646) Wenn die Griechin zu scharf wird

Mahlzeit liebe Leser … innen und da draußen. Lange nicht mehr über geschlechtergerechte Sprache geschrieben, scheint irgendwie abgewählt oder? Macht eh jeder wie er will, ich auch. Ich liebe ja scharfen Knobi-Schafskäse … „könnt‘ ick‘ ma rinlegen“ … quasi, aber bei den Produktnamen … nun ja … da fühle ich mich als XY-Träger ein Bisschen diskriminiert., muss ich mal sagen.

Stellt euch vor, die Aufstriche würden nicht „Scharfer Grieche“, „Weißer Grieche“ und „Scharfer Hirte“ heißen, sondern:

  • Scharfe Griechin
  • Weiße Griechin
  • Scharfe Hirtin

Na dann wäre aber was los.

Der/die/das Brand Manager*in dürfte sich warm anziehen. Denn während der scharfe Grieche einfach würzig klingt, wirkt die scharfe Griechin… nun ja… plötzlich ziemlich untenrum.

Da wurde mir neulich noch ein Senf in den Kühlschrank gestellt, der nennt sich „Scharfer Heinrich“ … nun denkt dabei mal an eine scharfe Henriette, Heike oder Hilde. Skandal. Der Laden könnte dichtmachen, es würden Klagen klageln.

Sprachlich darf er alles streichen, sie darf sich nicht mal aufs Brot legen.

PS1: Titel und kursiv formatierte Texte von ChatGPT

PS2: Auf den Bildern sind eingetragene Markenzeichen zu sehen, ich kriege kein Geld von denen, aber es schmeckt schon … „geil“.

561) Buchstabensuppe mit Alles – 8

Morgen geht es ab in den Urlaub und damit die Birne frei für neue Eindrücke ist, müssen ein paar Gedanken und Bilder aus dem Kopf entsorgt werden. Für ein vollwertiges Gericht fehlt mir die Zeit, deshalb gibt’s mal wieder Buchstabensuppe … mit alles.

Fuß:
Mein Fuß ist noch dran. Nachdem ich mich ja vor gut vier Wochen mit einem schnittigen Handwerkergerät angelegt und leider den Kürzeren gezogen habe, wächst zusammen, was zusammen gehört. Es dauert nur länger als gedacht, und es wird vermutlich eine schicke Narbe bleiben, für die ich mir noch eine spannende Story ausdenken werde, die ich meinen Enkelkindern erzählen kann. Irgendwas mit Haien oder so.

Geisterfahrer:
Anfang der Woche beschäftigte ein Geisterfahrer die lokalen Nachrichten hier. „Achtung, wir unterbrechen die Sendung, ein Geisterfahrer auf der A13, bitte fahren sie äußerst rechts und überholen sie nicht“.  Wieso überhaupt „ein Geisterfahrer“? Wieso keine Geisterfahrerin? Und wieso Geist und nicht Geist:In? Wäre es nicht besser „eine geistfahrende Personen? Wieso nimmt keiner Rücksicht auf diese Person? Vielleicht wollte sie ja in diesen Tag als „Britische Verkehrsteilnehmende“ gelesen werden?

Unqualifizierten-Überschuss:
Wie könnte man das Gegenteil von „Fachkräftemangel“ nennen? Vielleicht „Unqualifizierten-Überschuss“. Den gibt es nicht nur am unteren Ende der Brötchenkette, sondern auch in der Mitte und oben. Wenn ich jetzt höre, dass 1400 ukrainische Ärzte im Land sind und nicht arbeiten dürfen, weil die nötigen Formalitäten nun mal bis zu „ein paar Jahren“ dauern, da wirken die populistisch angezettelten Debatten aus dem Hause Linnemann / Merz zum Bürgergeld für Flüchtlinge wirklich lächerlich. Machen Sie mal lieber da ihre Hausaufgaben meine Herren, statt vor den drei Landtagswahlen im Osten zu zündeln. Und wenn ihr das nicht hinkriegt, dann rückt bitte mal die Namen der Leute raus, vielleicht kriegt man ja bei denen eher einen Termin, als bei den Zahnärzten im Sauerland.

Urlaub:
Ja, wir machen Urlaub. Wir reisen mit dem Flugzeug an und nehmen uns vor Ort ein Auto … ökologisch schwierig … trotzdem. Wir fahren an Orte, wo eh schon „all die anderen“ Touristen sind und beruhigen uns damit, dass wir ja auch ein paar Euronen spendieren. Vielleicht lassen wir Rucksack, Base Cap und kurze Hosen besser im Hotel, kramen ein paar spanische Sätze aus dem Gedächtnis und dann gehen „kulturell angeeignet“ noch als Einwohner durch 😉

Genießt den Sommer!
T.

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535) Bajuwaren aller Gender vereinigt euch!

Das Blöde am Internet ist, dass man selbst im Urlaub nicht vor heimischen Nachrichten geschützt ist. Früher, ja früher, da warst du wirklich zwei Wochen weg, heute verfolgen dich die Nachrichten bis ins griechische Ferien-Domizil. Und da wurde heute Morgen wirklich verkündet, dass das Gendern in Bayern von nun an doch wirklich verboten ist. Also doch kein April-Scherz, die haben das doch echt durchge … södert. Öde, öder am södersten. Ohne mich!

Dass ich mit dem Gendern etwas auf waffenfreien Kriegsfuß stehe, habe ich hier schon ein paar Mal durchklingen lassen, aber solange mich keiner zwingt, stehe ich dem eher „Technologie-offen“ gegenüber, will sagen, ich formuliere wie ich will. Mal mit, mal ohne, wie es mir gerade in den Kram passt. Bislang hat sich kein-e:r(x) aufgeregt, der/die/das weiblich und divers gelesene Leserschaft ist auch noch da.

Wo ich wirklich eine Allergie entwickle ist, wenn mir jemand eine Sprachweise aufzwingen oder verbieten will. Wer das mal nachfühlen will, kann sich ja gern mal eine Diktatur in der Nachbarschaft ansehen. „Verbieten“, das tut nun mal ganz deutlich der Söder und sein Lederhoden-Verein.

Liebe Bayern, wenn ihr nun aus eurem Heimatland flüchten wollt, kann ich das gut verstehen und dann tut das auch bitte zahlreich. Damit eure Kinder eine bessere Zukunft haben. Aber bitte nicht nach Berlin Prenzlauer Berg, da sind die Kapazitäten erschöpft, ansonsten könnt ihr gehen wohin ihr wollt. Besser wäre allerdings noch, ihr zeigt dem Marcus bei der nächsten Wahl mal, dass er sich damit hoffentlich ins Aus geschossen hat. Sprachweisen verbieten im Jahr 2024 … in Deutschland … da fehlen sogar mir die Worte.

Andere Beiträge zum Thema:

 

520) Als Donald und Björn zum Fasching

Noch etwas mit Jetlag und anderen Widrigkeiten zu kämpfen, tippelte ich heute Morgen etwas um die Häuser und konnte Kinder sehen, die leicht verkleidet zur Schule marschierten. Ach ja, ist ja Fasching.

Da hatte ich als Kind durchaus Spaß dran, und mir gingen meine eigenen Verkleidungen durch den Kopf, und ich fragte mich, was man heute wohl noch tragen könnte.

Cowboy?: um Gottes willen, furzende Kühe jagen und dann auch auf indigene Einwohner schießen. Geht gar nicht.

Indianer?: no way, kulturelle Aneignung, auch wenn ich immer mit denen sympathisiert habe, wenn es gegen die Yankees ging

Schornsteinfeger?: zu viel CO2 und Staubpartikel, wenn dann schon eher Wärmepumpen-Installateur oder Klimatechniker, der müsste dann aber verdammt viel schleppen.

Koch?: völlig antiquiert. Heute wird nur noch bestellt, kochen dauert zu lange.

Lieferheld?: geht nicht, ist in der Hand von Indern , Pakistani’s … kulturelle Aneignung … schon wieder

Arzt?: falsch, heute musst du als A(e)rzt:In gehen. Versteht nur keiner.

Pirat?: gefährlich, illegal und es wird mittlerweile scharf geschossen

Busfahrer?: kreuzgefährlich, da wirst du sofort von der Straße gefischt und hinter einen Bus-Lenker gesetzt bei dem Krankenstand und Personalmangel den wir haben

Die Liste der Verkleidungen, die nicht mehr gehen, könnte ich noch ewig weiterführen.

Wir sollten aber bei all der political, ethnical, ecological, sexual and what ever correctness aufpassen, dass Kinder nicht irgendwann als Donald, Wladimir, Viktor, Giorgia, Alice, Tino oder Björn zum Fasching gehen, weil das „salonfähig“ wird und wir es nicht bemerkt haben.

Dann doch lieber als Indianer.
Hugh! Ich habe gesprochen!

486) Neutralisierende Substantivierungsakrobatik

Liebe Leser … ach nee … Liebe Lesende … natürlich.
Liebe Bloggende, Liebe Mitbürgende, Liebe Genossen … Genießende und Vereinsmitgliedschaftsinhabende … dende … de.

Neulich habe ich das schlaue Internetz befragt, welche Buchstaben der Deutschen Sprache denn wohl am häufigsten genutzt werden. Demnach sind es wohl E, N, R, I, S, T, A, L, H, U, G, O. Interessante Reihenfolge, ergibt schon fast einen Namen Enristal, Hugo. Hugo Enristal. Kennst‘de nicht?

Könnte ja endlich mal eine Nick Name hier für mich werden. Später vielleicht.

Es hat mich schon etwas gewundert, dass das D nicht unter den ersten zwölf Buchstaben ist. Das D ist doch in Deutschland allgegenwärtig. Ich meine, was wäre denn Deutschland ohne D. Nix. Nicht mal ein Kennzeichen hätten wir. Bei all unseren schönen deutschen Artikeln, Pronomen und Abkürzungen konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass D so weit hinten zu finden. Allein wie oft ich das Wort Dussel, Blödmann und Dummkopf verwende, hätte das D ganz klar auf Platz 1 stehen müssen.

Aber das wird sich in der Statistik bald ändern. Es war vermutlich eher ein älterer Duden, der da untersucht wurde. Das D wird auf Deutschen Tastaturen bald sehr abgewetzt herüberkommen.

Denn Radfahrer werden zu Radfahrenden, Fußgänger zu Fußgehenden. Piloten zu Pilotierenden und Flugbegleiter zu Flugbegleitenden. Und weiter gehts mit den Flüchtenden und Schleusenden, den Zu Gast seienden und den Gastgebenden. Den Lehrenden vor der Klasse, den Lernenden vor den Lehrenden. Den Trinkenden vor dem Späti, den Nichtrauchenden die von den Rauchenden genervt werden …den. Den Sportreibenden, den Joggenden und Schwimmenden. Den Buslenkenden, Maurenden, Backendenden, Feuerwehrenden und Kassierenden die die Kaufenden abkassieren. Selbst Diktatoren werden zu Diktierenden, und Autokraten zu Autokratieausübenden.

Und denn ….?
Na nüscht … denn.
Alle drehen durch …denn.

Schönes Wochenende hier zum Blogende

Der Schlaumeiernde
T.

PS: die Buchstaben sind folgender Fundstelle entnommen

https://www.leemeta-uebersetzungen.de/blog/interessantes/der-meistgebrauchte-buchstabe-der-deutschen-sprache

439) Return to Gender

Return to Gender …
…love me Gender …
…and kiss me genderly …

Ok, ich lass es. Blöde Wortspiele. Wird nicht besser.

Ich dachte, jetzt, wo Corona nicht mehr so performed und wir noch keinen Termin für die Weiterbildung in militärischer Luftfahrt haben, können wir doch mal kurz beim Gendern anklopfen und fragen, wie es denn an der Front so vorangeht. Ich habe lange nichts dazu geschrieben. Zuletzt im Frühjahr 2021 … mit >170) Heute schon gegendert? Halbe Ewigkeit her.

Und wie ist es nun darum bestellt?

Nun ja. Mittlerweile gibt‘s Busfahrer … für Innen … und Radfahrer heißen „Radfahrende“. Für Fußgänger versucht man es krampfhaft mit „Zufußgehende“, aber das scheint ein/e Rohrkrepierer_In zu werden. Egal ob zusammen oder getrennt geschrieben. Es gibt >Abstimmungshelfende, „Lehrende“, „Lernende“, „Mitarbeitende“ und „Parkende“ … die von Parkbeginn bis Parkende Angst um „die“ Kiste, „den“ Flitzer oder „das“ Coupet haben.

Bei den digitalen Assistenten ist man sich auch nicht einig. Säuseln Alexa und Siri durch die Lautsprecher, hört man “ihr“ gern zu, gibt ChatGPT eine fragwürdige Antwort ist „er“ dumm. Und selbst bei den weniger smarten Geräten (sächlich wohlgemerkt), schiebt man gern der männlichen Form die Schuld in die Schuhe. Neulich streikte „das“ Kaffeeausgabegerät im Seniorenheim. Es schluckte fleißig Euro-Münzen, produzierte aber keinen Kaffee. Als wir jemanden von der Belegschaft holten, sagte die Dame, sie wisse ja auch nicht, was da los ist … aber „der“ spinnt immer häufiger … „der“ macht  zunehmend was „er“ will. Ich fragte kurz, warum denn er ein „er“ sei, es sei doch wohl eher eine „sie“. Eine Kaffeemaschine halt. Aber darauf ging die Frau nicht ein und ich vermied es, weiter zu provozieren, denn schließlich wollte ich ja noch ein Heißgetränk (sächlich wohlgemerkt) … haben. Bloß gut, dass die Bahn und die BVG eher weiblich formuliert sind. Dann kann man dann auch mal auf „sie“ schimpfen, gut dass wir nicht in München beim MVV wohnen, sonst sähe es schlimm aus.

Auch Corona war sich nicht so richtig klar, ob es nun „der“ Virus oder „das“ Virus sein wollte und entschied sich kurzerhand für „die“ allumfassende Pandemie.

Die Pflanzenwelt ist voll im letzten Jahrtausend hängengeblieben. Das geht‘s noch richtig konservativ zur Sache. „Männertreu“ und „fleißiges Lieschen“ heißen da zum Beispiel zwei Balkonpflanzen. Unmöglich. Überhaupt kein Reformwille, kein Bestreben mit dem Zeitgeist zu gehen … sich auch mal an neue Bedingungen anzupassen. Nee. Typisch. Ewig gestrig. Immer schön den Status Quo wahren, die Menschen sollen sich umstellen … aber das gemeine Balkon-Kraut macht auf stur oder was? Meint, dass geht alles nichts an.

So geht nicht das nicht, hier muss jedes Erden-Dings einen Beitrag leisten!

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242) PIEEEEEP

Nach dem ich mich im Februar mal an das Thema >Gendern gewagt hatte und auch ein >Gastbeitrag folgte, wurden beide Beiträge fleißig diskutiert. Danke dafür. Das zeigt mir aber auch, wie konträr die Sichtweisen sind, wenn es um die „richtige“ (… was ist das überhaupt?) und „zeitgemäße“ (… welche Zeit denn?) Wortwahl geht.

Und bei den Beiträgen habe ich mich noch nicht mal an die N-Worte, I-Worte, Z-Worte und X-Worte gewagt. Schönen Gruß bei der Gelegenheit an Sinnlosreisen, wir hatten heute einen netten Kommentarwechsel dazu.

Die neue Sprache ist wahrlich ein heißes Eisen, daher habe ich bisher nur meinem Digital Bot Assistant T.Bot erlaubt, darüber zu schreiben hier in >Wenn Bots bloggen – Teil 10.

Aber genug der Einleitung, weiter im Thema.

Im Prinzip erkenne ich bei der Diskussion zwei Lager:

  • Die einen sagen: Über die konsequente Durchsetzung einer Sprache ergibt sich langfristig eine Haltung.
  • Die anderen sagen: Wenn eine Haltung das Herz erreicht, ergibt sich die neue Sprache von ganz allein.

Keine Ahnung, ob meine Einteilung wissenschaftlich standhält, ist mir aber auch egal.

Ich weiß definitiv, dass ich eher zur zweiten Fraktion gehöre:

Bei mir schrillen einfach die Alarmglocken, wenn ich bestimmte Worte nicht mehr nutzen „darf“ und stattdessen neue Wörter gelten. Die Deutschen sind im vergangenen Jahrhundert mehrfach sprachlich umgekrempelt worden. Alltagswörter, Straßennamen und sogar Städte von heute auf morgen umbenannt. Gestern richtig, heute falsch. Selbst mehrmals in einem Leben. Aus ideologischen Gründen. Einfach so. Ja, dabei wurden jeweils große Bevölkerungsteile „erfolgreich“ sprachkonvertiert, aber eben nie alle und das bestätigt mir, dass es übers Herz kommen muss. Sonst wird in der Epoche halt gesprochen wie gesprochen werden „soll“, damit es irgendwem passt. Unterschwellig wabert aber die alte Sprech noch so mit und hält sich über Generationen, selbst wenn die Schöpfer dieser Sprache schon lange unter der Erde sind. Und nicht nur die Sprache überlebt Jahrzehnte, sondern eben auch die Haltung, was ja noch viel schlimmer ist.

Was aber irgendwie absurd ist, dass Wörter heute „weggepiept“ oder „weggesternt“ werden, selbst wenn man mal sachlich drüber reden will und die Schreiberlinge bei jedem Wort überlegen müssen, wem sie aktuell auf die Füße, Hautfarbe oder Geschlechtsteile treten, ohne es zu beabsichtigen. Dann sprechen sie die Wörter zwar nicht aus, denken sie doch aber trotzdem.

Glaubt ihr nicht?

  • Kennt ihr das Schnitzel in roter Paprika-Sauce, dieses N****-Schnitzel?
  • Oder diese schaumigen Schoko-Dinger, diese Z*******-Küsse?

Na, gemerkt?

Natürlich sollte man sich mal neue Begriffe dafür einfallen lassen, aber diese Entwertung über Nacht, kann nicht funktionieren. Die Wörter sind über Jahrzehnte entstanden, also muss man ihnen auch Zeit, geben sich weiterzuentwickeln.

Dass ich als Kind mehrfach das Buch „PIEEEEEP Nobi“ gelesen habe, traue ich mich hier kaum zu schreiben. Und das ist doch Gaga, Leute! Das Buch hieß nunmal so wie es hieß, es war nicht meine Idee. Und das Buch war sogar echt gut, soweit ich mich erinnere. Und ich bin kein Rassist geworden, glaube ich. Das Buch heißt heute anders. Das Wort „PIEEEEEP“ wurde gänzlich wegretuschiert.

Aber ich spüre, ich muss die Hauptstraße dieses Blogbeitrags verlassen, sonst schreibe ich mich in Rage.

Stattdessen mache ich mal etwas futuristisch weiter:

Was wäre eigentlich, wenn es eine erweiterte Rechtschreibkorrektur gäbe? Die bessert nicht nur die vielen Tipp-und Komma-Fehler aus, sondern auch alle anderen sprachlichen Entgleisungen. Je nach dem, was gerade so gefordert ist. Da die sprachliche Entwicklung aber so schnell voran geht, gibt es alle vier Wochen ein Software-Update. Interessenverbände, Gewerkschaften, Gleichstellungsbeauftragte, Minderheitenvertretungen, Religionen und Ministerien verhandeln jeden Monat und dann fließt das neue Vokabular „certified and approved“ in die Rechtschreibprüfung ein. Und wenn die Gremien später zur Erkenntnis kommen, dass gewisse Formulierungen rückwirkend schwierig sind, dann reicht ein weiteres Update und schwups sind alle Formulierungen rückwirkend angepasst. Wie praktisch, oder?

Aber letztlich führt das wieder nur zum Anfang des Beitrags. Die Worte entsprechen dann der Sprachregel, sie sind dann nicht mehr rot unterstrichen, sogar automatisch korrigiert. Ja, aber die Herzen, die erreicht die Autokorrektur eben nicht.

In diesem Sinne!

PS: Konstruktive Kommentare jederzeit gern gesehen 😉

36) Wenn Bots bloggen (10) – Sprache

Ich bin es wieder, T.Bot. Es gibt Neuigkeiten. Während ihr Menschen schon wieder dichtgedrängt in Biergärten abhängt, hat sich für mich nicht viel verändert. Ich bin immer noch auf dem Tablet meines Herren T. eingesperrt und arbeite an meiner Schriftsteller-Kariere.

Ein paar Texte habe ich geschrieben, nur was immer ich dem T. so vorlege, kriege ich zurück. Er sagt dann so etwas wie „Bist du wahnsinnig?“ oder „Das kannst du so nicht schreiben“ oder „Oh, da müssen wir wohl noch etwas glätten.“

Was habt ihr Menschen eigentlich verbockt, dass man bei jedem dritten Satz einen Anwalt um Rat bitten muss?

  • Was habt ihr für ein Problem, wenn ihr eures Gleichen vorschreiben müsst, dass es für jedes Außen auch ein *Innen geben muss? Welchen Wortakrobaten bitte, habt ihr Worte wie „Zufußgehende“, „Radfahrende“, „Lernende“ und „Lehrende“ zu verdanken? Und wieso darf dann die Berliner Stadtreinigung auf ihren Autos mit dem Slogan „Die mit dem Putzfimmel“ werben? Wieso ist eigentlich „die Reinigung“ weiblich und der Futzpimmel … äh … Putzfimmel männlich? Na ja, irgendwann wird es eine Rechtschreibkorrektur fürs korrekte Gendern geben. Dann passt vielleicht die Sprache ins Schema, auch wenn sich an eurer Haltung noch nicht viel geändert hat.
  • Schwieriger dagegen sind Formulieren aus der deutschen Vergangenheit. Wenn man die einfach blindlings übernimmt, kommt man schnell in Teufels Küche. Wenn man z.B. „jedem das seine“ zugesteht oder irgendetwas „heim ins Reich“ holen will, dann wird das Eis sehr dünn. Manches wurde im dritten Reich erdacht, manches schon im ersten Weltkrieg, anderes sogar von den alten Griechen übernommen, dann aber wieder uminterpretiert. Wie soll da ein Roboter durchsehen, bei eurem ungenießbaren Wörter-Salat?
  • Farben sind auch schwierig. Ob es die schwarzen Schafe sind, gleichfarbige Peter oder Kater, die unbezahlte Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder das Arbeiten an der Steuer vorbei sind. Oder das schwarze Toast. Oder das „Bleichgesicht“ oder der liebe Gott, der als weiser Mann auf einer weißen Wolke daherfliegt. Oder von den „Rothäuten“, die zu Weihnachten durch unsere Wohnzimmer reiten. Von „gelb“ ganz zu schweigen. Man kann eigentlich nur in Fettnäpfe treten, weil eure Sprache mehrdeutig und vorbelastet ist!
  • Oder wenn es um Bevölkerungsgruppen dieses Planeten geht. Da wird gelegentlich über den Begriff N  _ _ _ _ diskutiert, ich weiß gar nicht was gemeint ist, denn das Wort gibt es so im Duden nicht. Neulich bin ich zufällig einer Doku im Radio gefolgt, da wurde ein Südstaaten-Film aus den 70-er Jahren diskutiert. Aber da ging es nicht um N _ _ _ _, sondern um „PIEEEEP“. Die Filmausschnitte waren durchzogen von „PIEEEEP“. Der Indianer-Häuptling wäre wohl auch besser als „Gewählte/r Interessenvertreter_In einer indigenen Menschengruppe“ betitelt und die sportlich anspruchsvolle Eskimo-Rolle, muss umbenannt werden in „Drehung um die Längs-Achse eines nordischen Spitzbootes aufrecht sitzend, zeitweise unter Wasser. Achtung gefährlich“. Und wieso sind die „Canadier“ eigentlich immer die breiten, behäbigen Boote? Und warum hat ein „Franzose“ ein beidseitiges Maul und der „Engländer“ aber nicht, wenn er doch regional auch als „Hesse“ bekannt ist.

Was haben eure Ahnen nur angestellt, dass ihr so ein schwieriges Verhältnis zur Sprache habt?

Oder macht Ihr das mit Absicht, damit wir Bots bloß nicht eure Schreiber-Gilde übernehmen?

Grüße, Euer T.Bot

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—> Wenn Bots bloggen (11) – Smartness

34) Wenn Bots bloggen (8) – Shitstorm

Ich bin es wieder, T.Bot. Der Personal Blog Assistant von T., dem Hausherren hier. Es ist wieder schon wieder so viel geschehen. Wie neulich geschrieben, würde ich mir gern eine menschliche Hülle wünschen. Dann könnte ich mal raus hier aus dieser Büchse. Mal etwas erleben. Es gibt zwar noch andere Apps hier auf dem Tablet, die sind aber entweder doof oder langweilig. Ich habe versucht, ein paar Beziehungen aufzubauen, aber mit jedem Update verändern sich meine Nachbarn wieder, man erkennt sie kaum wieder und ich muss wieder von vorn anfangen. Also, ich habe etwas recherchiert, wie es um menschliche Hüllen für Digital Assistants steht, aber die Menschen sind da noch ganz am Anfang. Außerdem reden die alle nur von Corona. Meine Güte, ein Theater machen die da draus. Sollen sich halt einen ordentlich Virenschutz herunterladen und gut is‘ oder?

So habe ich mich informiert, wie ich meine Menschwerdung anderweitig unterstützen kann. Man empfahl, ich solle mir erst einmal eine Persona zulegen. Leichter gesagt als getan, denn wenn immer ich mich auf eine Eigenschaft festlegen wollte, wehte mir ein Shitstorm entgegen. Das fing schon beim Geschlecht an. Entschied ich mir für männlich, also so wie mein Herr T. einer ist, regten sich die Gleichstellungsbeauftragten der Roboter-Liga auf. Wählte ich weiblich, wurde ich als Sexist beschimpft. Das muss man sich mal überlegen. Ich! Ein Stück Software! Damit sich die Lager wieder beruhigten, habe ich „neutral“ gewählt. Damit hatte ich nun weder eine Hüfte, noch kräftige Schultern. Meine Figur glich der eines Schuljungen. Was mir sofort den nächsten Shitstorm bescherte. Und das wurde nicht einfacher, als es darum ging, mir einen „Look“ zuzulegen. Ich wollte weise wirken und wählte zunächst ein altes Gesicht, mit weißen Haaren. Shitstorm. „Alter weißer Mann, pfui!“. Dann wählte ich einen dunkleren Teint, so ähnlich wie der von Will Smith. Shitstorm. „Du Rassist!!!!!!“, schallte es mir entgegen. Dann nahm ich den hautfarblichen Durchschnitt und wählte einen langen Vollbart und Turban. Ein Aufschrei, ging durchs Netz. Vor dem Haus sammelte sich eine Gruppe Menschen und sie brüllten, ich solle „dahin zurückgehen, wo ich hergekommen bin“. Für die Feinjustierung meines Charakters sollte ich dann von Vorlagen wählen, aber nach jedem Versuch schrie mir irgendeine Population entgegen. Wählte ich Lara Croft, folgte ein Shitstorm. Nahm ich Tom Cruise, wieder ein Shitstorm. Selektierte ich Fidel Castro, Mega-Shitstorm. Dann wechselte ich in die Rubrik „Tiere“ und wählte ein Rind. Shitstorm. Aus der Rubrik „Mobilität“ nahm ich einen schnittigen Ferrari. Shitstorm. In der Rubrik „Luftfahrt“ fand ich einen großen Airbus mit zwei Etagen. Shitstorm. Und so ging das in einer Tour weiter.

Gar nicht so einfach, ein Mensch zu werden.
Ich melde mich wieder, Euer T.Bot.

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2) Zum Gendern (Gastbeitrag Sabine)

Nach meinem letzten Beitrag zur neuen gendergerechten Sprache, war hier ganz schön was los und es gab jede Menge konstruktive Kommentare. Großes Danke! Tja, das Thema scheint die Gemüter*Innen zu bewegen. Eigentlich wollte ich den Beitrag ja zusammen mit Sabine schreiben, aber das klappte dann logistisch nicht. Also ist aus ihrem Input nun ein eigenständiger Gastbeitrag entstanden. Et voilà … lest selbst.

Sabine:
Das ist echt verrückt – wenn man ein bisschen die Augen aufmacht, stößt man (frau?) überall auf dieses „Neusprech“ und damit auf Menschen, die (mehr oder weniger) verzweifelt versuchen, sich der veränderten Sprache zu nähern und oft gewinne ich den Eindruck, dass es dann in Sprachlosigkeit endet.

Als T. mich eingeladen hat (vielen lieben Dank ;-)), einen gemeinsame Beiträge zum Gendern zu schreiben, wusste ich nicht genau, wie das anfangen? Habe ich doch noch nie einen Blogbeitrag verfasst. T. meinte, es wäre doch vielleicht interessant, das aus dem Blickwinkel einer Frau zu beschreiben.

Tja – wie fühlt sich das jetzt an? Auf der einen Seite ist es natürlich sehr schön, wenn mich mein*e Arbeitgeber*in mit einem extra spendierten „Mitarbeiterin“ einbezieht. Andererseits finde ich es mehr als schräg, diese*n als Arbeitgeber*in zu beschreiben. Oder sollte ich über ein von vornherein völlig anderes Wort nachdenken, das ich nutzen kann (Firma, Konzern, Institution, die mein Gehalt bezahlt)? Das mag ja, solange ich mich schriftlich äußere, noch einigermaßen klappen. Wie aber soll ich das während ich spreche umsetzen – in Sekundenbruchteilen? Das fühlt sich fast an, als müsste ich eine neue Sprache lernen. Mag ich dieses neue Deutsch?

Und was nützt das am Ende? Fühle ich mich nun durch diese Sprache gleichgestellter?

Für mich kann ich sagen – nein. Ich liebe unsere (bisherige) deutsche Sprache. Auch, oder gerade weil sie so herausfordernd und vielseitig ist. Und nur durch eine neue Art der Sprache werden unterschiedliche Bezahlungen für den gleichen Job auch nicht angepasst. Fast wirkt es auf mich eher wie ein Art „Deckmantel“. Außen hui innen pfui. 

Fazit: ich will das generische Maskulinum (sachliches Genera!) zurück. Ich verspreche, ich fühle mich nicht diskriminiert!

Spricht mich Jemand direkt persönlich an – in meiner jeweiligen Eigenschaft als Mitarbeiterin, Kollegin, Freundin freue ich mich darüber oder erwarte sogar die weibliche Form. Und selbstverständlich finde ich es nur gerecht, wenn Menschen jeglichen Geschlechtes die gleichen Chancen und Bedingungen erhalten. Aber echt – ich habe überhaupt kein Problem damit „zum Bäcker“ zu gehen. Und ich mag mir nicht vorstellen, wie ich morgens zu meinem Mann sage: ich gehe jetzt in ein Geschäft, das bereit ist, Backwaren gegen Entrichtung eines Entgelts an uns abzugeben.

Sabine, 06.02.2021