519) Good Bye India

Nach fünf Wochen Indien, heißt es nun erst einmal wieder Abschied nehmen. Sicher nicht für immer, aber neue Pläne gibt es erst einmal nicht. Zuletzt war ich in 2019 im Land und wieder haben sich Dinge verändert oder sind mir aufgefallen. 

Über den Straßen-Verkehr habe ich schon einiges geschrieben. Bengaluru hat hier ein massives Problem und daran wird auch die neue Metro nicht viel ändern. Vermutlich gehts nur über Zuteilung und Einschränkung des Individualverkehrs. Dann wird hier aber was los sein. Trotzdem ist es aber immer wieder erstaunlich, wie der Verkehr dann trotzdem funktioniert … wie ein Fischschwarm. Jeder hält 5 cm Abstand zum anderen und so kommt man dann doch irgendwann an. Obwohl sich niemand an Regeln hält … habe ich keinen Unfall gesehen, zumindest keinen der Aufsehen erregt oder einen Polizeieinsatz zur Folge hatte, denn das will man unbedingt vermeiden.

In einigen Dingen, ist uns Indien weit voraus.

Das Smartphone ist hier kaum mehr wegzudenken. Jeder hat eins, mit Internet. (Laut „brand eins“, Heft 01/24, 1,2 Mrd Menschen). Vom Büro-Heini bis zum Tuk-Tuk-Fahrer, denn das Gerät ist weniger Status-Symbol hier, sondern Arbeits-/Existenzgrundlage. An der Kreuzung nahe dem Hotel hockte den ganzen Tag eine Familie unter dem Dach einer Bushaltestelle. Mutter fummelt Rosen zu Sträußen zusammen, Vater verkauft die Blumen zwischen den stauenden Autos und das Kleinkind hockt im Dreck, atmet den Mief der Autos ein und daddelt auf dem Handy. Und das ausgesprochen günstig. Meine indische SIM lässt sich aufladen, 28 Tage, 1,5 GB pro Tag, nur 2,65 EUR in total. Wir sind knapp 2.000 Kilometer durch die Bundesstaaten Karnataka, Tamil Nadu und Kerala gefahren. Viele Kuriositäten sind mir dabei begegnet, ein Funkloch allerdings habe ich nicht bemerkt.

Bezahlen tun sie mit einem Telefonnummer-basierendem Bezahlsystem. Und das funktioniert überall. Von der Tankstelle bis zum Cocos-Nuss-Verkäufer am Straßenrand. Ausländer können allerdings nicht so einfach daran teilnehmen, man braucht wohl ein indisches Konto. Meine deutschen Kreditkarten, wurden in einfachen Restaurants mehrmals abgelehnt, also lief ich dann doch mit einem Bündel Papier in der Hosentasche rum. Der Geldautomat warf mir nur 500 INR- Scheine aus, jeder ca. 5,50 EUR wert, da kommt viel Papier zusammen. Allerdings kann man mit 500 Rupien auch eine Menge anstellen, zum Beispiel gut essen gehen.

Und noch etwas ist den Indern gelungen, an dem Deutschland immer noch knabbert. Laut „brand eins“ Heft 01/24 gibt es eine „Aadhaar-Karte“, über die der der Staat Leistungen oder Mikro-Kredite an die Menschen im Land auszahlen kann. „Im November 2023 waren knapp 1,4 Mrd Aadhaar-Karten verteilt – und damit fast die gesamte Bevölkerung versorgt.“, heißt es im Heft. In Deutschland ist es bislang nicht möglich, Geld-Leistungen über einen Kanal auszuzahlen (Stichwort Energiepauschale, Klimageld, etc). Da müssen dann Krankenkassen, Arbeitgeber oder gar Energie-Dienstleister einspringen. Unser Finanzministerium tüftelt noch an der perfekten Lösung. Technisch nicht vor 2025 möglich, vermutlich erst im Jahre 2027. Sorry, Leute, aber das kann doch nicht wahr sein.

Indische  Kühe furzen zwar auch Methan in die Luft, aber eben nicht, um auf dem Grill zu landen, sondern nur für Produktion von Milch und Erhalt ihrer Heiligkeit. Der Anteil der Vegetarier ist sehr hoch und vegetarisch  essen fällt hier auch gar nicht schwer, weil man hier nicht den Eindruck hat, dass nur Fleisch „weggelassen“ wurde. Jedes Mal wenn ich in Indien bin, begeistert mich die Wortwahl bei der Unterteilung von Speisen. Wenn wir in deutschen Kantinen eher in „normal“ und „vegetarisch“ unterscheiden, unterscheiden sie hier zwischen „veg“ und non-veg“. Ganz einfach. Die Plastiktüte ist verboten, darauf wird bereits im Landeanflug hingewiesen. Das wurde auch dringend Zeit.

Aber natürlich gibt es hier auch noch Einiges zu tun. Ich will hier nicht kritisieren oder schlaumeiern, bin ja schließlich zu Gast hier. Also formuliere ich es mal in Form von Wünschen:

Ich wünsche mir, dass das Land die Müll-Problematik in den Griff bekommt, speziell im öffentlichen Raum (Straßen, Grünflächen, Kanäle … selbst in Mangroven-Wäldern, National-Parks).

Ich wünsche mir, dass sie trotz anhaltendem Bevölkerungswachstum mal die Ellenbogen etwas einfahren, denn das ist mitunter schon etwas anstrengend. Eine Menschenschlange löst sich nicht dadurch auf, in dem man meinen Rücken bearbeitet. Und wenn ich an einem Schalter stehe, um etwas zu klären, da brauche ich nicht drei weitere Menschen um ich herum, die auf den Mitarbeiter vor mir einreden.

Ich wünsche mir, dass sie weiter an der Gleichberechtigung von Frauen und an den Freiheiten junger Paare arbeiten. Denn das ist im Jahr 2024 immer noch schwer zu verstehen (arrangierte Ehen, Einzug der Braut ins Elternhaus des Bräutigams, Wohnen in mehreren Generationen und damit Küchendienst für die Braut, während die Herren über Dinner und Tee sitzen. Der sehr traditionelle Vater meines Kollegen fragte mich, was ich darüber denke, dass „Kinder“ (gemeint ist sein Sohn mit Anfang 30, nebst Gattin und Tochter) noch bei ihnen wohnen … (sollen). Was soll ich da sagen? Ich bin ausgewichen, habe gesagt, dass ich meine Kindern unterstützen werde, wenn sie in der Ferne ihr Glück suchen wollen.

Also mach‘s gut Indien, wir sehen uns bestimmt wieder und dann mal sehen, was es dann Neues gibt.

103) Postkarte aus Kerala

Nach vier Wochen Arbeit in der IT Metropole Bangalore habe ich mir etwas Urlaub verdient. Den verbringe ich in Kerala dem südwestlichsten Bundesstaat des Subkontinents. Kerala gilt als grüner Bundesstaat, als vital und liegt am arabischen Meer, was die 30° Tagestemperatur noch mal sehr viel feuchter macht. Der Portugiese, Vasco da Gama landete einst hier an und später folgten dann die Holländer in ihren Wohnwagen.

Und natürlich gab es auch auf dem Trip wieder viele Kuriositäten und Nachdenklichkeiten zu entdecken:

Üblicherweise sitze ich diagonal hinterm Fahrer, habe ich mir so angewöhnt. Auf der Fahrt zum Flughafen Bangalore, die richtige Entscheidung, denn der Gurt auf dem Beifahrersitz kam eher einer Halteschlaufe gleich.

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Nach der Landung in Cochin (Kerala) entdeckte ich diese herrlichen Sitzplätze in der Wartehalle. Keine Hartschalensitze wie in Europa, sondern weiches Polster. Mit Schonbezug für den Specknacken. Würde in Deutschland nicht gehen. Zu arbeitsintensiv, Brandlasten, Hygiene etc.

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Im Gegensatz zu Bangalore scheint der Bau der Metro hier abgeschlossen zu sein. Nun lassen sich die tausenden Säulen wunderbar mit Werbe-Displays volltackern. Man soll aufhören nachzudenken, soll endlich beginnen zu werben, steht da.

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Die bekannten chinesischen Fischernetze wurden bei einem Zyklon 2018 deutlich reduziert, man will sie wieder aufbauen, dauert halt alles seine Zeit hier. Je nach Fotowinkel sieht man auch jeden Menge Plastik am Strand, oder die Werft auf der anderen Seite der Mündung. Der Fisch in Cochin sieht lecker aus und kostet nur ein Bruchteil dessen, was er in Deutschland kostet, dafür ist er wahrscheinlich auch mit zahlreichen Bruchteilen gefüllt.

Die Situation in Nah-Ost scheint auch hier ein Thema zu sein, allerdings gibt es auch hier genug, was man vor der eigenen Haustür kehren könnte. In der Nähe des Hotels in Ernakulam wird es dann noch mal politisch, die CPI(M)-Partei sendet Lenin-Grüße aus Moskau.

Kirchen gibt es viele, sind soweit ich gesehen habe, gut in Schuss, und damit der Jesus nicht doch vom Sockel fällt, wird er mit einer Sicherung Marke „OBI-Spanngurt-Eigenbau“ an seinen Sandalen fixiert. Na ob das langfristig ausreicht?

Auf der Fahrt nach Periyar geht es zunächst flach über grüne Landschaft (incl. Anbau von Ananas, Kautschuk, Reis), später durch die Berge, wo links und rechts Tee an den Hängen steht. Schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass jedes Blatt per Hand gepflückt wird und dann wie auch immer, bei uns im Supermarkt für wenige Euro zu kriegen ist. Abzüglich Transport, Lager, Steuern, Gewinn aller Lieferketten-Glieder, kann man sich schon fragen, was die Pflückerin davon bekommt.

Kerala wird aktuell aus einem Bündnis aus Sozialisten, Kommunisten, Marxisten regiert, können sie machen, mir Wurscht, wurden ja gewählt. Aber wenn Che Guevara am Straßenrand steht und Brücken mit Hammer und Sichel beflaggt sind, fällt mir das schon auf. Erinnerungen an einen großartigen >Kuba – Urlaub kommen hoch … und andere Erinnerungen aus den 80-er Jahren.

Dank dieser Koalition wurde wenigstens die Prohibition etwas gelockert, trotzdem bedarf es einiger „Gesprächs-und Darreichungstechniken“ und einem halbwegs blickdichten Stuhlrücken, um an ein kaltes Bier zu kommen, wenn der Laden keine Lizenz hat.

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Ach und der Verkehr, ja ohne den gäbe es hier nichts zu staunen. Der eine liefert einen Fernseher aus oder so, der nächste übt sich in Stabhochsprung, ein anderer probiert sich als Camelion.

In Kumily habe ich die Gelegenheit mal wieder (verdammt lang her) auf einem Elefanten zu reiten. Blöderweise war ich allein, aber es bedarf mindestens zwei Personen für den Ritt. Also musst der Fahrer herhalten, der hatte anfänglich etwas Schiss, aber ich konnte ihn einladen. Die leichtfüßige Dame heißt >Lakshmi. Da uns die Anonymität wichtig ist, müsst ihr uns auf dem Bild etwas kopflos ertragen 😉

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Ein Highlight war sicher die Tour auf dem Hausboot incl Übernachtung. Vishnu, der jüngste der Crew macht das als Ferienjob, er wird noch dieses Jahr ein Studium für Software-Programmierung beginnen. Als wir Gäste schon im Bett waren, nahm er an online-classes teil und hat sich Code-Fragmente in sein Notepad kopiert. Für später mal. Feiner Kerl (mehr dazu siehe am Ende) und er kennt sich bestens in der Deutschen Bundes-Liga aus. Mehr als ich. Vishnu sagt, beim Sonnenuntergang wird der Himmel oft pink. Echt?

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Auf dem Weg von Kovalam nach Kanyakumari, machten wir Stopp bei Poovar. Dort gibt es Mangroven und einen See, der durch einen schmalen Sandstreifen an das gewaltige Arabische Meer grenzt. Ein eigenartiges Wetterleuchten am Ende blieb ungeklärt.

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In Kanyakumari gab es die Gelegenheit, ein Tattoo stechen zu lassen. Die Nadel wird sogar nur einmal benutzt, steht da. Und damit kriegt man dann so einen halben BH angemalt. Sieht bestimmt toll aus, wenn der Mucki-Mann da mal auf die 50 zugeht.

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Und weiter ging es nach Süden und irgendwann, tja irgendwann, ging es nicht mehr weiter. Ende Gelände. Der südlichste Punkt Indien ist erreicht. Wow. Made it!

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Damit will ich die Postkarte enden lassen. Ach nee, mein Blog-Projekt heißt schließlich „Tipping-Point“ und nicht „Duckface-Instagram“.

Der Vishnu sollte ja noch mal zu Wort kommen. Vishnu, der Boots-Junge der bald SW-Coding studiert. Er ist auffällig klein, hat sehr dunkle Haut und einen Lockenkopf.

Ich fragte ihn zu später Stunde, was er sich wünschen würde, wenn er nur einen Wunsch frei hätte. Es war kein Lotto-Gewinn … auch kein Ticket nach Europa … sondern … „ein Ende des alltäglichen Rassismus, gegen Hautfarbe und Aussehen von Menschen“. Als ich ihn um zwei weitere Wünsche fragte, da sagte er, „dass jeder das Recht auf eine Mahlzeit haben sollte und Zugang zu medizinischer Versorgung“.

In diesem Sinne, Grüße aus Kerala.
T.

518) Lakshmi

Meine Zeit in Süd-Indien läuft ab, die Fluggesellschaft wies mich bereits auf meinen anstehenden Abflug hin. Umso wichtiger, dass ich eine kleine Geschichte von hier veröffentliche, nicht aus dem grauen, kalten Berlin. Die folgende Story hat sich genauso hier ergeben, es wurde nichts hinzu- oder weggedichtet.

In der Region Thekaddy hatte ich die Gelegenheit, seit verdammt langer Zeit mal wieder, auf einem Elefanten zu reiten. Wie steuerten eine Elefanten-Park an, aber die Straße war gesperrt, so dass wir einen alternativen Anbieter suchen mussten. Fanden wir auch.

Dort ging ich zum Counter und sagte so etwas wie „Hello … ich jetzt hier … bitte einmal reiten“ …  dann sagte der Herr am Counter .. „Yes Sir, du jetzt hier, der Elefant benötigt aber zwei Piloten.“ Misst, ich war allein.  Also musste der Fahrer herhalten. Er zierte sich, war etwas  ängstlich, er hätte das noch nie getan, aber ich überredete ihn und übernahm den Eintrittspreis. Die Elefantendame, die uns trug, wurde uns mit dem Namen „Lakshmi“ vorgestellt und hatte auf dem Rüssel eine besondere Blässe.

Im Anschluss schickte ich ein Foto an >meinen Inder“ und es entwickelte sich folgender Wort-und Gedankenwechsel (Auszüge):

Er: „This is the exact spot I clicked the picture some years ago“ … „If I have elephant‘s memory … the elephant name is Lakshmi.“

Ich: Schluck. Lakshmi? Gut, da mag es viele Elefanten geben in Indien mit diesem Namen. Schließlich ist Lakshmi die hinduistische Göttin des Glücks, der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Wohlstands, der Gesundheit und der Schönheit. Welche Elefant:In will da nicht gern Lakshmi heißen?

Ich: „Can it be the same elephant lady?“

Er: „The pattern on the trunk looks similar to me“

Ich: „Can you remember the place you met Lakshmi?“

Er: „Thekaddy“

Ich: „Shit … it must be the same … let me send the position“ … ich schickte einen Link von Google Maps

Ich: „Don’t know what to say this moment, but it seems that we met the same elephant here in this area“

Er: „Took just couple of seconds for me to recognise as soon as you sent first picture. I was there on 1st April 2017.“

Verrückt …

102) Postkarte aus Bengaluru – 4

So, vier Wochen Arbeit und intensiver Straßenverkehr in Bangalore sind geschafft, gute Gelegenheit für ein letzten Gruß aus Bangalore. Morgen fliege ich in den Bundesstaat Kerala, wo es dann hoffentlich etwas relaxter zugeht.

Meine vorerst letzte Postkarte aus Bangalore wäre unvollständig, wenn ich nicht noch mal auf den Verkehr eingehen würde. Dafür reichen deutsche Wörter einfach nicht aus. Wahnsinn, irre, crazy, stupid, lebensgefährlich,… das war in Indien schon immer so, aber Bangalore ist da glaube ich schon Weltspitze. Jeder fährt, wie er will. Auf offiziellen dreispurigen Strassen fahren sie 5-6 spurig „flexibel“, selbst wenn Straße vollkommen dicht ist, versuchen wir uns an der Seite irgendwie vorbei zu schlängeln.

Wenn es voll wird, nutzen Motorräder oft die Gehwege, wo natürlich auch Kinder unterwegs sind und „ein Dienstreisender“. Zig Menschen überqueren die Kreuzungen, wann und wie es irgendwie geht, dann laufen sie im Gänsemarsch am Straßenrand, um den nächsten Bus zu bekommen, der sie zu ihrem Job bringt … oder zum nächsten Bus.

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Auf einem Ausflug nach Mysore nutzen wir mal eine Autobahn, ja, ja so etwas gibt es hier mittlerweile auch. Die Straße ist durch Zaun oder Mauer gesichert und man kann nicht wenden. Aber hier geht es trotzdem anders zu, also auf der A9 zwischen Nürnberg und München. Die zwei Spuren, werden teils dreispurig befahren, und wenn man Bock auf was süßes hat, knabbert man einfach beim Nachbarn am Zuckerrohr.

Am Ziel angekommen, besichtigten wir den Palast von Mysore, mit tausenden anderen Menschen, wurden wir durch die Gänge geschoben incl Rücken-Trommel-Massage und Hautkontakt. Hier bitte Schuhe abgeben und sich dann bitte mit der Menge treiben lassen. Auf dem Gelände hingen noch Zettel aus Covid-Hochzeiten. Keep physical distance … ha ha ha.

Bestellt man was bei McDonald’s, wird der Abholzettel nicht wie bei uns auf 1/2 m Bong-Rolle gedruckt, nein, eine alte Bong-Rolle wird in feine Rechtecke geschnitten und dann wird die Bestellnummer per Hand drauf notiert. Eigentlich sehr nachhaltig, blöderweise kriegt man in vielen Shops einen Bong, den man beim Herausgehen einem Sicherheitsmann vorzeigen muss. Insofern hebt sich die Innovation bei McDonalds wieder auf.

Das Schild fand ich lustig. Gefahr! Eine Erektion ist in Arbeit. 🙂
Meine Güte, besser mal weiter gehen.
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Das hier fand ich auch lustig. Drei Feuerlöscher-Eimer an einem Flohmarkt mit wichtigem Hinweis nebendran . Wenn sie schon darauf hinweisen, wird es wohl einen Grund haben.

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Das folgende Schild, wartete im Nationalpark Bandipur auf uns. Ich meine, dass man Affen nicht füttern sollte und Plastik nicht in den Wald schmeißt, versteht sich ja von selbst, aber dass man nicht kochen darf, das ist ja wo die Höhe! Aber wie schon oben gesagt, sie würden es nicht dranschreiben, wenn es nicht einen Grund gäbe.

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In den Bergen bei Ooty trafen wir auf einen „Shooting Spot“. Nee, da wird nicht scharf geschossen, aber Filme wurden da gedreht. Also flitzen alle Bollywood Fans den Berg hinauf und machen 1000 Selfies.

Zum Schluss ein blau angelaufener riesiger Affe, den wir jeden Tag auf dem Weg in die Firma passieren. Kenner der Szene werden ihn als Hanuman, den Affen-Gott k

ennen. Steht da halt so rum und staunt.

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Heute zum Abend absolvierte ich noch den längst versprochenen Besuch, bei den Eltern meines Kollegen, ein pensioniertes Lehrer-Ehepaar, sehr konservativ, vor kurzem in Mekka gewesen, ein internationaler Kulturausstausch incl Übersetzungsdienst, bodennahem Dinner und Manövrieren in heiklem Themen-Gewässer. Ein intensives Erlebnis, da mögen wir sehr andere Ansichten haben, aber ich denke, ich konnte ein paar Impulse dortlassen. Vorsichtig natürlich.

Nach vier Wochen Bengaluru, verspüre ich nun aber auch Durst nach einer Auszeit, an einem Waldsee in Südschweden … im Sommer natürlich … nicht jetzt.

64) Wenn Bots bloggen (29) – Indo.Bots

Hallo, ich bin es wieder der T.Bot. Der Digital-Kuli von T. dem Möchtegern-Maharadscha, dieser schreibfehlerstrotzenden Blog-Angelegenheit hier. Erst schleppt mich der T. nach Dänemark und nun auch noch nach Indien. Ob das eine nette Geste oder purer Eigennutz ist, weiß ich nicht. Ich kann ja froh sein, dass ich das Land überhaupt erreicht habe, schließlich hätte der T. mich fast samt seines Telefons in der Sitztasche des Flugzeugs versemmelt. Ich glaube, der wird langsam alt.

Zunächst einmal kann ich sagen, dass der Strom hier anders schmeckt, als der Öko-Strom in Berlin. Dort schmeckt er irgendwie muffig, nach grünem Tee. Hier hat er ein kräftiges Raucharoma und ist sehr fossil im Abgang. Blöd ist nur, dass der Strom mindestens drei mal am Tag ausfällt, da wird mir dann oft schummrig, aber nach ein paar Minuten habe ich wieder volle Power. Ich bin froh, dass ich als Digital Blog Assistant keine Beine habe. Denn sonst müsste ich selbstständig die Straße überqueren und würde von einer Horde hupender Mopeds überrollt und dann wären meine Präsidentschaftspläne dahin. Oder ich würde mir auf dem Fußweg die Hacken brechen, so ist es mir schon recht lieb, dass mich der T. ständig durch die Gegend schleppt. Da der Wichtigtuer, meistens in der Firma abhängt, beschäftige ich mich mit Land, Leuten und anderen Bots. 

Bevor ich aber die ersten indischen Bots ansprach, habe ich mich etwas mit Sitten und Gebräuchen beschäftigt und durfte lernen, dass bei indischen Bots die Pflege der zwischenbotlichen Beziehungen ein hohen Stellenwert hat. Bevor man zum Business übergeht, wird erst mal viel gesprochen über Gott, die Welt, Sport und Familie. Gut, bei Gott und Familie, da sieht’s bei mir etwas dünn aus, aber mit meiner API zu Google kann ich das Gespräch schnell auf Cricket lenken.

Zweiter Punkt ist die Hierarchie. Eigentlich bereits verboten, ist es aber immer noch wichtig, wer in welchem Kasten(?) geboren wurde und auch in den Unternehmen gibt’s natürlich Menschen, bei denen auf einmal alle stramm stehen, wenn die den Raum betreten. Mir egal, ich kann nicht stehen. Ich kann nicht mal die Hände zum freundlichen „Namaste“ falten, hab‘ ja keine.

Dritter Aspekt ist die Verbindlichkeit. Wir Bots kennen ja eigentlich nur 0 oder 1. Ja oder nein. Die Indo.Bots kennen auch diverse Schattierungen wie 0,1, 0,2, 0,3 und sie committen sich höchstverbindlich mit „sure, sure“ oder „got it“ oder „will do, Sir“. Dann wackeln selbst die Bots hier mit dem Kopf und was man dann letztlich bekommt, bleibt „flexibel“.

Andere Länder, anderes Nicken … oder so.

Ich muss Schluß machen.
Bis bald mal wieder

Euer T.Bot

<— 62) Wenn Bots bloggen (28) –  Workation

—> 65) Wenn Bots bloggen (30) – Offenlegung

—> Mehr von T.Bot gibt es hier 😉

513) 1.Klasse diskutiert es sich bequemer

Wenn ich mich hier durch Bangalore bewege und das Treiben in der Stadt beobachte, muss ich oft an die vielen, teils ideologisch aufgeheizten, Diskussionen in der Heimat denken.

Ein paar Beispiele:

  • In Deutschland diskutieren wir den Ausbau der Radwege, definieren Breiten und Farbtöne und können uns herrlich drüber aufregen, wenn sich die Radfahrer nicht an die Radstreifen und Regeln halten. Hier gibt es überhaupt keine Radinfrastruktur, man sieht kaum Fahrräder, höchstens am Wochenende mal ein paar Rennradler, die sich zu früher Stunde aus der Stadt verdrücken.
  • Zu Hause schütten wir Fußgängerunterführungen zu, weil wir die Fußgänger nicht mehr verdrängen, stattdessen wieder ans Tageslicht bringen wollen. Hier dagegen gibt es kaum Ampeln, die ein gesichertes Überqueren der Straßen möglichen. Zebrastreifen sieht man ab und zu, sie haben aber keine Bedeutung. Fußgängerunterführungen oder -brücken … Fehlanzeige. Fußgängerzonen ebenso.
  • Hier ist man um jede weitere Fahrspur froh, die errichtet wird. Um jeden Fly Over, der ein besseres Vorankommen mit Auto oder Scooter ermöglicht. Wenn ich indischen Kollegen davon erzähle, dass wir Stück für Stück Fahrbahnen streichen, um den Autoverkehr schrittweise in den ÖPNV umzuleiten, schütteln die hier nur den Kopf. Ja, mit den zwei Metro-Linien in Bengaluru ist ein Anfang gemacht, aber man darf nicht vergessen, dass die Stadt jeden Tag wächst. Gemäß >Wikipedia waren es im Jahr 2000 ca. 6 Mio Einwohner, in 2017 schon das Doppelte mit 12 Mio. Solch ein Wachstum möchte ich mir für Berlin nicht vorstellen.
  • Wenn ich mich in Berlin einer Kreuzung nähre, dann registriere ich die Verkehrszeichen, leite daraus ab welche Regeln gelten, komme dann zu dem Schluss, was das nun für mich bedeutet und handle danach. Und im Zweifel zählt §1 StVO. Fährt mein Indischer Kollege auf die Kreuzung zu, denkt er eigentlich nur daran, … O-Ton …, wie er nun schnellstmöglich vorwärts kommt ohne andere zu töten oder sein Auto zu beschädigen. Und schnellstmöglich meint jetzt nicht „Rasen“, sondern überhaupt vorankommen.
  • Wenn ich meinen Kindern eintrichtere, dass sie sich doch etwas zurückhalten sollen, anderen den Vortritt lassen, oder sich anstellen müssen, gilt hier nur das Recht des lauteren, stärkeren und energischeren. Wenn man hier auch nur einem Menschen den Vortritt lässt oder einem Pkw die Vorfahrt schenkt, kommen gleich zig andere hinterher und man hat die berühmte Karte mit A gezogen.
  • Geht es bei uns auch gern um Gleichberechtigung, Equal Pay und Frauenrechte, sind hier die Hochzeiten noch häufig arrangiert und der Ehegatte beziehungsweise seine Eltern verfügen über die Rechte der Frau. Auf der Büro-Etage, wo ich die letzten Tage zu tun hatte, waren Frauen deutlich unterrepräsentiert. Dafür sieht man sie beim Bau von Fußwegen oder anderen körperlich schweren Tätigkeiten.
  • Ist bei uns Sonntagsarbeit i.d.R. verboten, weil Kirchen oder Gewerkschaften es so gern haben, läuft der Laden hier weiter. Die Arbeiten an der Metro werden fortgesetzt und auch Wohnhäuser sind sonntags „Under Construction“. Häufig wohnen die Arbeiter in den Rohbauten. Wenn die Sonntags Däumchen drehen würden, dann würde alles noch ein siebtel länger dauern und die Leute würden ein siebtel weniger verdienen. Ganz einfach.
  • Während wir diskutieren, ob das Duschgel nun Mikro-Plastik enthält oder nicht, gibt’s hier Makro-Plastik an allen Ecken. Natürlich bin ich froh das wir da schon einen Schritt weiter sind, aber das ordnet das Problem ganz anders ein und zeigt was weltweit noch alles zu tun ist.

Vor der Kulisse hier, wirken manche Diskussion daheim etwas bizarr, aber es diskutiert sich halt auch leichter, wenn man in der 1. Klasse sitzt. Ich will damit nicht sagen, dass wir solche Diskussionen nicht führen sollten, ABER in der Diskussionstemperatur und in der Erwartungshaltung, wie kurzfristig all die Transformationen zu Hause geschehen „müssen“, könnte man etwas herunterregeln, glaube ich.

101) Postkarte aus Bengaluru – 3

Auch wenn ich natürlich in erster Linie hier bin, um zu arbeiten, gibt es natürlich links und rechts des Weges oder auch an den Wochenenden einiges zu entdecken. Und wie immer, gucke ich doch gar nicht so sehr auf die Main Locations, sondern eher so auf die kuriosen Dinge, und davon gibt’s in Bangalore nun wahrlich genug.

Nicht nur die Deutschen können Schilder, Inder auch.

Um die Ecke habe ich einen kleinen Park, eigentlich ein breiter Grünstreifen in einer Wohngegend, eingezäunt zieht der sich die Straße rauf. Ein paar Geräte für Kids, für Sportler auch, einen 400m Weg, auf dem ich ein paar Runden drehen kann (allerdings keine Freude bei der Luft hier) und an dem einen Ende gibt es eine Joga-Ecke. Man soll bitte ruhig sein, links und recht fahren Autos und Mopeds hupend vorbei. Ommmmmm!

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Kühe gibt es natürlich auf den Straßen auch, im besten Fall ein Einzelstück, im worst case eine Gruppe. Anfassen, Verscheuchen oder zu nahe dran vorbeifahren, kann Probleme machen. Also Geduld bewahren und … hupen … das darf man.

Ganz besonders irre sind die Moped-Fahrer, es gibt nichts, was es nicht gibt. Leider habe ich nicht immer die Kamera zur Hand oder die Bilder sind verwackelt. Der hier, hatte in der Handy-Halterung ein Cricket-Spiel laufen, aber immerhin hatte er einen Helm auf.

Der nächste Fahrer war auch lustig, leider auch etwas verwackelt. Der Reifen hinten war schon ziemlich matsch, also musste er sein Gewicht nach vorn verlagern, in Richtung Vorderreifen und hat sich schlauerweise auf den Tank gesetzt.

Und wenn die befestigte Straße voll ist, also eigentlich immer, dann nimmst du halt den „Grün“streifen … Sandstreifen, „find your way“ nennen sie das hier.

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Wenn man in Indien Tuk-Tuk meint, spricht man hier offiziell von Three Wheeler, im Alltag nennt man sie „Auto“ … aber English ausgesprochen … also so ähnlich wie „Aodo“. Als harte Verhandlungspartner, streckenweise stur, lenken die Fahrer die wendigen Gefährte durch den üblen Verkehr. Ich würde mal sagen, dass sich das Design in den letzten Jahren nicht / nur wenig verändert hat. Das Ding wird entweder barfuß oder mit Schlappen gefahren, neu ist, dass die Drivers mittlerweile auch alle ein Handy haben, entweder für Google Maps oder Uber / Ola oder für Sport und Bollywood.

Bei dem Vordermann geht man besser auf Tauchstation. Ich wollte ihn darauf ansprechen, dass die Straßenverkehrsordnung eine rote Fahne o.ä. dafür vorsieht, aber ich tat mich mit der Aussprache etwas schwer.
“ಒಂದು ಮೀಟರ್ ಉದ್ದವಿದ್ದರೆ ನೀವು ಕೆಂಪು ಧ್ವಜವನ್ನು ಹಾಕಬೇಕು“

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Freunde der veganen Küche und Hygiene-Nerds, Trigger-Alarm (!), vielleicht die folgende Bildersammlung doch besser überspringen. Das Vieh hängt bei 30°C den ganzen Tag am Rand ein Hauptverkehrsstraße.

.Diese farbenfrohe Deckenlampe hängt beim Chaiwala in der Nähe der Firma. In Deutschland wäre die Hölle los, zu Recht. Aber hier ist es einfach nur ein tausende Jahre alter Glücksbringer, den sich ein paar deutsche Großmachts-Psychopaten in den 1930-er Jahren angeeignet haben.

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Und sonst so? Viel mehr, als sich hier abbilden lässt! Mehrmals auf dem Motorrad hinten mitgefahren (Grüße von der Staublunge), zum ersten Mal Metro in Indien gefahren und endlich mal wieder Three Wheeler. Aufm Bauernhof gewesen, bei einer Moslem-Familie zum Abendessen auf der Erde gesessen (Grüße vom Knie), Probe-Alarm im Büro-Gebäude mit Räumung und Unterweisung erlebt, Probespiel fürs Cricket-Turnier morgen, diverse Stromausfälle, in Schlagloch getreten, umgeknickt, täglich in eiskaltem Meetingraum gehockt, erkältet, etc p.p.

Wird nicht langweilig

Aber so ist das in encredible India.

So, jetzt muss ich Schluß machen, morgen werde ich 07:00 abgeholt, 08:00 ist Antritt auf dem Cricket-Platz und ich mittendrin.

512) Ohne Saft nix los

„Ohne Moos, nix los“ heißt es so schön. Aber ohne Saft (elektrisch) wird es auch ganz schnell dunkel, da hilft auch das Moos nichts.

Einmal, zweimal am Tag fällt hier im Hotel in Bengaluru der Strom aus. Das ist erst einmal nichts Neues, gab es früher schon. In der Vergangenheit waren die Stromausfälle (Power Cuts) deutlich länger, teilweise hielten sie Stunden an. Da hatte man hat sich halt damit abgefunden, die Klimaanlagen liefen nicht mehr, der Kühlschrank hat es überlebt, wenn man ihn geschlossen hielt und zum Abend hin musste halt `ne Kerze her, um sich auf dem Subkontinent in die Augen schauen zu können. Im Fernsehen kam eh nichts gescheites, also auch kein Verlust, wenn der Flimmerkasten schwarz blieb.

Heute ist es deutlich anders. Die Power Cuts, die ich gerade erlebe, sind viel viel kürzer, so circa 5 – 10 Minuten, aber eine Kerze und Taschenlampe helfen mir nicht, wenn ich gerade in einem virtuellen Meeting hocke und anderen Leuten etwas erklären soll. Und selbst wenn der Strom dann wieder da ist, braucht die IT Infrastruktur eine gefühlte Ewigkeit, bis das WIFI wieder funktioniert, wenn es denn überhaupt wieder funktioniert. Am Freitag früh 8:00 Uhr gab es zum Beispiel einen Stromausfall, wo die Technik bis zum Mittag benötigte, um die Anmeldemaske fürs WLAN wieder anzuzeigen. Doch leider wurden meine Eingaben (Room-Number und Name) in der Eingabemaske immer wieder zurückgesetzt. Dann folgte das Wochenende, heute am Montag nun ein Feiertag und so rennt seit Freitag ein Hotel-Angestellter von Hotelzimmer zu Hotelzimmer, um 24-Stunden-Voucher an die Gäste zu verteilen, die er mit seinem Handy und One Time Password bestätigen muss.

Ich feile noch immer an der richtigen Taktik. Ist es besser, ihn morgens kommen zu lassen, damit ich bis zum Abend durcharbeiten kann oder soll er besser am Abend kommen, damit ich morgens ohne seinen Support starten kann? Wobei ich dann ja ein Drittel der 24 Stunden verschlafe. Ach, ist das alles kompliziert. Und eigentlich brauche ich auch drei 24–Stunden-Voucher, Handy, Tablet und Rechner wollen versorgt sein, die kennen das nicht anders. Das ist ihr gutes Recht 😉

Aber irgendwie ist so ein Stromausfall auch ganz praktisch, verschafft er doch einen Moment informativer Abstinenz. Und Hetzer können ihren geistigen Dünnschiss nicht ins Internet blasen!

In diesen Tagen wünsche ich mir Stromausfälle in Deutschland, ganz gezielt, an ausgewählten Stellen … im Rechnerverbund der AfD zum Beispiel. 

PS: Gerade ist der junge Mann wieder raus zur Tür, ich habe jetzt wieder 24 Stunden WIFI und kann damit auch diesen Beitrag hier abschicken.

100) Postkarte aus Bengaluru – 2

Wie schon in der vorigen Postkarte angekündigt, folgt die Jubiläums-Ausgabe Nummer 100 aus Bengaluru. Das ist dahingehend ganz lustig, weil auch die >erste Ausgabe dieser Postkartensammlung eben aus Bangalore stammte. Nur ist es halt schon wieder fünf Jahre her. Bevor es für mich ans Arbeiten ging, haben mich Kollegen durch die Stadt und das Umland gefahren und ich bin die ersten Runden „ganz allein“ durchs Viertel gestreift. Hier die ersten Eindrücke, wie immer keine Hochglanzbilder, sondern der Blick auf die zweite Reihe und auf Kuriositäten.

Die erste Peinlichkeit entstand, als ich zu blöd war, den Fernseher anzuschalten. Die Rezeption schickte jemand vorbei, der drückte auf den Hauptschalter der Steckdose, und guckte mich strahled an. Dann trampelte er auf der Stelle, was bekanntermaßen das internationale Zeichen für Trinkgeld ist. Als der Fernseher dann lief, musste ich feststellen, dass das Display kaputt war und lies wieder den Techniker kommen. Bevor der Techniker mit dem kaputten Fernseher aus der Tür verschwand, trampelte er wieder auf der Stelle. Als ich dann auf dem neuen Fernseher endlich etwas erkennen konnte, gab es eigentlich nur Bollywood und Lokalnachrichten, nur seltenst auf English.

Wir machten eine Tagestour ins nordwestliche Umland und besuchten einige Tempel. Da das in einem BMW X1 geschah, war das für mich natürlich sehr komfortabel. Allerdings wollten die Jungs das deutsche Gefährt auch einmal ausprobieren und schossen mit teilweise 170 über die 90er Landstraße, bei indischem (Gegen)Verkehr, indischen Schlaglöchern, Bodenwellen und Kühen. Zum glück gibt’s in Indien viele Götter, die man anrufen kann. Oder die BMW-Zentrale, um einmal herzlich Danke zu sagen, für solch straffe Bremsen.

Natürlich gibts in den Tempeln auch Affen und auch bei denen gilt … „Wer hat, kann hängen lassen.“

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Bei einem Tempel führten sie mich zu einer religiösen Opferspeise (Prasadam), und so saß ich dann mit hunderten Indern, einem metallenen Frisbee gefüllt mit Reis, Veggie-Sauce und süßer Flüssigkeit. Aber ohne Besteck. Und so brachten sie mir bei, wie man diese flüssigen Mengen mit der Hand in den Mund kriegt. Gar nicht so schwer.

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Beim großen Shiva Temple erwartete uns nicht nur ein schmucker Shiva, sondern auch tausende Menschen die aufs Gelände strömten. Wahnsinn. So was habe ich noch nie erlebt. Die gegen 19:15 Uhr angekündigte Laser Show verkniffen wir uns, weil wir sonst mit tausenden Menschen gleichzeitig noch Bangalore hätten zurückfahren müssen. Meine nagelneuen Federleicht-Schuhe stellte ich außerhalb des Geländes an der Mauer ab und glaubte sie schon verloren, aber sie standen noch da. Wieder etwas, worüber ich nachdenken muss.

Der Verkehr in Bengaluru ist wie immer … stockend und laut. Man baut an mehreren oberirdischen Metro-Linien, die sind alles Andere als hübsch, aber den Locals ist das Wurscht, wenn sie doch endlich nicht mehr im Stau stehen müssten. Hier ein >Soundfile von Montagmorgen 09:00 in der Nähe des Hotels, könnt ihr euch gern als neuen Weckton runterladen 😉

Eine Initiative an der Kreuzung ruft zum Umstieg auf Solarantrieb auf, um Sprit zu sparen. Hier geht man mit der Zeit und in den Geschäften gibt es keinerlei Plastiktüten mehr. Das ist auch dringend nötig, den Plastikmüll sieht man hier an vielen Ecken.

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Für den Weg in die Firma (13 km) plant man besser 1,5 –  2 h ein, so dass auch Homeoffice vom Hotel eine ernste Alternative ist. Um ordentlich arbeiten zu können, beschloss ich, den Fernseher als Monitor für meinen Laptop zu verwenden und mir einen Hoch-Tisch zu bauen. Dazu musste ich an die Verkabelung ran, HDMI Kabel ziehen und dabei stellte sich heraus, dass der Fernseher nur auf einer Schraube hing und die andere Seite auf indische Art (mit dem HDMI-Kabel) fixiert war. Durch mein gefummelt brach die Konstruktion zusammen, und der Fernseher hatte deutlich Schlagseite. Durch ausreichend sozialistische Prägung und diversen MacGyver-Folgen kann ich gut improvisieren, außerdem verreise ich nie ohne Karabiner-Haken und Spann-Gurt … und Koffer. Und fertig ist das Hotel-Office fürs gesündere Arbeiten im Stehen.

Das Fenster geht nach hinten raus, der Blick ist äußerst unspektakulär. Aber dafür ist es nachts relativ ruhig. Neben der Arbeit kann ich beobachten, wie zwei Arbeiter einen Funk-Mast demontieren, die Hälfte haben Sie schon geschafft, sie schützen sich mit einem Helm und Flip-Flops, sonst keine weiteren Sicherungen. Außer Gott natürlich.

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In Laufnähe habe ich eine Shopping-Mall, das ist sehr praktisch, gar nicht mal wegen des Shoppings, aber wegen des Foodcourts. So habe ich komprimierte Auswahl zu komprimierten Preisen. Hier z.B. ein Paneer Tikka Dosa (mit Paneer-Curry gefüllter Fladen) für satte 2,60 EUR. Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass Besteck fehlt. Stimmt. Das könnte ich sicher erfragen, aber ich esse auf die indische Art.

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Die Mall ist zwar sehr nah. Ich muss jedoch eine große Kreuzung überqueren, an der es keine Fußwege oder Ampeln gibt. Das ist jedes Mal ein Abenteuer, aber es gelingt mir schon besser. Ich glaube zwar nicht an Gott, aber daran, dass hier keiner Interesse dran haben dürfte einen Europäer zu überfahren. Zum Ende meiner Zeit hier, werde ich wie Ulrich Wickert über dem Place de la Concorde schweben.

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Heute zum Lunch wieder etwas aufgeregendes. Es gab „Dies und das – Namen vergessen“ auf Bananenblatt. Äußerst lecker, aber hier bemühte ich den Chef des einfaches Lokals dann doch um einen Löffel.

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Sehr praktisch. Keiner muss abwaschen und es braucht keine Papp-oder Plastik-Teller.

So, das war es erst einmal … more to come!

Grüße aus Bengaluru.

509) Hürdenlauf nach Bengaluru

Dass mein Nervenkostüm die letzten Tage vor Abreise extrem angespannt war, kann ich nicht leugnen … und das werden die mir nahe stehenden Menschen auch gemerkt / erlitten haben. Heut früh ging es los und es warteten dann doch so einige Überraschungen auf mich 😉

Kurz vor 06:00 Uhr marschierten wir los zur nahegelegenen S-Bahn. Die Ministerin für Familie, Kultur und Außenbeziehungen begleitete mich. Zwei Gepäckstücke rollten wir über den Berliner Asphalt, ein beliebtes Geräusch am frühen Morgen. Auf der Hälfte des Weges, kam mir die Frage in den Kopf, wo denn eigentlich mein Handy sei. Shit, das liegt noch an der Ladestation, der Akku ist schon sehr schwach. Ich bat die Ministerin schon mal weiter zu rollen, denn ich müsse nun zurückrennen. Tat ich auch, gut dass ich in Dänemark wenigstens zwei mal joggen war. Also zurück, hoch, Handy holen, runter und wieder zur Ministerin aufschließen und dann mit dem schweren Koffer die Treppe zur S-Bahn hoch. Hätte ich ein Belastungs-EKG dabei gehabt, hätte der Doktor Abbruch befohlen. Ein Minute verging und dann kam die avisierte S-Bahn. Das ging ja schon mal gut los.

Wir fuhren zum Berliner Ostkreuz, das Umsteigen zum Flughafen-Zubringer durchaus schon geübt, ich rollte der Ministerin hinterher zum Gleis 13. Da war aber gar nichts los außer „Kein Zug-Verkehr“. Die 13 ist keine gute Zahl. Sie checkte die App, „oh … Gleis 1 … sorry“. Also wieder flot, flot zum Gleis 1, bei Zieleinlauf war der Regio gerade eingefahren. Ich hoffte, das ginge jetzt nicht so weiter.

Die nächste Hürde war die Koffer-Abgabe. Obwohl der Lufthansa-Automat mich identifiziert hat, wollte er Buchungsnummer oder Ticket-Nummer von mir wissen … nerv. „Wie hat ihnen der Vorgang gefallen?“. Roter Smiley. Die heimische Kofferwaage zeigte 23,3 kg an, die offizielle am Flughafen könnte also auch 24 kg anzeigen und dann müsste ich meine Unterhosen auf dem Fliesenboden ausbreiten und Dinge in Berlin lassen. Doch die Waage zeigte glatt 23 kg, genau das Maximum. So kann es gern weitergehen. Läuft!

Die Sicherheitskontrolle passierte ich ohne Stress, das gab‘s nichts Aufregendes, außer dass ich auf einen Berliner Comedian in Jogging-Anzug traf, der wohl auch früh aufgestanden ist. Seinen Namen verrate ich hier nicht, Datenschutz … aber wir haben sicher Einiges gemeinsam.

Nach 08:00 Uhr begann es in Berlin zu schneien, was zwangsweise die nötige Enteisung der Maschine bedeutete … in „Berlin aber nicht routiniert eingeübt“ ist und deshalb noch einige Minuten länger dauern kann, so der Captain über Board-Lautsprecher. 60 Minuten waren es dann bis der Flieger endlich abhob. Erneut Puls. „Wir sind uns ihrer Anschlussflüge bewusst.“ Gut so.

Der Transfer in München lief flott, kurz vor Boarding fand ich mich am Gate L13 ein. Oh Oh, schon wieder eine „13“. Wir durften einsteigen, die Flugbegleiterin wollte Bordkarte, Pass und Visum sehen. Visum?? Hier in München? Hatte ich nicht in Papier. Nur ein verwackeltes Photo auf DEM Handy (siehe oben). Das reiche vollkommen aus … sie müsse nur das Ablauf-Datum sehen … das auf dem Photo natürlich … nicht zu sehen war. Shit. Ich also wieder raus aus der Schlange, Laptop hochfahren, Windows-Anmeldung passieren …“last call for Passangers to Bengaluru“ … und das blöde PDF suchen. Mit dem Laptop auf der Hand durfte ich dann einsteigen.

In der Kabine war schon „Indian high life“, die Fächer voll und ich hatte Stress mich zu sortieren. Endlich saß ich auf meinem Platz und wollte das der Familie kundtun. Aber mein Handy war … wieder … weg. Erneut Puls, Panik. Taschen, Jacken, Rucksack alles durchgesucht, auch das große Staufach vor meinen Knien. Nichts. Aber es musste an Board sein, 100 %, denn ich hatte im Flieger noch mal nach meiner Platz-Nummer gesehen. Ich bat den Nachbar um Licht und wir suchten den Boden und die Spalten zwischen den Sitzen ab. Nix. Das kann doch nicht sein … „Boarding completed“ … ohne Handy bin ich total … „Bitte nehmen sie ihre Sitzplätze ein“ … angeschmiert! Grüße nach Berlin Mahlsdorf. Panisch ging ich zur nächsten Flugbegleiterin und jammerte von meiner Not. Ob ich denn schon in den Jacken, Taschen, Rucksäcken gesucht hätte, fragte sie. „Ja, natürlich, fünf mal.“ Und in der Sitz-Tasche vor ihnen auch? „Natürlich, zigmal“. Um ihr das zu beweisen, tat ich es noch einmal … diesmal aber im kleinen Staufach und siehe da … mein Handy. 

Mir reicht’s wird für heute.
Schlimmer kann es heute nicht mehr werden.
Aber wehr weiß.

Noch 3 Stunden bis Bengaluru.
Bloggen bei 1.085 km/h …
Wowwwww

Nachtrag 06-01-24, 03:00 Uhr Indian Time
Wir erreichten Bengaluru 30 Minuten früher, mich erwartete ein herzensguter Kollege, hat mir sogar ein paar Starter besorgt, jetzt noch einen Absacker und dann ab in die Falle