546) Tanzen über 40 … wohl eher unter 50

Neulich hat es mich nach verdammt langer Zeit mal wieder in eine Disco … wie sagt man … Diskothek … Zappelhalle … Tanzveranstaltung … Tanzlustbarkeit … Club … mit drei „Floors“ verschlagen. Und das auch nur, weil ich das Wochen vorher großspurig gegenüber einer kleinen Gruppe zugesagt hatte. Zudem unterlag der Event einer „enggefasst nostalgisch anhauchenden Themenstellung“, so dass weder Gangsta-Rap, noch Techno, noch Schlager laufen würden.  

Der Abend rückte näher und insgeheim hoffte ich auf eine Absage der anderen „Mittänzer“. Kopfschmerzen, Schnupfen oder Kind krank, aber nix da, die hielten am Plan fest. Das Ankleiden verlief recht simpel. Schwarze Jeans, schwarzes Hemd, bei den Schuhen wurde es schon schwierig. Die bequemsten Schuhe wären etwas uncool, aber bei den coolen Schuhen würden mir nach drei Songs die Hacken bluten. Also entschied ich mich für uncool, aber der Laden würde eh voll werden und da glotzt mir keiner auf‘s Fuß-Textil.

Und so ergab sich dann ein toller Abend, mit vielen Beobachtungen, wie sich das „Abhotten“ im U50-Segment doch verändert hat:

  • Der Laden öffnete 21:00, 20:50 standen wir da auf der Matte. Wann geht‘s los, ich will nicht so spät ins Bett.
  • Ein paar Teenie-Girls vor uns hatten die falschen Zahlen auf dem Perso stehen und mussten wieder abdampfen. Wir empfanden ernsthaftes Mitleid.
  • Bier kostete früher 4 DM, jetzt sind‘s 5 EUR, aber irgendwas zum Festhalten braucht man ja schließlich.
  • Auf unserem Floor gab‘s keine Sitzgelegenheiten, so konnte sich auch kein abwartender Stuhlkreis bilden, die Tanzfläche war ab Takt 1 gut gefüllt. Eine erstaunliche Effizienz die da an den Abend gelegt wird.
  • Abstellfläche für Getränke gab‘s auch nicht, also behielt ich es in der Hand. Etwas blöd irgendwie, machten aber alle so. Und jetzt bloß nicht die Pulle wie ein Mikro vor die Schnauze halten, das wäre dann sicher sehr „cringe“ … denn da waren ja auch noch jüngere Tänzer:Innen … tanzende Menschen … dem Gesellschaftstanz frönende Personen … unterwegs.
  • Das schöne an Ü40 bzw. U50 ist, dass mir der eigene Tanzstil ziemlich Wurscht ist. Das befreit ungemein und wenn ich mir dann so anderstanzende XY-Chromosomen anschaute, zählte ich mich selbst immer noch zu den coolsten Jungs des Abends. Logisch.
  • Mir ist aufgefallen, dass ich dann noch erstaunlich textsicher bin. Trotzdem vermied ich es aber, übermäßig laut zu singen, denn sollte doch mal ein Textzeile verrutschen, könnte das peinlich sein. Siehe oben „cringe“.
  • Tanzen scheint wirklich therapeutisch zu wirken, für die Dauer der „coolen moves“ scheint der Verfall gestoppt, es tut nichts mehr weh, die Zipperlein sind verschwunden. Also bloß nicht aufhören.
  • Geht das Bier in der Hand zur Neige oder wird es warm, hätte man(n) gern Nachschub, will aber nicht zur Theke gehen. Erstens dauert das ewig und zweitens besteht die Gefahr, dass man die „Tanzgruppe“ nicht mehr findet oder in einem anderen „Floor“ rauskommt.
  • Die Nebelmaschine wird noch mal angeschmissen, der Sauerstoff wird langsam knapp, wenn ich dann noch drüber nachdenke, dass wir in solchen Läden noch übelst geraucht haben … au weia. Ein Mitglied der Tanzgruppe bittet den Veranstalter doch bitte mal die Entlüfter anzuwerfen. Tun die dann auch. Oh, Zugluft … gefährlich;-)

Ich kann zwar nicht sagen, was als Rausschmeißer lief, aber es war schöner Abend, mit vielen Erinnerungen an Cisch Club und Waabe in den 90-er des letzten Jahrtausends.

Wiederholung nicht ausgeschlossen … wenn man uns da noch reinlässt. 😉

Weitere Beiträge der Ü40-Reihe:


Entdecke mehr von T.ipping-Point

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

8 Kommentare zu „546) Tanzen über 40 … wohl eher unter 50

  1. Tanzen als Therapie? I like! Auch mit der Aussicht auf eine gewisse Regelmäßigkeit. Bis U60 dauert es schließlich noch ein kleines bisschen… 😄

      1. Na klar, jeden ersten Freitag im Monat macht’s besonders viel Spaß: Dark Wave & 80er. Geht auch schon früher los, sodass wir nicht so spät ins Bett kommen. 😅

  2. Oh those good old times! Ich versuchte meinen letzten Discobesuch aus der Erinnerung zu kramen, und fand ihn: Bei einer Dienstreise nach Minneapolis, zwei jüngere Kollegen von dort nahmen mich mit in eine Western „themed“ Bar mit Tanzfläche. War klasse, mit einer Flasche Miller light und zu rockiger Country Music. Ich glaube ich war 51 😦 Jetzt warte ich auf die erste Ü70 Disco im Dorf.

    1. … dummerweise lesen die auch meinen Blog mit und ich habe schon wieder neue Termine bekommen … oh je.

      Aber vielleicht finde ich noch einen Grund. Knie, Rücken oder so … geht immer 😉

Hinterlasse eine Antwort zu T. Antwort abbrechen