656) Jugendsprache mit Stil

Hört man Jugendlichen in der S-Bahn zu, kann man echt Ohrenschmerzen kriegen. Jeder scheint „Digga“ zu heißen und „nix zu checken“. Sie haben eine eigene Sprache entwickelt, die sehr effizient scheint, aber man fragt sich echt, was die eigentlich meinen.

Aber hier kann die KI zur Verbesserung der Sprachkultur führen und die Kommunikation untereinander auf eine völlig neue Ebene heben.

Während generative KI im Business Bereich bereits E-Mails und Mitteilungen verfasst, kommt die Funktion auch im Produkt-Segment von Meta zunehmend näher.

Die Pubi‘s werden wie heute nur noch ein paar Wortfetzen prompten, ein Sprach-Profil auswählen und schon klingt das schon ganz anders.

Kannnich … meld mich

„Der gegenwärtige Moment erlaubt mir nicht, in die unmittelbare stimmliche Zwiesprache zu treten. Gleichwohl steht Dir der Weg des geschriebenen Wortes offen – zögere nicht, mir auf diesem stilleren, aber nicht minder bedeutungsvollen Pfad Dein Anliegen mitzuteilen.“

Bin krank, chill grad

„Ich sehe mich derzeit außerstande, aktiv am Tagesgeschehen teilzunehmen, da mein körperliches Wohlbefinden einer temporären Schwäche unterliegt. Ich widme mich gegenwärtig der kontemplativen Genesung in häuslicher Umgebung.“

Komm später, Bus verpasst

„Ein unglücklicher Zufall in der Koordination öffentlicher Verkehrsmittel hat zur Folge, dass mein Eintreffen sich leicht verzögern wird. Ich danke für Euer Verständnis und verbleibe in der Hoffnung auf baldige physische Anwesenheit.“

Sorry, Akku war leer

„Bitte nimm meine aufrichtige Entschuldigung entgegen: Mein Kommunikationsgerät verweigerte jegliche Kooperation infolge energetischer Erschöpfung. Die Verbindung konnte daher bedauerlicherweise nicht aufrechterhalten werden.“

Voll nice hier

„Die Atmosphäre dieses Ortes vermag es, in mir ein unerwartetes Maß an Wohlgefallen hervorzurufen – fast, als atme der Moment selbst Schönheit.“

Blöd wird es nur, wenn die hochtrabende Nachricht am anderen Ende wieder auf „Jugend-Slang“ übersetzt wird. Dann hat „man“ nicht viel gewonnen, außer der Herr Zuckerberg natürlich.

PS1:  kursive Teile von ChatGPT

PS2: Titelbild via ChatGPT

486) Neutralisierende Substantivierungsakrobatik

Liebe Leser … ach nee … Liebe Lesende … natürlich.
Liebe Bloggende, Liebe Mitbürgende, Liebe Genossen … Genießende und Vereinsmitgliedschaftsinhabende … dende … de.

Neulich habe ich das schlaue Internetz befragt, welche Buchstaben der Deutschen Sprache denn wohl am häufigsten genutzt werden. Demnach sind es wohl E, N, R, I, S, T, A, L, H, U, G, O. Interessante Reihenfolge, ergibt schon fast einen Namen Enristal, Hugo. Hugo Enristal. Kennst‘de nicht?

Könnte ja endlich mal eine Nick Name hier für mich werden. Später vielleicht.

Es hat mich schon etwas gewundert, dass das D nicht unter den ersten zwölf Buchstaben ist. Das D ist doch in Deutschland allgegenwärtig. Ich meine, was wäre denn Deutschland ohne D. Nix. Nicht mal ein Kennzeichen hätten wir. Bei all unseren schönen deutschen Artikeln, Pronomen und Abkürzungen konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass D so weit hinten zu finden. Allein wie oft ich das Wort Dussel, Blödmann und Dummkopf verwende, hätte das D ganz klar auf Platz 1 stehen müssen.

Aber das wird sich in der Statistik bald ändern. Es war vermutlich eher ein älterer Duden, der da untersucht wurde. Das D wird auf Deutschen Tastaturen bald sehr abgewetzt herüberkommen.

Denn Radfahrer werden zu Radfahrenden, Fußgänger zu Fußgehenden. Piloten zu Pilotierenden und Flugbegleiter zu Flugbegleitenden. Und weiter gehts mit den Flüchtenden und Schleusenden, den Zu Gast seienden und den Gastgebenden. Den Lehrenden vor der Klasse, den Lernenden vor den Lehrenden. Den Trinkenden vor dem Späti, den Nichtrauchenden die von den Rauchenden genervt werden …den. Den Sportreibenden, den Joggenden und Schwimmenden. Den Buslenkenden, Maurenden, Backendenden, Feuerwehrenden und Kassierenden die die Kaufenden abkassieren. Selbst Diktatoren werden zu Diktierenden, und Autokraten zu Autokratieausübenden.

Und denn ….?
Na nüscht … denn.
Alle drehen durch …denn.

Schönes Wochenende hier zum Blogende

Der Schlaumeiernde
T.

PS: die Buchstaben sind folgender Fundstelle entnommen

https://www.leemeta-uebersetzungen.de/blog/interessantes/der-meistgebrauchte-buchstabe-der-deutschen-sprache

485) Uns gehen die Buchstaben aus

Generationsforscher haben es ja eigentlich relativ einfach, wenn sie ihren Generationen Namen geben wollen. Sie buchstabieren sie einfach durch und wenn sie bei x,y,z angekommen sind, na dann machen sie einfach mit dem griechischen Alphabet weiter, dann mit Chinesisch, Hindi usw. Bis die Buchstaben mal alle aufgebraucht sind, gibt‘s schon gar keine Generation mehr auf diesem Planeten.

Schwieriger tun sich da die „Das-Wort-sprechen-wir-mal-besser-nicht-mehr-aus-Ersatzwort-Finder“.

Gestern in den Spät-Nachrichten wurde mir nun das „K-Wort“ präsentiert. Okay K ist also auch vergeben.

„N-Wort“ und „M-Wort“ sind auch schon weg, sie umschreiben frühere Wörter für Menschen mit Afrikanischen Wurzeln, das „I-Wort“ ist für Winnetou and Friends gezogen worden, Das F-Wort ist sogar schon mehrfach in Gebrauch. Von Geschlechtsverkehr, über Feminismus bis Fachkräftemangel. Mit dem „G-Wort“ drückt man sich vor Verantwortung wenn es um Genozide geht.

Tja, da wird es wohl langsam eng im deutschen Alphabet, zumal wir ja vermutlich Außenseiterbuchstaben wie Y und Q niemals verwenden werden. Und es drohen ja schon die nächsten Reservierungen. Nach den furchtbaren Angriffen der Hamas auf Israel stand schnell das Wort „aber“ unter „Beschuss“ und ich las schon vom „A-Wort“. Das „H-Wort“ wird vermutlich der Ersatz für‘s Heizungsgesetz. Das Wort „Einwanderung“ mögen CDU und die Parteien an den Rändern nicht, bei „Migration“ tönen die nicht mehr vorhandenen Sirenen. Als „E“ auch weg und „M“ bald doppelt belegt.

Wer hier schon länger mitliest, der weiß, dass, ich von aufoktroyierten oder zu vermeidenden Worten überhaupt nichts halte. Die sind nur von Zeit und halten meist nicht länger, als das System, das sie erschaffen hat. Sprache entsteht nicht von oben, sondern von unten und es bringt doch überhaupt nichts, wenn diese Leute das eigentliche Wort nicht mehr nutzen, dann aber das Ersatzwort aussprechen. Das ist doch gaga. Sorry.

Oh ich muss Schluss machen. Der „P-Wort“-Dienst klingelt an der Tür. Und das Auto hat keinen Sprit mehr, ich muss noch zur Tanke fahren, 60 Liter „D-Wort“ tanken.

Schönes Wochenende

T.

439) Return to Gender

Return to Gender …
…love me Gender …
…and kiss me genderly …

Ok, ich lass es. Blöde Wortspiele. Wird nicht besser.

Ich dachte, jetzt, wo Corona nicht mehr so performed und wir noch keinen Termin für die Weiterbildung in militärischer Luftfahrt haben, können wir doch mal kurz beim Gendern anklopfen und fragen, wie es denn an der Front so vorangeht. Ich habe lange nichts dazu geschrieben. Zuletzt im Frühjahr 2021 … mit >170) Heute schon gegendert? Halbe Ewigkeit her.

Und wie ist es nun darum bestellt?

Nun ja. Mittlerweile gibt‘s Busfahrer … für Innen … und Radfahrer heißen „Radfahrende“. Für Fußgänger versucht man es krampfhaft mit „Zufußgehende“, aber das scheint ein/e Rohrkrepierer_In zu werden. Egal ob zusammen oder getrennt geschrieben. Es gibt >Abstimmungshelfende, „Lehrende“, „Lernende“, „Mitarbeitende“ und „Parkende“ … die von Parkbeginn bis Parkende Angst um „die“ Kiste, „den“ Flitzer oder „das“ Coupet haben.

Bei den digitalen Assistenten ist man sich auch nicht einig. Säuseln Alexa und Siri durch die Lautsprecher, hört man “ihr“ gern zu, gibt ChatGPT eine fragwürdige Antwort ist „er“ dumm. Und selbst bei den weniger smarten Geräten (sächlich wohlgemerkt), schiebt man gern der männlichen Form die Schuld in die Schuhe. Neulich streikte „das“ Kaffeeausgabegerät im Seniorenheim. Es schluckte fleißig Euro-Münzen, produzierte aber keinen Kaffee. Als wir jemanden von der Belegschaft holten, sagte die Dame, sie wisse ja auch nicht, was da los ist … aber „der“ spinnt immer häufiger … „der“ macht  zunehmend was „er“ will. Ich fragte kurz, warum denn er ein „er“ sei, es sei doch wohl eher eine „sie“. Eine Kaffeemaschine halt. Aber darauf ging die Frau nicht ein und ich vermied es, weiter zu provozieren, denn schließlich wollte ich ja noch ein Heißgetränk (sächlich wohlgemerkt) … haben. Bloß gut, dass die Bahn und die BVG eher weiblich formuliert sind. Dann kann man dann auch mal auf „sie“ schimpfen, gut dass wir nicht in München beim MVV wohnen, sonst sähe es schlimm aus.

Auch Corona war sich nicht so richtig klar, ob es nun „der“ Virus oder „das“ Virus sein wollte und entschied sich kurzerhand für „die“ allumfassende Pandemie.

Die Pflanzenwelt ist voll im letzten Jahrtausend hängengeblieben. Das geht‘s noch richtig konservativ zur Sache. „Männertreu“ und „fleißiges Lieschen“ heißen da zum Beispiel zwei Balkonpflanzen. Unmöglich. Überhaupt kein Reformwille, kein Bestreben mit dem Zeitgeist zu gehen … sich auch mal an neue Bedingungen anzupassen. Nee. Typisch. Ewig gestrig. Immer schön den Status Quo wahren, die Menschen sollen sich umstellen … aber das gemeine Balkon-Kraut macht auf stur oder was? Meint, dass geht alles nichts an.

So geht nicht das nicht, hier muss jedes Erden-Dings einen Beitrag leisten!

IMG_5871