382) Die wahrscheinlich längste Röhre der Welt

Nach meinem Beitrag >Seidenstraße und den wirklich tollen Kommentaren dazu, kam mir ein Bild in den Kopf. 

Ein Sushi-Laufband. 

Nur halt nicht 15 Meter lang durch ein Restaurant, sondern etwas länger. Ungefähr 10.000 km. 

Von China bis nach Deutschland. Und noch mal zurück.

Quasi ein Förderband, das niemals schläft. Eine gigantische Röhre in der alle möglichen Produkte, Güter und Speisen in Super-Speed zu uns geschossen werden. Handy, Fernseher, Laptop, Solar-Panel, China-Pfanne und Sauer-Scharf-Suppe. Mit Glückskeks zum Nachtisch. Was immer gewünscht ist. 

90% der Strecke liegt außerhalb Deutschen Staatsgebietes, also bleiben 90% der Energiekosten dafür und 90% dieses blöden CO2 „außherhalb“ des Landes. Und da das Ding ja im Kreis läuft, kann es auf dem Rückweg doch auch die Umverpackung gleich wieder mitnehmen und „woanders“ recyceln. Und am besten gleich noch unseren Hausmüll und auch den gelben Sack. Den können die ja „unterwegs“ rauskatapultieren. Bei den Mongolen is‘ noch Platz. Soll ja schließlich nicht leer zurückfahren dieses Band, oder? Wäre ja Energieverschwendung. Man muss die knappe Energie schon effektiv einsetzen heutzutage.

Ist doch großartig und verdient einen Innovationspreis! Denn Innovationen kommen schließlich immer von hier, während der Dreck dann wie immer „bei denen“ ist. So können wir ja auch nie grün werden, wenn „die da“ die Luft verpesten, oder? Da können wir uns ja sonst wie anstrengen „hier“.

Ja, sag ich doch!

346) Lieferketten

Hier auf dem Gelände der Urlaubshütte gibts interessante Ameisenstraßen zu sehen. Irgendwie fällt mir da das Projekt „Neue Seidenstraße“ ein und die aktuell viel diskutierten Probleme in den internationalen Lieferketten.

Wenn man sich die Tierchen so ansieht …

  1. Sind die super-schnell
  2. Machen alles zu Fuß
  3. Haben keine Technik zur Hand, keine Gefäße, Körbe
  4. Hätten ja nicht mal Hände, um die zu beladen
  5. Folgen sie alle einer Richtung, einer Aufgabe, einem Auftrag

Wie kriegen die das hin?

  • Liegt das nur an ihrer schieren Menge? Daran, dass das alles nur einfache Soldaten sind, die dem Kommando der Königin folgen?
  • Vielleicht aber auch, weil jede Ameise nur das auf den Rücken packt, was sie tragen kann? Sie keine Schiffe und LKWs beladen, die dann irgendwo hängen bleiben, weil ein Tanker quer liegt oder die LKW-Fahrer streiken.
  • Oder weil sie ihr Zeug eben nur „regional“ organisieren, also auf dem Gelände hier? Weil Sie keine Delegationen nach China oder Indien schicken, um dort Verträge auszuhandeln?
  • Vermutlich aber auch, weil sie „nur“ Nahrung und Baumaterial heranschaffen? Sie sich nicht mit Flachbild-Fernsehern, Spielkonsolen und Billig-T-Shirts abschleppen?

Genug Stoff zum Nachdenken. 

Ach wenn ich die doch nur fragen könnte. Dann übernehme ich das Konzept und werde zum Oberlogistiker der Welt und verdiene mich dumm und dämlich 😉

Grüße von der Ameisenstraße


Nachtrag 28.07.22 20:16 Uhr:
Liebe Leser meines friedfertigen Blogs hier, dieser Beitrag wurde anscheinend von einem hirnlosen Nazi-Arsch geliked und mit einem Hakenkreuz besudelt. Tut mir Leid, das hat nichts mit mir oder meinen politischen Ansichten zu tun. Oder vielleicht ja doch? Jedenfalls habe ich das nicht initiiert. Ignoriert das bitte für den Moment. Ich muss sehen wie ich damit umgehe. Bis dahin habe ich erst einmal die Gefällt Mir-Funktion abgeschaltet. Danke fürs Verständnis

Nachtrag 28.07.22 ca. 20:30 Uhr:
Mir folgt anscheinend ein User mit unmissverständlichem Namen. Ich habe den erst einmal von der Liste der Follower entfernt.

Nachtrag 28.07.22 20:53 Uhr:
Liebe Leser, ich habe eine Beschwerde an die Betreiber von WordPress geschickt und darum gebeten, diesen User zu blocken / zu löschen.

Nachtrag 28.07.2022 21:00 Uhr:
Ich habe den Blog erst einmal auf „privat“ eingestellt, meine Beiträge sollten also erst einmal nicht im Internet auffindbar sein.

Nachtrag 29.07.2022 09:30 Uhr:
Der Blog ist nun erst einmal wieder für die Öffentlichkeit sichtbar.

Nachtrag 29.07.2022 10:00 Uhr:
Obwohl ich diesen User gestern von der Liste der Follower geschmissen habe, taucht er noch an bestimmten Stellen meines Blogs mit seinem hässlichen Hakenkreuz-Gravatar auf. Ich arbeite dran.

302) Fabrik der Welt

Spätestens seit Anfang Corona, sollte der Begriff „Lieferkette“ in den deutschen Wohnzimmern angekommen sein. Das Wort ist erst einmal gar nicht problematisch, denn bestellt und geliefert wird schon seit Jahrhunderten. Neu, und sicher auch diskussionswürdig, sind die Lieferketten und damit auch Abhängigkeiten aus Fernost.

Dass unsere geliebten Apfel-Smartphones nicht im Silicon Valley zusammengeschraubt werden und dass ein 43“ Zoll Flat-TV für 399 € vermutlich nicht aus dem Stuttgarter Tal stammt, kann man sich auch denken. Aber auch ganz besonders der Kleinkram kommt mittlerweile in großen Mengen aus Asien. Und der wird dann gar nicht mehr „exklusiv“ für uns verpackt und in einen See-Container gepackt, nur weil wir hier aufs Knöpfchen drücken. Nein, das Zeug ist schon hier im Land, weil einfach pausenlos geliefert wird. In „Kette“ halt.

Und wenn man, so wie ich, einen kleinen Spleen hat, der Produktverpackungen lesenswert findet, dann stellt man schnell fest, dass die „Made“ nicht mehr „in“ dem kuscheligen „Germany“ sitzt, sondern bereits weit weg am Band steht.

Hier zum Beispiel die Rückseite der Verpackung von FFP2-Masken:
Hergestellt in Changsonggang/China, Importiert via Paris/Frankreich, Überwachungsstelle in Barcelona/Spanien.

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Oder hier, auch Masken oder Corona-Schnelltests, ich weiß es gar nicht mehr:
Produziert in Guangzhou/China, Consulting in Ludwigsburg/Deutschland, dazwischen irgendwie noch Liverpool/UK geschaltet.

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Und hier ein paar Ersatzteile für den Saugroboter:
Hergestellt in Dongguan/China, repräsentiert durch eine Consulting-Bude in Paris/Frankreich.

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Man kann nur erahnen, welche „Wertsch(r)öpfung“ die zwischengeschalteten Consulting-Buden alle beitragen.

Ich habe mir das mal etwas über den Kartendienst der Datenkrake angeschaut:

Dongguan und Guangzhou liegen beide in der Provinz Guangdong. Ungefähr hier: https://www.google.de/maps/place/Guangdong,+China/@22.736784,108.9927994,6z/data=!4m5!3m4!1s0x315285f132af5c3f:0x2ed41c6f09259f29!8m2!3d23.1317099!4d113.26627

Die Provinz Guangdong ist das ehemalige „Kanton“, was man vielleicht von der gleichnamigen Knusper-Ente des „China-Palast“ um die Ecke kennt. Laut Wiki hatte die Stadt Dongguan in 2017 bereits 7,3 Millionen Einwohner, dürfte also mittlerweile locker 2 mal die Einwohnerzahl Berlins toppen. Guangzhou ist laut Wiki die Hauptstadt der Provinz, zählte 2011 bereits 18 Millionen Einwohner im administrativen Stadtgebiet und wird auch als „Fabrik der Welt“ bezeichnet.

Die ganze Provinz Guangdog zählt laut Wiki ca. 126 Mio Einwohner. Alter Schwede. Das ist knapp an Deutschland und Frankreich dran. Zusammen. Nur in einer Provinz, in diesem kleinen Flecken auf der Erde … nördlich von Hongkong und Macau.

„Fabrik der Welt“ … gruselig.

Sollten da mal die Lichter ausgehen … oh oh

Nachtrag 28.03.22 20:15 Uhr: Wenn ich es gerade richtig verstanden habe, geht Shanghai mit 26 Millionen Einwohnern in einen Lockdown

188) Wäre, hätte … Infektionskette

Man hört immer wieder schlaue Erkenntnisse, was man in der Pandemie hätte anders machen können. Oder sogar müssen. Wo falsche Entscheidungen getroffen wurden. Das ist einfach und beliebt, ganz besonders im Nachhinein 😉

Daher will ich jetzt hier nicht weiter darauf eingehen.

Die Worte „wäre“ und „hätte“ beschäftigen mich aber trotzdem im Corona-Kontext, allerdings auf einer anderen Ebene:

Wäre
Was wäre eigentlich geschehen, wenn uns diese Pandemie in den 80-er Jahren erwischt hätte?

  • Wäre es überhaupt dazu gekommen? Schließlich war der Tourismus noch nicht so extrem und die Grenzen waren ja mehr oder weniger dicht. Trotzdem, gereist wurde da ja auch schon, auch interkontinental.
  • Wo wären all die Daten hergekommen? All die Inzidenzen, Fallzahlen, R-Werte, die wir mittlerweile checken wie den Wetterbericht. Und uns dann schon aufregen, wenn die Zahlen vom Wochenende „noch nicht drin“ sind. Wie wären die ermittelt worden? Per Telefon, Fernschreiber, Telegram?
  • Wie wären Schule und Arbeit damals abgelaufen? Homeoffice, Homeschooling gab‘s nicht. Tragbare PC’s waren erst am Entstehen, aber was hätte das „Tragen“ schon geholfen, gab es doch kein Internet in den Wohnungen. Nicht einmal Telefon überall.
  • Und wie wären Regierungen und Ordnungskräfte vorgegangen? Wäre das Militär auf den Straßen unterwegs? Hätte man ganze Stadtbezirke abgeriegelt und ausdörren lassen (Camus, Die Pest)?

Wie wäre das wohl gewesen???

Hätte
Und nun mal anders herum. Was hätten wir eigentlich auf dem Tisch, hätte uns die Pandemie nicht erwischt? Was hätte unser aller Aufmerksamkeit erreicht und an den Stammtischen diskutieren lassen?

  • Hätte unser Klima da seinen Platz? Hätten Greta und Future-Friends weiter demonstriert? Hätten sich „die alten“ immer noch drüber aufgeregt, dass die Kids erst einmal zur Schule gehen sollen, bevor sie sich anmaßen, die Welt zu retten?
  • Oder hätte die Digitalisierung und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt den Weg in die Nachrichten gefunden? Die anstehende Transformation von Beschäftigungs-und Einkommensstrukturen?
  • Vielleicht hätten wir aber auch unseren maßlosen Konsum thematisiert, der uns Europäern dank ausgeklügelter Lieferketten, die Bengalen-Billo-Shirts bis in den heimischen Kleiderschrank liefert.
  • Möglicherweise hätten wir uns mit flüchtenden Menschen beschäftigt, die ja auch noch „da“ sind und sich bald auf den Weg zu uns „hier“ machen? Hoffentlich auch mit deren Ursachen?

Wäre … hätte … Infektionskette.

Ich bin mal auf den kommenden Wahlkampf und die Schwerpunkte da gespannt.

107) Corona-Lektionen 27

Vor dem Hintergrund der Corona-Krise wird viel diskutiert, welche Auswirkungen all das auf unsere Zukunft haben wird. Da lässt sich trefflich spekulieren, aber die Herausforderungen sind eigentlich gar nicht neu. Sie wurden schon zig mal diskutiert, nur vor anderen Kulissen und zu anderen Zeiten.

Ein paar Beispiele aus den letzten 20 Jahren:

Globalisierung: Bestimmte Arbeiten werden ins Ausland verlagert, vieles geht nach Osteuropa und Asien. Die haben dort auch gute Uni‘s und kosten nur den Bruchteil unserer Gehälter.
Und es wurde eifrig diskutiert: Ist das denn so gut für die Umwelt, wenn dort die Schlote qualmen? Wenn man lustige Radiergummis für je 1 EUR bestellt und die dann 6 Wochen mit dem Diesel-Schiff nach Deutschland fahren? Brauchen wir überhaupt so viele bunte Radiergummis? Und machen wir uns denn nicht auch abhängig? Gehen damit nicht auch Kompetenzen verloren? Und all die Telefonate, die kann man doch eigentlich auch aus dem Homeoffice machen, oder? Aber wenn in Asien die Nähmaschinen brummen, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Die „schlaue“ Arbeit?

Digitalisierung: Andere Tätigkeiten muss man schon gar nicht mehr ins Ausland verlagern, das machen nun einfach Roboter. Wir sind permanent online, das Internet macht alles zu jeder Zeit verfügbar.
Und es wurde eifrig diskutiert: Ist dann so gut für die Umwelt, wenn wir alles online bestellen und Food liefern lassen? Wenn Server und Smart Devices Rund um die Uhr laufen? Brauchen wir das denn überhaupt alles und was passiert mit unseren Ladenstraßen? Und machen wir uns denn nicht auch abhängig? Gehen damit nicht auch Kompetenzen verloren. Und all die Telefon-Konferenzen, die kann man doch auch aus dem Homeoffice machen, oder? Aber wenn in Asien die Software-Schmieden laufen und unsere Busse künftig führerlos fahren, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Innovation?

Energiewende: Ein AKW fliegt in die Luft, wir brauchen alternative Energien und E-Autos. Das Eis an den Polen schmilzt, das Klima verändert sich und die Temperaturen steigen. Zusätzlich fackeln Menschen sensible Wälder ab und heizen weiter an.
Und es wurde eifrig diskutiert: Ist dann so gut für die Umwelt, wenn wir nun einen Haufen neuer E-Autos bauen? Wenn wir die Landschaft mit Windmühlen zustellen? Brauchen wir das denn überhaupt alles oder könnten wir nicht auch unseren Konsum reduzieren? Und machen wir uns denn nicht auch abhängig? Gehen damit nicht auch Kompetenzen verloren? Und all die Virtual Meetings, die kann man doch auch aus dem Homeoffice machen, oder? Aber wenn E-Autos in der Produktion so viel weniger Personal benötigen, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Altenpflege?

Covid-19: In China hat angeblich jemand von Fledermaus oder Gürteltier genascht. Wenige Wochen später steht die Weltwirtschaft still. Es gibt weder Klo-Papier noch Mehl, globale Lieferketten sind unterbrochen und Mitarbeiter und Schüler arbeiten von zu Hause. Billionen-Rettungspakete werden verabschiedet, Schulden gemacht ohne Ende.
Und es wird eifrig erkannt: Oh, schau an. Das ist ja sogar gut für die Umwelt, wenn nicht mehr soviel transportiert wird. Die Luft wird ja besser, wenn viele Arbeitnehmer nicht mehr täglich in die Firma fahren müssen. Manches brauchen wir ja eigentlich gar nicht und wir kommen mit viel weniger aus. Uuups, da haben wir uns aber ganz schön abhängig gemacht in den letzten Jahren. Können ja selber kaum noch Masken und Desinfektionsmittel produzieren. Und wenn viele Arbeitnehmer künftig einfach weiterhin von zu Hause arbeiten, dann braucht man ja gar nicht mehr so viele Büros und Flächen, die man heizen oder kühlen muss. Das könnte man ja Wohnraum schaffen. Das würde die Mietsituation entlasten. Ach nee. Aber wenn wir nicht mehr so viel reisen, pendeln und konsumieren, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Netflix, Matrix, GarNix?

Soll mir doch bitte keiner sagen, es gäbe nichts mehr zu tun auf der Welt! Guckt euch den Dreck überall an, den Müll, die kaputten Landschaften. Kümmert euch um Menschen die Hilfe brauchen, pflegt euch und eure Gesundheit, tut was für die Birne, lernt was, treibt Sport, schreibt ein Buch, inspiriert euch und andere.

Es müssen andere Konzepte her. Weg von einem wachstums-und verbrauchsbasierenden Wirtschafts- und Einkommenssystem, hin zu gesundheits,- wohlstands,- und umweltgerechten Gesellschaftsentwürfen.

Auch nicht ganz neu, ich weiß, aber genau darum geht‘s ja hier

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2) Radio aus Fernost

Wir wollten uns ein neues Küchenradio zulegen. Irgendetwas kompaktes, was aber trotzdem einen guten Klang hat. Es sollte weiß sein, eine klassische Antenne haben und von guter Qualität sein. Auch einen integrierten Akku sollte es haben, da wir an seinem künftigen Stellplatz keine Steckdose haben. Das waren die wenigen Parameter mit der wir auf die Suche gingen. Ziemlich langweilig, wenn man mal ehrlich ist. Überhaupt nicht „smart“. Aber das muss es auch nicht sein. Es soll uns morgens nur mit etwas Musik, Nachrichten und dem Wetterbericht versorgen. Es braucht also kein WLAN, keinen Touch-Screen und es muss auch nicht mit uns sprechen können. Es muss ausschließlich Radio abspielen. Und zwar nur unseren Stamm-Sender. Ganz analog. Mehr nicht. Wir haben uns dann für ein japanisches Marken-Produkt entschieden. Es bietet zwar laut Beschreibung immer noch mehr Funktionen als wir eigentlich brauchen, aber immerhin stören sie nicht. Originalverpackt steht das Radio nun auf dem Küchentisch und wir beginnen mit dem Auspacken. „Unveiling“ heißt das Erlebnis heutzutage. Das Radio lässt sich samt weißen Verpackungsschaum schnell aus der Pappe ziehen. Die wichtigsten Tasten erkenne ich sofort. „Power“, „Tune“, „Memory“ und „Volume“. Das reicht mir eigentlich schon. Damit könnte ich es schon in Betrieb nehmen. Trotzdem fällt noch ein Haufen Papier aus dem Karton. Ein „European Guarantee Information Document“ liegt exakt gefaltet bei. Es bestätigt in 22 Sprachen, dass das Produkt der Europäische Garantie-Regelung des japanischen Unternehmens unterliegt. Zusätzlich finde ich auf der Rückseite ungefähr 30 Service-Adressen, an die ich mich in ganz Europa wenden kann. Das schafft Vertrauen. Ein paar leere Formularfelder rufen zu Stempel, Unterschrift und Kaufdatum auf. Leider hat die aber keiner ausgefüllt. Wozu sind die dann gut? Dann folgt noch ein sehr kleiner Zettel in 22 Sprachen. Darin erklärt der Hersteller, dass das Radio der europäischen Richtlinie 2014/53/EU für Funkanlagen entspricht. Gut so. Zudem schmückt ein fettes CE-Logo den Kopf das Papiers. Dann finden wir noch ein weiteres Faltblatt, wieder in 24 Sprachen. Es enthält Sicherheitshinweise in Schriftgröße 6 pt und die Klarstellung, das Akkus und Batterien innerhalb der Europäischen Union nur an ausgewiesenen Sammelstellen entsorgt werden dürfen. Zum Schluss kommen noch einmal sechs Hefte ans Tageslicht. Alle sehen gleich aus, sind in China gedruckt und geben Hinweise zu den ersten Schritten bei der Inbetriebnahme. Wieder in zig Sprachen. Ich werfe den ganzen Papierkram in die Küchenwaage und wiege es mal. Nur so aus Interesse. Die Waage ermittelt stolze 120 g Gewicht. Nur fürs Papier! Dann stelle ich auch noch das Radio in die Waage und notiere 740 g. Ohne Ladegerät allerdings. Tja und nun braucht es etwas Mathematik und einen Taschenrechner. Das macht ungefähr 14% Papieranteil am Gesamtgewicht! Nun das ist…wie soll man sagen…verrückt? Für ein Küchen-Radio? Da mag der Europäische Verbraucher-Schutz-Minister zwar sehr fleißig gewesen sein, sein Kollege vom Ressort Umwelt kann doch eigentlich nur mit dem Kopf schütteln und heulen. All die Papiere wurden von hiesigen Juristen geschrieben, irgendwo übersetzt, von indischen Layoutern in druckbare Form gebracht, von Chinesen gedruckt und dann per Container-Schiff zurück in die EU gebracht. Man stelle sich vor, dass Schiffe, LKWs und Zusteller-Fahrzeuge mal eben eben 14% weniger Gewicht transportieren müssten. Wäre das nicht immerhin mal ein Anfang? Dann könnte ich vielleicht unseren Familien-Diesel noch ein paar Monate länger fahren.

Frühere Beiträge zu Radio, Smartphone und natürlich Diesel: