87) Berliner Digitalverhalt – Vol 4

„Nichts dergleichen werde ich tun. Ich warte bis September, da müsste der alte Ausweis ablaufen. Bis dahin lasse ich den Antrag und den Zahlungsbeleg auf dem Armaturenbrett liegen, und gut ist.“

So endete mein Beitrag >Berliner Digitalverhalt Vol 3, in dem ich die frustrierenden Erfahrungen beschrieb, einen grünen, klebrigen Parkausweis für die neue Familienkutsche zu bekommen. Tja, und das tat ich dann auch. Immer wenn der Wagen im letzten halben Jahr draußen stand und nicht in der Garage. Hat bestens funktioniert und ist ein Beweis dafür, dass das Modell „print your own Parkausweis“ möglich wäre.

Nun ist also September. Der Parkausweis, der an meinem alten Auto klebt und vermutlich irgendwo im Mittleren Osten oder in Nordafrika herumfährt, ist abgelaufen, und ich kann einen neuen bestellen. Also am 13. September ran an den Computer, das neue Berliner Service Portal aufgerufen, das Online Formular ausgefüllt, die Kreditkarte eingegeben und auf „Senden“ geklickt. Fehler … Error … Seite nicht mehr gültig … something. Nerv. Im selben Moment wird aber die Abbuchung der Gebühr in der Banking App bestätigt. Eine Eingangsbestätigung oder andere E Mails der Parkausweisgenehmigungsundbeschriftungsbehörde bleiben jedoch aus.

Dieses mulmige Gefühl im Bauch ertrug ich zwei Wochen, dann schrieb ich Ende September eine E-Mail an dieses Amt. Reaktion? Null.

Und dann kam ich auf eine Idee, wie ich dieses System dribbeln könnte. Ich beantragte und zahlte einfach noch einen Anwohnerparkausweis. Daraufhin folgten gleich drei E-Mails, und der Aufkleber lag schon am 05.10.2025 bei mir im Briefkasten. Handgeschrieben, begleitet von drei Seiten Papier. Wow, dachte ich. Das ging aber flott. Doppelt zahlen, halbe Bearbeitungszeit?

Irrtum. Beim genauen Hinsehen ging es um die erste Beantragung vom 13. September.

Also entweder kriege ich demnächst noch einen weiteren Aufkleber oder eine Belehrung vom Amt, dass dies eine persönliche Urkunde und diese nur einfach … … …

mit freundlichen Grüßen

PS: Titelbild via ChatGPT

86) Stell‘ ab!

Laut der schlauen KI wird „Ein Fußgängerweg in Deutschland nach der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) definiert als ein Weg oder Teil der Straße, der ausschließlich dem Fußgängerverkehr vorbehalten ist.“ So, so.

Die StVO sollte an die Berliner Realität angepasst werden:

§ 47b STVO-E (Entwurf): Zweckentfremdung von Gehwegen

(1) Gehwege dienen vorrangig der dauerhaften Aufstellung beweglicher Gegenstände nicht-menschlicher Natur, insbesondere:

  •  a) Elektrokleinstfahrzeuge („E-Scooter“)
  •  b) Einkaufswagen
  •  c) Haushaltsmöbel mit „zu verschenken“-Hinweis
  •  d) Fahrräder in beliebigem Zustand

(2) Fußgängern ist die Nutzung von Gehwegen nur gestattet, sofern dort keine anderweitige Nutzung gemäß Absatz 1 erfolgt. In solchen Fällen ist die Fahrbahn zu benutzen, unter gebührender Vorsicht und Blickkontaktaufnahme mit dem Kfz-Verkehr.

(3) Zuwiderhandlungen können mit Geldbußen bis zu 5.000 EUR, zwei Wochen Ersatzfreiheitsstrafe oder temporärem Entzug des Mobiltelefons geahndet werden.

Denn dann könnte man das Angebot noch vervollständigen. Ein gefüllter Kühlschrank neben dem Sessel, eine Mikro-Welle oder Heißluftfritteuse für den kleinen Hunger zwischendurch und gern auch was zum Lesen. Eine Lampe vielleicht noch, im Winter wird‘s ja schon 16:00 Uhr dunkel. Einen ordentlichen Schreibtisch wegen der Ergonomie und ´nen Heizpilz. Ein Camping-Klo für‘s dringendste Bedürfnis, gutes WLAN vor allen Dingen und nebenan einen Späti.

PS: Kursiver Teil via ChatGPT

85) Pizza-Pappen … aus Gründen …

Na, Leute? Wie war die Runde gestern Abend? Ganz nice? Und warum könnt ihr faulen Säcke eure Pizza-Pappen nicht mitnehmen?

„Faul? Wir? So kann nur ein Spießer aus Prenzlauer Berg denken. Wir haben uns schon was dabei gedacht:“

Der Linke:

„Lieber Pfandflaschen-Sammler, ca. 500 m von hier liegen noch ein paar Flaschen von uns (nicht alle bringen Pfand), könntest du diese Pizza-Pappen bitte auch mitnehmen (wir haben dir auch ein Stück übrig gelassen, weil der Staat anscheinend nicht für seine Bürger sorgen kann).“

Der Grüne:

„Das sind Wertstoffe, wir haben die Pizza-Pappen restlos leergegessen und extra nicht zusammengefaltet, man kann sie sofort erneut verwenden, ganz ohne Energie zu verbrauchen, ohne Einsatz von Chemie.“ 

Der Tierschützer:

„Wir müssen auch an die Tiere in der Stadt denken, Füchse, Ratten, Krähen haben auch hart mit dem Klimawandel zu kämpfen.“ #biodiversitybypizza

Der AfD-ler:

„Daran sind nur die Inder, Pakistanis und Syrer schuld, denn würden die nicht diesen  kulturlosen Italo-Fraß in unsere deutschen Parks tragen, hätten wir das Problem nicht.“

Der CDU-ler:

„Warum kann man den Pizza-Bote nicht einfach wieder anrufen, dass er seine Pappen wieder mitnimmt? Da könnte man doch eine Geschäftsmodell draus machen, vielleicht so  zwei Euro pro Rücknahme, der fährt doch eh durch die Stadt.“

Der FDP-ler:

„Wir hätten die ja wirklich gerne in den Mülleimer gesteckt, aber der ist nun einmal rund. Der scheint wohl aus dem letzten Jahrtausend zu sein. Warum baut man denn bitte noch runde Mülleimer? Pizza-Pappen sind schließlich viereckig, Amazon-und Zalando-Pakete auch. Wir müssen das Technologie-offen betrachten und die Infrastruktur mit großen Investitionen zukunftstauglich machen.“

T.Head:

Labert nicht rum, Ihr seid stinkendfaul. Basta

84) E-Roller

„Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten“.

So ähnlich soll es wohl der chinesische General Nun Tsu formuliert haben.

(Später hat er dann ein Videokonferenzsystem erfunden. Der allbekannten Hinweis „Mach mal Zoom zu ist an seinen Namen angelehnt und den kennt seit der Pandemie ja nun wirklich jeder.) 

Aber ich schweife ab. Den „Feind studieren“, darum soll es gehen. Und genau das ging mir durch den Kopf, als ich dem Stammhalter vorschlug, mal gemeinsam eine Runde mit einem E-Roller zu drehen. Das erste Mal hatte ich mich hier im Sommer 2019 > 47) E-Sharing-Wahn darüber aufgeregt.

Hier meine Experience:

Na klar, die App runterladen und sich so ein Ding schnappen, ist natürlich verlockend. Die Roller sind stabiler, als ich dachte. Nur das Signalisieren des Abbiegens ist bei so einer schmalen Lenkerstange nicht ganz easy, aber ich glaube mit dem Problem, bin ich in Berlin eh allein. Die meisten haben ein Handy in der Hand, da bleibt keine mehr fürs Handzeichen frei.

Auf glatten Straßen rollen die echt gut. Auf Berliner Pflaster wird man ordentlich durchgerüttelt. Die Beschleunigung ist supi, man hat zwei Bremsen und ’ne Klingel. Man ist dem Boden viel näher als auf einem Fahrrad, das hat schon seinen Charme. Man steigt schneller auf und ab, und es gibt keine Sattelstange wie beim Herrenrad. Trägt „Mann“ mal einen Anzug oder „Frau“ einen Rock oder Kleid, ist das definitiv praktischer, als einen Fahrradsattel zu besteigen.

Aber ein Schnäppchen ist es nicht:

18 Minuten für 5,60 Euro ist ein Wort. Und Kalorien verbrennt man auch keine.

Fazit:

Gar nicht soooo schlecht. Vielleicht mal für kurze Strecken oder zur Überbrückung zwischen ÖPNV und Ziel. Besonders dann, wenn man sich auf dem eigenen Fahrrad nicht wieder mit den ganzen Fahrrad-Rambos anlegen will.

Aber jetzt ist Schluss mit dem Lob.

Jetzt wird wieder gemeckert, schließlich sind wir in Berlin:

Du dämlicher Hornochse. Haben sie dir ins Gehirn geschissen? Warst du in der Schule Kreide holen, als das Wort Rücksicht besprochen wurde?

Wie blöd muss man eigentlich sein, seinen Roller nach der Miete mitten auf den Gehweg zu stellen? Ich meine, Ich kann da beim Joggen noch drüberhüpfen, nehme das sportlich. Aber hast du schon mal Menschen gesehen, die mit Sonnenbrille und weißem Stock durch die Stadt laufen? Oder andere, die auf eigenartigen Sitzmöbeln mit Rädern hocken. Gibt’s vielleicht nicht in deinem TikTok-Feed, aber hier im Viertel durchaus.

Vollidiot, Kackbratze, Honk, Pfeife, Vollpfosten, Knallcharge, Hirnkasper, Tütenkasper, Flachpfeife, Hackfresse, Dumpfbacke, Hirni, Dämlack, Trottel, … ich könnte noch weitere aufzählen … ist schon interessant wieviel Wörter es in der deutschen Sprache für solche Knalli‘s gibt, wird wohl einen Grund haben …

83) Berliner Digitalverhalt – Vol 3

Der K(r)ampf um meinen neuen Anwohnerparkausweis erreicht das nächste Level … der Frustration … und Belustigung. Ich versuche mich an dem Unterhaltungswert zu erfreuen, sonst ertrage ich das nicht.

Was bisher geschah:

Oktober 24: neues Auto mit neuem Kennzeichen angeschafft, neuen Anwohnerparkausweis beim Amt bestellt und bezahlt

Januar 25: den Stand der Dinge erfragt, automatisierte E-Mail bekommen, dauert wohl noch.

Am 16.01.2025 erhielt ich dann eine individuelle E-Mail mit folgender Message. (zusammengefasst): Auf meinen Namen liefe noch ein anderer Parkausweis, es darf nur einen geben. Ich müsse den zunächst zurückgeben, gern auch beim Pförtner oder Hausbriefkasten.

Am 17.01.2025 antwortete ich freundlich, dass ich den Wagen nicht mehr hätte und legte die Abmeldung gegenüber der Kfz-Steuer bei.

Am 23.01.2025 hieß es dann (zusammengefasst): Bitte weisen Sie bis spätestens 06.02.25 … den Verbleib des Anwohnerparkausweises nach. Also antwortete ich und legte eine Kopie des Ankaufvertrags vom Autohaus bei.

Am 28.01.2025 wurde ich ausführlich aufgeklärt (gaaaaaaanz stark zusaaaaaammengefasst): Beim Anwohnerparkausweis handele es sich um eine personenbezogene Urkunde, dementsprechend um ein amtliches Dokument, was ich nicht an Dritte weitergeben darf. Die e-Mail endet mit „Wir benötigen den Anwohnerparkausweis, auch die nicht lesbaren Überreste, nach Entfernung immer im Original zurück.“

Ich geh‘ kaputt, was mach ich denn nun?

  • Ich fliege nach Afrika, mache mich auf die Suche nach meinem Auto und löse den Aufkleber mit einem Fön von der Windschutzscheibe?
  • Ich kaufe mir eine Eigentumswohnung in der Nähe (mieten geht ja nicht mehr in Berlin), damit ich einen neuen Antrag von anderer Adresse stellen kann?
  • Ich lege einen hohen Finderlohn für mein altes Kennzeichen fest und beantrage einen Ersatzausweis, weil der Anwohnerausweis durch einen „Glasschaden“ in Millionen Teile zerfetzt wurde? Aber wahrscheinlich muss ich die Teile dann auch noch zum Amt schicken, damit ein Historiker, die Einzelteile wieder zu einer Urkunde zusammenfügen kann.

Nichts dergleichen werde ich tun. Ich warte bis September, da müsste der alte Ausweis ablaufen, bis dahin lasse ich den Antrag und Zahlungsbeleg auf dem Armaturen-Brett liegen und gut is‘.

Die Spinnen, die Römer!

82) Berliner Digitalverhalt – Vol 2

Hier mal wieder ein Update zu typisch Deutscher Blödsinnokratie. Langjährige Leser meinen, das schon mal gelesen zu haben. Stimmt aber nicht, ist ein neuer Beitrag, es wiederholt sich halt nur alle Jahre.

Durch Wechsel der Familienkutsche im Oktober musste ein neuer Anwohnerparkausweis her. Ein grünlicher Aufkleber, auf dem mit einem Edding das KfZ-Kennzeichen des Antragstellers amtlich notiert wird. Vermutlich vom Bürgermeister selbst, deshalb dauert das so lange.

Beantragt und bezahlt habe ich den am 28.10.24, das Online Formular sieht zwar immer noch so aus, als wäre es an der Abendschule entstanden, aber immerhin geht die Bestellung komplett online.

Leider flog das klebende Dokument noch nicht in meinen Briefkasten. Daher liegt seitdem ein Ausdruck meines Antrags auf dem Armaturenbrett, damit ich kein Ticket kassiere.

Also fragte kürzlich beim Amt nach und erhielt eine automatische Antwort.

„… In der 1. Kalenderwoche bearbeiten wir Anträge mit Datum ab dem 09.10.2024 …“

Ok, dann kann das also noch 2-3 Wochen dauern.

Was bitte soll dieser Unsinn für einen Aufkleber, dessen Vorgangsbearbeitung auch nur lächerliche 20,40 für Jahre kostet. Das ist doch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme!

Warum beschäftigen wir damit Menschen im Öffentlichen Dienst, die eh mit Personalmangel zu tun haben. Haben die nicht eigentlich besseres zu tun?

Kann man das nicht an ein Privatunternehmen outsourcen oder sogar ins Ausland?

Oder warum kann ich mir so ein Ding nicht einfach online bestellen und dann aus dem Bankautomaten oder Parkautmaten drucken lassen?

Oder der indische Pizza-Fahrer bringt es einfach mit 😉

Geht nicht, muss vermutlich alles seine Ordnung haben. Geht ja anscheinend doch, denn ich stehe ja nun seit 9 Wochen mit meinem gedruckten Antrag und Zahlungsbeleg am Straßenrand und kriege keine Strafzettel. Das ist doch der Beweis dass das geht.

Niemand hat einen Nachteil, alle sind happy. Ich habe bezahlt, die Stadt bekommt diese läppigen Einnahmen und muss nicht mal was dafür tun.

Man würde Papier, Chemie, Transporte, Drucker und Nerven auf beiden Seiten sparen. Das kann doch nicht so schwer sein.

Lieber Herr Kai Wegner, ich habe Sie zwar nicht gewählt, aber darf ich sie höflich an ihr Wahlversprechen aus 2023 erinnern? Sie wissen noch … wegen „… wieder funktionieren ….“ und so? Bei den letzten Vorgängen in >2021 und >2023 dauerte es circa zwei Wochen, nun werden es wohl zwölf.

Grummel

Fortsetzung folgt …

81) Frust am Bau – 4

„Wunder geschehen, ich hab‘s gesehen, es gibt so viele Dinge, die wir nicht verstehen“ … hat Nena mal geträllert. Aber es gibt sie wirklich, selbst bei den Baustellen im Kiez.

Bei der Sporthalle um die Ecke (DDR-Standard-Bau), die vom vierten Quartal 2020 bis vierten Quartal 2022 umgebaut werden sollte, wird nun so langsam das Baumaterial abgeräumt. Vier (!) verdammte Jahre war das Ding nun geschlossen, weil ein kleiner Anbau hinzukam, eine Dämmung, ein Rollstuhlgerechter Zugang und gelbe Farbe. In der Zeit baut man in anderen Länder einen Flughafen.

Hier ein Bild aus Beitrag >Frust am Bau – 3 von März 2024, wo sie schon „fast“ fertig schien. Und daneben nun der aktuelle Anblick, bereits ohne Bauzaun.

Eine Grundschule in der Gegend bekommt seit Januar 2022 eine kleine Kantine angebaut. Seitdem wird das Parkverbot alle paar Monate neu gedruckt. Vermutlich von der Bau-Firma. In Frust am Bau – 2 aus Oktober 2023 stand 01.12.2023 aufm Zettel, in >Frust am Bau – 3 aus März 2024 war es der 31.05.2024, zwischenzeitlich stand er auf 11.10.2024, nun steht 17.01 2025 dran und auch hier beräumt man so langsam die Baustelle. Vermutlich ist die Druckerpatrone nun alle. Nach drei Jahren scheint der Fußweg doch wirklich wieder begehbar zu werden. Man glaubt es kaum.

Und weitere Veränderungen gibt es zu verzeichnen. Die Spur-Verengung, die seit mindestens April 2022 für Stau sorgte (siehe >Frust am Bau – 1), wurde doch glatt im Sommer aufgelöst.

Was ist geschehen? Sind die Bauvorhaben in der Liste nach oben gerutscht? Gab es einen Geldsegen? Lag‘s an meinen Beschwerden beim SPD-Ortsvorsteher?

Nee. Glaub‘ ich alles nicht. Wenn ihr mich fragt, hat das die Natur selber geregelt. Alles nur eine Frage von Zeit und Erosion. Man muss nur lange genug warten, dann verschwinden Dinge von ganz allein.

Und um so länger es dauert, um so mehr Gründe finden sich. Corona, Inflation, Fachkräfte … im Zweifel ist der Putin Schuld oder der Habeck von den Grünen. Das geht doch immer.

80) Frust am Bau – 3

Trigger-Warnung. Hier wird jetzt gemotzt und geschimpft. Wer das aktuell nicht erträgt, der kann den Beitrag gern skippen. Es sei denn, Sie sind Bausenator oder Bürgermeister von Berlin, dann dürfen sie nicht. Sie, ja ganz besonders Sie, Sie sind zum Lesen verpflichtet.

Nach meiner Rückkehr aus Indien, bin ich in den letzten vier Wochen natürlich auch mal wieder im Kiez unterwegs gewesen und, … ich hatte es auch nicht anders erwartet …, es hat sich nichts getan. Ganz besonders bei den Baustellen.

In >Frust am Bau – 2 (Oktober 23) ging es um eine Dauerbaustelle an einer benachbarten Schule. Sofern ich das mittlerweile erkennen kann, wird ein angrenzender Flachbau errichtet, kein Wolkenkratzer, kein Interkontinental-Flughafen. Der Fußweg ist immer noch blockiert, einen Ersatz gibt es immer noch nicht. Ein guter Tipp ist, die Kopfhörer abzunehmen, wenn man da vorbei läuft, dann hört man wenigsten die LKWs von hinten heranrollen. Immerhin sind sie hier so ehrlich und verlängern das Parkverbot regelmäßig. Letztens stand noch 04.12.2023 dran, nun wird Mai 2024 angestrebt. Beginnend ab Januar 2022. Ich habe den Überblick verloren.

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In Frust am Bau – 1 (auch Oktober 23) ging es um Kanal-Arbeiten an einer Kreuzung in der Nähe. Und, wollt ihr raten?? Na? Wer traut sich? Ist auch ganz einfach.

Die Anfahrt zur Kreuzung ist immer noch einspurig. Der Verkehr staut sich Tag für Tag, der Radverkehr wird immer noch über den Fußweg geleitet … Konflikte vorprogrammiert … aber ich beginne, den Beitrag zu wiederholen. 

Es ist so traurig. So armselig. So peinlich. So stümperhaft. So unprofessionell. So rücksichtslos. So gefährlich. So nachteilig für die Menschen, die das jeden Tag ertragen müssen und bezahlen, so schlecht für die Umwelt. Ein Straßen-Schild weiter südlich dokumentiert diese Unfähigkeit sogar schriftlich. Zwei Jahre. Für Kanalarbeiten. Auf 200 Metern Berliner Straße. Liest keiner mehr. Man fährt resigniert vorbei.

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Woran mag es diesmal liegen? Corona, Fachkräfte-Mangel und Krankenstand hatten wir beim letzten Mal schon. Welche Ausrede wird nun angeführt? Inflation? Bauern-Proteste? Hacker-Angriff? Putin? Taurus? Huthi-Miliz? Ich kann es nicht mehr hören!

Und dann wundern wir uns über eine aufkommende Unzufriedenheit im Land? Das Leute frustriert sind, ihrem Ärger Luft machen und die AfD wählen? Mich wundert das überhaupt nicht mehr. Unzufriedenheit in Großstädten wird nicht durch Heizungsgesetze, Wärmepumpen-Verordnungen und Windräder vor der Haustür gemacht, sondern durch offensichtliche Kleinigkeiten, die jahrelang (!), Tag für Tag an den Nerven zehren. „Berlin soll wieder funktionieren“ tönte Herr Wegner (CDU) vor einem Jahr. Und nun? 

Diese Unfähigkeit ist Wasser auf die Mühlen der Extremen, der Lauten … die müssen gar nichts machen … die stehen einfach an der Seitenlinie, beobachten die stümperhafte Verteidigung der Heimmannschaft und lachen sich über jedes Eigentor ins Fäustchen …. 

Traurig …

Ein Einzelfall? Nee, mit Sicherheit nicht. 

Ich lese noch einmal meinen Beitrag >Deutschland-Pakt aus September 2023. Es hat sich nichts verändert. Nur haben wir noch eine Baustelle mehr. Ein Hotel wird gebaut. Haben wir ja noch nicht genug. Ein Loch klafft wie „Ground Zero“, Bauarbeiter habe ich da schon lange nicht mehr gesehen und der Fußweg zu angrenzenden Schule … ihr ahnt es schon …

Und ich wiederhole mich schon schon wieder:

Lieber regierender Bürgermeister Herr Wegner (CDU), liebe Bezirksbürgermeisterin von Pankow Frau Koch (Grüne). Ihr Parteibuch ist mir in der Angelegenheit völlig schnurzpiepegal. Tun sie bitte was.

79) Na‘n Schwääärbehindatnausweis!

Wieder ein typisches Beispiel für Berliner Gastfreundlichkeit und Kommunikation mit Fremden. Gestern quälte ich mich durchs Drehkreuz des „Rail & Fresh – WC“ des Berliner Hauptbahnhofs. Mit Laptop-Tasche und Rollkoffer, ein ganz besonderes Vergnügen. So müssen sich die Navi SEALs auf der Sturmbahn fühlen. 

Da ich ein 1-EUR-Stück dabei hatte, war ich dem Frische-Tempel mit Musik schon sehr nahe. Ein anderer Reisender fummelte an der Tür des WC‘s für Behinderte Menschen, was fairerweise noch vor dem Drehkreuz seine entlastende Dienste anbietet. Nun ja, die Tür war aber verschlossen und es eilte eine Klo-Frau (?) … Sanitärservice-Fachangestellte (?) heran und schaute den Reisenden fragend an. Der wiederum machte mit Händen und Füßen deutlich, dass er doch gern auf diese Toilette wolle. Ob er dafür nun die nötige körperliche Einschränkung mitbrachte, war nicht zu erkennen.

Also entwickelte sich folgender Dialog:

  • Reisender: „Can I …“ und zeigte dabei auf die Tür.
  • Sanitärservice-Fachangestellte: „Na‘n Schwääärbehindatnausweis!“ und streckte die Hand aus.
  • Reisender: „I have a problem!“ und zeigte auf sein Bein.
  • Sanitärservice-Fachangestellte: „Ja, Probleme hab ick och“

Na immerhin … verstand sie etwas Englisch 😉

78) Frust am Bau – 2

Keine Sorge, mein Blog wird nicht zur Mecker-Ecke verkommen. Das hat er nicht verdient. Ihr auch nicht. Obwohl, ich hätte vermutlich auf Jahre neuen Stoff zum Schreiben. Ein schier endloser Vorrat an Ärgernissen, der mir täglich vor die Tastatur gespült wird. 

Aber nein, Ich will nur etwas loswerden, denn wir fahren in den Urlaub. Ach so? Der Herr macht es sich schön und kippt hier vorher noch einmal den großstädtischen Mistwagen aus und lässt uns damit zurück?

Ehrlich gesagt ja.

Unweit meines Blog-Headquarters, wurde einer Schule vor langer Zeit ein Anbau bewilligt. Wie schön, wir investieren in die Schulen! Eigentlich ein Grund zum Feiern. Aber auch hier könnte man glauben, es wird ein neuer Flughafen gebaut oder der östliche Zugang zu Stuttgart 21. Und da ja Bau-Maschinen und Bau-Materialien irgendwie aufs Gelände kommen müssen, hat man ganz einfach den Fußweg vor der Schule gesperrt. Im Januar 2022 (!). Als gäbe es keine andere Zufahrt zum Gelände. Und da man ja den Kindern und anderen Fußgängern eine Verantwortung gegenüber hat, bietet die Stadt seither einen gelben Zebrastreifen an, mit dem man alternativ auf die andere Straßenseite wechseln soll, um dann 100 Meter später wieder über den festinstallierten weißen Zebastreifen zurück auf die Seite der Schule zu gelangen, um dann noch mal zurück zum Eingang des Gebäudes zu laufen. Kapiert? Nee? Ich auch nicht.

Anfänglich funktionierte es noch ganz gut. Die Kids folgten dem Experiment, fragten nich nach. Bis die ersten Eltern diesen Umweg als unnötig einstuften. Die Kinder waren nicht doof und machten natürlich alles nach. Nun latschen die Meisten einfach auf der Straße. Und lauschen, ob sich von hinten ein LKW nähert. Denn das wäre schon unangenehm, irgendwie. Wie blinde Menschen dieses Manöver wohl meistern? Na ja, das kriegen die hin, oder? Die müssen ja nur mit den Fingerkuppen an dem Bauzaun langtasten, Masche für Masche, und ein bisschen aufpassen, dass sie nicht mit dem Gehstock in einem Gulli-Deckel hängen bleiben. Und schon haben sie es geschafft, wenn sie nicht an einem Poller hängen bleiben.

Da haben die also für knapp zwei Jahre ein absolutes Parkverbot verhängt, aber ein improvisierter Fußweg .. wenigstens zeitweise … scheint nicht machbar.

Ich finde, da können sie den ganzen Schilder-Blödsinn auch gleich ganz lassen. Andere Städte kommen auch ohne Fußweg aus, oder? 

Liebe Kinder, liebe Jugendliche, falls ihr gerade grübelt, wie ihr künftig eure Brötchen verdienen werdet, wie ihr Business generieren könnt. Vergesst IT, vergesst AI, auch die Umwelt, Städteplanung und Pharmazie. Alles Zeitverschwendung. Gründet einfach eine Firma für Bauzäune oder heiratet in sie ein.

In Berlin eine Goldgrube.

Und ich wiederhole mich:
Lieber regierender Bürgermeister Herr Wegner (CDU), liebe Bezirksbürgermeisterin von Pankow Frau Koch (Grüne). Ihr Parteibuch ist mir in der Angelegenheit völlig schnurzpiepegal. Tun sie bitte was.