585) Digitale Transformation

Transformation ist … wenn man … irgendwie … zwischen zwei Zuständen ist. Zwischen fest und flüssig. Zwischen roh und durch. Zwischen männlich und weiblich. Zwischen kindlich und erwachsen. Zwischen alt und neu. Zwischen analog und digital, womit wir schon beim Thema wären.

Letzteres trifft auf die Digitalisierung in Deutschland zu, die deckt ein IT-Leistungsspektrum von über dreißig Jahren ab … also rückwärts betrachtet.

In die Epoche der frühen Neunziger würde ich mal locker Handwerker, Hausverwaltungen und andere technische Dienstleister (Autowerkstatt, Ablesedienste, Klempner etc) einsortieren. Die haben zwar alle eine E-Mail-Adresse auf ihrer Homepage (aufgebrummt bekommen) aber ernsthaft lesen tut das eh keiner, geschweige denn antworten. Es ist ein Trauerspiel. Das Medium E-Mail ist seit 30 Jahren für jedermann verfügbar … aber in gewissen Branchen heisst es nur … „dafüa ham‘wa keene Zeit“.

Etwas weiter vorn, würde ich mal deutsche Behörden, Schulen, Ärzte, Krankenkassen positionieren. Da kann man immerhin mal schon etwas online machen, irgendwas beantragen, Rechnungen einreichen oder über eine Postbox Nachrichten empfangen, es sind aber noch sehr viele Medienbrüche drin. Aber immerhin. In Berlin arbeitet man an einem ganz „innovativen“ Konzept, man soll sich künftig fertiggestellte Ausweise und Pässe nach Hause schicken lassen können. Wow. Für 15 EUR. Oder „Sie müssen zum Kunden-Center der Berliner Verkehrsbetriebe gehen“ und bilden da eine hübsche Menschenschlange. Gruß an die hiesige „Ministerin für Familie, Kultur und Außenbeziehungen“. Halt‘ durch!

Ganz vorn sind da mittlerweile Banken und Versicherungen. Über eine volldigitale Kreditvergabe in nicht mal drei Stunden haben ich >hier schon geschrieben. Aber es geht noch besser. Im Rahmen eines Autokaufes, musste eine neue Versicherung her. Das gewählte Institut schickte mir fünf PDFs per E-Mail und ich hatte schon Angst, ich muss die teilweise drucken, unterschreiben, dann wieder einscannen und irgendwem zurückschicken. Aber nein, kurz darauf folgte eine PIN, mit dem man in den digitale Signatur-Prozess eintreten konnte. Der Mechanismus brachte mich in den PDFs zu den Unterschriftsfeldern, wo ich die Wahl zwischen drei verschiedenen digitalen Unterschriftsarten hatte. Ich entschied mich fürs Handy. Dann musste ich nur einen QR-Code fotografieren und auf meinem Telefon (!) erschien ein Unterschriftsfeld. Da unterschrieb ich dann mit dem Fingernagel, drückte  „weiter“ und wie von Zauberhand erschien meine Unterschrift in dem PDF auf meinem Computer (!). Das Gleiche tat ich dann noch viermal und damit war der Prozess beendet.

„Ihre unterschriebenen Dokumente wurden übertragen.“

Das war’s. Kein Ausdruck, keine Unterschrift, keine App, keine lästige E-Mail an irgendwen … nüscht.

Schwer begeistert.
So muss das! Weiter so!

Ausdrücklich in CC an Berliner Verkehrsbetriebe, Deutsche Bahn, Industrie und Handelskammer, Verband der Krankenkassen, Bürger-Büro, Bildungsministerium, unsere Hausverwaltung, unseren Reifendienst und all die anderen Läden, die es immer noch nicht hinkriegen … in bald … 2025!

Ein Viertel des 21. Jahrhunderts is `rum Leute.

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12 Kommentare zu „585) Digitale Transformation

  1. Ja, manchmal funktioniert da och watt, so uuffde neumodsche Tour. Obwohl: Unterschreiben auf dem Handy, mit den Fingern … Ich hoffe, da reicht bald auch ein X. 😉

    1. Ja genau, das ist in Indien wirklich sehr erstaunlich. Ich war ja nun viele Male dort und kenne das Straßenbild, Elektrizität, Armut, Wohnungsmangel etc. pp aber bei der Digitalisierung ist man sprachlos, was dann doch alles geht. Leider kann man Digitalisierung nicht essen, oder sicher Haus draus bauen und auch die Straßen werden dadurch nicht besser.

    1. Stell dir vor, wir würden diese Kompetenz nutzen können, um Dinge erheblich zu vereinfachen. Also einfach andersrum denken aber ich fürchte, das können wir nicht, und ich mach mir schon ernsthaft Gedanken, ob das nicht irgendwann zu einem riesigen Nachteil wird.

  2. Ich bin da nur teilweise begeistert: mit dem 24/7-Effizienzdrang und Alles-Vereinfachen-Run bereiten sich viele unbewusst auf die nächsten Entwicklungen vor: ein implantierter Chip als Dauer-Perso, Immer-bezahl-und überall-eintritt-security-Schlüssel, dazu der weltweit für alles so tolle Superservice Amazon usw. Ich hoffe für die kommenden Generationen, dass das Lied der Freiheit nicht nur für „make it easy“ klingt, sonst wird Menschsein schnell zur lenkbaren Geschäftsmasse im Interesse einer Elite, die wir uns heute noch nicht vorstellen können oder zum Selbstopfer eines KI-Überwesens, dem die Ressourcenverschwender im Weg sind.

    1. verstehe ja das Risiko dahinter. Aber wir können ja nicht immer mehr Papier erzeugen, weil irgendwelche Rechtsverdreher das für schlau halten und damit ganze Wälder abholzen und die Deutsche Post finanzieren. Gegen einen Chip im Kopp als Dauer-Perso wäre ich natürlich auch, aber wenn sich die Provider auf meinen Daumen einigen könnten, oder mindestens mal den e-Perso zum Laufen kriegen würden …

  3. stimmt schon; der Ansatz von sinnlosreisen ist der Schlüssel: einfache Prozesse, klingt gut ist aber wohl in D besonders schwierig, weil: aus Recht ensteht Anspruch, die Vielfalt des Lebens beißt sich dann mit der angestrebten Einfachheit, es folgen Ausnahmen, Sonder, Spezial usw. und schon sind wir bei dem jetzigen Regel-und Bürokratiemoloch.

    …. und wenn wir jetzt Bürokratie und Regeldschungel abbauen wollen (was jeder will), kommt eine(r) um die Ecke und pocht auf seinen (ihren) Sonderranspruch, wetten?

    P.S. ich brauche jetzt bald einen neuen Perso, habe einen Bürgeramtstermin zur Vor-Ort-Vorstellung für den Antrag und Bilderabgabe am 5.12.24. — auch ich hätte es gern einfacher

    1. Oh, da bist du ja mit dem 5. Dezember noch ganz gut dran, bestell doch am besten gleich zwei 😉

      Stellt euch vor, wir würden die ganze Energie statt zur Differenzierung auf Simplifizierung werden. Schönes Thema für ein Bier

  4. Ist es mit der Digitalisierung wie mit allem? Wenn es finanziellen Vorteil verschafft, funktioniert es – einfache/klare Prozesse hin oder her. Wenn es finanziell niemanden interessiert, bleibt eben alles beim Alten.

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