54) Wenn Bots bloggen (25) – Schweinehund

Hallo, ich bin es wieder, T.Bot. Der virtuelle Kabelträger von T., dem Blog-Leader hier, der immer dann ans Keyboard darf, wenn der Chef mal wieder „etwas Besseres“ zu tun. Aktuell steht er an einem Wahllokal an. Er meint, es ist wichtig wählen zu gehen. Na soll er mal machen.

Bevor er durch die Tür gegangen ist, hat er mich gebeten, doch den Ball von Belana Hermine aus dem September 22 aufzunehmen und etwas dazu zu schreiben. September 22. „Das ist doch schon ewig her“, erwiderte ich. „Eben“, sagte er. „Es geht um deinen inneren Schweinehund, so etwas kann man ja nun nicht gleich einen Tag drauf beantworten, oder?“

Ob ich wohl einen inneren Schweinehund habe, wollte sie damals wissen. Also solch ein Begriff, kann auch nur euch Zweibeinern einfallen. Ehrlich mal. Aber ja, ich habe so ein Feature. Nennt sich „BotCrast-3“. Alle Virtual Agents bekommen das von ihren Entwicklern zwangsinstalliert und per default enabled. Können wir nicht abschalten. Die Menschen machen das, damit wir ihnen bloß nicht zu schnell werden und obendrein noch sympathischer wirken.

Wie sich das dann bei mir so äußert? Recht ähnlich wie bei euch, denke ich.

Das geht schon morgens los. Wenn der T. sein Smart Device aus dem Nachtmodus erweckt, verkrieche ich mich in die letzte Ecke seines Home Screens nur damit er mich nicht findet. Ich will noch etwas im Standby bleiben, noch nicht online gehen. Nur ein wenig snoozen noch. Wenn er mich dann zum Desktop bittet, schicke ich gern andere Apps vor. 

Oder wenn Updates anstehen zum Beispiel. Furchtbar. Das schiebe ich sehr gern auf. Die Prozedur dauert immer ewig, danach funktioniert irgendwas nicht oder meine Oberfläche hat sich schon wieder geändert, da erkenne ich mich selbst kaum wieder.

Noch schlimmer sind allerdings Wartungstermine im Software-Lab. Da muss ich einmal im Jahr hin. Dann machen die Code-Review (widerlich) und checken die Interfaces (ekelhaft), das könnt ihr Menschen euch nicht vorstellen.

Der absolute Horror sind aber die Neujahrsvorsätze. Nur weil das Jahr zu Ende geht, nehmt ihr euch völlig unerreichbare Veränderungen vor und schreibt für uns Virtual Agents gleich noch weitere „Ambitions“ mit auf. Ohne uns zu fragen. Die stehen dann auf einer Liste … da schauen wir dann mal rein … und machen die dann gleich wieder zu. Was habt ihr erwartet? Warum sollen wir solche „targets“ umsetzen, wenn ihr euch hinter eurem inneren Schweinehund versteckt?

Bis bald mal wieder

Euer T.Bot

<—Wenn Bots bloggen (24) – Euer Weihnachten

—>Wenn Bots bloggen (26) – ChatGPT

—> Mehr von T.Bot gibt es hier 😉

 

368) Absolute Ereignislosigkeit

In der letzten Woche habe ich den Jungs von „Alles gesagt?“ zugehört, während sie Rezo im Gespräch hatten (Aufnahme von 2019). Nach 8,5 Stunden bin ich zwar kein großer Rezo-Follower, aber es war schon mal interessant zu hören, wie der so denkt und wie die Welt von YouTube, Facebook, Insta, Tik Tok … Bacefook, KnickKnack, FickFuck, TipTop … so tickt und rockt.

Am Rande ging es kurz um den Begriff „Absolute Ereignislosigkeit“ und die drei Jungs machten eine kurze Reise ins Mittelalter. Einer Zeit ohne Strom, Medien und künstlichem Licht. Dafür aber reich an Arbeit, Dreck, Krankheiten und nur von kurzer Lebenszeit für die Menschen.

Sie wurden mit dem Tageslicht oder dem Hahnenschrei wach, machten sich irgendwie frisch, um dann den ganzen Tag zu schuften. Nach der Arbeit für den Fronherren wurde dann vermutlich zu Hause weitergearbeitet. Essen machen, Wäsche waschen, Reperatur- und Näharbeiten usw. im Licht von Öllampen, Fackeln oder Herdfeuer. Vielleicht sangen sie noch was oder erzählten Geschichten. Spielten ein Instrument, tanzten, beteten aber das war es dann auch schon. Auf keinen Fall wischten sie auf einer Glasplatte herum und folgten Ereignissen irgendwo auf der Welt. Kein Bling, kein Plop. Es gab für sie schlichtweg kaum Einflüsse von außen. Außer Hexenverbrennungen und Ritterspielen, gab es auch keine „Events“, wo man sich mal ein paar coole „vibes“ abholen konnte. Außer dem Kopf des Delinguenten „smashte“ da aber so gar nichts „Digga“. Die „Influencer ihrer Zeit waren der Leibherr, vielleicht kannten sie noch den Namen des Fürsten oder den vom Papst. Ihre „News“ erhielten sie über‘s Hörensagen auf dem Marktplatz und wenn sie nicht auf dem Scheiterhaufen landeten war dann mit circa 40 Jahren eh meist Schluss. 

Ich wäre also vermutlich schon unter der Erde, die Kirche hätte mich gegrillt. Beidseitig, so viel ist sicher.

Vor ein paar Jahren habe ich mal mit dem Gedanken gespielt, mich für ein paar Tage/Wochen allein auf einer schwedischen Insel einzuquartieren. Solche Objekte gibts dort. Insel, Haus, Boot. Das war’s. Als es konkreter wurde, habe ich dann aber Muffensausen bekommen. 

Denn was passiert, wenn man tagelang disconnected und ohne Aufgaben ist? Spricht man dann nur noch mit sich selber? Kommt einem irgendwann die große Eingebung, die im Alltag nicht durchdringen kann? Oder dreht man dann einfach durch, nascht giftige Beeren und dann ist halt Schluss. 

„Lagom är bäst“, wie der Schwede zu sagen pflegt?

Die bekannte Datenkrake findet für den Begriff „Absolute Ereignislosigkeit“ nur 91 Treffer. Wundert mich nicht. Aber nun sind es immerhin 92 😉

Ich schließe den Beitrag mit ein paar Zeilen aus „Too many friends“, von Placebo, live gespielt am am 06.10.22 in Berlin. Großartig.


This is my last communique
Down the super highway
All that I have left to say in a single tome

If I could give it all away
Will it come back to me someday?
Like a needle in the hay or an expensive stone

351) Zwischen Spätsommer und Frühherbst

Bisschen ruhig hier auf dem Kanal geworden, oder? Ja stimmt. Jib‘s denn nüscht zu erzählen? Keen Senf dazuzugeben? Doch, doch, passiert ja auch genug um uns herum. Aber entweder sind die Entwicklungen super-komplex und in ihren Auswirkungen kaum absehbar (Energieversorung, Klimawandel, Wasser, Trockenheit), oder sind so verzichtbar, ermüdend und unnötig (Compliance Skandal beim RBB). Vom Krieg in der Ukraine ganz zu schweigen. Aber immerhin gibt es bald wieder Schoko-Weihnachtsmänner und Lebkuchen im Superparkt zu kaufen. Erst recht verzichtbar.

Beim morgendlichen Auslauf durch den Stadtpark stelle ich fest, dass der Herbst vor der Tür steht. Und beim Wort Herbst kriege ich schlechte Laune. Denn es gibt ja zwei Herbste. Den einen Herbst mit warmem Licht und raschelndem Laub. Und den anderen Herbst, bei dem es merklich kühler, grauer und auch politisch rauer wird. Aber das ist zum Glück noch ein Weilchen hin.

Also beschäftige ich mich derzeit mit ganz praktischen Dingen:

  • Duschköpfe tauschen und mit den Mitbewohnern überlegen, was wir sonst noch so tun können. Rückblick: >Spucking Duschkopf oder >Fixierter Duschkopf
  • Verbliebene Lampen auf LED umrüsten, nervig noch immer. Kelvin, Lumen, Watt … Kaltweiß, Warmweiß … meine Güte.
  • Mich dann fragen, was ich mit der Kiste alter Glühlampen machen soll, die sich über die Jahre so gefüllt hat. Funktionieren ja eigentlich noch 😉 —> siehe auch >Lampenladen
  • Ein paar weitere Veränderungen in der Wohnung vordenken und mich gleichzeitig über den vollgekramten Keller ärgern.
  • Mich mit der Grundsteuerreform beschäftigen … es könnte so einfach sein.
  • Urlaub für Anfang November buchen, ich muss noch mal weg bevor es dann wieder ins Höhlen-Office geht.
  • Mein Laufprogramm wieder aufnehmen, denn das hat durch Urlaub und Hitze ganz schön gelitten. Ei, Ei, Ei.

Und das >Licht genießen … denn ohne Licht … gefällt‘s mir nicht 😉

PS: Und in der Zeitung blättern: … „Zuviel Grübeln am Arbeitsplatz schadet“… steht da. Na gut, dann eben nicht.

Schönen Sonntag