97) Ob Murphy vielleicht Baske war?

Ein Urlaubstag in Nord-Spanien, an dem auch wirklich alles schief geht.

Abfahrt von Pamplona in Richtung San Sebastian, alles flüssig, alles gut. In San Sebastian stauen wir uns in die Innenstadt, linke Seite, nordwärts den Fluss entlang, zäh wie Kaugummi. In der City angekommen, fahren wir ein Parkhaus nach dem anderen an, aber alle sind besetzt. Jede Entscheidung für ein anderes Parkhaus, wird mit weiteren 20 Minuten quittiert.  Wir beschließen, die Flussseite zu wechseln, aber auch dort sind die Parkhäuser dicht und dann erwischen wir versehentlich die Straße rechts vom Ufer, welche südwärts aus der City führt, keine Chance zu wenden. Also, das gleiche Spiel noch einmal. Linke Flußseite rauf im Stau, vergebens, alles voll, rechte Flußseite runter. Außer der Uhrzeit hat sich nichts verändert. Wir verlassen San Sebastian ohne es betreten zu haben.

Wir wollen in der Stadt „Zarauts“ halten, einem Badeort mit dem längsten Sandstrand der Gegend. Aber auch hier gleiches Spiel, alle Parkhäuser voll und selbst die öffentlichen Parkflächen mit Automaten sind selten und immer belegt. Irgendwann erwischen wir einen Platz. Ich gehe zum Parkautomaten, leider fehlen viele Tastenbeschriftungen, so dass ich nicht erkennen kann, was ich da eigentlich tippen muss. Der Automat spuckt immer nur Tickets für 10 Minuten aus. Ich gehe zu einem zweiten Parkautomaten um die Ecke. Mittlerweile vermute ich, dass man nur mit Kreditkarte oder Bargeld die Standard-Zeit von 10 Minuten verlängern kann, also stecke ich meine VISA-Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz. Und da blieb sie dann auch. Weg. Hinten runter gefallen.  An der Hotline geht keiner ans Telefon. Also Anrufen bei der Bank in Deutschland, Karte sperren, kurz ein Eis essen am Strand und weiter nach Bilbao.

Dort wieder ein Parkhaus angesteuert, nur wenige Plätze gibt es dort, erkennbar wohl an grünen Leuchten. Aber wo sind verdammt noch mal die grünen Leuchten, ich sehe nur rote Leuchten? Leitsystem Fehlanzeige, jeder Fahrer darf es selbst herausfinden. Endlich einen Stellplatz gefunden, wollen wir das Gepäck mit dem Aufzug an die Oberfläche befördern. Der Lift war schon sehr müde und zum Ende wollte er dann gar nicht mehr. Bevor wir noch steckenbleiben, entscheiden wir uns, die Koffer mal besser die engen Treppen hinaufzutragen.

Nur acht Minuten später erreichen wir das einfache aber hübsche Hostel in einem Altbau, mitten in der Fußgänger-Zone Bilbaos. Fahrstuhl negativ, also das ganze Gepäck noch einmal zwei Etagen hochwuchten. Der Stammhalter packt fleißig an, der Griff des größten Koffers hat aber auch keinen Bock mehr und löst sich in seine Bestandteile auf …

Ach ja … immerhin was zu erzählen …


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12 Kommentare zu „97) Ob Murphy vielleicht Baske war?

  1. Das klingt nach Abenteuer, wengleich Du wohl lieber andere erzählen würdest. Sind die alle vor der Hitze in den Norden geflohen? Bei der Suche nach Parkhausplätzen kann ich alles aus eigenem Leid nachfühlen. Lasst Euch nicht unterkriegen 🙂

  2. So ging es uns mit dem Wohnmobil letztes Jahr in San Sebastian. Nur dass wir eh nicht in ein Parkhaus gepasst hätten. Wir sind dann auch frustriert wieder abgezogen, ohne wirklich dort gewesen zu sein.

    Wünsche besseres Gelingen im Rest des Urlaubs!

  3. Danke für die Infos: da fahre ich nicht hin – aber vielleicht ist das das eigentliche Problem – zu viele wollen (und können) zuviel bereisen – ist ein bisschen wie auf der Autobahn – jeder sagt: ich hab doch nur mein Auto, wo kommen denn die vielen Anderen her?

    Sorry, aber trotzdem noch eine schöne und interessante Reise!

    1. Ja, ist leider so. Wenn all die anderen sich ein wenig zurücknehmen würden, wäre es doch netter 😉
      Man könnte den Nordspaniern auch helfen, noch mehr Parkhäuser zu bauen … das wäre wohl Rezept „Wissing“

  4. jo, und am Ende ist z.B. Mallorca zubetoniert, Wasser muss importiert werden, Zig Millionen Leute haben für ein Schnäppchen Spaß gehabt, die Reichen hatten zeitweise etwas Schönes für sich, die Einheimischen werden zu Protestaktivisten und wenn die Karawane weiterzieht zur nächsten Lieblingslocation bleibt eine verstümmelte und ausgelaugte ehemalige Idylle zurück, die dann (vielleicht) mühsam mit EU-Geldern renaturiert werden muss. Oder wir ballern PV-und Windkraftanlagen drauf, dann können wir wenigstens in Europa grünen Wasserstoff produzieren und brauchen uns nicht bei den Saudis einschleimen.

    1. Yep, alles genau in der Reihenfolge. Und ne schicke Ferienwohnung in der Altstadt hätte ich noch gern, aber mit Klima. Is ganz schön warm hier … sollten mal eine Eingabe schreiben.

  5. Ja, es ist wohl in der Tat so, dass die Spanier inzwischen vermehrt an ihre Nordküste fahren (siehe mein Kommentar zum nächsten Beitrag).

    Das alles führt dazu, dass alles, was sich irgendwie in Touristenunterkünfte verwandeln lässt, auch in solche verwandelt wird. Schwere bzw. teure Zeiten für Pilger. An einem Ort hatte man in einen alten, klapprigen Kornspeicher ein paar ebenso (oder mehr?) klapprige Doppelstockbetten gestellt und verlangte selbst dafür noch einen horrenden Preis. Nun ja, hab‘ ja überlebt. Ja, ein Abenteuer, aber ein bissel weniger davon würde ggf. mehr Spaß machen.

    1. Eigentlich ist ja der Tourismus dafür da, um dem Alltag zu entfliehen … vielleicht sollten wir den Alltag mehr schätzen, um dem Tourismus zu entfliehen … klingt irgendwie schlau … will ich aber auch nicht.

      oder dahin fahren, wo keiner ist, aber das muss dann dann auch für sich behalten

      1. Manchmal könnte es schon helfen, sich als Tourist nicht immer nur daneben zu benehmen. Ich denke, dass das als Problem zunehmen wird. Also wird man nach schlauen Lösungen suchen müssen.

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