13) Bürgeramt Lichtenberg – Kannst‘de nich‘ meckan (Gastbeitrag Hermann)

Liebe Meckernde und Meckernd:Innen, es gibt auch positive Nachrichten dieser Tage. Ich bin ja selbst erstaunt und schaue gleich mal, welche Dokumente ich am besten noch dieses Jahr beantragen kann. Denn es gibt da wohl ein kleines Bürgeramt, hinter den sieben Hochhäusern, bei den sieben Querstraßen, da geschehen phantastische Dinge. Aber lest selbst im Gastbeitrag von Hermann. 
Euer T.Head

Beginn Gastbeitrag Hermann

Im Mai 2025 läuft mein Perso ab. Also kümmerte ich mich im Herbst um einen Termin auf dem Berliner Service-Portal.

Anfang Oktober waren alle online-Kalender meines Heimat-Bezirks Marzahn-Hellersdorf komplett voll … schauen Sie immer mal wieder rein, es werden ja auch Termine abgesagt. Dazu hatte ich keine Lust. Der Kalender für Zehlendorf war fast leer, aber 35 km quer durch die Stadt, muss ja nicht sein.

Aber der Bezirk Lichtenberg ist relativ nah und vertraut und dort gab´s am 9.10.24 einen Termin für den 4.12.24, genau um 10:18 Uhr.

Am 4.12.24 war ich kurz vor 10:00 Uhr dort, wurde gleich an der Tür von einem älteren Mitarbeiter (saisonpassend mit roter Zipfelmütze) begrüßt und nach meinem Begehr befragt.

Ein kurzes freundliches Gespräch am Tresen mit Hinweis auf meine Vorgangsnummer und die gut sichtbaren Bildschirme – alles klar.

Im Wartebereich war wenig Betrieb, 5-6 Leute warteten mit mir, wenig Kommen und Gehen. Ein Mann kam deutlich vor seinem Termin, die Empfangsdame versprach ihm, ihn „dazwischenzuschieben, wenn es geht“.

Punkt 10:18 Uhr war ich dran, an Platz 10.

Die Mitarbeiterin leitete mich ruhig und verständlich durch die nötigen Angaben, dann noch Fingerabdrücke, einige Unterschriften und Bezahlen per Girokarte und ein nettes Lächeln hatte sie auch.

Punkt 10:28 war ich wieder im Wartebereich und wurde dann am Ausgang vom Zipfelmann verabschiedet.

Wir Berliner neigen durchaus zum Meckern und haben ja auch etliche Anlässe dazu. 

Aber hier: sachgerecht, zügig ohne Hektik, freundlich und echt hilfsbereit = 1A mit Schleife!

 ….. und im kommenden Jahr läuft der Perso meiner Frau ab. Da werden wir wohl einen Ausflug nach Lichtenberg machen.

Ende Gastbeitrag Hermann

Toll, da freu ich mich, ich habe irgendwo gehört, man kann sich den Ausweis demnächst für etwas Kleingeld sogar nach Hause schicken lassen. So muss das! Weiter so.

PS: Der Typ auf dem Titelbild ist weder der Antragsteller, noch der Sachbearbeiter, es ist eine Phantasie der KI. Also … räusper … da sollten wir vielleicht doch noch mal die KI auf ein Berliner Bürgeramt zum Faktencheck schicken. Aber ich will ja nicht schon wieder meckern … 😉

74) Berliner Digitalverhalt

Alle zwei Jahre muss ich mir einen neuen Anwohner-Parkausweis besorgen. Ihr ahnt es bestimmt schon, es ist mal wieder soweit. Ein nerviger Verwaltungsakt, aber auch eine beliebte Gelegenheit, um zu schauen, welche Fortschritte es in der digitalen Verwaltung gibt.

Da ich ab Oktober keinen Strafzettel riskieren wollte, begann ich bereits sehr früh mit dem Zusammenstellen der Unterlagen. Fahrzeugschein, Kopie Personalausweis, Antrag in PDF-Form, manuell unterschrieben und wieder eingescannt. Und da lief ich schon auf das erste Problem, mein Personalausweis war abgelaufen, >siehe Beitrag hier. Ich also ganz schlau, fülle den Antrag so aus, dass er von der hiesigen Ministerin für „Familie, Inneres und Kultur“ erfolgt, schließlich wohnt sie ja hier und fährt auch mit dem Auto. Gesagt, getan, per e-mail verschickt.

Die E-Mail kam nach einer Woche zurück, die Bearbeiterin schrieb, es wäre doch „einfacher“, wenn wirklich der Fahrzeughalter … wegen Namensgleichheit … sonst… Überlassungserklärung … nachreichen … nerv.

Da ich ja nun wieder einen gültigen Ausweis habe, machte ich mich heute Morgen auf die Suche nach dem PDF Formular im Netz und stieß auf den Hinweis, dass es dafür ja auch ein „Online Verfahren“ gibt. Ach ja stimmt, habe ich ja vor zwei Jahren schon mal gemacht. >Beitrag hier. Hätte die Bearbeiterin ja auch mal drauf hinweisen können.

Also stürzte ich mich voller Begeisterung ins „Online-Verfahren“ und stellte schnell fest, dass die Usability immer noch genau so grottig ist. Irgendwie verfahren. Ein Screen-Design wie Mitte der 90-er Jahre, eigenartige Fehlermeldungen, gewisse Buttons, die ich klicken sollte, die es aber gar nicht gab. Meine Adresse wurde als „nicht existent“ abgewiesen, aber als ich dieselbe Adresse aus einer Liste auswählte, wurde sie bestätigt. Und komischerweise, die Kopie meines Ausweises, wollte keiner mehr haben. Na, immerhin, musste ich nichts mehr drucken und konnte mit Kreditkarte zahlen.

Man o man, immer dieser Heckmeck. Warum kann ich diesen blöden Anwohnerausweis nicht einfach abonnieren? Von mir aus auch auf mein Risiko, dass sich Preise ändern oder ich mal umziehen werde. Was soll dieser Blödsinn?? 

Mit welchen Nebensächlichkeiten sich Bürger und Ämter hier beschäftigen müssen, meine Güte. Hätten wir nicht eigentlich dickere Bretter zu bohren?

Ich erfinde mal einen Witz:
Geht eine Hauptstadt zum Arzt
„Wie geht‘s Ihnen denn?“, fragt der Doktor.
„Na geht so, ich kann nicht … mehr richtig … sie wissen schon … digitalisieren“, stammelt sie peinlich berührt“
„Ach, da sind sie nicht alleine. Das nennt man akuter „Digitalverhalt“. Alles nur eine Frage des Willens. Probieren sie weiter und dann stellen Sie sich in zwei Jahren wieder vor, ok?“

„Gut, ja, ich gebe mir Mühe“ sagt die Stadt und verlässt erleichtert die Praxis.

PS: nun sollte ich zum Schluss vielleicht noch den eigenartigen Titel erklären. Ich habe ja auch jüngere Leser/Innen oder Leser aus dem Ausland. Ein „Verhalt“ ist ein veraltetes Wort für einen Zustand, bei dem man etwas nicht mehr vorwärts bekommt. Etwas klemmt oder stockt. Beispiele aus der Medizin: 

„Harnverhalt“ oder „Stuhlverhalt“. Sicher kein Vergnügen, aber herrlich dicht an den Wörtern „Verwaltung“ und an „veraltet“.

326) Bahn-Self-Bashing

Die Bahn hat es ja nun echt nicht einfach. In den letzten Jahren marode gespart, gestiegene Anforderungen seitens der Fahrgäste und nun wird sie auch noch im Putin-Takt mit zusätzlichen Fahrgästen geflutet. Klar sind einige Probleme sicherlich hausgemacht, aber im Vergleich zu ihren fliegenden Kollegen sind ihre Züge nun mal an die Erde gebunden, an Schienen und Bahnhöfe. Die Hardware ist sperriger als ein Airbus, wetteranfälliger und sie muss sich die 2D-Infrastruktur auch noch mit anderen Zügen teilen, die unterschiedlich schnell unterwegs sind.

Auf solchen „Erfahrungen“ kann man wunderbar herumhacken. Man kann sich über jedes stockende Wifi ergötzen, über jede gesperrte Toilette und defekte Klimaanlage. Hat der Flieger 30 Minuten Verspätung, regt sich kaum einer auf, denn man ist ja froh, dass man überhaupt heil auf dem Boden angekommen ist. Da wird selbst bei verspäteter Landung teilweise  noch geklatscht. In die Hände der Gäste meine ich. Nicht ins Gesicht des Piloten.

Natürlich sind Reisende gefrustet und machen ihrem Ärger auch Luft, allerdings ist auch die Bahn selbst ein schlechter „Kommunikator“ und nicht ganz unschuldig am Image.

Ich bin gestern von Franken nach Berlin gefahren und ich habe glatt 6 e-mails von der „DB Reisebegleitung“ erhalten.

  • 15:23: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 14 Minuten
  • 15:28: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 8 Minuten
  • 15:40: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 23 Minuten
  • 16:39: Ihre Abfahrt mit ICE 504 verspätet sich um 33 Minuten
  • 16:54: Ihre Ankunft mit ICE 504 verspätet sich um 18 Minuten
  • 18:23: Ihre Ankunft mit ICE 504 verspätet sich um 13 Minuten

Eigentlich hatte ich eine angenehme Fahrt, das WLAN war ok, die Klima-Anlage arbeitete und selbst ein gekühltes Blondes gab‘s im Bordrestaurant zu einem fairen Preis.

Letztlich war ich nur 14 Minuten später und mit Kundenzufriedenheit 1,3 in Berlin, aber dieser E-Mail-Automat hat mir 6-mal ins Hirn gehämmert, dass die Bahn „zu spät“ ist.

Warum also dieses Self-Bashing?

Das habe ich bei einer Airline noch nie erlebt. Die sagen „Sehr geehrte Fluggäste, wir haben über den Tag etwas Verspätung aufgebaut, wir versuchen auf der Strecke ein paar Minuten gutzumachen, wir melden uns noch mal.“

Klingt doch gleich ganz anders, oder?

Und wenn sie dann 10 Minuten aufholen, sind es die Helden des Abends.

312) Gefühle und Erfahrungen

Neulich musste ich Ersatzteile für unseren >labilen Saugroboter bestellen und die kamen natürlich prompt, gefolgt von einer Zufriedenheitsabfrage.

„Hallo,
Ich freue mich sehr, Ihre Liebe zu unseren Produkten zu sehen!
Wir sammeln die Rückmeldungen und Vorschläge, um das Produkt … zu verbessern.
Könnten Sie uns bitte mehr Gefühle oder Erfahrungen mit der Verwendung der Artikel mitteilen?“

Also nach Erfahrungen mit Produkten oder Services wird man ja öfter mal gefragt. Aber nach Gefühlen? Ich? Mit einem Saugroboter?

Aber was könnte das sein?

  • Erleichterung? Weil jemand die Dreckarbeit macht, während ich die Füße hochlege?
  • Macht? Weil ich das Ding jederzeit irgendwo abstellen oder hinkommandieren kann?
  • Mitleid? Weil das Ding Arbeit verrichten muss, zu der ich zu faul bin?
  • Angst? Weil ich die Arbeit machen muss, sollte das Ding jemals versagen?
  • Skrupel? Weil ein Stück Plastik mit Akku durch die Bude fährt und Strom verbraucht?
  • Zweifel? Weil ich das vermutlich effizienter und günstiger machen könnte?
  • Triumph? Weil diese Maschinen noch nicht besser als wir Menschen sind?
  • Frust? Weil das Ding echt zu blöd ist, den augenfälligsten Dreck zu finden?
  • Hass? Weil der meine Schnürsenkel frisst und die Botten durch die Bude zieht?
  • Zuneigung? Weil der mich mit seinen Bürsten zart an den Füßen kitzelt?

Tja, ich weiß es nicht.
Keine Ahnung was die Frage soll.
W
elche Gefühle und Erfahrungen habt ihr mit Staubsaugern bzw Staubsauger:Innen  ;-)?

PS: Jetzt wo ich die Frage gestellt habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will. Aber mal sehen …