511) Wasser

Indien gehört mit zu den Ländern, in denen man besser nicht die europäische Gusche unter den Wasserhahn hält und in tiefen Zügen trinkt. Zumindest tue ich es nicht, Zähneputzen ja, trinken nein. Obwohl ich hier und da durchaus Wasser aus Kannen serviert bekomme (Restaurant, Hotel, Kollegen), dann schnuffele ich dran und hoffe auf intakte Filter. Bislang bin ich ganz gut damit klargekommen, selbst in sehr einfachen Lokalen.

Als Gast kann man das ganz gut mit Wasserflaschen (üblicherweise aus Plastik) managen, mit unserem Geldbeutel kostet das nicht viel, allerdings sammelt sich das Plastik schnell an und dann nimmt man das verzehrte Wasser ganz anders war.

Und wenn ich dann in Deutschland sehe, wie Wasser aus den Tiefen geholt oder Abwasser aufwändig gereinigt wird, um damit zu Duschen, das Klo zu spülen, Auto zu waschen oder den Rasen zu wässern, dann frage ich mich, ob das alles so richtig ist. Wir haben bereits sehr trockene Regionen in Europa und Deutschland, und Berlin / Brandenburg ist da auch nicht gerade glücklich aufgestellt.

Eine Idee lässt mich nicht los, wir haben sie bereits in einem bierseligen Moment in der Heimat diskutiert. Kann man das Abwasser (zumindest mal das nur leicht belastete Wasser) nicht auffangen und wiederverwenden? Muss ja nicht gleich das Wasser der Waschmaschine sein, aber Duschwasser, Wasser aus der Küche, dass könnte man doch mit recht einfachen Mitteln in Tanks ableiten und dann noch einmal verwenden. Klar, solche Vorrichtungen müssen dicht sein, da soll sich kein Biotop drin entwickeln und man muss das Wasser dann in Richtung Klo oder der Balkon-Pflanzen pumpen. 

Aber ist das so schwer? Wir können zum Mond fliegen, können elektrische Energie aus Sonne und Wind erzeugen und per Video mit Menschen in aller Welt kommunizieren, aber beim Wasser fällt uns nix Schlaues ein?

Bild: Wassertankwagen und Wasserspeicher hier in der Nähe, exakt hier:
https://maps.app.goo.gl/mVf7MS93FAu8w9Q98

476) Tausche Lätta gegen Ofenkäse

Kaum ein Arbeitstag vergeht, an dem ich dem Supermarkt um die Ecke keinen Besuch abstatte. Dabei ist es nicht so, als gäbe es in unserer Höhle keine Essbarkeiten oder andere Reserven mehr, nein, nein, gibt es durchaus. Für mich ist es aber zum Abend eine willkommene Gelegenheit, mal in die Öffentlichkeit zu treten und etwas zu Futtern zu besorgen.

„Ofenkäse“, sprach das große Kind gestern, das wäre doch mal wieder was. „Nichts leichter als das“, bestätigte ich siegessicher. Aber kaum hatte ich den Laden betreten, fiel mir wieder ein, dass die Regale seit Wochenbeginn täglich lichter wurden. Weder war ein Schild „Räumungsverkauf“ zu sehen, noch wurde über die Presse verkündet, dass die bekannte Handelskette mit den vier roten Buchstaben jüngst von der HO der DDR geschluckt wurde. Stattdessen hing wieder die übliche Kopiervorlage aus: „Wegen Streik … Logistik … Engpässe … Wurst und Käse … kommen.“

Nix da Ofenkäse! Lätta* gab‘s noch, Mettwurst und Frischkäse. 

Braucht zufällig jemand Lätta, frage ich mal hier ganz direkt? Mein großes Kind hat Bock auf Ofenkäse. Und würdet ihr den auch mit der Post schicken, wenn ich euch das per Paypal überweise? Ich könnte noch eine Plastikpackung Mettwurst drauflegen, wenn gewünscht. Eine Schoko-Pudding würde auch noch gehen und griechischer Krümelkäse, der war auch noch zu haben. Eine Stiege Kuba-Orangen könnte ich vielleicht noch auftreiben … über Vitamin B natürlich. Einen Fernseher hätte ich noch im Keller und ein paar Dachgepäckträger … vom Schwiegervater … schönen Gruß bei der Gelegenheit. Habt ihr vielleicht noch einen Ofenkäse herumliegen? Oder etwas anderes, was ich vielleicht … gegen Ofenkäse … ihr wisst schon?

Na ja, immerhin war das Wein-Regal nicht leergeräumt und Senf gab es auch noch.

PS: Heute, das Wochenende vor der Nase, haben die Alliierten wieder ein paar Pakete über Berlin abgeworfen. Das Leben geht weiter. Na ein Glück auch. Hier zumindest. 

*) natürlich nur zufällig gewählt und nur eine Marke aus verschiedensten leckeren Streichfetten … 

465) Leere Wände – Wochenende!

„Hoch die Hände – Wochenende“ könnte man am Freitag vor Freude rufen. 

Ja, kann man machen, nur sollte man vielleicht bereits zu Wochenbeginn den Einkauf dafür erledigen. Seit Mitte der Woche leeren sich im benachbarten Supermarkt die Regale. Und zwar deutlich. Also beschloss ich, heute am Freitag mal besser nicht zu lange zu warten und stattete unserem verlängerten Kühlschrank gegen 17:00 Uhr einen Besuch ab.

Der Anblick der Regale und Truhe erinnerte mich an eine Kaufhalle in der Provinz Kuba‘s … im Jahr 2006 … oder an den Markt eines nicht näher zu definierenden Ortes in Deutschland zu Hochzeiten von Corona.

Was ist denn hier schon wieder los?

  • Gibt es die nächste Pandemie und ich hab’s vollkommen verpasst? 
  • Ist morgen Feiertag? Brückentag? Irgendwas besonderes? Schon Weihnachten?
  • Wurde wieder irgendwo ein Krieg angezettelt?

Aber mehrere Papiere hingen an den luftigen Regalen. Ein „Streik in der Logistik“ … „Wurst, Käse, Milchprodukte, Tiefkühlprodukte“ … „Lieferschwierigkeiten“ … „bitte“ … „Verständnis“. Ui, Ui, das sind ca 90% des deutschen Durchschnitts-Tellers. Es geht bergab!

Also bitte ich die Datenkrake um Aufklärung und finde Berichte zu Streikmaßnahmen im Einzelhandel aus März, Mai, Juli … aber nichts aus September. Aber Wurscht … ähm nee … egal …, ich zucke mit den Schultern und bediene mich an den Resten, die ganz vorn an der Kante stehen.

Jetzt hoffe ich nur, dass die Nachbarn diesen Zettel gründlich lesen und nicht gleich wieder durchdrehen. Ich ahne Schlimmes….

Vielleicht hätte der Marktleiter besser draufschreiben sollen:

„Betrifft nicht Mehl, Öl und Klo-Papier“

403) Ausgegurkt

Gestern ging er kurz nach 18:00 in den Supermarkt um die Ecke, ein paar Kleinigkeiten zum Abendessen besorgen. Er hatte Appetit auf Gurke. Und da traute er seinen Augen nicht. Es gab nur noch eine einzige Gurke im ganzen Markt. Eine Mini-Gurke, ca. 13 Zentimeter lang. Das war’s. Sofort stieg Panik in ihm hoch und er griff zum Telefon. 

Er: „Schatz, es geht bergab. Pack’ das Nötigste in einen Koffer und melde die Kids von der Schule ab. Wir werden wohl aufs Land flüchten müssen. Anders werden wir dieser Versorgungsengpässe nicht mehr Herr … oder Frau. Und hattest du nicht mal eine Tante … da im Westen … ruf die auch mal an … vielleicht kann die ein Päckchen … Gurken … in den Osten schick … meine Güte wie armseelig ist das an … was fasele ich denn da.“
Sie: „ Jetzt beruhig dich doch erst einmal. Um was geht‘s denn überhaupt?“
Er: „ Hier ist alles … weg … wegen des Krieges. Keine Gurken mehr, folglich kein Gurkensalat mehr, kein Gurkenwasser … furchtbar. Alles weggegurkt!“
Sie: „Und jetzt?“
Er: „Keine Ahnung, ich kaufe jetzt 10 Kilo Paprika und 5 Säcke Möhren. Und Klopapier. Sicher ist sicher. Was wir haben, haben wir.“
Sie: „Ja von mir aus, aber dann komm‘ erst mal heim.“

Also schleppte er die Säcke voll Gemüse und Papier nach Hause und bat zur Familienkonferenz.

Er: „Familie, wir müssen weitere Opfer bringen. Erst Corona,  dann Heizung, jetzt Gurke.“
Kids: „Häh?“
Er: „Dies ist unsere letzte Gurke. Wir teilen sie durch vier. Geniesst euren Teil, riecht ausgiebig dran, bevor ihr es hinunterschluckt … oder legt das Stück noch beiseite. Hebt es bis zum Schluss auf.“
Kids: „ Häh?“
Sie: „Irgendwie kommt mir das bekannt vor.“
Er: „Häh“?
Sie: „Eine Kollegin hat heute berichtet, dass ihr Mann keine Tomaten mehr bekommen hat und sie dann auch angerufen hat.“
Er: „Und dann? Was hat deine Kollegin ihrem Mann gesagt?“
Sie: „Nich’ schlimm, kauf halt ein paar Gurken“.

Grmpf

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