53) Mittelplatz

Einen Mittelplatz im Flugzeug? Den kann man lieben oder hassen. Je nachdem, ob man ihn leer neben sich oder unter sich hat.

Bekommt man solch einen Mittelplatz neben sich zur freien Verfügung, ist das großartig. Es schafft Distanz zum nächsten Sitznachbar und man kann ganz wunderbar seinen Krempel auf der Sitzfläche verteilen. Buch, Müsli-Riegel, Schreibzeug, Handy. Super.

Wurde aber der eigene Hintern so einem Mittelplatz zugewiesen, kann man sich schnell fühlen, wie ein Burger-Bratling zwischen zwei pappigen Brötchenhälften. Ohne Gurke, ohne Sauce. Käse auch nicht.

  • Während der linke Nachbar seinen Leib in den Gang hängen und der rechte Nachbar an die kalte Fensterfront schmiegen kann, bleibt dem Loser in der Mitte nur die erschöpfende, kerzengerade Sitzposition. Aufrecht, mit Blick nach vorn.
  • Zunehmend unangenehm wird es, wenn die Nachbarn ihre Unterarme flächig auf den Armlehnen verteilten, so dass man nicht einmal mehr mit den Musikantenknochen eine minimale Auflagefläche findet.
  • Dann kann man eigentlich nur noch die Arme verschränken und auf baldige Landung hoffen. Oder auf die schwache Blase der Nachbarn, welche die Chance auf Rückeroberung der Armlehne erhöht. Dann sollte man aber sicher sein, nicht selbst bald aufs Bord-Klo zu müssen.
  • Die nächste Verschärfung der Situation entsteht, wenn Sitznachbarn übermäßig breitbeinig sitzen oder deren Oberschenkel im Schlaf erschlaffen und dann zu mir in meinen Fußraum kippen. Oaaah nee! Dann schaltet der kleine Asperger in mir sofort die rote Lampe an. Mach das weg!
  • Die absolute Krönung wäre sicher das Anlehnen eines schlafenden, schnarchenden, sabbernden Kolosses, der den Abend zuvor beim Griechen war und mir nun mit offenem Mund auf die Schulter tropft. Trotz jahrelanger Flugerfahrung ist mir das noch nicht passiert, aber wenn das jemals geschehen sollte, mache ich ein Selfie von uns beiden Kuschelmonstern und poste es hier

Versprochen !

Nachtrag 18:16 Uhr. Habe meinen Platz eingenommen.
29E :-(

Frühere Beiträge aus der Kabine:

44) Konzert über 40

Seit Wochen hängen zwei Konzert-Tickets an der Pinnwand im Flur. Gestern Abend war es nun soweit. Und irgendwie auch anders und verwunderlich. Neben der Musik gab es genügend Bilder und Beobachtungen zum Nachdenken.

  • Standen wir Anfang der Neunziger schon um 07:00 Uhr für Depeche Mode vor der Waldbühne, stolperten wir gestern erst kurz vor Beginn ins Tempodrom. Meetings am Freitagabend … sollten per Gesetz verboten werden.
  • Kostete das Bier in alten Tagen 4 Mark, sind es nun stolze 5 Euro. Ja ich weiß, die Umrechnerei ist etwas altbacken, aber wirklich 10 Mark für ein Bier? Alter Schwede … so teuer war Bier nicht mal bei Dir im Lande.
  • Hatten wir früher schon vor dem Haupt-Gig eine Schachtel Kippen geraucht, war die Luft gestern trotz Rauchverbot ähnlich mies. Leider gab es für uns nur noch einen Platz oben auf den Rängen … da wo sich der Mief sammelt und mangels Fenster nicht abzieht.
  • Bewiesen wir uns damals im Cisch Club noch im EBM-Pogo oder lauschten dem Newcomer Rammstein im Knaack, saßen wir nun auf Klapp-Sitzen und folgten aufrecht sitzend dem Gesang. Auch wenn die Musik eher zum Zuhören ist … ein Konzert im Sitzen ist schon echt eine eigenartige Geschichte und nix für den Rücken.
  • Mussten wir seinerzeit noch minutenlang „Zugabe“ brüllen und klatschen bis die Hände kribbelten, wurde dort nur kurz getrampelt und 30 Sekunden später stand die Band schon wieder auf der Bühne. Das ging aber schnell … die Künstler wollten anscheinend auch ins Bett.
  • Konnte ich einst nicht verstehen, dass Zuschauer vorzeitig abhauten, nur um nicht in einer vollen Bahn zu stehen, wollte ich gestern früher … , um nicht in einer vollen … ach, ist ja eigentlich auch egal und nicht so wichtig.

Aber eines war immer noch unverändert … wir gehörten immer noch zu den Jüngeren !

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