509) Hürdenlauf nach Bengaluru

Dass mein Nervenkostüm die letzten Tage vor Abreise extrem angespannt war, kann ich nicht leugnen … und das werden die mir nahe stehenden Menschen auch gemerkt / erlitten haben. Heut früh ging es los und es warteten dann doch so einige Überraschungen auf mich 😉

Kurz vor 06:00 Uhr marschierten wir los zur nahegelegenen S-Bahn. Die Ministerin für Familie, Kultur und Außenbeziehungen begleitete mich. Zwei Gepäckstücke rollten wir über den Berliner Asphalt, ein beliebtes Geräusch am frühen Morgen. Auf der Hälfte des Weges, kam mir die Frage in den Kopf, wo denn eigentlich mein Handy sei. Shit, das liegt noch an der Ladestation, der Akku ist schon sehr schwach. Ich bat die Ministerin schon mal weiter zu rollen, denn ich müsse nun zurückrennen. Tat ich auch, gut dass ich in Dänemark wenigstens zwei mal joggen war. Also zurück, hoch, Handy holen, runter und wieder zur Ministerin aufschließen und dann mit dem schweren Koffer die Treppe zur S-Bahn hoch. Hätte ich ein Belastungs-EKG dabei gehabt, hätte der Doktor Abbruch befohlen. Ein Minute verging und dann kam die avisierte S-Bahn. Das ging ja schon mal gut los.

Wir fuhren zum Berliner Ostkreuz, das Umsteigen zum Flughafen-Zubringer durchaus schon geübt, ich rollte der Ministerin hinterher zum Gleis 13. Da war aber gar nichts los außer „Kein Zug-Verkehr“. Die 13 ist keine gute Zahl. Sie checkte die App, „oh … Gleis 1 … sorry“. Also wieder flot, flot zum Gleis 1, bei Zieleinlauf war der Regio gerade eingefahren. Ich hoffte, das ginge jetzt nicht so weiter.

Die nächste Hürde war die Koffer-Abgabe. Obwohl der Lufthansa-Automat mich identifiziert hat, wollte er Buchungsnummer oder Ticket-Nummer von mir wissen … nerv. „Wie hat ihnen der Vorgang gefallen?“. Roter Smiley. Die heimische Kofferwaage zeigte 23,3 kg an, die offizielle am Flughafen könnte also auch 24 kg anzeigen und dann müsste ich meine Unterhosen auf dem Fliesenboden ausbreiten und Dinge in Berlin lassen. Doch die Waage zeigte glatt 23 kg, genau das Maximum. So kann es gern weitergehen. Läuft!

Die Sicherheitskontrolle passierte ich ohne Stress, das gab‘s nichts Aufregendes, außer dass ich auf einen Berliner Comedian in Jogging-Anzug traf, der wohl auch früh aufgestanden ist. Seinen Namen verrate ich hier nicht, Datenschutz … aber wir haben sicher Einiges gemeinsam.

Nach 08:00 Uhr begann es in Berlin zu schneien, was zwangsweise die nötige Enteisung der Maschine bedeutete … in „Berlin aber nicht routiniert eingeübt“ ist und deshalb noch einige Minuten länger dauern kann, so der Captain über Board-Lautsprecher. 60 Minuten waren es dann bis der Flieger endlich abhob. Erneut Puls. „Wir sind uns ihrer Anschlussflüge bewusst.“ Gut so.

Der Transfer in München lief flott, kurz vor Boarding fand ich mich am Gate L13 ein. Oh Oh, schon wieder eine „13“. Wir durften einsteigen, die Flugbegleiterin wollte Bordkarte, Pass und Visum sehen. Visum?? Hier in München? Hatte ich nicht in Papier. Nur ein verwackeltes Photo auf DEM Handy (siehe oben). Das reiche vollkommen aus … sie müsse nur das Ablauf-Datum sehen … das auf dem Photo natürlich … nicht zu sehen war. Shit. Ich also wieder raus aus der Schlange, Laptop hochfahren, Windows-Anmeldung passieren …“last call for Passangers to Bengaluru“ … und das blöde PDF suchen. Mit dem Laptop auf der Hand durfte ich dann einsteigen.

In der Kabine war schon „Indian high life“, die Fächer voll und ich hatte Stress mich zu sortieren. Endlich saß ich auf meinem Platz und wollte das der Familie kundtun. Aber mein Handy war … wieder … weg. Erneut Puls, Panik. Taschen, Jacken, Rucksack alles durchgesucht, auch das große Staufach vor meinen Knien. Nichts. Aber es musste an Board sein, 100 %, denn ich hatte im Flieger noch mal nach meiner Platz-Nummer gesehen. Ich bat den Nachbar um Licht und wir suchten den Boden und die Spalten zwischen den Sitzen ab. Nix. Das kann doch nicht sein … „Boarding completed“ … ohne Handy bin ich total … „Bitte nehmen sie ihre Sitzplätze ein“ … angeschmiert! Grüße nach Berlin Mahlsdorf. Panisch ging ich zur nächsten Flugbegleiterin und jammerte von meiner Not. Ob ich denn schon in den Jacken, Taschen, Rucksäcken gesucht hätte, fragte sie. „Ja, natürlich, fünf mal.“ Und in der Sitz-Tasche vor ihnen auch? „Natürlich, zigmal“. Um ihr das zu beweisen, tat ich es noch einmal … diesmal aber im kleinen Staufach und siehe da … mein Handy. 

Mir reicht’s wird für heute.
Schlimmer kann es heute nicht mehr werden.
Aber wehr weiß.

Noch 3 Stunden bis Bengaluru.
Bloggen bei 1.085 km/h …
Wowwwww

Nachtrag 06-01-24, 03:00 Uhr Indian Time
Wir erreichten Bengaluru 30 Minuten früher, mich erwartete ein herzensguter Kollege, hat mir sogar ein paar Starter besorgt, jetzt noch einen Absacker und dann ab in die Falle

97) Postkarte von Sonderlicht

Zehn Grad Celsius, graue Wolken, 80% Regen für die nächsten drei Tage. Wunderbares Weihnachts-Wetter. Alle die, die den Jahreswechsel in wärmeren Gefilden verbringen werden, haben sich richtig entschieden. Aber es sind nicht nur die Temperaturen, die mir fehlen, sondern das >Licht. Auch wenn mein Januar in den Tropen sehr arbeitsreich wird, freue ich mich bereits auf die Portion Sonderlicht.

Hier noch ein weiteres Bilderrätsel, um mein Ziel etwas mehr zu lokalisieren.

Bis dahin herrscht etwas Chaos im Kopf. 

Ungefähr so:

Gans waschen, trocknen … brauche ich eine kurze Hose? … Bundespräsident Steinmeier … Visum vielleicht noch drucken … innen und außen mit Thymian und Majoran … Badehose auch einpacken … an Salz nicht sparen … scheiße Salz ist alle … Handy-Backup sollte ich noch machen … Geschäfte noch auf? … ach nee ist Sonntag … möglicherweise islamistische Angriffe auf Kölner Dom geplant … Stammhalter will heute noch ins Kino … mit Äpfeln und Zwiebeln füllen … wohin denn? Na Alexanderplatz. Halt die Augen offen … und meld‘ dich zwischendurch … Sonnencreme … nee gibts da auch … den Flug vielleicht mal in die App importieren … und den >psychisch angeschlagenen Saugroboter auch noch mal in die Spur schicken … Mutter anrufen … Petersilie hacken … War is over … And so this is Christmas … I hope you have fun … The near and the dear one … The old and the young … ein paar Medikamente nicht vergessen … und Taschenmesser in den Koffer packen … Post von der Bank öffnen … Schaschlik-Spieße mit Seitenschneider kürzen … Freunde in Heidelberg anklingeln … Zitrone waschen und raspeln … Pfeffer … am Ende mit Nadeln verschließen …

So ungefähr … schier endlos

Schöne Weihnachten allen!

96) Postkarte von Fernwärme

Wie ich in >469) Oh e-Visa, keiner stresst mich so wie dieser … und in >500 Stunden schon durchklingen lassen habe, geht’s für mich bald auf eine längere Reise ins ferne Ausland. Das Reiseziel habe ich hier bislang noch nicht erwähnt, obwohl natürlich einige bereits eins und eins zusammengezählt haben und dann korrekterweise bei XYZ gelandet sind.

Auch heute werde ich hier den Ort nicht nennen, aber mit einem Bilderrätsel schon mal in die richtige Zeitzone deuten.

Neben den Vorbereitungen zu Weihnachten, fliegen mir natürlich einige Dinge durch den Kopf, die es noch einzusammeln, zu ordnen und zu verpacken gilt. Wintergebäck wird zu Tropengepäck

Klamotten, Schuhe, Sportzeugs, Mitbringsel, Dokumente, Technik, … um am Ende dann doch immer wieder beim Thema Gewichtsbeschränkung rauszukommen.

21 Kilo sind schon mal fest verplant … sagt die Gebäckwaage.

503) Mein Bahnrekord 2023

2023 wird wohl mein Jahr mit den meisten Bahnfahrten werden. Wie kam es? Zum einen waren natürlich wieder mehr Reisen möglich als in den drei Jahren Pandemie, zum anderen habe ich mich gegen Inlandsflüge entschieden. Und ich muss sagen, im Großen und Ganzen lief das eigentlich ganz gut. So langsam kenne ich die Wege am großen Berliner Hauptbahnhof und habe die Prozedere an Bord kapiert.

Da ich im verbleibenden Jahr keinen Zug mehr besteigen werde, kann ich mich zu einem Fazit hinreißen lassen.

  • Die Verspätungen hielten sich in Grenzen, da ich aber selten umsteige, stören sie mich aber auch nicht. 
  • Ich kann ganz gut im Zug arbeiten, auch wenn das ICE-Portal das Internet eigentlich immer zwischen „wechselhaft“ und „schwach“ darstellt. Entweder gleicht die Handy-Antenne solche Momente aus oder man macht mal etwas offline. Oder döst einfach mal weg.
  • Man kann zwischendurch aus dem Fenster schauen und die Gedanken fließen lassen. Wenn man bei der Sitzplatzwahl darauf achtet, dass man auch ein Fenster bekommt.
  • Am liebsten sitze ich auf Höhe der Gepäck-Regale, da habe ich automatisch weniger Menschen um mich herum … und ich kann den Laptop auch mal ins Regel stellen und im Stehen arbeiten.
  • Neulich stand ich da so vor dem Regal und warf einen kurzen Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige. 294 km/h wurden angezeigt. Da setzte ich mich aber wieder ganz schnell hin und begann das Grübeln, warum die Koffer da so lose herumliegen und es keine Anschnallgurte gibt. Aber die Antwort gab ich mir selbst, 294 km/h ist und bleibt auf lange Zeit eine Ausnahme.
  • Großartig finde ich die Lautsprecherdurchsagen, leider habe ich nur wenige notiert. Die Bahn ist sehr mitteilungsbedürftig und hat einen endlosen Vorrat an Formulierungen. „Sollten sich Arzt oder Rettungssanitäter im Zug befinden, werden diese gebeten, sich in Wagen 10 zu melden.“ „Der Antrieb ist eingeschränkt, die Leistung liegt nur bei 70%, daher könnten wir in Berlin nicht ins Untergeschoss fahren, weil Gefahr besteht, dass der Zug da nicht mehr rauskommt.“ In Erfurt hatten wie neulich eine „Verfrühung“ von 15 Minuten aufgebaut. Verfrühung, Verfrühung … gibt es das Wort überhaupt? Im Rahmen einer 15-Minuten Standzeit hatte ich dann ausreichend Gelegenheit darüber nachzudenken.
  • Die Mitreisenden erlauben herrliche Sozialstudien. Ob Beziehungskrach, Wichtigtuer am Telefon, schlecht erzogene Kinder und deren Eltern … es gibt immer was zum Kopfschütteln.
  • Für sehr stark ausbaufähig hingegen, halte ich die Aufenthaltsmöglichkeiten am Bahnhof. Wenn man sich im Zug keine Erkältung einfängt, dann spätestens an der zugigen Bahnsteigkante.
  • Und auch der Prozess „Man hat lauter Technik aufgebaut und müsste mal aufs Klo“ wäre zu optimieren. Wer meint, man nehme den Laptop einfach mit und stellt ihn auf dem Waschbecken-Rand ab, sollte sich vorher mit dem Zugtyp auseinandersetzen. Lichtschranken öffnen mittlerweile  das Ventil und dann … hat man plötzlich ganz viel Freizeit.

Have fun … with Deutsche Bahn.

502) 500 Stunden

Schon wieder so’n 500-er Dings-Bums. Wird das jetzt zum Trend oder ein Triple-Wums etwa? Nein, nein, keine Sorge. Die Überschrift passt mir nur gerade ganz gut in den Kram, denn es gibt aktuell eben noch ein Thema welches für mich mit der Zahl 500 verbunden ist.

In ca. 500 Stunden von heute, werde ich in einen Flieger steigen, der mich nach Osten bringt.

In ein Land, in dem ich schon mehrfach war, dienstlich wie privat. Nur diesmal gebe ich es mir gleich richtig. Ich werde vier Wochen dort arbeiten, eingebettet in lokale Arbeitsweisen und Geschäftskultur und dann hänge ich noch etwas Urlaub dran, um mich von all‘ dem wieder zu erholen. Planung und Organisation des Trips beschäftigen mich schon ein Weilchen, aber jetzt vor der anstehenden Weihnachtspause, kommt mir das Vorhaben mehrmals täglich hoch und erzeugt ein angespanntes Kribbeln im Mittelgeschoss. 

Es ist halt etwas anderes, wenn man da für Urlaub hinfährt oder für einen kurzen Schlaumeier-Auftritt, nach dem man schnell wieder die Flatter machen kann und das frisch geschlaumeierte nicht ausbaden muss. Diesmal werde ich aber mittendrin bleiben im geschäftigen Getummel … und ja „Getummel“ … ist schon mal ein guter Hinweis aufs Land, verraten werde ich es aber noch nicht. Aber so viel sei gesagt: Warme Temperaturen, demokratisch und kulinarisch reizvoll.

Ich werde vermutlich viel arbeiten, habe aber vor, mir an den Wochenenden auch etwas anzuschauen. Sicher werde ich auch hin und wieder mal was in den Blog hier schreiben. Vielleicht über lustige, skurrile Erlebnisse in der Zusammenarbeit dort oder sicher auch ein paar >Postkarten verschicken, ich gehe das mal locker an. An den Blogs, denen ich folge, versuche ich dranzubleiben, aber ich tue das aus einer deutlich anderen Zeitzone, also stellt eure Handys und Tablets des Nachts besser auf „nicht stören“, sonst nerve ich euch schon vor dem Morgengrauen.

So viel dazu, ich werde mich sicher ordentlich verabschieden, aber bis dahin sind ja erst einmal noch 500 Stunden … und es bleibt noch einiges zu tun. 

Ich sollte mal anfangen

433) Rückkehr ins Büro – Teil 9

Für die letzten drei Tage hatte es mich nach München verschlagen und damit wieder mal in die Bahn, in ein Hotel und ein Bürogebäude. Also solch ein Haus mit vielen Räumen und Tischen drin. Ihr wisst schon.

Aber der Reihe nach.…

Ich hatte den 06:00 Uhr-Zug gewählt und war zunächst fast allein auf dem Bahnsteig. Dachte schon es ist Sonntag statt Montag und ich wäre umsonst so früh aufgestanden. Aber es folgten dann auch noch andere Fahrgäste und wir stiegen ein.

Wagen 29 sei bitte nicht zu nutzen, heißt es über die Lautsprecher. Denn der ist defekt. Gäste aus Wagen 29 (dummerweise 1. Klasse), sollen bitte Wagen 28 nutzen und Gäste der 2. Klasse aus Wagen 28 ohne Platzkarte sollen sich bitte „anderweitig umsehen“. Den Rest kann man sich denken. Wieso ist ein Wagen der gerade aus dem Depot kommt schon bei Bereitstellung kaputt?

Und weil Wagen 29 defekt bleibt, kann der ganze Zug nur mit geringerer Geschwindigkeit fahren, weshalb sich eine Verspätung aufbaut. Logisch. Aber immerhin rollen wir und ich kann „in Ruhe“ arbeiten.

Auf der anderen Fenster-Seite sitzt ein Typ und knabberte Reiskekse. Laut. Und er knurpselt die nicht wie ein Hamster (knurps…knurps…knurps), nein er beißt lautstark ab. Eher wie der weiße Hai oder das Krümelmonster. „Happ!“ Pause. „Happ!“ Pause. „Happ!“ Der macht mich irre der Typ!! Kopfhörer lauter.

Ein paar Reihen hinter mir telefoniert eine Dame. Und zwar dienstlich, deutlich zu hören. Und sie hat immer noch nicht kapiert, dass Mobilfunk nicht unbedingt besser wird, wenn man ins Handy brüllt und damit alle anderen Fahrgäste nervt. Ich will das auch alles gar nicht wissen. Ich habe genügend eigene Baustellen! Kopfhörer noch lauter.

In Erfurt muss Wagen 29 von Fachpersonal untersucht werden, über die Lautsprecher kommt die Info, dass auf einem anderen Gleis demnächst noch ein anderer Zug nach München fährt, der kommt zwar erst später in Erfurt an, „könnte aber die bessere Wahl“ sein. Könnte? Ist? Ich wechsele in den anderen Zug. Jegliche Bewegung aufs Ziel hin, ist besser als Stillstand mit ungewissem Ausgang.

Eine (Ehe)frau im anderen Zug macht ihrem (Ehe)Mann eine Szene, so was habe ich in der Öffentlichkeit noch nicht erlebt.“Christian, das ist das Allerletzte, Christian.“ „Das ist so widerwärtig Christian“. „Ich bin so enttäuscht Christian“. Christian. Christian. Christian. „Sollen die das alle hören hier Christian“. „Christian, du musst dir was vorwerfen, nicht ich“. „Das ist mir scheißegal Christian.“ Na hoffentlich geht die dem Christian nicht noch an die Gurgel. Dann halten wir wohl noch auf freier Strecke und ich kann meinen Workshop vergessen. Man Christian, jetzt kläre das gefälligst! Das kann ja keiner mit anhören. Mir klingen die Ohren, meine Kopfhörer sind am Limit.

Im Workshop nimmt eine Kollegin teil, die gern viel redet. Wirklich eine herzensgute Person. Aber eben reich an Worten und für mich, der sonst eher zu Hause arbeitet und im ICE schon akustisch gestresst war, echt zu viel. Too much info, too much noise.

Abends setze mich an die Bar. Verziehe mich in die hinterste Ecke. Ich, ein Bierchen und mein Tablet. Großartiger Ausklang eines Tages. Aber auch hier ist nichts mit Ruhe. Neben mir sitzt ein Inder (würde ich sagen) der bald mit der Heimat telefoniert. Per Video und Lautsprecher. 

Zum Frühstück an Tag 2 bin ich einer der ersten, ich mag morgendliche Einsamkeit. Aber eine chinesische Reisegruppe muss auch früh raus. Und einer von ihnen, steht mitten auf der Buffet-Insel, niesst 4 mal kräftig in die Handfläche und bedient sich dann am Buffet. Guten Appetit. Rührei gefällig? Nee, danke, ich schaue mich nur etwas um.

Nun geht‘s wieder nach Hause. Reicht erst einmal wieder an persönlichen Kontakten … muss erst einmal ins Abklingbecken und mich vom Sozializing erholen 😉

Schönen Abend.

<— 386) Rückkehr ins Büro – Teil 8

386) Rückkehr ins Büro – Teil 8

Letzter Montag war ein besonderer Tag, da ging es für mich nach Lissabon. Das ließ mich deshalb nicht so kalt, weil es nach 2,5 Jahren Corona meine erste Dienstreise ins Ausland bedeutete. Die letzte dieser Art war Ende Februar 2020 nach > Bukarest, danach war … ihr wisst ja … nicht viel … außer Höhlenoffice.

Ich nahm mir vor, über die Tage zu notieren, wie sich das so anfühlt:

18.11.22, Freitag: eine Kollegin, die mitfliegen sollte, kündigt ihre Absage an, weil sie „noch“ positiv ist, eine andere fühlt sich „irgendwie“ krank und will im Laufe des Wochenendes entscheiden. Na großartig, das sind ja tolle Voraussetzungen. Obwohl ich frisch geboostert bin, mache ich mir da so meine Gedanken. Wir werden da ja schon vier Tage zusammenhocken, jeden Abend ist für Dinner gesorgt. Das wird sicher großartig, aber bei Fischplatte, Bier und Port fühlt sich das Biest eben auch pudelwohl. Ich habe keine Lust, mir das als Souvenir mitzubringen, denn zwei Dienstreisen stehen im Dezember noch an und „>mein Inder“ kommt schließlich auch noch, von Weihnachten mal ganz zu schweigen.

20.11.22, Sonntag: ich sortiere meinen Krempel zusammen, ich greife hier was, packe da was, alles noch etwas durcheinander und planlos. Mir fehlt die Übung. Irgendwann glaube ich, alles zu haben, weiß aber im Prinzip schon, dass es nicht so ist. Aber egal, ich fahre ja nicht in die Wüste.

21.11.22, Montag: Die Schlange am CheckIn ist nennenswert, aber nicht kritisch. Hinter mir stehen zwei Portugiesinnen, quatschend rücken sie mir immer wieder auf die Pelle. Ich überlege zu fragen, ob sie mich heiraten wollen. Nach der Security verziehe ich mich in eine ruhige Ecke und pfeife mir ein Stück Pizza rein. Vier Italiener schlurfen an meinem Stück Tonno vorbei. „Atchoo“ (übersetzt Hatschi!!) entfährt es dem einen lauthals und feucht. Salute! Später sitze ich am Gate, um mich herum wird gehustet, geschnupft und gerotzt. Lecker. Im Flieger werde ich die Maske aufsetzen. Schwöre, Digga!

22.11.22, Dienstag: Wir „ubern“ in die Firma. Im Meetingraum sitzen dann schon mal 30 Leute. Schluck. Bom Dia. Händchen hier, Küsschen da, gern auch zwei. Gar nicht mein Ding, auch ohne Covid. Viele der Kollegen kenne ich per Video, aber „in echt“ sehen Manche dann doch anders aus. Über den Tag wird die Bude immer voller, bis zum Nachmittag werden es locker 40, aus verschiedenen Firmen, Ländern, Standorten. Die Luft wird dick, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Oh, oh. Ob das so gut ist? Zum Abend dann Dinner, lecker zwar, aber nahe. Und noch andere größere Gesellschaften im Raum.

23.11.22, 24.11.22 Mittwoch und Donnerstag: Beide Tage verlaufen sehr ähnlich, viel Arbeit, viele neue Gesichter, Abends zum Dinner. Menschen, Menschen, Menschen … alle herzlich, nett und gastfreundlich. Und die meisten sind mittlerweile jünger als ich, auch ein Fakt, über den ich mal nachdenken muss. 


Fazit:
Nach dem vermutlich monströsen Dinner heute Abend, geht es bald wieder heim. Es sind noch vier Wochen bis Weihnachten und ich hoffe, mir nichts eingefangen zu haben. Und wenn doch, dann war die Zeit anscheinend reif, wenn nicht, dann habe ich alles richtig gemacht, hab Schwein gehabt und war gut geimpft.

Während ich die ersten Beiträge dieser Reihe eigentlich im Spaß schrieb, scheine ich nun wieder angekommen. Zurück im Büro, zurück unter Menschen. Noch irgendwie komisch, aber irgendwie auch … gut 😉

Hier noch mal >alle Beiträge von der Rolle, beginnend April 21 … also nach dem ersten Jahr Homeoffice … ohne eine Ahnung wie das mal wohl enden mag.

<—376) Rückkehr ins Büro – Teil 7

–> 433) Rückkehr ins Büro – Teil 9

376) Rückkehr ins Büro – Teil 7

Ich hatte ja schon angedroht, gelegentlich meine stufenweise „Wiedereingliederung“ ins New Normal zu kommentieren.

Anfang August hatte es mich „endlich“ mal wieder nach München gebracht. War schon ein komisches Gefühl, nach so langer Zeit wieder da zu sein. Siehe Teil 6. Für mich war dieser München-Trip trotzdem ein Novum, denn ich bin mit der Bahn gefahren. Klingt eigentlich völlig normal und man kann sich fragen, warum ich das nicht schon immer so gemacht habe. Kurz: Lernkurve. 

Zu meiner Ehrenrettung sei aber bitte gesagt, dass eine Bahnfahrt nach München damals noch einer Tagestour gleichkam, nun wäre allerdings der Flug über den neuen Hauptstadtflughafen eben dieser Tagestrip. Also, statt mit dem Zombie-Flieger morgens hin und abends spät zurückzufliegen, streckte ich das über 2 Nächte und arbeitete auf Schienen. Somit hatte ich einen vollen Tag vor Ort und habe gleichzeitig alle meine E-Mails weggeputzt und noch Folien gepinselt. Das war früher im Flieger nicht so einfach. 

Im September war ich wieder in Franken gewesen und fand langsam zurück in meine Reiseroutinen. Allerdings ist das immer noch gespenstisch, wenn nur 30-40 % der Büro-Flächen belegt sind und das Schloss schrittweise aus dem „Dornröschenschlaf“ zu erwachen scheint. Wir saßen geordnet am Besprechungstisch, aber abends beim Dinner und nach zwei Bier rückt man sich dann doch etwas auf die Pelle.

Noch auf der Rückfahrt erhielt ich Nachricht, dass die Ehefrau eines der Kollegen, Corona-positiv sei. Na prima. Aber der Kelch ist wieder an mir vorgegangen, ich bin fit und habe im August + September knapp 200 km in meinen Sportschuhen verbracht.

Klopf auf Holz …

Das nächste Level zur weiteren Resozialisierung folgt bald. Es geht eine Woche nach Lisboa! Virus-technisch ein gefährliches Pflaster, in der Tat. Aber da ich nun Anti-Corona 4.0 intus habe, werde ich das hoffentlich überstehen. Ich werde berichten 😉 

<— Rückkehr ins Büro – Teil 6

—> Rückkehr ins Büro – Teil 8

349) Rückkehr ins Büro – Teil 6

Mission accomplished! Ich habe das nächste Level im Reality-Game „Rückkehr ins Büro“ gemeistert. Diesmal habe ich wieder das Scenario „Dienstreise“ gewählt, darin das Level „München“ und die Settings dann wie folgt eingestellt.

  • Zwei Nächte statt einer Nacht —> Unglaublich
  • Bahnfahrt statt Flieger —> Sinneswandel
  • Team-Event statt Dinner —> Krrrrass
  • Bildschirm „off“ —> Wahnsinn!
  • Headset„off“ —> Geht doch nich‘!
  • Social Mode „on“ —> Wirklich?

Aber ich wollte mich ja auch etwas fordern im Vergleich zu >Teil 4 und >Teil 5. Sozusagen eine „New Normal-Challenge“ eingehen, die „Comfort-Zone“ verlassen und etwas „socializen“ und „networken“ … müssen.

Kurzer Bericht für die Krankenakte:

Anreise per Bahn (ich will ja innerdeutsch nicht mehr fliegen). Plätze voll ausgebucht, Wifi „wechselhaft“, 30 Minuten Verspätung … also alles völlig normal.

Beim kurzen Bummel durch die Stadt nahm ich die Innenstadt als übervoll war. Da entwickelte sich etwas Pipi in den Augen, war ich doch „früher“ alle zwei Wochen dort und dann eben mal 2,5 Jahre gar nicht. Null, niente, nix. Komisch wieder dort zu sein. Vertraut irgendwie, aber auch fremd.

Der Campus und die Büros wirkten noch sehr ausgestorben, habe das Gefühl in einem Endzeit-Film rausgekommen zu sein. Alles wirkt gepflegt und sauber, Pflanzen sind noch da, aber es hängen zum Beispiel noch uralte Poster an den Wänden. Auch die typischen Zettelchen zur kollegialen „Erziehung“ sind noch da. „Bitte verlassen Sie diesen Ort, wie sie ihn selber vorzufinden mögen“ oder „Geschirrspülmaschinen kann man auch Einräumen!“. Es wirkt wie im Dornröschenschlaf, wo die Menschen am Hof langsam erwachten.

Zum Mittag war ich in der Kantine. Auf einmal schien es Menschen geregnet zu haben. Voll das Ding, inklusive Schlangen bei den Ausgaben! Jegliche Abstände dahin. Und dann natürlich all die bekannten Gesichter die zufälligerweise ihren „Büro-Tag“ geplant hatten. „Du, hier!???“ Hacke? Ellbogen? Faust? Hand? Bussi? Ungewohnt, ungewollt … unangenehm.

Abends dann der geführte Stadtbummel, der war recht luftig, wenig Sorge. Anschließend ging es in einen Biergarten, da war es dann natürlich deutlich lauter. Ich traf Kollegen die ich noch nie „live“ gesehen habe. Man rutschte dichter zusammen und brüllte über den Tisch, um sich verständlich zu machen.

Nun wieder zurück im Höhlenoffice, werde ich mir wir wohl mal in den nächsten Tagen ein Stäbchen in die Nebenhöhlen drömmeln …

Und dann mal sehen, welches Level als nächstes auf mich wartet 😉

<— Rückkehr ins Büro – Teil 5

—> Rückkehr ins Büro – Teil 7

334) Rückkehr ins Büro – Teil 5

Ich wollte euch ja noch an meinen ersten beiden Dienstreisen in Zeiten des New Normal teilhaben lassen 😉

Also, in KW 25 bin ich mit der Bahn nach Franken gefahren. Gähn. Laaaangweilig. Ja, im Prinzip schon, aber für mich war das eine Prämiere. Meine erste Dienstreise seit März 2020.

Die Vorbereitung ging recht locker von der Hand, beim Blick auf die Business-Klamotten im Schrank konnte ich mich aber auch nur zu Jeans, Hemd und Sakko durchringen. Mit einem Anzug würde ich mir dort wie ein Gockel vorkommen. Es ist vorbei. Den schwarzen könnte ich noch aufheben, den Rest … weg.

Im Zug saß ich zunächst allein, bei Leipzig setzte sich dann ein Ingenieur von BMW zu mir und startete sofort seine Video-Konferenz. Ich weiß nun alles über Robots in der Auto-Fertigung und habe dabei viele BMW-ler kennengelernt. Vermutlich war ich auch die ganze Zeit auf deren Bildschirmen zu sehen, aber da ich FFP2-Schmuck trug war mir das erst mal noch egal. Mal sehen, wie das läuft, sollten die Masken mal fallen. Ich glaube, da könnte ich zickig werden.

Auf der Etage, wo das Meeting stattfinden sollte, traf ich auf erfreute Gesichter. Manche Kollegen breiteten ihre Arme zur Begrüßung aus. Mir war das viel zu viel Körperkontakt, aber den asozialen Eigenbrödler wollte ich nun auch nicht geben.

In dem Meeting-Raum wo wir verabredet waren, wurde anscheinend ordentlich aufgerüstet in den letzten 2 Jahren. Ein Gigantischer Flat Screen, eine Kamera die der Stimme folgt und Lautsprecher in der Decke. Trotzdem saßen wir uns halt zu sechst gegenüber und es gab unweigerlich Situationen, wo man sich dann halt doch mal näher kam.

Beim Checkout im Hotel zückte ich meine Firmenkreditkarte und erst in diesem Moment fragte ich mich, ob die denn überhaupt noch funktioniert. Aber ja, sie tat es und verlangte gleich mal den PIN. Ach du Scheiße. Da war ich dann erst einmal ratlos. Aber dank top-geheimer Notizen in meinem Telefon, ging es nach kurzer Panikattacke weiter.

Bevor ich dann in dieser Woche meine zweite Dienstreise >in die Provinz nach NRW starten wollte, wurde ich erst einmal zurückgeworfen. Da hieß es für mich eine Woche „Green-Office“ im „Corona-Wartezimmer kurz vor Polen“, damit ich dem heimischen „Abklingbecken“ nicht zu nahekam. Also quälte ich den Mobile Hotspot des Handys und hätte parallel ein Spiegelei drauf braten können, so warm war das Ding teilweise. Aber ich will nicht meckern, die Verbindung war sehr stabil, trotz Dauerkonferenz und Kamerabetrieb.

Am Vorabend meines Trips kamen dann leise Zweifel hoch. Soll ich fahren? Doch absagen? Meine Selbsttests waren zwar weiterhin negativ, aber ich hätte vielleicht doch blinde Passagiere in mir tragen können. Und was die anderen Kollegen so von zu Hause mitbringen würden, wüsste ich schließlich auch nicht. 

Am 05.07. im Morgengrauen ging es dann aber los. Vom „Corona-Wartezimmer kurz vor Polen“ mit dem Regio nach Berlin, dann per ICE nach Bielefeld und dann weiter per Regionalbahn zu meinem Zielort an der Pader. Beim Meeting hielten wir viel Abstand, das Dinner gab‘s im Freien. Was man halt so macht, um nicht den eigenen Urlaub kurz vorher zu gefährden. 

Zurück ging es heute wieder mit der Regionalbahn zunächst nach Bielefeld, dann per ICE nach Berlin und dann mit einem proppevollen und verspäteten 9-EUR-Regio wieder ins „Corona-Wartezimmer kurz vor Polen“. Eijentlich oooch schön hier.

Sechs Bahnfahrten an zwei Tagen aufeinander … das reicht mir dann erst einmal.

Was ich da alles schon wieder gesehen und gehört habe, so viel kann ich gar nicht schreiben 😉

Und wem das mit dem „Abklingbecken“ und „Corona-Wartezimmer“ etwas gaga klingt, der kann ja noch mal hier nachlesen

—> Marotten-Bingo im Corona-Wartezimmer – Vol.1

—> Marotten-Bingo im Corona-Wartezimmer – Vol.2

<— Rückkehr ins Büro – Teil 4

–> Rückkehr ins Büro – Teil 6