115) Postkarte aus „almost“ London

Gestern hat es mich für einen Tag nach London verschlagen. Nein, nicht zum Shoppen, und wenn ich ehrlich bin, nicht mal nach London, sondern in einen Vorort nahe Heathrow. Und da ich angehalten bin, kostengünstig zu reisen, erfolgte die Anreise über Gatwick, was vielleicht kostengünstig ist, aber nicht gerade wirtschaftlich. Und schon gar nicht gut für den Bio-Rhythmus. Aber gut, will mich nicht beklagen, war eine nette Gelegenheit, das Höhlen-Office zu verlassen.

Der Wecker klingelte um 2:30 (!) Uhr, kurz danach stiefelte ich durchs menschenleere Berlin.

04:45 Uhr saß ich am Gate, Pünktlich 7:00 Uhr landeten wir in Gatwick, ein kurzer Weg zur Passkontrolle, viele Automaten warteten 07:15 Uhr auf die Einreisenden. Sollte also ein Kinderspiel werden. Also habe ich den neuen Reisepass in den Automaten gestopft, nix, wieder probiert, nix, nix, nix. „Please ask for Assistance“. Noch zwei weitere Automaten versucht, dasselbe Spiel. Ein Mitarbeiter in gelber Weste versuchte zu erklären, dass der neue deutsche Pass da noch nicht funktioniert. „German Passport – no go“. Damit durfte ich mich dann in eine Schlange einreihen, die sich vor einem Schalter aufreite, ich war nicht der einzige mit dem Problem. Zehn Meter hatte ich mich vorangearbeitet, da bat man uns, doch noch mal Automaten zu probieren. Und ich Blödmann folgte der Bitte und scheiterte natürlich wieder, was mich wieder zur Schlange führte. Diesmal aber 20 m weiter hinten hinten. Selber Schuld.

Gegen 7:45 Uhr hatte ich das Theater passiert, mich dann mit Southern Railway nach Clapham Junction durchgeschlagen, dann weiter gen Westen mit South Western Rail. Der Zielort stellte sich als kleines Nest heraus, typisch englische Häuser, kleine Einkaufspassage, ein Bürogebäude, zwei Hotels und ein Fluß namens Themse. Der Tag verflog mit Zuhören und Schlaumeiern. Um 16:30 Uhr hüpfte ich wieder davon, fuhr die ganze Tour rückwärts, 18:30 Uhr ein Sturzbier am Flughafen und dann ab zum Gate. 20:15 Uhr hoben wir ab, 00:00 Uhr war ich wieder zu Hause. Reicht auch.

Ein paar Eindrücke aus dem „Bacon-Belt“ Londons:

Der Bahnhof Gatwick ist ein architektonisches Prachtstück, aber immerhin kommen Züge und zwar pünktlich.

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Links und rechts der Gleise sieht man viele einfache „Townhouses“ in den Ortschaften. Gar nicht meins.

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In Clapham Junction kam ich mir vor wie ein Schaf, auf dem Weg zum Schlachten. Alles eilte von einer „Platform“ zur anderen. Und wehe du läufst mal rechts, da kommt es gleich über die Lautsprecher. „Der Festlandeuropäer möge doch bitte links gehen“. Aber immerhin sagen die das sehr „polite“ und nicht so ruppig wie in Berlin.

In Staines angekommen, navigierte ich zum Büro-Komplex und bekam einen Eindruck von dem Ort. Also wohnen will ich da auch nicht. Zu provinziell, die haben da nicht mal vernünftige Weihnachtsbäume und die Leute sahen irgendwie komisch aus.

Na immerhin kam ich gegen 10:00 Uhr noch kurz für ein Foto zur Themse … und dann zum Event.

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Zurück ging es dann mit Mondantrieb, um dann in Berlin gut 30 Minuten auf eine Bahn zu warten. Grmpf

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Tschüssi „London“ … das nächste Mal bleibe ich länger, schließlich war ich das letzte Mal vor über 30 Jahren in der Stadt

PS: irgendwo da hinten muss wohl die City sein

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100) Postkarte aus Bengaluru – 2

Wie schon in der vorigen Postkarte angekündigt, folgt die Jubiläums-Ausgabe Nummer 100 aus Bengaluru. Das ist dahingehend ganz lustig, weil auch die >erste Ausgabe dieser Postkartensammlung eben aus Bangalore stammte. Nur ist es halt schon wieder fünf Jahre her. Bevor es für mich ans Arbeiten ging, haben mich Kollegen durch die Stadt und das Umland gefahren und ich bin die ersten Runden „ganz allein“ durchs Viertel gestreift. Hier die ersten Eindrücke, wie immer keine Hochglanzbilder, sondern der Blick auf die zweite Reihe und auf Kuriositäten.

Die erste Peinlichkeit entstand, als ich zu blöd war, den Fernseher anzuschalten. Die Rezeption schickte jemand vorbei, der drückte auf den Hauptschalter der Steckdose, und guckte mich strahled an. Dann trampelte er auf der Stelle, was bekanntermaßen das internationale Zeichen für Trinkgeld ist. Als der Fernseher dann lief, musste ich feststellen, dass das Display kaputt war und lies wieder den Techniker kommen. Bevor der Techniker mit dem kaputten Fernseher aus der Tür verschwand, trampelte er wieder auf der Stelle. Als ich dann auf dem neuen Fernseher endlich etwas erkennen konnte, gab es eigentlich nur Bollywood und Lokalnachrichten, nur seltenst auf English.

Wir machten eine Tagestour ins nordwestliche Umland und besuchten einige Tempel. Da das in einem BMW X1 geschah, war das für mich natürlich sehr komfortabel. Allerdings wollten die Jungs das deutsche Gefährt auch einmal ausprobieren und schossen mit teilweise 170 über die 90er Landstraße, bei indischem (Gegen)Verkehr, indischen Schlaglöchern, Bodenwellen und Kühen. Zum glück gibt’s in Indien viele Götter, die man anrufen kann. Oder die BMW-Zentrale, um einmal herzlich Danke zu sagen, für solch straffe Bremsen.

Natürlich gibts in den Tempeln auch Affen und auch bei denen gilt … „Wer hat, kann hängen lassen.“

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Bei einem Tempel führten sie mich zu einer religiösen Opferspeise (Prasadam), und so saß ich dann mit hunderten Indern, einem metallenen Frisbee gefüllt mit Reis, Veggie-Sauce und süßer Flüssigkeit. Aber ohne Besteck. Und so brachten sie mir bei, wie man diese flüssigen Mengen mit der Hand in den Mund kriegt. Gar nicht so schwer.

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Beim großen Shiva Temple erwartete uns nicht nur ein schmucker Shiva, sondern auch tausende Menschen die aufs Gelände strömten. Wahnsinn. So was habe ich noch nie erlebt. Die gegen 19:15 Uhr angekündigte Laser Show verkniffen wir uns, weil wir sonst mit tausenden Menschen gleichzeitig noch Bangalore hätten zurückfahren müssen. Meine nagelneuen Federleicht-Schuhe stellte ich außerhalb des Geländes an der Mauer ab und glaubte sie schon verloren, aber sie standen noch da. Wieder etwas, worüber ich nachdenken muss.

Der Verkehr in Bengaluru ist wie immer … stockend und laut. Man baut an mehreren oberirdischen Metro-Linien, die sind alles Andere als hübsch, aber den Locals ist das Wurscht, wenn sie doch endlich nicht mehr im Stau stehen müssten. Hier ein >Soundfile von Montagmorgen 09:00 in der Nähe des Hotels, könnt ihr euch gern als neuen Weckton runterladen 😉

Eine Initiative an der Kreuzung ruft zum Umstieg auf Solarantrieb auf, um Sprit zu sparen. Hier geht man mit der Zeit und in den Geschäften gibt es keinerlei Plastiktüten mehr. Das ist auch dringend nötig, den Plastikmüll sieht man hier an vielen Ecken.

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Für den Weg in die Firma (13 km) plant man besser 1,5 –  2 h ein, so dass auch Homeoffice vom Hotel eine ernste Alternative ist. Um ordentlich arbeiten zu können, beschloss ich, den Fernseher als Monitor für meinen Laptop zu verwenden und mir einen Hoch-Tisch zu bauen. Dazu musste ich an die Verkabelung ran, HDMI Kabel ziehen und dabei stellte sich heraus, dass der Fernseher nur auf einer Schraube hing und die andere Seite auf indische Art (mit dem HDMI-Kabel) fixiert war. Durch mein gefummelt brach die Konstruktion zusammen, und der Fernseher hatte deutlich Schlagseite. Durch ausreichend sozialistische Prägung und diversen MacGyver-Folgen kann ich gut improvisieren, außerdem verreise ich nie ohne Karabiner-Haken und Spann-Gurt … und Koffer. Und fertig ist das Hotel-Office fürs gesündere Arbeiten im Stehen.

Das Fenster geht nach hinten raus, der Blick ist äußerst unspektakulär. Aber dafür ist es nachts relativ ruhig. Neben der Arbeit kann ich beobachten, wie zwei Arbeiter einen Funk-Mast demontieren, die Hälfte haben Sie schon geschafft, sie schützen sich mit einem Helm und Flip-Flops, sonst keine weiteren Sicherungen. Außer Gott natürlich.

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In Laufnähe habe ich eine Shopping-Mall, das ist sehr praktisch, gar nicht mal wegen des Shoppings, aber wegen des Foodcourts. So habe ich komprimierte Auswahl zu komprimierten Preisen. Hier z.B. ein Paneer Tikka Dosa (mit Paneer-Curry gefüllter Fladen) für satte 2,60 EUR. Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass Besteck fehlt. Stimmt. Das könnte ich sicher erfragen, aber ich esse auf die indische Art.

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Die Mall ist zwar sehr nah. Ich muss jedoch eine große Kreuzung überqueren, an der es keine Fußwege oder Ampeln gibt. Das ist jedes Mal ein Abenteuer, aber es gelingt mir schon besser. Ich glaube zwar nicht an Gott, aber daran, dass hier keiner Interesse dran haben dürfte einen Europäer zu überfahren. Zum Ende meiner Zeit hier, werde ich wie Ulrich Wickert über dem Place de la Concorde schweben.

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Heute zum Lunch wieder etwas aufgeregendes. Es gab „Dies und das – Namen vergessen“ auf Bananenblatt. Äußerst lecker, aber hier bemühte ich den Chef des einfaches Lokals dann doch um einen Löffel.

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Sehr praktisch. Keiner muss abwaschen und es braucht keine Papp-oder Plastik-Teller.

So, das war es erst einmal … more to come!

Grüße aus Bengaluru.

384) Besuch aus Indien 1 – Intro

Ja, es ist bestätigt! Mein Inder kommt!

Nein, ich bin nicht übergeschnappt, keine Sorge. Aber solch reißerische Schlagzeilen ziehen heutzutage einfach mehr, sieht man ja überall 😉

Um es gleich klarzustellen, der junge Mann „gehört“ natürlich nicht mir. Nein, der Kollege arbeitet für mich und mein Team und er kommt Mitte Dezember nach Deutschland, so dass wir uns nach Jahren das erste Mal persönlich treffen werden. Und das ist natürlich super-aufregend für ihn (der weite Flug, das Wetter, das Essen, die Kultur), aber auch für mich und meine Familie, denn ich möchte ihm neben der reinen Arbeit auch einiges von unserem Leben hier zeigen.

Und ich habe da so die leise Ahnung, dass aus der gemeinsamen Zeit im „kalten“ Deutschland auch Stoff für meinen Blog herausspringen wird. Dabei soll es gar nicht so sehr um ihn gehen, ich will mich nicht über ihn lustig machen. Auf keinen Fall. Es soll um uns Deutsche und unsere Spezialitäten gehen … und da kann man ich mich gern lustig machen;-) 

Also was habe ich vor?

Ich habe mir überlegt, dass ich Situationen kommentieren will, in denen wir zusammen auf „typisch deutsche“ Situation treffen. Ich will mir seine Augen und Ohren leihen und mir dann überlegen, vielleicht auch fragen, was er in dem Moment wahrnimmt. Das werden bestimmt mal lustige Momente sein, sicher auch Pannen oder Irritationen, Missverständnisse vielleicht. Wer weiß, was in der Woche alles passieren wird.

Beispielsweise habe ich vor ein paar Tagen mit ihm zusammen eine Fahrt mit der Deutschen Bahn gebucht. Er saß in dem Moment in Bangalore und ich in Berlin. Wir wollten zwei Plätze nebeneinander bekommen. Ein Erlebnis. Aber das werde ich im nächsten Beitrag berichten und dann schauen wir mal, was sonst noch draus wird 😉

Bis dahin kann ich mir noch überlegen, untern welchem Pseudonym ich ihn führe. Vielleicht nehme ich einfach jedes Mal einen anderen Indischen Vornamen 😉

Namaste …. Kumar!

—> Besuch aus Indien 2 – Bahnticket