81) Frust am Bau – 4

„Wunder geschehen, ich hab‘s gesehen, es gibt so viele Dinge, die wir nicht verstehen“ … hat Nena mal geträllert. Aber es gibt sie wirklich, selbst bei den Baustellen im Kiez.

Bei der Sporthalle um die Ecke (DDR-Standard-Bau), die vom vierten Quartal 2020 bis vierten Quartal 2022 umgebaut werden sollte, wird nun so langsam das Baumaterial abgeräumt. Vier (!) verdammte Jahre war das Ding nun geschlossen, weil ein kleiner Anbau hinzukam, eine Dämmung, ein Rollstuhlgerechter Zugang und gelbe Farbe. In der Zeit baut man in anderen Länder einen Flughafen.

Hier ein Bild aus Beitrag >Frust am Bau – 3 von März 2024, wo sie schon „fast“ fertig schien. Und daneben nun der aktuelle Anblick, bereits ohne Bauzaun.

Eine Grundschule in der Gegend bekommt seit Januar 2022 eine kleine Kantine angebaut. Seitdem wird das Parkverbot alle paar Monate neu gedruckt. Vermutlich von der Bau-Firma. In Frust am Bau – 2 aus Oktober 2023 stand 01.12.2023 aufm Zettel, in >Frust am Bau – 3 aus März 2024 war es der 31.05.2024, zwischenzeitlich stand er auf 11.10.2024, nun steht 17.01 2025 dran und auch hier beräumt man so langsam die Baustelle. Vermutlich ist die Druckerpatrone nun alle. Nach drei Jahren scheint der Fußweg doch wirklich wieder begehbar zu werden. Man glaubt es kaum.

Und weitere Veränderungen gibt es zu verzeichnen. Die Spur-Verengung, die seit mindestens April 2022 für Stau sorgte (siehe >Frust am Bau – 1), wurde doch glatt im Sommer aufgelöst.

Was ist geschehen? Sind die Bauvorhaben in der Liste nach oben gerutscht? Gab es einen Geldsegen? Lag‘s an meinen Beschwerden beim SPD-Ortsvorsteher?

Nee. Glaub‘ ich alles nicht. Wenn ihr mich fragt, hat das die Natur selber geregelt. Alles nur eine Frage von Zeit und Erosion. Man muss nur lange genug warten, dann verschwinden Dinge von ganz allein.

Und um so länger es dauert, um so mehr Gründe finden sich. Corona, Inflation, Fachkräfte … im Zweifel ist der Putin Schuld oder der Habeck von den Grünen. Das geht doch immer.

383) Klebegeister

Folgt man der echauffierten Diskussion um die Prima-Kleber, könnte man meinen, wir befinden uns im Sommerloch oder im Kindergarten.

Natürlich kann man über die Form des Protestes diskutieren und wenn man in einem solchen Stau steht, ist das in dem Moment vielleicht nicht lustig. Aber es wird ja so getan, als gäbe es sonst überhaupt keinen Stau in der Stadt und als würde hier nicht jeden Tag für oder gegen etwas demonstriert. Und wenn eine Feuerwehr einer 4-Millionen-Stadt nicht in der Lage ist, einen Stau zu durchfahren, dann liegt das doch bitte an der inkompetenten Verkehrsführung oder an den Autofahrern, die zu blöd sind, eine Rettungsgasse zu bilden. Man will mir doch wohl nicht im Ernst erzählen, dass eine handvoll Klima-Aktivisten, die an einer Brücke hängen, die Bundeshauptstadt lahmlegen! Da muss ich mir ja echt Sorgen um mein Leib und Wohl machen.

Jetzt wo Berlins Polizeipräsidentin angeblich eine „extreme zusätzliche Arbeitsbelastung“ durch die Klebeproteste beklagt, dann sollten wir besser wegziehen. Denn es steht schlecht um die Hauptstadt der Jammerlappen. Hier braucht man 14 Jahre um einen Flughafen zu bauen, man kann nicht mal eine Bundestagswahl ordentlich durchführen und dann ist man ist solchen Klebegeistern hilflos ausgeliefert und kriegt das große Heulen.

Wenn neben B.Z., BILD & Co dann noch öffentlich-rechtliche Medien solch einen Stuss zitieren und das Geschehen noch anheizen, ist das sicher nicht hilfreich

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/11/berlin-polizei-polizeipraesidentin-klimaproteste-mehrarbeit.html

Besetzt Greenpeace in der Nordsee ein Ölplattform, dann finden wir das großartig, wenn sich aber Menschen dem Berliner Autoverkehr entgegensetzen, dann kriegen die Leute in den Autos einen Tobsuchtsanfall, auch wenn vermutlich zwei Drittel der Fahrer/innen echt nicht auf‘s Auto angewiesen wären.

Und dann kann sich sogar halb Deutschland drüber aufregen, egal ob es vor Ort überhaupt eine nennenswerte Kreuzung oder Brücke, geschweige denn ein Gemälde gibt. Dann quasselt man von Gewalt, von Nötigung, gar von Terror. Ich geh‘ kaputt.

Also wenn sich der deutsche Angstbürger da schon in die Hosen macht, dann will ich mir gar nicht ausmalen was passiert, wenn es hier mal zu ernsthaften Klima-oder Energiebedingten Ausfällen in der Infrastruktur kommt.

Wie sollen wir als Gesellschaft, all die dicken Bretter bohren, die da vor uns liegen, wenn uns so etwas schon an den Rand der Verzweiflung bringt. Den Deutschen muss man gar nicht dem Gashahn oder Atomkrieg drohen, es reicht schon, wenn sich ein paar Typen auf der Straße festkleben und wir machen uns selbst fertig.

Ich bin entsetzt … und enttäuscht.

Die Jungs von „Lage der Nation“ haben das in Folge 311 ab Minute 1:11:30 mal juristisch auseinandergenommen. Hörenswert!

https://lagedernation.org/podcast/ldn311-lindner-zu-tempolimit-bereit-interview-hoffnung-bei-us-midterms-wirtschaftsweise-fordern-steuererhoehungen-rechtslage-klima-blockaden-300-mio-verpulvern-fuer-konnektoren-synopsen-auf-bu/