108) Postkarte aus Berlin: Mit Demokratie 2

What? Schon wieder so ein Postkarte aus Berlin … mit Demokratie? Ja, schon wieder. Die letzte gab es —> hier vor einigen Tagen und da morgen Europawahl ist, kann das nicht schaden. Morgen entscheidet sich, wie die knapp hundert Sitze für Deutschland verteilt werden und wieviele davon die AfD bekommt, die mit der EU eigentlich nichts zu tun haben will. Schon absurd, dass die da überhaupt rein-und rausgehen dürfen und deren Abgeordnete ja dann auch noch ein Gehalt von der EU … uns … beziehen. 

Zu Fuß ging’s vom Alex, über Dom, Spree, Lustgarten und Unter den Linden …

… zum Brandenburger Tor, was ja nun schon so Einiges erlebt hat …

… und noch erleben wird, denn es wird ein zweites Tor gebaut, für die kommende Fußball-EM …

… und dann ging’s weiter zur Demo-Demo. Jawoll. Demo-Demo. Doppelt hält besser.

In diesem Sinne, geht morgen hübsch wählen … ich hab‘ da mal was vorbereitet … müsst nur ankreuzen. Nummer 4 hat sich disqualifiziert, schade ums Papier.

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Schönen Wahl-Sonntag!

107) Postkarte aus Berlin: Mit Demokratie 1

Die Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des deutschen Grundgesetz haben der Stadt Berlin eine großen Open-Air-Veranstaltung beschert. Bei einer Mischung aus Volksfest und Tag der offenen Tür waren nicht nur alle Ministerien, Verfassungsorgane, Sicherheitsbehörden vertreten, sondern alle möglichen Verbände, Vereine und Organisationen. Also sind wir ganz demokratiefest zum Demokratiefest gedackelt und es ergaben sich interessante Motive, die man sonst nicht so oft vor die Linse bekommt.

Zunächst ging es mit der Party-Tram M10 zum Hauptbahnhof, dann über die Moltke-Brücke rüber zur Schweizer Botschaft und zum Paul-Löbe-Haus mit Blick auf den Bundestag.

Gegenüber des Paul-Löbe-Hauses war eine großer Bühne aufgebaut und nun passiert etwas ganz Seltenes. Ich veröffentliche ein Foto von mir. Ich bin der Typ da auf dem riesigen Bildschirm, der die Hand zum Gruß hebt. Die linke Hand wohlgemerkt, ich wurde von hinten gefilmt.

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Dann tingelten wir die Pavillons der Ministerien ab. Beim Außenministerium wies man uns den Weg nach außen … ein paar Meter weiter deutete man mit Kreide auf die Digitalisisierungsstrategie.

Nach ausführlichem Sicherheits-Check … das Abtasten nahm schon fast erotische Züge an … durften wir uns das Kanzleramt von innen anschauen. Schon beeindruckend. Und warum draußen auf ein olles Dixi-Klo gehen, wenn man ein Urinal im Bundeskanzleramt nutzen darf. Ich kann alle Kritiker beruhigen, die gegen „die da in Berlin“ schimpfen. Die Wasserhähne sind nicht aus Gold und die Seife tropft wie an jeder Raststätte nach DIN/ISO 0815 aus dem Spender.

Die Fahrbereitschaft des Mercedes mit Kennzeichen 0-2 (Bundeskanzler) war auch dort.

Im Kanzlergarten stand ein Heli der Bundespolizei, 20 Menschen finden and Bord Platz, 4 Stunden kann so ein Ding fliegen. Schon beeindruckend, aber fliegen will ich damit nicht.

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Bei der Kleiderordnung nehmen sie es da drinnen nicht so genau. Der Ostsee-Ort Prerow war vermutlich Partner der Veranstaltung. An der Wand der Kanzlerbilder vermissten wir Frau Dr. Merkel … vielleicht ist sie ja … ok … wir „skippen“ das jetzt mal

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Im internationalen Konferenz-Saal kriegt man mal einen Eindruck … aber ich würde die Tassen umdrehen … fällt ja sonst Staub rein. Und Kekse fehlen übrigens auch.

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Am Informationsstand des BND warben sie mit markigen Sprüchen für Nachwuchs. Ich war mit stattlichem Homeoffice-Pelz im Gesicht dort, aber immerhin hatte ich ein frisches  Hemd an … trotzdem fühlte ich mich mächtig beobachtet. Die Umfänge von Brust, Oberarmen und Knöpfen im Ohr nahmen schlagartig zu, ich habe mich nicht mehr getraut ein Foto zu machen.

Zum Schluß ging es über die Straße des 17. Juni (bald wieder Fan-Meile) zurück in die Höhle und wir bekamen mal einen Eindruck, wie das Ausritts-und Jagdgebiet „Tiergarten“ wohl früher mal ausgesehen haben muss, als es noch keine asphaltierten Straßen gab.

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542) Ein bisschen Frieden?

Heute hatte ich die Gelegenheit, die Ausfallstraße B1 einmal raus aus der Stadt und dann wieder rein zu rollen. Alle paar Meter stand irgendeine Werbetafel, nun kommen auch noch die Wahlplakate zur anstehenden Europawahl hinzu. Man braucht keinen Podcast hören, man hat dieser Tage entlang der Strecke immer genug zu lesen. An der Lichtenberger Brücke fiel mir ein Wahlplakat der AfD auf. 

Eine kitschige Friedenstaube auf blauem Grund mit der Aufschrift „Frieden schützen“. Was ist denn mit denen los?, grummelte ich in mich hinein. Haben die etwa einen Malwettbewerb an einer Grundschule veranstaltet ?

Ein paar hundert Meter weiter, bei Biesdorf, folgte dann ein Plakat der SPD mit dem Slogan „Frieden sichern“. Häh, stand auf dem AfD-Plakat nicht eben dasselbe? Haben die etwa auch einen Malwettbewerb … oder den gleichen Texter … das kann doch nicht sein, oder?

Aber nein, beide Slogans klingen recht gleich, auf jeden Fall irgendwie friedlich, unterscheiden beim Nachdenken doch deutlich. „Frieden sichern“ heißt doch, verschiedene Maßnahmen einzuleiten, um Frieden zu „erhalten“ … oder wieder zu „schaffen“, auch wenn das nicht auf dem Plakat stand. Zum Beispiel über Diplomatie, Wirtschaftssanktionen und leider auch Waffengewalt, wenn es sich nicht vermeiden lässt. „Frieden sichern“, heißt für mich auch, notfalls unpopuläre Maßnahmen einzuleiten, auch wenn die mit den eigenen Werten nur schwer in Einklang zu bringen sind und die können durchaus auch an anderen Orten nötig sein. Auf jeden Fall verstehe ich das als aktive Beteiligung am Geschehen.

„Frieden schützen“ dagegen, klingt für mich eher passiv. Der Frieden ist scheinbar hier im Vorgarten, und da bauen wir dann eine große Mauer drum, setzen einen Wachhund davor und misstrauen grundsätzlich erst einmal jedem, der am Tor steht. Wer rausgeht, lebt gefährlich, Ferne und Fremde gilt es besser zu vermeiden und wieso, weshalb, warum … das erzählt der TikTok-Maxi K. den deutschen Jungs kurz vor dem Sandmann. Bleibt nur zu hoffen, dass die Jungs dann aber auch noch die Geschichte vom Wolf im Schafspelz hören.

„Unser Land zuerst“ stand auf einem weiteren AfD-Plakat eine Laterne weiter. Mit dieser billigen „America first“-Kopie haben sie meinen Gedankengang zu „Frieden schützen“ bestätigt.

Traurig eigentlich, dass wir den Wahlkampf der AfD und diesen Bullshit auch noch mit unseren Steuergeldern finanzieren müssen.

521) Wen(n) Nachbarn wählen

Nach der für Berlin wiederholten Bundestagswahl ´21 (im Februar ´24) stellt unter anderem der Tagesspiegel die Wahlergebnisse vor und leitet ein mit dem Satz … „Finden Sie heraus, wie sich die Ergebnisse in ihrer Nachbarschaft verändert haben.“

Das interessiert mich natürlich:

Während unser Kiez sattgrün erscheint (36% bis teils 48%) kommen zwei Stimmbezirke nordwestlich in einem deutlichen „blau“ daher. Dabei liegt das Wahllokal gerade mal 1 km Luftlinie weit weg. Natürlich müssen solche politischen Farbwechsel ja irgendwann auf der Karte folgen, sonst lebten wir ja in einer Diktatur.

Aber warum gerade da? Was ist da anders? Es ist die selbe Luft, die wir atmen, die selbe S-Bahn Linie der wir anliegen, die selbe Tramlinie, die wir nutzen, vermutlich gehen die Kids sogar in selbe Schulen.

Ein paar Erklärungsversuche … (weder soziologisch noch statistisch abgesichert, sondern nur Vermutungen):

Markierung 1 hält 2200 Wähler bereit, ist geprägt von saniertem Altbau, 4-5 Etagen hoch, ein Mix aus Miete und Eigentum. Der Kiez drumherum ist historisch gewachsen, hat den zweiten Weltkrieg schwer durchlöchert überstanden und ist nach der Wiedervereiniging bereits zweimal gentrifiziert worden. Ein großer Teil der Anwohner stammt nicht „von hier“, sondern ist aus dem Bundesgebiet hergezogen. Der Familien-und Kinderanteil ist recht hoch, es gibt Orte zum Verweilen, Kiezläden, Spielplätze, Restaurants, Türkische Gemüse-Läden, Döner, Bäcker & Co. und auch natürlich den klischeebehafteten Latte Macchiato kriegt man hier an jeder Ecke.

Nun zum Wahlkreis nördlich von 1 (markiert mit 2). Das Gebiet ist flächenmäßig, deutlich kleiner, hält aber ähnlich viele Wähler bereit (2130). AfD-Ergebnis 23,7%. Sind das nun alles Nationalisten oder Nazis? Nein, die Linke kommt auf 20,6%, also wäre ein ähnlicher Anteil den Sozialisten/Kommunisten zuzuschreiben. Wieso wählen dort knapp die Hälfte der Menschen an den politischen Rändern? Was ist da anders? Zum einen sicher die Bebauung. Einige Elf-Geschosser stehen an viel befahreneren Straßen. Ich kenne die Bewohner-Struktur der Hochhäuser nicht, aber ich gehe mal von aus, dass es keine Vielverdiener sind, und ich geh mal auch davon aus, dass ein gewisser Anteil aus anderen Ländern stammt. Daraus resultiert eine unbequeme Dichte, sicher auch Spannungen im Leben miteinander. Das Viertel ist mir nicht als sonderlich einladend bekannt, im Wesentlichen fährt man dran vorbei … weil man wo anders hin will.

Kommen wir zu Gebiet 3. Der Wahlkreis ist flächenmäßig deutlich größer, hat circa 2400 Wahlberechtigte und auch hier punktet die AfD mit 23 %. Auf der linken Seite des Wahlkreises setzt sich die Baustruktur von Gebiet 2 fort (Hochhäuser). Der rechte Teil ist eher grün, geprägt von einer Kleingartenanlage (wo ja normalerweise keiner wohnt und wählt) und viele Einfamilienhäuser. Ja Einfamilienhäuser mitten in der Stadt! Eine sehr beliebte Wohngegend, fast dörflich, wo man sich schon zu DDR-Zeiten fragte, wie man wohl an so ein Objekt kommen kann. Wer da wohnt, zieht nicht freiwillig weg, sondern setzt sich fest und vermacht das Eigentum in der Familie. Aber warum nun gerade da AfD? Da nagt doch keiner am Hungertuch, noch steht mittendrin eine Container-Dorf für Migranten.

Theorie A. Die Struktur ist dort sehr konservativ unterwegs, bloß keinen Wandel, bloß keinen Zuzug, jeder sorgt für sich und vererbt die Hütte am besten steuerfrei.

Theorie B: die Wahlergebnisse werden aus dem Neubau-Block links überlagert. Auch wenn das Gebiet links deutlich kleiner ist, würde ich mal sagen, dass 75 % der Stimmen von dort stammen. Man müsste genauer nachfragen.

Aber trotzdem, warum AfD? Das Wahlprogramm der AfD von 2021 ist nun wirklich nicht mit sozialen Wohltaten vollgepackt und der Fokus steht auf Arbeiten und Eigeninitiative.

Zitate:

„Wer arbeitet, wird auf jeden Fall mehr Geld zur Verfügung haben als derjenige, der nicht arbeitet, aber arbeitsfähig ist“.

„Der bisherige soziale Wohnungsbau ist gescheitert, er kann nur einen Bruchteil der Berechtigten erreichen. Er führt zu Fehlbelegungen und verursacht hohe Kosten für den Steuerzahler“ … stattdessen soll Deutschland „ein Land von Wohnungseigentümern werden“.

„Die AfD steht für ein ausgewogenes Mietrecht und lehnt staatliche Überregulierungen sowie Investitionshemmnisse wie die Mietpreisbremse oder den Mietendeckel ab.“

„Als gezielte Maßnahme gegen Wohn und Obdachlosigkeit“ schlägt die Partei „die sofortige Einführung einer bundesweiten zentralen Statistik zur Erfassung der Wohnungs- und Obdachlosigkeit“ vor.

Haben die Wähler das Papier vorher komplett gelesen?

Titelbild, basierend auf Screenshot von Tagesspiegel-App

https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/wahl-wiederholung-bundestag-2024-berlin-karte-historische-ergebnisse-wahlkreisergebnisse-stimmbezirke/

520) Als Donald und Björn zum Fasching

Noch etwas mit Jetlag und anderen Widrigkeiten zu kämpfen, tippelte ich heute Morgen etwas um die Häuser und konnte Kinder sehen, die leicht verkleidet zur Schule marschierten. Ach ja, ist ja Fasching.

Da hatte ich als Kind durchaus Spaß dran, und mir gingen meine eigenen Verkleidungen durch den Kopf, und ich fragte mich, was man heute wohl noch tragen könnte.

Cowboy?: um Gottes willen, furzende Kühe jagen und dann auch auf indigene Einwohner schießen. Geht gar nicht.

Indianer?: no way, kulturelle Aneignung, auch wenn ich immer mit denen sympathisiert habe, wenn es gegen die Yankees ging

Schornsteinfeger?: zu viel CO2 und Staubpartikel, wenn dann schon eher Wärmepumpen-Installateur oder Klimatechniker, der müsste dann aber verdammt viel schleppen.

Koch?: völlig antiquiert. Heute wird nur noch bestellt, kochen dauert zu lange.

Lieferheld?: geht nicht, ist in der Hand von Indern , Pakistani’s … kulturelle Aneignung … schon wieder

Arzt?: falsch, heute musst du als A(e)rzt:In gehen. Versteht nur keiner.

Pirat?: gefährlich, illegal und es wird mittlerweile scharf geschossen

Busfahrer?: kreuzgefährlich, da wirst du sofort von der Straße gefischt und hinter einen Bus-Lenker gesetzt bei dem Krankenstand und Personalmangel den wir haben

Die Liste der Verkleidungen, die nicht mehr gehen, könnte ich noch ewig weiterführen.

Wir sollten aber bei all der political, ethnical, ecological, sexual and what ever correctness aufpassen, dass Kinder nicht irgendwann als Donald, Wladimir, Viktor, Giorgia, Alice, Tino oder Björn zum Fasching gehen, weil das „salonfähig“ wird und wir es nicht bemerkt haben.

Dann doch lieber als Indianer.
Hugh! Ich habe gesprochen!

515) Kann bitte jemand für mich auf die Demo gehen?

Auch wenn ich gerade in Indien bin, verfolge ich natürlich das Geschehen zu Hause. Glücklicherweise gibt es diverse Mediatheken, so dass ich heimische Nachrichten schauen kann. Das Geheimtreffen in Potsdam, inklusive Teilnehmer der so genannten „Alternative“ für Deutschland, beherrscht die News und umso mehr freut es mich natürlich, dass es in Deutschland mittlerweile große Demonstrationen für Demokratie und gegen Nazis gibt.

Selbst hier in den indischen Welt-Nachrichten ist das ein Thema, siehe Titelbild und  Video-Mitschnitt von gestern Abend.

Toll, dass es dieses Bild von Deutschland bis hier in die Nachrichten schafft, es ist aber eigentlich auch genauso traurig, dass ein Erstarken der AfD und ihre kruden Ansichten letztlich Sendezeit im Indischen Fernsehen bekommen. Die hätten eigentlich auch andere Dinge zu besprechen.

Leider kann ich nicht mitdemonstrieren, mir ist noch keine virtuelle Variante bekannt. Das wäre eine Marktlücke, die es noch zu füllen gilt.

Also schreibe ich diesen Blogbeitrag, um Sympathie und Gemeinsamkeit mit der Idee hinter den Demonstrationen auszudrücken.

Also, wenn einer von euch Lesern demnächst auf eine solche Demo geht, könnt ihr gern folgende Statements auf eine Plakat drucken und mitnehmen?
Danke und Schönen Gruß an alle.

  • Die AfD darf keinen nennenswerten Stimmenanteile auf Bundesrat/Bundestag kriegen. Damit hätten sei Einfluss auf Bildungspolitik, Medien, Sicherheit, Polizei, Migration etc. Wie das enden kann haben wir schon einmal gelernt und hoffentlich doch nicht vergessen.
  • Ein „Remigration“ … also Deportation … von Menschen und Abschottung Deutschlands ist zum einen unethisch und macht zudem sachlich überhaupt keinen Sinn. So viel zusätzliche Arbeitskräfte kann das deutsche Volk überhaupt nicht zurecht poppen und großziehen, wie wir brauchen, und selbst wenn, wäre das ziemlich anstrengend.
  • Deutschland muss sich dem Klimawandel stellen, ob wir das nun wollen oder nicht. Schließlich verbocken wir einen großen Teil des Drecks, daheim in Deutschland und natürlich auch in China, Indien, Bangladesh etc, weil wir die Drecksarbeit outgesourced haben. Und Klimaveränderung macht nicht an Deutschen Grenzen halt, auch wenn wir da einen hohen Zaun hinbauen. Oder will die AfD die bösen Wetterphänomene auch remigrieren?
  • Ein Ausstieg aus der EU ist völliger Schwachsinn und wäre ein Riesenproblem für unsere export-focussierte Wirtschaft. Schließlich bauen wir nicht nur Oliven und Zitronen an, sondern immer noch Maschinen und Technologie. Nur wenn das Zeug ohne Zölle verkauft werden kann, haben die Deutschen weiterhin Jobs und wir können uns einen gewissen Wohlstand leisten (Infrastruktur, Gesundheit, Sicherheit).

Mag, alles etwas Stammtisch-mäßig klingen, aber so falsch ist das nicht, behaupte ich mal.

Also bitte, geht da hin!

7) (K)ein guter Tag für Berlin ? (Gastbeitrag Hermann)

Vorwort: Ich hatte mich ja auch schon kurz zum gescheiterten Volksentscheid ausgelassen und meine Enttäuschung ausgedrückt. Soviel kollektives Unwollen. Kurz darauf flog mir folgender Vorschlag für einen Gastbeitrag von Hermann in den Kasten. Und da er am Wahltag als „abstimmungshelfende Person“ mitten im Geschehen war, gebe ich gern etwas Sendezeit ab 😉

T.

(K)ein guter Tag für Berlin ? (Gastbeitrag Hermann)

Am 26.3.23 waren die 2,4 Mio. Berliner Wahlberechtigten aufgerufen, als Volk zu entscheiden, ob Berlin bereits 2030 statt 2045 klimaneutral werden soll.

Ich habe als abstimmungshelfende Person (frühere Bezeichnung Wahlhelfer) am Tag nach der geliebten Sommerzeitumstellung ab früh 7:00 Uhr geholfen, diese Abstimmung sicher und pannenfrei durchzuführen.

Bisher wurden Volksentscheide meistens mit einer turnusmäßigen Wahl verbunden, um den zusätzlichen Aufwand gering und die Beteiligung hoch zu haben.

Diesmal aber ein extra Termin, nur für diesen Volksentscheid; man wollte die Parlamentswiederholungswahl im Februar pannenfrei erledigen (verständlich) und – meine Vermutung – die Beteiligung am Volksentscheid nicht unnötig fördern.

Denn allen war klar: das Ziel ist ein richtig ganz, ganz, ganz großer Brocken und auch mit normalen großen Anstrengungen nicht zu schaffen. (in nur 6,5 Jahren!!).

Es ging ja nicht darum, ob der Fernsehturm neu angestrichen werden soll, sondern um die gewaltigen Klimathemen unserer Zeit.

Vorweg:

ich hatte per Briefwahl und mit „Ja“ gestimmt, in der Hoffnung, dass wirklich ein Ruck durch Berlin geht (der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog hatte vor 25 Jahren einen Ruck durch Deutschland eingefordert). Wir hätten das Ziel 2030 vermutlich nicht geschafft, aber eben 2033 oder 2035 und damit etliche Jahre früher.

Über den Tag war die Besuchsfrequenz echt zäh, am Ende hatten wir nach 10 Stunden rund 170 Abstimmende begrüßen können, alle freundlich und korrekt.

Unser Wahlbüroteam waren (außer mir) alles in Wahlen schon recht erfahrene Leute, von ca. 30 bis 75 Jahre alt. Vor der Auszählung hatten wir die Vermutung, dass die meisten mit Ja gestimmt hätten, denn bei Ablehnung konnte man ja zuhause bleiben. Aber NEIN!

Die Auszählung ging zügig, völlig komplikationslos, alle Stimmzettel waren jeweils klar angekreuzt. Und der NEIN-Stapel wurde immer größer, am Ende deutlich mehr NEIN als JA-Stimmen. Das offizielle Berlin-Ergebnis ist bekannt.

Die beiden jungen Helfenden (sie Schriftführerin, er Beisitzer) waren spürbar bedrückt; ich alter Knochen konnte sie nicht trösten.

Mein Fazit: KEIN guter Tag fürs Klima, aber EIN guter Tag für die Demokratie, denn mehr als ein Drittel haben sich nach der blöden Zeitumstellung bewusst auf den Weg gemacht, ihre Meinung zu einer klaren Entscheidung abzugeben- Immerhin.

Ende Gastbeitrag Hermann

Liebe Leser, gern hier drunter kommentieren, Hermann liest mit und kann auch gern antworten 😉

Abstimmungshelfende Person. What a word!
Danke!
T.

414) Erst- und Wiederholungswähler

Juhu, weil wir so‘ne richtige hippe Hauptstadt sind, und in 2021 die zeitgleiche Wahl für Bundestag, Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlung (geiles Wort) und Berlin-Marathon im Chaos endeten, dürfen wir morgen wieder wählen.

Keine Ahnung wie das ausgeht.

Führt die SPD eine Koalition an, machen es die Grünen oder kommt sogar die CDU zurück?

SPD und Die Linke werden für viele Dinge verantwortlich gemacht, die hier nicht rund laufen. Da ist schon was dran, schließlich waren sie lange Zeit in Verantwortung und wenn ich da nur an die marode Schule des Stammhalters denke … und an den Wohnungsmarkt … nun ja. Auch wenn man ihnen nicht alles anlasten kann, ist da sicher Luft nach oben. Andererseits sind aber auch Dinge durchgeboxt worden, mit denen sich Berlin durchaus sehen lassen kann und andere Städte dieser Größe hinterherhinken.

Im Angesicht der Klima-Krise müssten die Grünen eigentlich das Ding machen, allerdings haben sie sich mit einzelnen Maßnahmen und der Kommunikation darüber nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ja, es müssen drastische Maßnahmen her, um der Luftverschmutzung und dem Ausstoß von CO2 entgegenzuwirken, vollkommen verstanden. Aber neben der Sperrung einzelner Straßen oder Fahrspuren, muss da etwas mehr passieren.

Die CDU macht auf „Wir bringen das wieder in Ordnung und sorgen dafür, dass Berlin wieder funktioniert.“ Oh je. Schon wieder? Genauso wie in in den 90-er Jahren? Na aber immerhin haben sie jetzt auch einen Passus zur Digitalisierung in ihrem Wahlprogramm.

Wir werden sehen wie das ausgeht.

Interessant finde ich, wie die Parteien die nun mittlerweile 16-jährigen Erstwähler adressieren. Die Grünen zum Beispiel schicken eine grüne Postkarte und sprechen die Leser mit „Liebe*r Erstwähler*in“. Sie schreiben, warum eine Bezirksverordnetenversammlung wichtig ist und das man auf jeden Fall wählen gehen soll. Ansonsten gibts einen QR-Code der zum Wahlprogramm führt. Find ich (unabhängig von der Partei) eine gelungene Ansprache für die Zielgruppe.

Die FDP schickt einen klassischen Brief. Ein Sechstel des Papiers geht für das Bild des Spitzenkandidaten drauf. Die Ansprache erfolgt ganz konservativ mit „Sehr geehrte Frau …, Berlin ist eine großartige Stadt“. Dann wird auf die aktuellen Missstände eingedroschen und es folgen sechs Thesen aus deren Wahlprogramm. Der Wisch sieht aus wie ein Brief von einer Versicherung.

Zum Ende schließt er mit
„Jede Stimme für die FDP ist eine Stimme für den Fortschritt“,
mit freundlichen Grüßen,
dreimal unterschrieben.

Jawoll! Es geht voran!

292) Stop War – Vol 2

Irgendwie habe ich das Gefühl, hier könnten wohl noch weitere Beiträge mit diesem Titel folgen. Leider. Ich wünschte, es wäre anders. Hier zunächst ein Kunstwerk, welches Kids aus der Nachbarschaft an die Tür des Supermarkts um die Ecke geklebt haben.

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Und nun noch ein paar Impressionen, von der zweiten Groß-Demo heute in Berlin. Treffpunkt war Alexanderplatz und dann ging es weiter über Leipziger Straße in Richtung West, via Brandenburger Tor und Straße des 17. Juni bis zum Großen Stern mit Bühne. 100.000 Teilnehmer waren angekündigt. Wieviel es letztlich waren, wird noch gezählt, ist aber eigentlich auch Wurscht.

Ob das den russischen Präsidenten beeindruckt? Vermutlich nicht, aber es tut gut, so viele Menschen zu sehen, die das alles nicht wollen.

285) Stop War

Grüsse von der Straße des 17. Juni in Berlin !

Circa 20.000 Teilnehmer hat der Veranstalter angekündigt. Ziel klar überfüllt. Proppenvoll hier. Offiziell 100.000 Menschen, ich würde etwas mehr schätzen, ist aber letztlich auch Wurscht. Hauptsache viele Menschen zeigen ihren Unmut, über das was in der Ukraine gerade abgeht.