610) Überraschungspaket

Als ich klein war, konnte man für überschaubares Taschengeld eine Überraschungstüte kaufen. Für einen kurzen Moment bestand Hoffnung auf etwas Spektakuläres, beim Auspacken entpuppte sich der Inhalt dann doch immer als unnötiges Kleinzeugs.

Nun sehe ich vermehrt Automaten in der Stadt, in denen retournierte Pakete für einen Festpreis (10 EUR soweit ich das beobachtet habe) angeboten werden. Der Käufer weiß nicht, was in den Päckchen enthalten ist, er kann nur anhand der Pappkartons mutmaßen was es wohl sein könnte, dann wählt er die Nummer das Kartons und der purzelt ins Ausgabefach.

Was für ein Blödsinn. Die Unternehmen entledigen sich der personalintensiven Abwicklung von Retouren, brauchen nichts auf eigene Rechnung zu entsorgen, sondern werden den Krempel über die Haushalte los. Clever.

Mag mir gar nicht vorstellen, wie man da „überrascht“ wird. Es werden ja nicht immer Festplatten oder Smartphones in den Päckchen sein, sondern bestimmt auch mal ein Dichtungsring für den Kaffeeautomaten „EP2220 / L / Christmas Edition“, ein braun-geblümter Duschvorhang auf Sondermaß, ein Dinosaurier-Faschings-Kostüm in Größe 152 oder etwas delikates aus der Kategorie „untenrum“. Also ab in den Müll … dann also doch.

Interessanterweise war der Automat fast leergeräumt.

Bleiben eigentlich nur drei Ursachen:

  • A) es gibt zu wenig Retouren (unwahrscheinlich)
  • B) die Leute kaufen diesen Müll (unglaublich)
  • C) das Geschäft schläft wieder ein (hoffentlich)

Na ich bin mal gespannt, welches Überraschungspaket wir nach der Bundestagswahl bekommen. Etwas Neues, etwas Gebrauchtes oder nur `ne Tüte heiße Luft.


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11 Kommentare zu „610) Überraschungspaket

  1. Wow, sowas habe ich hier noch nicht gesehen. Wird wohl nur eine Frage der Zeit sein. Die Wege von der Produktion in den Müll scheinen immer kürzer zu werden. Ob da wohl doch irgendwann mal die Idee aufkommt, es gar nicht erst herzustellen?

    1. Ja, das frage ich mich auch, aber dann heulen sie alle rum wegen der ach so vielen Arbeitsplätze, anstatt diese Arbeitskraft mal für ein paar vernünftige Dinge einzusetzen

  2. Bei den Überraschungstüten damals wussten zumindest die Eltern schon, dass nur wieder das kleine Einerlei drin war. Heute hoffen sie auf den großen Coup und müllen die Erde zu. Und kaufen womöglich leere Versprechen.
    Aber Pseudophilosophisches mit Reimversuchen (was war da grad in meinem Tee?) beiseite: Danke für das Wachrufen der (vagen) Erinnerung an diese – hießen sie Wundertüten?

    1. Ja, vermutlich schon … irgendwas mit Tüte … Wundertüte … kommt mir bekannt vor … und ich finde sie sogar bei der großen Suchmaschine … so als als drehte sich das Riesenrad im Plänterwald 😉

  3. Selbst hier in der ostwestfälischen Provinz schießen die Dinger aus dem Boden. Erinnert irgendwie an Tom Sawyer, der seinen Freunden Geld abknöpfte, damit sie für ihn den Zaun strichen😁

    1. Wenn man alle Dörfer und Gemeinden in großen Mengen damit zustellt, braucht man nichts mehr bestellen. Es ist ja alles schon da, fragt sich nur in welcher Tüte … 🙂

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