Fortsetzung …
Noah war sehr verwundert über die wortkarge Begrüßung seitens Yumi. Schließlich haben sie sich soeben nicht vor der Dreh-Tür des heimischen Supermarkts getroffen, um ihre tägliche Ration eingeschweißtes Brainfood entgegenzunehmen. Nein, sie beide standen an einem Straßenrand in Old-Delhi.
Gerade eben aus zwei verschiedenen Tuk Tuks entstiegen. Noah war sich immer noch nicht klar, wie Yumi ihm über das VT@Home System nach Indien folgen konnte. Und genau weil das alles so unvorstellbar war, hätte er sich doch etwas mehr „Freude“ gewünscht. Aber immerhin hat sie ihm keine Szene gemacht, denn schließlich war er ja ohne Ankündigung vorgereist. Er beschloss, die Angelegenheit ruhen zu lassen, deutet auf einen Indischen Guide vor ihnen, der sofort die Führung übernahm. Gemeinsam bummeln sie durch die große Freitagsmoschee und beobachten Reisende aus aller Welt. Sie hüpfen Hand in Hand über die von der Sonne aufgeheizten roten Sandsteinplatten, um 30 Meter weiter ein schattiges Plätzchen für ihre dampfenden Fußsohlen zu erobern. Sie stehen an den Arkaden des gigantischen Bauwerks und lassen ihre Blicke über die quirlige Altstadt werfen. Der Guide führt sie weiter in das Viertel um den Chandni Chowk und läuft mit ihnen durch die wuseligen Gassen. Sie sehen Handwerk, Shops, Gewürze, Obst, Gemüse, Garküchen, Hunde, Kühe und sogar Affen in den Bäumen. Mal riecht es gut, mal eher übel. Noah tritt aus Versehen in eine knöcheltiefe Lache, Yumi wird von jedem Ladenbesitzer mit „Please come in my shop“ begrüßt. Ganz aufgeregt lassen sie sich so auf diese Weise in Richtung West treiben bis zur nächsten Moschee. Als die Gassen immer enger und einsamer werden, ist Noah heilfroh, einen Guide bestellt zu haben, denn die Orientierung in dem Viertel scheint unmöglich und Yumi klammert sich schon an ihn. Der Guide rät umzudrehen und deutet in Richtung Ost, Red Fort, ein besserer Ort zum Entspannen. Sie arbeiten sich wieder durch die Massen, kreuzen die große Straße, an der sie vor ein paar Stunden aus ihren Tuk Tuks ausgestiegen sind und bewegen sich auf das streng gesicherte Rote Fort zu. In der Grünanlage laufen sie die uralten Gebäude ab und finden Schatten unter großen Bäumen.
In Noahs Sichtfeld erscheint auf einmal ein Countdown, der auf das anstehende Ende der Reise hindeutet. Ihm ist noch gar nicht nach Rückkehr. Überhaupt nicht nach seiner Micro-Flat im 82. Stock des Wohnturms. Es gibt hier noch so vieles zu bereisen, so vieles zu sehen. Und Yumi scheint es ja auch gefallen zu haben. Kurz streift er mit der Handfläche über die leere Sofafläche neben ihm.
Dann wieder der Blick auf den Countdown.
Er ist bei 00:00:10 angekommen.
Zwei Buttons erscheinen.
Rechts: „Vielen Dank und auf Wiedersehen bei VT@Home“
Links: „Auf unbestimmte Zeit verlängern“
Noah muss nicht lange überlegen. Ohne Yumi zu fragen drückt er … Links.
Ende.
Vorläufig 😉