Vor dem Hintergrund der Corona-Krise wird viel diskutiert, welche Auswirkungen all das auf unsere Zukunft haben wird. Da lässt sich trefflich spekulieren, aber die Herausforderungen sind eigentlich gar nicht neu. Sie wurden schon zig mal diskutiert, nur vor anderen Kulissen und zu anderen Zeiten.
Ein paar Beispiele aus den letzten 20 Jahren:
Globalisierung: Bestimmte Arbeiten werden ins Ausland verlagert, vieles geht nach Osteuropa und Asien. Die haben dort auch gute Uni‘s und kosten nur den Bruchteil unserer Gehälter.
Und es wurde eifrig diskutiert: Ist das denn so gut für die Umwelt, wenn dort die Schlote qualmen? Wenn man lustige Radiergummis für je 1 EUR bestellt und die dann 6 Wochen mit dem Diesel-Schiff nach Deutschland fahren? Brauchen wir überhaupt so viele bunte Radiergummis? Und machen wir uns denn nicht auch abhängig? Gehen damit nicht auch Kompetenzen verloren? Und all die Telefonate, die kann man doch eigentlich auch aus dem Homeoffice machen, oder? Aber wenn in Asien die Nähmaschinen brummen, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Die „schlaue“ Arbeit?
Digitalisierung: Andere Tätigkeiten muss man schon gar nicht mehr ins Ausland verlagern, das machen nun einfach Roboter. Wir sind permanent online, das Internet macht alles zu jeder Zeit verfügbar.
Und es wurde eifrig diskutiert: Ist dann so gut für die Umwelt, wenn wir alles online bestellen und Food liefern lassen? Wenn Server und Smart Devices Rund um die Uhr laufen? Brauchen wir das denn überhaupt alles und was passiert mit unseren Ladenstraßen? Und machen wir uns denn nicht auch abhängig? Gehen damit nicht auch Kompetenzen verloren. Und all die Telefon-Konferenzen, die kann man doch auch aus dem Homeoffice machen, oder? Aber wenn in Asien die Software-Schmieden laufen und unsere Busse künftig führerlos fahren, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Innovation?
Energiewende: Ein AKW fliegt in die Luft, wir brauchen alternative Energien und E-Autos. Das Eis an den Polen schmilzt, das Klima verändert sich und die Temperaturen steigen. Zusätzlich fackeln Menschen sensible Wälder ab und heizen weiter an.
Und es wurde eifrig diskutiert: Ist dann so gut für die Umwelt, wenn wir nun einen Haufen neuer E-Autos bauen? Wenn wir die Landschaft mit Windmühlen zustellen? Brauchen wir das denn überhaupt alles oder könnten wir nicht auch unseren Konsum reduzieren? Und machen wir uns denn nicht auch abhängig? Gehen damit nicht auch Kompetenzen verloren? Und all die Virtual Meetings, die kann man doch auch aus dem Homeoffice machen, oder? Aber wenn E-Autos in der Produktion so viel weniger Personal benötigen, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Altenpflege?
Covid-19: In China hat angeblich jemand von Fledermaus oder Gürteltier genascht. Wenige Wochen später steht die Weltwirtschaft still. Es gibt weder Klo-Papier noch Mehl, globale Lieferketten sind unterbrochen und Mitarbeiter und Schüler arbeiten von zu Hause. Billionen-Rettungspakete werden verabschiedet, Schulden gemacht ohne Ende.
Und es wird eifrig erkannt: Oh, schau an. Das ist ja sogar gut für die Umwelt, wenn nicht mehr soviel transportiert wird. Die Luft wird ja besser, wenn viele Arbeitnehmer nicht mehr täglich in die Firma fahren müssen. Manches brauchen wir ja eigentlich gar nicht und wir kommen mit viel weniger aus. Uuups, da haben wir uns aber ganz schön abhängig gemacht in den letzten Jahren. Können ja selber kaum noch Masken und Desinfektionsmittel produzieren. Und wenn viele Arbeitnehmer künftig einfach weiterhin von zu Hause arbeiten, dann braucht man ja gar nicht mehr so viele Büros und Flächen, die man heizen oder kühlen muss. Das könnte man ja Wohnraum schaffen. Das würde die Mietsituation entlasten. Ach nee. Aber wenn wir nicht mehr so viel reisen, pendeln und konsumieren, was sollen die Menschen hier denn noch tun? Netflix, Matrix, GarNix?
Soll mir doch bitte keiner sagen, es gäbe nichts mehr zu tun auf der Welt! Guckt euch den Dreck überall an, den Müll, die kaputten Landschaften. Kümmert euch um Menschen die Hilfe brauchen, pflegt euch und eure Gesundheit, tut was für die Birne, lernt was, treibt Sport, schreibt ein Buch, inspiriert euch und andere.
Es müssen andere Konzepte her. Weg von einem wachstums-und verbrauchsbasierenden Wirtschafts- und Einkommenssystem, hin zu gesundheits,- wohlstands,- und umweltgerechten Gesellschaftsentwürfen.
Auch nicht ganz neu, ich weiß, aber genau darum geht‘s ja hier
Lieber T., ich habe dich nominiert für den „Awesome Blogger Award“. Nimmst du die Herausforderung an?:-)
https://mutter-und-sohn.blog/2020/05/16/awesome-blogger-award-auszeichnung-fuer-mutter-und-sohn-blog/
Herzlich, Sarah
Oh, wow. Vielen Dank Sarah. Ich denke drüber nach 😉
Mach das! Wäre auf die Antworten gespannt!:-)
Ich bin absolut begeistert von Dein Bericht. Nicht nur das soviel Wavrheit steckt. Es bringt auch viele Ideen hervor.
Danke, das freut mich. Lösungen habe ich ja auch keine, aber wir können mal drüber nachdenken
Sehr gerne
Tja, leider ist die Basis heute GIER nach Reichtum, Einfluss und Macht bei den Habenden und auch ein bisschen Gier nach Haben und Darstellen bei den anderen. Auch wenn es sehr alt klingt: die privatkapitalistische Marktwirtschaft ist die aktuelle Grundlage und die erzwingt aus sich selbst den Konkurrenzkampf,. der dann in all den Entgleisungen mündet, aber eben auch Leistungen hervorbringt. Wir haben mal ein anderes Konzept erlebt, das hatte viele gemeinschaftliche Ansätze, ist dann im Wettbewerb mit dem Kapitalismus krepiert, nicht weil die Oberen zu blöd waren, sondern weil sich ein ganz wichtiger Satz von Lenin (gestorben 1924!!) unter den Gegebenheiten dieser Zeit realisiert hat. Zitat etwa so: „Über den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung wird die höhere Produktivität der befreiten Arbeit entscheiden..“ Das heißt, dass Arbeiten ohne die Knute effektiver ist…war sie nicht….
Halbgötter, die mit ihrer Genialität die Menschheit retten können und wollen (Zuckerberg u.ä. rutschen auch in das kapitalistische Profitgeschäft ab und machen aus einer anfangs befreienden Idee eine Geldmaschine für sich und die Aktionäre……nicht pessimistisch sein, es lohnt sich zu suchen.
Danke für den Kommentar. Aber wenn Lenin in befreiter Arbeit eine höhere Produktivität finden wollte, ist doch da schon das Problem. Nicht die befreite Arbeit, sondern die gesuchte Produktivät(ssteigerung), ist das Problem.
Dein Beitrag trifft den Nagel auf den Kopf!
Nur leider, wir alle wollen doch zurück ins Leben vor Corona.
Manche können es gar nicht erwarten – siehe Demo Teilnehmer…..
Hi Petraida1, ja die Demo‘s verwirren mich auch. Aber ein Zurück, 1:1 ins Leben vor Corona, wird‘s so nicht geben. Zumindest nicht bald. Und wenn es länger dauert, wird es eh nicht 1:1. Das werden die auch noch begreifen 😉
Grüße aus Berlin
T.