Egal wo man hinschaut, man trifft auf immer mehr Low Cost Anbieter, die Waren und Dienstleistungen zu irrsinnig geringen Preisen anbieten. Und da geht es mir heute gar nicht so sehr um die bekannten Filialen, die einem Produkte für wenige Euro (oft sogar darunter) hinterherwerfen. Nein, es geht mir eher um die Dienstleistungsbranche, die uns mit ihren Low Budget Konzepten umwirbt und unsere Geiz-Muskeln massiert. Zum Beispiel finden wir so etwas in der Fliegerei, in der Hotellerie oder auch im Fitnesbereich. Ein Flug nach Palma zum Beispiel für 33 EUR, ein Hotelzimmer für 29 EUR oder eine Mitgliedschaft im Fitness-Center für 20 EUR im Monat. Das ist geil.
Aber was war da eigentlich zuerst da? War es in dem Fall das Angebot oder die Nachfrage? Wer war zuerst auf dem Ego-Trip. War es etwa der Kunde? Weil er schon immer mal für 33 EUR nach Palma fliegen wollte und deshalb die Anbieter so lange genervt hat, bis endlich Low Cost erfunden war? Das glaube ich nicht. Oder vielleicht waren es doch eher die neuen Anbieter, die mit ihren disruptiven Konzepten die Branchen aufrüttelten, um letztlich auch nur Marktanteile zu gewinnen? Ganz aus Nächstenliebe tun die das sicher auch nicht.
Nun sind die Low Cost Anbieter nun mal da und müssen aufpassen, dass sie sich nicht selbst ruinieren. Die Käufer nehmen die Angebote gern an und machen sich allein durch das vorhandene Angebot frei von jeglicher Verantwortung. Wenn der Flug für 33 EUR angeboten wird, dann muss man das ja schon fast in Anspruch nehmen. Da kann man ja dann nichts für. Man müsste eigentlich 3 mal im Jahr nach Palma fliegen, damit es sich lohnt. Da wäre man ja schön blöd, wenn man es nicht täte.
Aber so einfach ist es nicht und wir sollten auch nachdenken, wie die Preise solcher Anbieter eigentlich zu Stande kommen:
- Konsequentes Weglassen bestimmter Details
- Zunehmende Eigenleistung der Kunden
- Deutlich weniger Personal
- Fragliche Vergütung, dubiose Arbeitsverträge
Das Weglassen von Einzelheiten, die nicht unbedingt zum Kern der Leistung gehören, gefällt mir eigentlich ganz gut. Könnte fasst von mir sein. Beim Aspekt Eigenleistung muss man aber schon echt aufpassen, dass man nicht irgendwann den Service selbst erbringt und dann trotzdem dafür zahlt. Beim Thema Personal, Vergütung und Absicherung stehen die Gewerkschaften schon auf die Bühne. Aber wir Konsumenten sollten da auch unsere Rolle wahrnehmen. Wir haben es in der Hand, diesen Trend zu beschleunigen oder abzubremsen. Also nur zu!
Bis dahin werde ich beobachten, wie die Anbieter weiter ihren Service reduzieren, ihren Preis bis zur Selbstzerstörung drücken und das dann noch kreativ in Werbebotschaften verpacken.
Ein paar Ideen für das Flugwesen:
- „No seat but meet“: Stehplätze mit Halteschlaufe, ganz wie in der S-Bahn
- „Camp is champ“: Klapp-Stühle zum Ausleihen
- „It’s your safety“: Schwimmwesten bitte selber mitbringen
- „Unchained pleasure“: keine Gurte mehr am Sitz
- „Two4One“: Kollege sitzt auf dem Schoß
- „Fly smart“: keine Piloten mehr, man wird von einer App geflogen
- „Joy ride“: Außenplatz wie bei der Indischen Eisenbahn
- Habt ihr noch andere Ideen? Dann bitte einfach unten kommentieren!!!
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5 Kommentare zu „35) Low Cost Service“