723) Besinnungsloses Couch-Einkommen

Der hochbezahlte Amazon-Chef hat mal wieder etwas zu KI und der Auswirkung auf die Arbeit gesagt: Hier ein Abriss auf Spanisch (https://www.eleconomista.es/) und hier auf Deutsch (https://www.msn.com)

Beide sagen aber im Prinzip in Kurzform:

„Routine- und Ausführungsaufgaben sind gefährdet, aber menschengemachte Kreativität und Erfindungsgeist bleiben unersetzlich.“

Also, um so ein flaches Ding rauszuhauen, da muss man kein Multi-Milliardär sein, da hätte ich auch noch hingekriegt.

Natürlich hat er recht, dass KI deutliche Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt haben wird. Ganze Berufe oder Tätigkeitsfelder werden ersetzt, da besteht gar kein Zweifel. Aber das ist auch nicht gleich morgen der Fall und ganz so neu ist das dann auch alles wieder nicht. Gezielte Automatisierung, besonders in der (Serien-)Fertigung, gibt’s seit Jahrzehnten schon, natürlich wird heute kein Auto mehr per Hand aus einem Stück gemeißelt, das machen Roboter, mit viel besserer Qualität und höherer Stückzahl. Und standen die Kfz-Schlosser am nächsten Tag alle beim Arbeitsamt? Nein, weil das ein Prozess ist, der sich hinzieht und im besten Fall geht er synchron mit dem Ausscheiden älterer Arbeitnehmer einher. In Büro’s gab es auch schon immer Automatisierung, seit Erfindung der ersten Großrechner oder PCs erledigt Software repetitive Tätigkeiten. Niemand wird diese Errungenschaften ernsthaft zurück drehen wollen.

Die generative KI, die nun auf der Matte steht, ist dahingehend besonders, weil sie einen extremen Wissensschatz hat, sehr wortgewandt ist und eigene Lösungsstrategien entwickeln kann. Und auch die Robotik wird lern-und selbständiger und macht erste Schritte auf unbekanntem und chaotischem Terrain. Ihr könnt ja in der Suchmaschine des Vertrauens mal nach „Unitree* Roboter“ suchen

Damit steigen die Chancen, nach Fensterputz-und Saugrobotern und auch endlich einen Socken-Robo, Geschirrpül-Bot und Bügel-Assistant zu bekommen. Dann gibts nur noch was für die Kreativen zu tun, der ganze Rest  kriegen endlich das Grundeinkommen und kann sich den ganzen Tag durch die Shopping-Portale klicken.

PS1: Unitree Robotics ist eine Roboter-Firma. Ich kriege keine Geld von denen oder stehe in irgendeiner Beziehung zu dem Laden. Zumindest noch nicht …

PS2: Titelbild via ChatGPT

695) Shoppen und Fliegen

Wer am Flughafen Singapur mehr Zeit hat, als einem lieb ist, dem kann ich nur raten, sitz‘ nich’ blöd rum, verdadell‘ nicht die Zeit, sondern schau’ dich um.

Erst recht, wenn du im Terminal 1 hockst, denn da ist das „Jewel“ gleich um die Ecke.

Das Jewel ist eine Mischung aus Shopping-Center, Tropical Island und Tobewelt. Klar, kann man fragen, ob das alles sein muss, aber architektonisch, logistisch und überhaupt … tisch, ist das schon echt ein Knaller. Das stellt selbst den Aquarium- und Ski-Pisten-Zirkus in >Dubai in den Schatten.

Wer sich für den Bau an sich interessiert, kann ja mal >hier klicken für Google-Bilder, ansonsten gibts es hier ein paar Schnappschüsse und Bemerkungen.

Der Gebäudekomplex ist ringförmig angelegt, hat ungefähr fünf Etagen.

Im „Innenhof“ haben sie einen riesigen Tropenwald angelegt und Wasser, was aus dem Dach fällt … suche nach Worten … und an einen gigantischen Ausguss erinnert …

… und eine Bahn fährt auch noch mittendurch. Ja, warum auch nicht.

Die meisten Menschen stehen da, staunen und machen Selfies. Andere machen in der Zeit Pilates.

Wer Hunger hat, findet zwei Etagen voller Food Courts, es gibt nichts, was es nicht gibt. Mit Kopp, ohne Kopp.

Im obersten Geschoss findet man eine Art Dschungel-Kletterpark und auch sonst gibt es für Kinder (und deren Eltern) jede Menge Halli-Galli in den Shops und auf den Gängen. Das meiste davon funktioniert virtuell, elektronisch … ich habe einen Erwachsenen gesehen, der lehnte an einer Wand und spielte auf drei Handy‘s Pokémon … parallel

Alle bekannten Marken betreiben ihre Shops dort, nur kaum einer geht da rein. Auch Gesundheit und Erholung wird zum Thema … und zu Geld gemacht. Egal ob Massage für den Körper oder sogar für die Augen …

Aber irgendwann muss man dann auch mal zum Check In und dann trifft man im Terminal 1 auf diese riesige Menge an Check In- und Koffer-Automaten. Das Schalter-Personal ist in Rente … oder verkauft mittlerweile Massage-Sessel oder Pokémon-Kuscheltiere …

Blick in die Zukunft ???

104) Doch noch nicht ganz blöd – Vol 3

Die folgenden Zeilen kommen leider nicht ohne die Nennung von Markennamen aus. Eigentlich widerspricht es den Statuten dieser Privat-Bloggerei hier, aber es geht nicht anders. Disclaimer vorab: Ja, ich habe einzelne Bekleidungsstücke von denen, aber alles selber bezahlt und nichts davon besonders hervorzuheben.

Die Mittags-Hitze Melaka‘s treibt uns in ein Shopping-Center. Während die XX-Exemplare unserer Reisegruppe in einem der Shops verschwinden, mache ich mich mal auf den Weg zum Klo. Vorsorglich.

Ich laufe an den Shops von „Sketchers“, „Puma“, „Vans“ vorbei und eine Etage tiefer noch an „Adidas“ und denke mir so: „Mensch, das solltest du mal dem Stammhalter stecken. Da findet der bestimmt etwas“. Das Klo finde ich nicht und eigentlich ist es auch unnötig, denn in Malaysia braucht man kein Keramik, man verdampft die Getränke einfach über die Haut. Also laufe ich zurück zum Stammhalter. „Du, ich habe Shops von „Sketchers“, „Puma“, „Vans“ und „Adidas“ gesehen. „Cool, lass uns gehen“ … erwidert der und ab geht’s.

Wir finden den „Adidas“-Store. Aber nichts spricht ihn an. „Du, hier gibt‘s auch noch einen Store von „Sketchers“, „Puma“ und „Vans“ … gleich hier nebenan … irgendwo“, sage ich. Aber die Shops sind verschwunden. „Ich bin doch nicht blöd man, die waren doch eben noch hier“, fluche ich. Das Schlimmste wäre jetzt, wenn der Stammhalter „Is’ nich’ schlimm Papa“ sagen würde … was er dann auch tut. Danke.

„Hey und wenn wir hier da ganze Nacht durchs Center laufen, wir finden diese Shops“, behaupte ich selbstbewusst. Und wir laufen und laufen, zwar nicht die ganze Nacht, doch beachtliche Zeit. Leider finden wir die Shops nicht, und keine Info-Tafel, keine Service-Kraft die wir fragen könnten. So langsam zweifele ich an mir selbst.

“Und wenn die Shops vielleicht oben im Erdgeschoss sind“, fragt der Stammhalter …?„

Öhm, ja … also hätte ich die erste Hälfte des Beitrags hier genauer gelesen, wäre ich auch drauf gekommen.

Es gibt sie also doch … und ich bin noch nich‘ ganz blöd …

539) Screenschrott 6 – Bunte Mischung

Ach ja, einen Screenshot machen zu können, ist sicher einer der besten Erfindungen neben Geschirrspülmaschine, Küchenrolle und Klebeband.

Screenshots mache ich Dutzende am Tag, möchte mir das gar nicht ohne vorstellen. Und weil man damit quasi seinen Bildschirm abfotografieren kann, kann man auch allerlei Schwachsinn und Wortungeheuer fotografieren und man fragt sich, ob man vielleicht mal die Scheibe putzen sollte.

Hier ein paar Fundstücke aus den letzten Monaten:

Bei der Suche nach einem Appartement für meine Reise nach >Bengaluru vertrödelte ich viel Zeit auf einer mir zugewiesenen Booking-Plattform. Also 3.200 Rupien pro Nacht ist ein Schnäppchen, aber 3.969 EUR per night ??? … also ich wollte die Hütte nicht gleich kaufen.

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Bei dem Laden hier, handelte es sich vermutlich wirklich nicht um einen Anzeigefehler. Die meinen das ernst. 1.350 EUR draufzahlen, um Business von Berlin nach Bengaluru zu fliegen und zurück noch einen Tausi drauf? Verständlich, ist geht ja auch nach München und nicht nach Berlin.

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Bei den Griechen kann ich nur erahnen worum es geht, aber das muss ein Deep-Fake sein. Es gibt scheinbar kein Gyros, kein Souvlaki und kein Tsatsiki an Bord. Kann nicht sein.

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Hier hatte ich letztes Jahr mal ein paar Covid-Tests bestellt und die schlaue Amazone, hielt auch Socken, Staubsauger und Schwangerschaftstests angebracht. Sollte ich mal beim RKI nachfragen?

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Beim großen Gemüseladen aus Palo Alto verzichtet man besser auf Bilder, sondern schwurbelt von „Dankbarkeit praktizieren“ und „Wohlbefinden steigern“. Nach dem iOS Update ging es mir gleich viel besser.

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Hier dagegen ist man sehr sparsam mit Text und von „Windows“ halten die auch nichts.

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Hier wollte ich eigentlich mal nach den aktuellen Nachrichten schauen und mir blieb fast der Prozessor stehen. Ein Bild sagt zwar mehr als tausend Worte, aber das Kleingedruckte lesen, beruhigt manchmal ungemein.

Screenshot

Hier hat man schon wieder Großmachts-Phantasien. Die Schweiz wird einfach überrollt.

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Im folgenden Beitrag ging es um Bildung. Man sei noch weit weg von „Weltbester Bildung“, messerscharf beobachtet.

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Mit mehr Bildung kommt hoffentlich auch Sprachförderung. Ja bitte mehr Geld investieren!

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Das war‘s heute, mehr dann beim nächsten Mal 😉

<— 478) Screenschrott 5 – Nepper, Schlepper, Fehlerfänger

—> 575) Screenschrott 7 – dritte Zähne

497) Brauch‘ ick nich‘ – Vol 5

Ein Zufall hat mir am Wochenende eine Tageszeitung ins Haus fliegen lassen. In der Mitte eingeschlagen fand ich mal wieder so einen schnuckeligen kleinen Geschenke-Katalog. Herrlich. Das ist wie Ostern, Weihnachten und Geburtstag zusammen. Wie ein Döner-Teller, ein Shawarma-Menü, das jemand vor mir auf dem Tisch abstellt. Zum Reinbeißen.

Auf Seite 3 geht’s schon gut los. „Inspiriert von edlen Rebsorten: The Real Wine Soap (R). Lifestyle-Neuheit und Luxus-Wellness für Weinliebhaber.“ …“Von Pariser Seifenmeistern, handgemacht.“ Seife Typ Sauvignon Blanc oder Merlot für 13,95 EUR. Prost!

Auf Seite 5 gibt’s noch was für die gestressten Manager: ein Stapelturm-Spiel aus 54 Acrylbaustein. „Den glasverkleideten Wolkenkratzern weltweiter Metropolen gleich, schimmert die transparente Bauweise des Turms.“ Also wenn ich dafür mal Zeit hab, dann gebe ich mit Sicherheit nicht 129 € für solchen Blödsinn aus.

Auf Seite 9, was für die Kids: Ein „Climbing Car: spannende Autorennen an Wand und Decke.“ „Bis zu 15 Minuten Fahrspaß … wie ein in einem Trickfilm … saust ein Auto Funkgesteuert an ihrer Zimmer-Decke entlang.“ Nein, wird es nicht!

Seite 11: „Plüschweisch. Kuschelwarm. Sorgfältig. Tierfreundlich. Und doch so schwer zu finden.“ Regenbogen-Ringelsocke für 19,95 EUR. Das Paar nehme ich mal an.

Seite 17: „Im Bett, auf der Couch, im Wohnmobil, … Ihr mobiler Schreibtisch sorgt für entspannte Laptop-Arbeit.“ … „Ergonomisch geeignet. Ideal zum entspannten Tippen, Browsen und Lesen – auch im Garten, Wohnmobil, beim Camping am Klapptisch…“ Laptop-/Lesekissen für 39,95 EUR. Ach das meinen die mit Work-Life-Balance. Verstanden.

Seite 39: eine „Genial selbstschärfende Maniküre-Schere – nach dem Vorbild der Natur. Innovative Technologie nach dem Biberzahn-Prinzip. Qualität und Präzision „made in Germany“.“ Gruselig … ich sehe mich schon mit „abbe“ Finger und dann ist Schluß mit der Privat-Bloggerei.

Seite 46: Ein „Nasen-und Ohrhaarschneider: wasserfest und hygienisch.“ …“Immer hygienisch sauber“ …  „Einfach die Spitz mit weich gerundeter Krone einführen“ … oah nee, bitte nicht … „Gerät anstellen – schon sind die lästigen, unschönen Haare verschwunden.“

Brummmm.

Kopf-Kiiiiiiiiinooooooooooooooooo

Nein!!!!!!

<— 353) Brauch‘ ick nich‘ – Vol 4

Andere Beiträge zum Thema:

495) Waren(h)aus

Schon wieder ist die Warenhauskette Galleria Karstadt Kaufhof angezählt und sitzt verzweifelt in der Ecke des Boxrings der Einzelhandel-Boxing-Assoziation

Und sofort tönt wieder das Gejammer über unsere Fußgängerzonen, die Verödung der Innenstädte und und und . Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann es nicht mehr hören. Dass der stationäre Einzelhandel in Schwierigkeiten kommen wird, ist mindestens seit Ende der 90-er Jahre klar, also seit über 30 Jahren. Und was ist passiert? Nichts. Man hat mit veralteten Konzepten die Mitbewerber wie Hertie und Horten aus dem Weg geräumt und meinte, man kann als Platzhirsch weiter machen wie bisher. Wäre Corona nicht in unser Leben getreten, gäbe es auch heute noch nicht mal „Innovationen“ wie Click & Collect u.ä.

Ganz ehrlich, dann kann ich es nicht verstehen, dass man nun wieder Finanzierungs-und Betriebskonzepte für ein Modell sucht, was sich tot laufen wird. Quasi der Dino, der in den Himmel schaut, weil da was „Bedrohliches“ von oben kommt. Schade drum, ist aber so. Das Warenhaus der Zukunft heißt nun mal vermutlich „Amazon & DHL“, ob wir es nun mögen oder nicht. Und sicher wird man hin und wieder auch mal in ein Geschäft gehen wollen, dann braucht es sie aber nicht mehr in der Größe oder Zahl. Mal abgesehen davon, dass so mancher Kaufhof-Bunker an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist und die Innenstadt eher versaut. (Mal googeln: Kaufhof Goslar)

Und wieso wird so häufig die Qualität einer Innenstadt immer an der Vielzahl der Geschäfte bemessen? Das ist eine künstlich hergestellte Beziehung, die man auf „Teufel komm raus“ aufrechterhalten will. Nun habe ich ja (zum Glück) im Mittelalter noch nicht gelebt aber waren da die Innenstädte voller Konsumtempel? Voller Optiker, Drogerien, TEdi-Läden, Mobil-Funk-Shops, Unterwäsche-Dealer und Bubble-Tea-Schenken? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich denke, da gab es Bäcker, Fleischer,  Schuster, Schreiner oder Wirtshäuser, Herbergen und irgendwelche Begegnungsstätten.

So was muss ich doch in die heutige Zeit übertragen lassen. Einzelhandel im Doppelwandel also. Da muss doch was möglich sein. Warum muss ein Mediamarkt so groß sein, wenn die meisten Leute eh nur „glotzen und anfassen“ und danach von zu Hause bestellen? Warum gibt es keine Probier-Center? Keine Foren, Nachbarschaftsräume, Werkstätten, Kunsträume oder so etwas. Kann man die Flächen der Konsum-Tempel nicht für etwas anderes nutzen (Stichwort Schule, Wohnraum)? Warum stehen da riesige Gebäude in der Stadt herum, die nur 12 Stunden eine Funktion haben? Mit welchem selbstverständlich anmutendem Recht sind die Flächen dem Konsum vorbehalten? Der Ausstellung von Hardware, in der Hoffnung, dass das Zeug irgend jemand kauft?

Ist das nicht alles ein bisschen „gestern“?

468) Lokoschinsen

Im Frühling wurde ich in einen Laden … ähm … in einen „Store“ gezogen, da gab es auf drei Etagen Schokolinsen zu kaufen. Ja, die bunten Süchtigmacher mit den zwei Buchstaben und dem verbindenden „&“ in der Mitte. Nicht dass ich die besonders gern esse und ich unbedingt in den Laden wollte, nein, ich war als Tütenhalter angeheuert und hatte keine Chance mehr, abzubiegen. Und da stand ich nun völlig planlos in diesem Linsen-Fachgeschäft.

Neben den Schokolinsen in allmöglichen Farben gab es den üblichen Blödsinn, den es überall gibt. Handtücher, Shirts und Basecaps. Mal steht Berlin drauf, mal Toronto, mal Bayern München, mal Schoko&Linse. Einheitsware aus Fernost. Die Personaldecke war ungewohnt üppig, überall stand „Staff“ in Einheitskleidung herum. Manche trugen Headset und Tablet, sicher die Supervisors. Jetzt weiß ich, warum man im Elektrofachmarkt keinen Verkäufer mehr findet. Die haben auf Linsen umgeschult.

Ein Mädel sprach mich an. „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“. Am liebsten hätte ich „ja, den Ausgang“ geantwortet. „Nee, ich warte nur. Danke“. 

Also stand ich da und beobachtete das Geschehen.

An einem Stand konnte man seinen Namen oder einen Text auf die Schokolinsen drucken lassen. 

„Guten Tag, ich hätte gern 300 Linsen mit dem Namen „Shanaya-Luise-Aurelia van der Bergen zu Prenzlau“, geht das?

Bestimmt geht das. Und da geht sicher noch mehr.

  • Sich über eine App die persönliche Schokolinse konfigurieren?
  • Ein Kissen ausstopfen lassen? Dem Teddy neue Augen spendieren?
  • Das Bällebad zum Geburtstag füllen oder eine romantische Badewanne? 
  • Ein Scrabble-Spiel bestücken? Eine Murmelbahn?

Alles noch nicht spektakulär genug?

  • Vielleicht eine personifizierte Schokolinse zum Mond schicken und dort landen lassen?

Alles eine Frage des Geldes 😉

Und was hat das nun mit dem Titel des Beitrags auf sich?
Nüscht. Ist halt mega-unique, gibt‘s noch nich‘

373) Mangel im Überfluss

Je nachdem wann und wo man so aufgewachsen ist, wird man mal mehr oder weniger Mangel erfahren haben. Es fehlte einfach an ausreichend Dingen oder Dienstleistungen, ja, man mag es heute kaum glauben.

Da fragte man eher „Sagen Sie, haben sie vielleicht diesunddas?“. „Nee, ham‘ wa‘ nich‘“, war dann häufig die Antwort. Der Konsument musste sich also kümmern, organisieren oder kreativ werden, um das „Nötige“ zusammenzukriegen. Man verbrachte viel Zeit mit Anstehen, Tauschen, Ausleihen, aber eben doch auch mit Reparieren, Pflegen und Instandhalten von Möbeln, Geräten, Maschinen. Das dauerte halt seine Zeit.

Heute dagegen gibt es Waren im Überfluss, jeweils in tausenden Varianten. Wir fragen im Supermarkt nicht mehr „Sagen Sie, haben sie vielleicht diesunddas?“, nein, stattdessen fragen wir „Entschuldigung, wo steht denn diesunddas?“. Die Antwort: „Öhhm, gehen Sie mal gaaaanz zum Anfang zurück und probieren Sie es mal bei den Konserven. Wenn nicht, kann ich auch nicht helfen, bin neu hier“. Verstanden, danke.

Es mangelt in dem Sinne nicht mehr an Gütern, aber nun verbringen die Menschen eben aber noch mehr Zeit mit Suche, Recherche, Vergleich, Auswahl, Bestellung und Rückversand der Dinge, die ihnen nicht passen, die ihnen dann nicht gefallen und die sie eigentlich schon haben. 

Nun ist ihm Prinzip also alles zu kriegen und wieder mangelt es an etwas … an Zeit. 

Und Erika und Max Mustermann kriegen zusätzlich noch eine Herzattacke, wenn es das Klopapier nur in „Eco“ gibt und nicht in „Super-Soft-10-lagig.

Da stimmt was nicht. Das kann nicht gut gehen.

Unser Ende wird nicht der Mangel sein, sondern der Überfluss.

Und wieder einmal schließe ich einen Beitrag mit einem Zitat aus „Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less“ von Greg McKeown

As Peter Drucker said, “In a few hundred years, when the history of our time will be written from a long-term perspective, it is likely that the most important event historians will see is not technology, not the Internet, not e-commerce. It is an unprecedented change in the human condition. For the first time – literally – substantial and rapidly growing numbers of people have choices. For the first time, they will have to manage themselves. And society is totally unprepared for it.

353) Brauch‘ ick nich‘ – Vol 4

In den letzten Wochen lagen der Wochenendzeitung wieder Beilagen der Sorte „Bestell-irgendein-Scheiß-für-zu-Hause-und-glaube-dran,-dass-es-dir-dann-besser-geht“ bei. Herrlich. Ich liebe so etwas.

Also dann mal ran ans Werk:

Seite 5: „Wetterfeste XL-Leuchte, dimmbar und schwimmbar“
„Akkubetriebenes LED-Farbspiel – per Ferntechnik mit trendigem bedienung steuerbar.“
Mit genau dieser Schreibweise, wird ein kleines Kunststoff-Boot für den heimischen Pool angepriesen. Für 150 EUR.
Jo …

Seite 11: „Perfekte Entspannung. Erleben Sie die Ruheposition der Astronauten beim Flug ins All“.
Auf einer Klapp-Liege … „mit patentierter Clip-Aufhängung“ … für nur 419 EUR liegt ein
Typ in kurzer Hose auf dem Gestell und grinst in die Sonne
Kein Wunder, dass hier nix vorwärts geht …

Seite 15: „Der schönere Duschabzieher ist auch der Bessere.“
„Weniger Bücken und Strecken.
Dank des extra langen Stiels erreichen Sie mühelos Decke und Boden ihrer Dusche“
Tussi steht geschminkt in der Dusche, ihr Rücken ist trocken wie Brandenburg. Aber sie „zieht ab“.
Tolles Weihnachtsgeschenk für die Gattin …

Seite 16: „Ruck-Zuck: Strahlender Glanz und hygienische Sauberkeit.“
„Ohne Schrubben. Ohne Bücken.
Die geniale Reinigungsbürste entfernt selbst hartnäckigen Schmutz elektrisch leicht, gründlich und schnell. Sie säubern Autofelgen, Wannen und Fußleisten…“
Ja genau am besten in der Reihenfolge. Erst die Autofelgen, dann die weiße Kunststoffwanne …

Seite 21: „Trainieren mit Stil: 2-Kilo-Hantel für Designfans.“
Typ mit weißem Hemd und blauem Schlips sitzt im Ledersessel, telefoniert mit rechter Hand und stemmt nebenbei mit der linken eine Hantel.
Was für ein Blender. Wenn der arbeiten würde, hätte er beide Hände voll …

Seite 22: „Die wohl wolkenweichsten Liegenauflagen“
„6cm dicke Polster … auf Stunden bequem.“
Brünette im blauen Bikini rekelt sich in der Sonne.
Aber sag mal, die kenn‘ ich doch. Die lag doch >im April schon da. Die verträgt die Sonne aber gut…

Seite 27: „Der schönere Terrassenwärmer“
„Perfekte Funktionalität in skandinavischem Design.“
Erbringt in 5 Sekunden volle Leistung … 499 EUR
Schatz, ist das mit -10 C° nicht ein bisschen kalt da draußen? Soll ich dir eine Jacke raus bringen. Och nö, lass mal … bullenheiß hier. Sag mal, wann wollen wir eigentlich unsere Mangos ernten?

Seite 52: „Jetzt wird Ihr Schuhanzieher zum Eye-Catcher“
„Komfortable Länge, edles Design“
Von Italienischem Designer … 49,95 EUR
Nö … sicher nich‘

Seite 74: „Lästige Wespen auf natürliche Weise vertreiben“
„… hängen sie einfach ein oder mehrere Wespennestattrappen in ihrem Garten auf … Wespen halten sie für Nester andere Völker und meiden diese …“
Ach das ist ja cool, gibts die Attrappen auch in Form von Drückerkolonnen und Räuberbanden?

Zum Schluss das Highlight der Ausgabe:

Seite 89: „Samtpfoten für Ihre Stuhlbeine“
„So praktisch wie charmant:
Socken und Schuhe für Ihre Stühle“
4-er Set ca. 16 EUR ja nach Wunsch.

Also da, hat doch endlich mal jemand mitgedacht 😉

<— 306) Brauch‘ ick‘ nich‘ – Vol 3

—> 497) Brauch‘ ick nich‘ – Vol 5

317) Da geh‘ ich schon mal in‘ Laden und dann …

Ich brauche drei verschiedene Dinge,
Aus dem Elektronik -/ Computersegment,
Hab‘ konkrete Ideen und Vorstellungen,
Ist aber auch nicht super-kompliziert.

Mache mich vorher schlau im Netz,
Lese, suche, informiere mich,
Will ja nicht ganz doof da stehen,
Würde mir das gern mal anschauen,
Mal anfassen, in die Hand nehmen,
Denn das ist bei den Dingen essentiell,
Ich würd‘s auch gern dort kaufen,
Gleich von dort mitnehmen,
Nicht wieder nach Hause gehen,
Um dann doch online zu bestellen,
Nein, den Einzelhandel stärken,
Arbeitsplätze sichern, Beratung annehmen.

Also latsche ich zum Elektronik-Markt,
Zur Firma „schwarz/orange“,
Der „größte der Stadt“, ein Mega-Ding,
Aber Baustelle dort, reduziertes Sortiment,
Kaum einer da, wie ausgestorben,
Gehe 100 Meter weiter, zur Schwestermarke,
Zur Firma „rot/weiß“,
Der „größte der Stadt“, ein Ultra-Ding,
Auch Baustelle, Regale halbiert, alles tot
Ein Ding konnte ich mir anschauen,
Macht aber ohne zweites Ding keinen Sinn,
Vom dritten Ding gab‘s viele Varianten,
Aber alle waren eingeschweißt,
Zucke die Schultern, laufe zurück,
Bestelle zu Hause online.
Tut mir leid.

Na, immerhin war ich unter Menschen und habe ein paar Tausend Schritte gesammelt 😉

Lieber Einzelhandel,
So wird das nix. Natürlich musst du irgendwann mal umbauen, aber hättet ihr das nicht in der umsatzschwachen Zeit nach Neujahr machen können? Da wo eh alle zu Hause hockten? Und wenn du meinst, du kannst einfach mit den Konzepten der 70-er, 80-er, 90er-er und dem Besten von Heute weitermachen, dann hast du dich getäuscht. So wirst du den Bach runtergehen. 

Schade drum.

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