Fortsetzung …
Gong. „Noah, ich übertrage das Dossier für die anstehende Holo-Con mit Australien auf deine Brille“, spricht die Frauenstimme aus der Zimmerdecke.
„Meine Analyse zeigt, dass die letzten Konferenzen mit Australien durchschnittlich nur 20 Minuten statt der 30 geplanten Minuten dauerten. Das System empfiehlt daher eine Optimierung deiner Moderation um weitere 5 Arbeitsminuten. Diese freigewordenen 15 Minuten sind bereits an Japan zugesagt. Direkt im Anschluss. Briefing negativ.“
Pünktlich 06:29 Uhr startet die Holo-Con-Software und kündigt mit einem Count Down von 3 auf 1 die anstehende Konferenz an. Während die Thermophore aus der Micro-Flat rollt, baut das Holografie-Conference-System die zwei Australischen Kollegen vor ihm auf. Gleichzeitig projiziert das System einen bestuhlten Meeting-Raum mit Whiteboard und Pflanze in dem Raum hinter ihm und versperrt damit den Blick auf seine Schlafmatte auf der Erde. Frisch frisiert und rasiert begrüßt er seine Partner in Down Under.
„G‘ Day, Ha ye goin?“, liest er von seiner Brille mit Australischem Slang ab und bekommt dafür 10 Kultur-Punkte auf seinem Social-Credit-Konto gutgeschrieben.
Wie zwei Geister aus der Flasche schweben die beiden Australier durch sein Zimmer und berichten von ihrem Problem. Noah geht ein paar Lösungsideen durch und macht entsprechende Vorschläge. Um so weiter die Zeit voranschreitet, um so deutlicher zeichnet sich der integrierte Moderations-Coach der Holo-Con-Software auf seinem Brillenglas ab. Der Avatar auf dem Brillenglas hebt den rechten Zeigefinger und deutet auf einen kleinen Text über ihm „Ziel: 15 Minuten!“
Nach 17 Minuten hat Noah das Gespräch beendet und ist sehr zufrieden mit seiner Leistung. Kaum haben sich die virtuellen Australier aus seinem Zimmer verflüchtigt, zählt ein neuer Count Down herunter und die Holo-Con-Software baut ein paar Japaner vor ihm auf. Ohne Briefing. Er muss also improvisieren. Er steht auf, faltete die Hände und sagt „Namast…“ äh „Sawadik…“ öhm „Ni Ha… “ ähm „Hey Guys!“.
Die Brille informiert: „Minus 10 Punkte für falsche Begrüßung und 10 weitere Punkte Abzug für Unpünktlichkeit“. Im Großen und Ganzen zeigen sich die Asiaten aber sehr zufrieden und fordern ein regelmäßiges Meeting mit Noah ein. Der Vormittag verflog nur so.
Gong: „Noah, es ist 12:30 Uhr. Dein E-Lunch wartet an der Tür.“ Wie schon beim Frühstück, lässt er die nächste rollende Thermophore ins Zimmer fahren und isst direkt aus ihr. Während des Essens projiziert die Holo-Con-Software verschiedene KPIs und Diagramme in den Raum, die Noahs Performance am Vormittag bewerten. „Verbindlichkeit, Kompetenz, Culture, Flexibilität, Passion“ … und so weiter.
Gong: „Noah, es ist 12:45 Uhr. Dein E-Lunch ist beendet. Eine Änderung der Termine am Nachmittag ergab Bedarf an einer zusätzlichen Holo-Con heute Abend 19:00 Uhr. Meeting wird kurzfristig zugewiesen, stand by erwartet. Bitte bestätige über die folgenden Schaltflächen.“
- JA, einverstanden (5 Punkte Gutschrift in „Flexibilität“)
- NEIN, abgelehnt (50 Punkte Abzug in „Passion“)
3 Kommentare zu „6) New Work – Teil 3“