Sommer scheinen heute der Höhepunkt des Jahres zu sein, nichts darf schiefgehen, nichts darf dem Zufall überlassen werden. Alles muss bombastisch sein, da wird das Dinner fotografiert und auf Insta „gepostet“, das Apartment wird „geliked“ und die Experience für den Day Trip mit Sternen rauf-oder herunter „gerated“. Dann noch ein „Selfie“ am Rand der Klippe und noch eines kopfüberhängend in der Schlucht über dem Maul des Krokodils, für den WhatsApp-Status. Und dann ist wieder alles ganz schnell vorbei.
Früher, als die Sommer noch schwarz-weiß waren, da waren sie länger, obwohl doch eigentlich viel weniger los war.
Wenn die Ferien auf den Rücksitzen begannen, eingequetscht zwischen Taschen, Thermoskanne, Hansa-Keksen, feuchten Lappen und Leberwurstbrötchen, wenn es sehr gut lief mit Boulettchen oder Schnitzelchen und Senf auf Steinbänken am Restplatz … mit Klo im Wald.
Und dann das quälende „Leiseseinsollen“ in den endlosen Mittagspausen, auf der Hängematte oder Liege lümmelnd und den Krüppelkiefern beim Wanken und rauschen zusehen, bis endlich jemand „Kaffeeeeeee und Kuchen“ rief und damit die zweite Hälfte das Tages einläutete.
Wenn am Badesee das nächste Spiel ausheckt wurde. Fangen, Tauchen, Reiterkampf, untereinander durchtauchen, … um dann irgendwann schlotternd mit blauen Lippen von den Eltern herausgerufen zu werden. „Mach mal Pause Kind, magst du einen (sandigen) Keks?“
Und allein mit dem Fahrrad, die nächsten Dörfer abzufahren, durch sandige Wälder, an Bahngleisen entlang, ohne Helm, Navi und Handy, nur mit der Bitte der Eltern im Ohr „Pass auf dich auf, komm‘ heil zurück!“
Oder mit anderen Kindern im Bus auf großer Fahrt, ohne Klima-Anlage, Podcast oder Video-Konsole. Gab‘s im Bus mal Musik war das schon was Besonderes, ansonsten blieb nur „Singen“, „Mau-Mau“, oder „Ich sehe was, was du nicht siehst“.
Wenn es auf dem Weg zum Speisesaal, nach Brühe, Linoleum und Früchte-Tee aus dem Kessel roch und in verschiedenen „Durchgängen“ gegessen wurde, was auf den Tisch kam … oder halt auch nicht. „Wat‘ anderet jibs nich‘.“
Und das ganze Ferienobjekt nur einen Fernseher hatte, und dieser verschlossen in einem dunklen Rollschrank des „Klub-Taums“ verstaut war, dessen Schlüssel vom Hausmeister verwaltet wurde und nur der entschied, welches der wenigen Programme eingeschaltet wurde … und blieb.
Als es im Ferienlager nur eine Tischtennisplatte und zwei Kellen gab und trotzdem 20 Kids schlangestanden und bei Chinesisch ihre Punkte machen konnten, in dem die Kellen nach und nach durchgereicht wurden.
Wenn es dann nach Frühsport, Probe-Alarm, Neptun-Fest, Nachtwanderung sogar noch „Disco“ gab … mit einer langsamen Runde mittendrin … ach ja … das war doch schön.
Also, auch wenn sie nur schwarz-weiß waren und später dann lila-rötlich wurden, bleiben diese Sommer doch sehr bunt und lebendig im Kopf.
Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade „Sommer“ von Sarah Zöllner. Noch bis zum 31. August kannst du teilnehmen.









