, wenn ich bis 10.04.2021 etwas bestelle, was über 29 EUR kostet. Anscheinend bin ich mit denen schon mal auf einer Party versackt, denn sie duzen mich. Kann mich gar nicht erinnern.

Nummer Drei war ein Flyer, in dem man mir anbot unsere Wohnung perfekt zu entrümpeln. Haushaltsauflösungen, Sperrmüllentsorgung, spezialisiert auf Messi-Wohnungen und Nachlassentsorgungen. Ich schaute kurz auf und warf einen zweifelnden Blick durch die Wohnung. Also so schlimm, sieht’s hier nun auch nicht aus. Sicherheitshalber tastete ich mal meinen Puls. Ging noch.

Zu guter Letzt noch eine Rechnung von einem Labor. Mein Blut wurde untersucht und nun bekam ich drei Seiten Papier, die sich lasen wie das Periodensystem der Elemente. Der Doktor hat es mir übersetzt mit „alles im grünen Bereich“. Na dann, danke für die guten Nachrichten! Dann kann ich den Flyer der Entrümpelungsfirma erst einmal zum Altpapier legen. 

Puh… 😉