722) Geschichten vom Techno-Dino – Vol 3

What? Seit >Geschichten vom Technodino – Vol 2 zwei sind nun schon wieder zweieinhalb Jahre vergangen? Wow. Die Zeit rennt, die Technik erst recht, aber manche Dinge bleiben eben auch stehen.

Heute geht’s mir darum, wie Technik unsere Sprache, aber auch unsere Gesten, Symbole und Gewohnheiten, noch bis heute beeinflusst. Selbst wenn sie längst nicht mehr existiert. 

„Jemanden an die Strippe bekommen“ bedeutet immer noch, jemanden telefonisch zu erreichen, obwohl die meisten Telefone längst keine Strippe mehr haben. Das private Festnetztelefon ist seit Jahren schnurlos. Schon allein der Begriff Festnetz

Man verspricht gern, später noch einmal „durchzurufen“ oder sich zu „melden“. Auch das ist völliger Blödsinn. Man muss weder die Hand heben, noch die Dame vom Fernmeldeamt bemühen, und „rufen“ muss man erst recht nicht, obwohl manche Fahrgäste in der Bahn immer noch glauben, dass es hilft.

Wenn ich jemandem wortlos signalisiere, dass ich ihn anrufen werde, spreize ich Daumen und kleinen Finger ab und halte diese Geste ans Ohr, wie ein alter Telefonhörer. GenZ hingegen hält sich ein imaginäres Knäckebrot an den Mund. Andere Zeiten, andere Hörer.

In Outlook spricht Microsoft immer noch von Postfächern. Der Speichern-Button in Office wird weiterhin durch ein Diskettensymbol dargestellt. „Was ist eine Diskette?“ fragen mich die Kids. Es ist schwer zu erklären.

Wenn man einer Schrift mehr Kraft verleihen soll, dann macht man sie „fett“, ein Begriff, den man heute kaum noch unkommentiert stehen lassen kann. Und das Gegenteil heißt dummerweise auch noch „normal“, und nicht etwa „dünn“. Auweia, zum nächsten Punkt bitte.

Die Festplatte heißt immer noch C:. Und das C steht natürlich nicht für Cloud, sondern schlicht deshalb, weil A: und B: früher für Diskettenlaufwerke reserviert waren. Also blieb C:. Logisch.

Ich spreche weiterhin von Bookmarks, während die jungen Leute um mich herum von Favoriten reden. Für mich ist das ein riesiger Unterschied: Ein Lesezeichen bedeutet nicht automatisch, dass es auch ein Favorit ist. Jemanden zu kennen, heißt schließlich auch nicht, ihn zu bevorzugen.

Bevor ich mich in Excel oder Word auf die nervige Suche nach Buttons mache, die Microsoft mal wieder verschoben hat, feuert mein Gehirn zuverlässig etwa 30 Shortcuts ab. Urgedächtnis aus frühesten Windows-Jahren.

Und während Kollegen mit Zweit- oder Drittmonitor arbeiten, sitze ich mit nur einem Bildschirm da und hüpfe fröhlich mit ALT+TAB durch die Anwendungen – eine Tastenkombination, die ich schon aus Windows 3.11 kenne. Das gab es auch noch keine vermüllten Desktops, weil es keine Desktops im Computer gab.

So, ich mach jetzt mal Feierabend

Alt+F4

Rundgang durchs Museum. Abteilung Techno-Dinosaurier:

431) Geschichten vom Techno-Dino – Vol 2

Die ersten PC‘s die ich unter die Finger bekamen, gehörten zur 386-er und 486-er Prozessor-Familie. Das Floppy-Laufwerk hielt gerade Einzug, vom Internetz war noch nichts zu sehen und die Datenblätter lasen sich im Prinzip wie heute. 8 Arbeitsspeicher, 250 Festplatte. Nur waren es damals eben Mega Byte statt Giga Byte. Das war das Zeitalter, als Excel bei Zeile 64.000 ein Ende hatte und das berühmte „Kreuz“ mit dem man heute Windows-Anwendungen schließen kann, noch nicht erfunden war. Aber wir waren jung und ganz vorn dran. Heute jedoch, fühle ich mich manchmal wie ein Dino. Ein Techno-Dino.

Und weiter geht’s mit gesammelten Gesprächsfetzen:

Ich bitte das große Kind, mir doch eine Postleitzahl aus meinem Handy zu fischen.
Techno-Dino: „Geh mal bitte in mein Telefonbuch und such‘ mir die Postleitzahl der Omma.
Großes Kind: „Telefonbuch? Papa, das heißt Kontakte.“
Techno-Dino: „Ah ja“

Der Stammhalter benötigt etwas Hilfe bei PowerPoint. Vor Computer-Erfahrung nur so strotzend, rate ich zu gelegentlichem Speichern.
Techno-Dino: „Und drück‘ zwischendurch immer mal wieder auf das Disketten-Symbol.“
Stammhalter: „Häh? Was für ein Symbol?“
Techno-Dino: „Na den Button links oben, mit der Diskette drauf.“
Stammhalter: „Weiß nicht was du meinst.“

Ich will wissen, wann wir kürzlich in Saarbrücken waren und blättere durch meinen Handy-Kalender.
Großes Kind: „Was suchst du?“
Techno-Dino: „Den Tag als wir in Saarbrücken waren. Find‘ ich nicht mehr im Kalender.“
Großes Kind: „Ich hab ihn.“
Techno-Dino: „So schnell? Wie?“
Großes Kind: „Einfach Fotos zurückgeblättert.“
Techno-Dino: „Schlaues Kind.“

Ich muss was mit dem Bruder besprechen und wähle WhatsApp als Kanal. Kostet ja nix im WLAN. Wir bereden, was zu bereden ist und kommen so langsam zum Schluss
Techno-Dino: „Na jut, dann mach’s mal fein.“
Bruder: „Ja du ooch. Bis bald mal wieder.“
Techno-Dino: „Na denn.“
Bruder: „Joh“
Techno-Dino: „Wie legen wa‘ denn jetz‘ hia wieder uff?“

In meiner neuen Abteilung stellt sich jede Woche ein Kollege/in mit einem kurzen Steckbrief vor. Virtuell natürlich. Irgendwann waren wir die Reihe durch und es ergab sich folgender Wortwechsel.
Chef: „Who will present next time?“
Mitarbeiter: „We are through, no one left.“
Techno-Dino: „We could start again, but then may be with the B-Sides.
… Mit dieser kreativen Formulierung wollte ich ausdrücken, dass es ja vielleicht noch weitere interessante Stücke gäbe. So wie halt auf der B-Seite einer Schallplatte oder Musikkassette …
Mehrere Augenpaare unter 30 Jahren schauen mich fragend an.
Mitarbeiter: „B-Side? Never heard. What‘s that.“

Ich glaub’ ich werd‘ alt.

Rundgang durchs Museum. Abteilung Techno-Dinosaurier:

430) Geschichten vom Techno-Dino – Vol 1

Ich möchte mich durchaus als technisch aufgeschlossenen Menschen bezeichnen. Ich stelle mich zwar nicht des Nachts vor ein Apfel-Geschäft und muss auch nicht jeden Scheiß mitmachen, aber wenn die Technik Sinn macht, bin ich gern dabei.

Wer gern noch mal nachlesen will, bitte gern —> Aus der digitalen Mottenkiste. 

Aber manchmal komme ich mir dann halt doch vor wie ein alter Techno-Dino. Hier fünf gesammelte Kommunikationsfetzen der letzten Zeit. Weitere werden folgen 😉

Großes Kind: „Kannst mir mal die Mail-Adresse sagen?“
Techno-Dino: “sowieso@yahoo.de“
Großes Kind: „Jahu … was? Wie schreibt man das?“

Techno-Dino: „Wie soll ich dir das schicken? What’s App, Threema, Mail?“
Stammhalter: „Mail? Nee, da guck‘ ich nich‘ rein.“

Zusammen mit dem großen Kind blättere ich im Papier-Katalog des Wein-und Spezialitätenlieferanten aus der Toskana.
Techno-Dino: „Als du noch klein warst, da waren wir mal dort. Haben einen Bollerwagen voll Wein gekauft, habe dich sogar oben auf die Kisten gesetzt.
Großes Kind: „Echt? Sieht schön aus da.“
Techno-Dino: „Ich glaube ich bestell‘ uns was schönes.“
… in diesem Moment rutscht der Bestellzettel aus dem Katalog und fällt zu Boden …
Großes Kind: „Wie? Kann man das einfach so ausfüllen?“

Ich gehe mit dem Stammhalter zum roten Elektro-Markt, will mich nach einem Headset umschauen. Der Stammhalter zeigt mit der Hand ans andere Ende des Ladens.
Stammhalter: „Da lang. Headsets. Da steht‘s.“
Techno-Dino: „Häh? Wo denn?“
Stammhalter: „Na daaaaa! Auf dem Schild steht‘s doch.“
Techno-Dino: „Mein lieber Sohn, da steht Herdsets“.
Stammhalter: „Was ist das?“

Seit Jahren bekommt die kleine Omma immer eine Postkarte von uns aus dem Urlaub. Manchmal gelingt es mir, diese Aufgabe an die mitreisende Jugend abzudrücken.
Techno-Dino: „Magst du die Karte schreiben?“
Großes Kind: „Kann ich machen.“
Techno-Dino: „Ach und dann noch die Marke draufpappen.“
Großes Kind: „Schreiben tu ich gern, aber ich leck‘ die Dinger nicht an.“

Fortsetzung folgt …

Rundgang durchs Museum. Abteilung Techno-Dinosaurier:

201) Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 3

Ding Dong. Bitte alle einsteigen, wir reisen noch einmal zurück ins letzte Jahrtausend. Es muss 1996 oder 1997 gewesen sein, da entdeckte ich ein Icon auf meinem Arbeitsrechner, dass nannte sich Netscape Navigator*.

Nach einem Doppelklick öffneten sich mehrere Seiten Text und Bilder, die Produkte und Filialen meines Brötchengebers beschrieben. Da dämmerte es mir, dass das wohl dieses „Internet“, das Tor zu Welt sein musste.

Erinnerungen:

  • Die Internet-Adressen von anderen Firmen konnte man nur raten und man musste noch jedes Mal die nervigen Buchstaben http://www. davorschreiben. Dann hangelte man sich einfach von Link zu Link. Unsere Mausfinger mussten aber noch lernen, dass ein einfacher Klick im Internet bereits ausreiche und ein Doppeklick nicht unbedingt schneller ans Ziel führt.
  • Yahoo* galt als das Einstiegstor ins globale Dorf und ordnete Websites nach Kategorien, bei Excite* konnte man sogar nach Schlüsselwörtern suchen. Hatte man dann eine interessante Website gefunden, wurde die erst einmal „gebookmarked“, denn es war sehr unsicher, ob man die je wiederfinden würde.
  • Die Verwaltung der eigenen Bookmarks war eine Wissenschaft für sich, jeder entwickelte für sich ein anderes System und wehe, die waren bei einem Browser-Update mal weg. Da war man verloren. Kein Mensch würde sich heute den Aufwand machen, hunderte von Bookmarks / Favoriten zu pflegen.
  • Das private Surfen in der Firma war ein Vergehen und wurde schwer geahndet. Ich erinnere mich an einen Fall, da wurde ein Mitarbeiter abgemahnt, weil der vom Dienstrechner auf Schmuddelseiten unterwegs war. Und da so eine Abmahnung ja auch hieb-und stichfest sein muss, zitierte die Personalabteilung genüsslich die „schärfsten“ Internet-Adressen aus den Server-Logs.
  • Aber man musste ja quasi in der Firma surfen, denn von zu Hause war das eher eine Qual. Mit einem 56k-Modem wählte man sich quietschend ins Netz (den Klang vergesse ich nie) und war derweil nicht per Telefon erreichbar. Um das Surfen zu beschleunigen, konnte man das Laden von Bildern deaktivieren, das Ergebnis sah dann zwar etwas zerstört aus, aber eine Postleitzahl konnte man auch ohne Bilder suchen.
  • Irgendwann begann ich dann selber Webseiten zu basteln. Mit dem html-Gefummele wurde ich aber nie so richtig warm, deshalb war ich dann froh als die ersten WYSIWYG-Editoren zu bekommen waren. Ich erinnere mich da an MS Frontpage* und Adobe Golive*, mit denen ging das schon viel schneller zur Hand. Texte und Bilder konnte man so komfortabel einbauen und es gab „coole“ Effekte wie blinkende Texte, routierende Icons, animierte GIFs. Aber es galt eine Faustregel: Solche Bilder sollten unter 30KB Größe bleiben, um die Nerven der Leser mit schlechter Internetverbindung zu schonen. 30KB für ein Bild(!)
  • Ein Kumpel riet mir, doch mal in einem Chat mitzumachen. Da betrat man einen virtuellen „Raum“ und konnte anonym mit wildfremden Leuten schnattern. Die versierten User hatten schräge Tastenkürzel drauf, um ihre Emotionen auszudrücken. Klammern, Semikolons, Punkte und Doppelpunkte wurden so angeordnet, dass dabei kleine Gesichter entstanden und davon gab es etliche Kombinationen zu lernen.
  • Handel und Dienstleistung diskutierten eifrig, ob man denn auch Produkte über diese Webseiten verkaufen könnte. Da gab es Unternehmer, die weigerten sich doch glatt, die Verkaufspreise ins Internet zu setzen, denn das machte ja die eigenen Kalkulationen transparent und würde von der Konkurrenz ja dann auch gesehen. Diese Firmen sind heute mega-transparent … weil es sie nicht mehr gibt.

Tja …  damals … Mitte der Neunziger Jahre … als das Internet wirklich noch „Neuland“ war. 😉

*) eingetragene Warenzeichen, deren Nennung im Text nötig war, ich kriege aber kein Geld von denen

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200) Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 2

Und weiter gehts auf der Reise ins letzte Jahrtausend, in eine Zeit mit „Personal-Computern“, aber ohne Smartphone und ohne Internet fürs Volk. In 1994 und 1995 bekam ich immer PC’s unter die Finger. Die Büchsen standen im Büro herum und ich hatte den Eindruck, dass viele nicht so richtig wussten, was man mit denen anstellen konnte. Aber die Azubis und Studenten in der Firma spielten an allem herum, veränderten Einstellungen und reizten die Kisten aus bis an ihr Limit.

Ein paar Eindrücke:

  • Die Rechner mit denen ich zu tun hatte, hatten „schon“ 486-er Prozessoren. Die mittelgroßen 5 1/4“-Disketten konnte man zwar nicht mehr reinschieben, dafür aber die kleinen 3 1/2“-Varianten mit sage und schreibe 1,44 MB Speicherkapazität. Da musste man schon kreativ werden beim Speichersparen. Ein durchschnittliches Handy-Foto heute hat schon locker 3 MB.
  • Die Festplatten hatten ungefähr 120 MB (!), der Arbeitsspeicher 4 oder 8 MB. Auf diesen Kisten lief Windows 3.11 und noch die entsprechenden Programme wie WinWord 2.0 und Excel 3.0. War ein Update nötig schob man nach und nach bis zu 30 Disketten in den gierigen Schlund. „Bitte legen Sie Disc 23/30 ein“. Und wehe eine von denen ging mal verlogen oder kaputt. Updates liefen nicht „so nebenbei“, nein man glotzte ewig auf den Prozentbalken und rauchte nebenbei Zigaretten. Ja, im Großraum-Büro! Benötigte man Hilfe von der „DV-Abteilung“ tat man besser dran, ein paar Flaschen Cola zu besorgen, denn diese Sitzungen konnten gut und gern 2-3 Stunden dauern und der Kollege musste ja bei Laune gehalten werden.
  • Vieren-Scanner wurden per Diskette verteilt und waren damit schon grundsätzlich veraltet. Allerdings konnte man sich Viren ja auch nur über fremde Disketten einfangen. Plug & Play gab‘s noch nicht, wollte man einen Drucker anschließen, musste der nötige Treiber per … na was wohl … ja per Diskette installiert werden.
  • Die Monitore waren echte Trümmer, aber mit 14 Zoll schon recht „komfortabel“. Anfänglich noch schwarz/weiß, gab es sie dann auch mit Farbe. Schon schöner irgendwie, aber die Laserdrucker druckten ja nur schwarz/weiß, im besten Falle grau. Torten-Diagramme in Excel färbte man nicht ein, nein man musste sie mit Schraffuren versehen, um die Tortenteile besser drucken zu können.
  • Powerpoint-Präsentationen druckte man auf schweineteuren Folien aus und nahm sie in einem Dicken A4-Ordner mit zum nächsten Meeting. Dort legte man die Kunstwerke dann auf einen Overhead-Projektor und fuchtelte während der Präsentation mit einem Zeigestock herum.
  • Excel hatte nur ca. 64.000 Zeilen, man gab den Zellen keine Farben sondern Muster. Mit Excel 4.0 konnten wir schon Makros schreiben, mit Excel 5.0 kam erst der Auto-Filter (wenn ich richtig erinnere), ohne den wir doch heute aufgeschmissen wären.
  • Einen Windows Desktop gab es nicht, man hatte keine Oberfläche, die man zumüllen konnte. Es gab einen Datei-Manager und einen Programm-Manager. Dateinamen durften nur 8 Stellen lang sein, die Dateiendung musste beim Speichern zwingend mit eingegeben werden, die Programme konnten das  noch nicht von allein.
  • Irgendwann kam dann das „Netzwerk“ hinzu. Ein Druckserver konnte schon mal mehrere Stunden flach liegen, irgendwann fing der große Drucker dann wie von Geisterhand an zu drucken. Dann konnte man via X.400 bald elektronische Nachrichten verschicken, incl. Anhang! Das dauerte gern mal ein paar Stunden, viele Nachrichten gingen verloren.

Und dann, eines Tages, erschien ein neues Icon auf dem Rechner. Es nannte sich Netscape Navigator. Mehr dazu im nächsten Beitrag 😉 … dann erzählt der Märchen-Onkel hier von seinen ersten Ausflügen ins Internet.

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199) Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 1

Auch wenn die Technik nach 14 Monaten Homeoffice hier und da mal zickt, ist es eigentlich schon erstaunlich, wie autark und unabhängig das heute alles aus der Ferne funktioniert, oder? Das war „früher“ ganz anders und in den letzten Tagen denke ich öfter mal dran.

Meine ersten Kontakte zu Bürotechnik hatte ich Anfang der 90-er Jahre. Und da war schon ersichtlich, dass da ein großer Umbruch bevorstand.

Ich krame mal in meiner digitalen Mottenkiste und lasse euch über zwei Beiträge teilhaben. Garantiert Viren-frei!

Damals, zum Ende des letzten Jahrtausends:

Manche Mitarbeiter hatten ein eigenes Telefon, manche hatten gar keins oder der „Fernsprechapparat“ stand auf einem Schwenkarm und konnte somit zwischen zwei Arbeitsplätzen pendeln. Wollte man jemanden in der Firma anrufen, nahm man das interne Telefonbuch zur Hand. Diese wurden regelmäßig neu gedruckt und verteilt, denn Mitarbeiter kamen und gingen.

In irgendeiner Ecke standen Fax-Gerät und Kopierer. Faxen und Kopieren waren die Aufgaben, die man am liebsten uns Azubis aufdrückte. Meine Güte, ich habe ganze Wälder weggefaxt und verkopiert. Meistens interne Informationen an die Mitarbeiter, die dann in zig Ausfertigungen eingetütet und über die Hauspost verteilt wurden.

Formulare (z.B. Urlaubszettel, Krankmeldungen) waren aus Durchschlagpapier. So gab’s eine Fassung für den Mitarbeiter, eine für den Chef und eine für die „PersA“. Eingegangene Fremdrechnungen musste ich an bestimmten Stellen (ich glaube es waren neun) mit festgelegter Farbe unterstreichen, damit es die Datenerfassungsstellungsstelle einfacher hatte.

Es gab „Datensichtstationen“ (Typ 9756), die steuerte man nur mit der Tastatur und man musste sonderbaren Kommandos beherrschen. Damit die Arbeit etwas flinker vonstatten ging, konnte man diese Kommandos auf die unzähligen P-Tasten der Tastatur programmieren. Wie ein Klavier-Virtuose drückte man also nach und nach gewisse Tasten und automatisierte somit wiederkehrende Abläufe. Anschließend drückte man die DÜ-Taste und veranlasste die Datenübertragung an das 500 km entfernte Rechenzentrum.

Am nächsten Tag spuckte dann ein riesiger Nadeldrucker (unter eine Schallschluckhaube) meterweise Endlos-Papier aus. Das zerriss man dann an den perforierten Stellen, legte es den Kollegen auf den Tisch, die das dann wiederum säuberlich abhakten und in Leitz-Ordnern ablegten. Das „Backup“ der Eingaben des Vortags sozusagen.

Musste mal in der Vergangenheit gekramt werden, wurde ich entweder ins Archiv im Keller geschickt oder durfte mich im Büro ans „Microfiche Lesegerät“ setzen. Das war großartig. Man legte eine Filmkarte auf einen Glas-Träger und hatte somit auf hunderte DIN A4 Seiten Zugriff, die dann auf einem Bildschirm vergrößert und lesbar gemacht wurden. Und wehe, man sortierte die Karte nicht wieder an der Stelle ein, wo man sie rausgezogen hatte. Das gab Ärger.

Nach und nach wurden auf den Schreibtischen immer mehr PC‘s aufgestellt. Aber dazu dann mehr im nächsten Beitrag … da erzählt der nette Märchen-Onkel hier weitere spannende Geschichten über Excel 4.0, Win 3.11 und Floppy-Disks von 1,44 MB Speichervolumen …

—> Aus der digitalen Mottenkiste – Teil 2

186) Mach‘ mal das Fenster zu

Wer mit der Technik etwas mehr vertraut ist, hatte sicher schon mal das Vergnügen, im Kollegenkreis oder in der Familie auszuhelfen, wenn es darum geht, widerspenstigen IT-Monstern die Schranken zu weisen.

Wirklich hohes Unterhaltungspotenzial bekommt das Ganze, wenn man es aus der Ferne macht.

Zum Beispiel, wenn man dem Hilfesuchenden Instruktionen durchgibt und sich dann bildlich vorstellt, was er/sie daraufhin tut ;-):

  • Da muss jetzt ein „Code“ auf dem Handy erscheinen
  • Gib mal deinen „Code“ in die Maske ein
  • Gehe mal einen Schritt zurück
  • Mach‘ mal das Fenster zu
  • Nach rechts wischen
  • Schieß‘ den mal ab
  • Geh‘ mal da raus
  • usw

Und es gibt da auch Äußerungen des Hilfesuchenden, die dem Helfenden eine Panik-Attacke und schweißnasse Hände verschaffen:

  • Häääääähhh, was is‘n jetzt los?
  • Einen Versuch habe ich noch
  • Jetzt isses auf einmal weg
  • Jetzt macht der irgendwas
  • Das gibt‘s hier aber nicht
  • Ich hab‘ nichts gemacht
  • Das war vorher nich‘ so
  • Da is‘ jetzt so‘n Ding
  • Wo is‘n das jetzt hin
  • oh … also …

Egal an welchem Ende der Leitung ihr gerade sitzt, bleibt stark 😉
Alles wird gut!

T.