557) Camper

In den Straßen unseres Kiezes fallen mir immer mehr geparkte Camper auf. Nicht nur, dass sie ordentlich Stellfläche verbrauchen, frage ich mich natürlich auch, was die hier auf einmal alle machen?

Also wat is da los?

  • Sitzt da ein Geheimdienst unten vor der Tür, zieht mir irgendwann einen Sack über den Kopf und zerrt mich in den Bus?
  • Gehört es zum Einmaleins der Prepper-Szene, immer ein gepacktes Wohnmobil vor der Tür zu haben, mit dem man dann flüchten kann, wenn das Böse vor den Toren der Stadt steht?
  • Vielleicht wohnt da jemand drin? Ist es das Geheimrezept, dem knappen Wohnraum zu begegnen?
  • Oder ist es das neue Konzept für gescheiterte Ehen? Muddi schläft oben bei den Kindern, Vaddi geht mit Schlappen, Kulturbeutel und Handtuch über der Schulter für die Nacht in den Camper?
  • Oder ganz anders, das Personal pennt da im Bus. Ja, so ist das. All die Logopäden, Osteopathen, Psychotherapeuten und Coaches, die sich um die Kinder kümmern, müssen ja 24/7 in der Nähe sein. Nur für den Fall.

Wer weiß, wer weiß. Aber eigentlich find ich so‘n Ding ja schon sehr schnittig und es macht auch was mit mir. Eine dicke Mobil-Funk-Antenne aufs Dach, ein Solar-Panel dazu und dann geht‘s ab. Einfach losfahren. Da wo es schön ist anhalten, bisschen was arbeiten und dann die Handbremse lösen und weiterfahren.  

496) Wohnung unter‘m Baum

Na, auch erstaunt, dass in drei Wochen schon wieder Weihnachten ist? Die übliche Geschenke-Quälerei? „Ich brauch nix“, „Ick will nüscht“ … „Das geht doch nich‘ “?

Aber ich habe da einen heißen Tipp, wie ihr gar nicht falsch liegen könnt, bei der Auswahl der Geschenke. 

Neulich ging ich an einem „Showroom“ für ein Wohnbauprojekt vorbei. Da hingen vielfältige Angebote im Schaufenster, so wie Weihnachtskugeln am Baum. Nur Lametta fehlte irgendwie. Also früher gab‘s eh mehr Lametta, oder täuscht das 😉

Also ihr leben Leser und auch die *Innen. Vergesst diesen ganzen Swarovski-Quatsch, die Gucci-Taschen, Montblanc-Füller oder Versace-Schlüpper, Schlauchlippen, die ja nun mittlerweile wirklich jeder unter den Baum legt. Damit lockst‘de doch niemand mehr vom Handy weg. Da schaut doch keiner mehr auf zu dir. So etwas schenkt doch Hinz und Kunz und ist an Einfallslosigkeit kaum zu unterbieten. Und prekär ist es irgendwie auch, der Besonderheit des Anlasses überhaupt nicht mehr gewachsen.

Also, so macht man heutzutage Geschenke. Darunter is‘ses irgendwie ein bisschen dünn. Da dürft ihr euch nicht wundern, wenn Gattin oder Kinder sich bald einen anderen Haushalt suchen. Erträgt ja keiner.

Hier mal ein paar erschwingliche Vorschläge:

  • -4 Zimmer, Küche + Garage, kalt 2.490 EUR Miete, nichts Besonderes
  • -2 Zimmer 434.900 EUR ohne Makler, ich meine das geht noch oder?
  • -2 Zimmer 399.000 EUR in begehrter Wohnanlage, wer es nich‘ ganz so dicke hat

Stellt euch nicht so an. Is‘ halt Weihnachten, da wollt ihr ja auch nicht mit zwei Paar Tchibo-Socken da stehen oder?

Wem es gefallen hat, oder so la la … aber nichts besseres zu tun hat … hier ein Beitrag … der so ähnlich ist, denn …

410) Wohnopoly

Na, was bin ich froh, dass ich aktuell keine Wohnung suchen muss. Beim neugierigen Blick in die Angebote auf dem Immobilienmarkt kann einem ja schon mal schwummrig werden. Aber auch bei den Gesuchen habe ich das Gefühl, dass die mehrheitlich von einem anderen Stern stammen.

Ein Unternehmer aus Zürich sucht `ne Hütte in Berlin und Umgebung. Aber für maximal 5 Mio.
Geizhals … also so wird das nichts mein Freund.

Eine Familie aus Wannsee oder Zehlendorf … sie scheinen zu pendeln, hat noch Kohle unterm Kissen und sucht ein „Anlage-Objekt“. Anzahlung bis 500.000 möglich.
Alter! Mein Online-Banking erlaubt mir 2.000 EUR pro Tag zu überweisen, da müsste ich also 250 Tage lang 2.000 EUR schieben, nur um die Anzahlung zu begleichen. Oder mit einem Koffer vorbeikommen.

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Innendesignerin und Journalist suchen Dachwohnung für 1,5 Milliönchen. 
Na dann. Viel Spaß im Dach, bei 48°C.

Vormittags ist er Manager eines amerikanischen Startup’s, nachmittags leitet er was in einem US-Automobilkonzern. Er sucht `ne Bude im Berliner Süd-Osten und zahlt gern 300.000 an. 
Ist das etwa der Elon?

Aber auch beim Auswärtigen Amt verdient man recht stattlich. 1,5 Mio kann er locker machen und ´ne halbe Mille ganz schnell anzahlen.
Komisch, der hat ja fast die gleiche Telefonnummer wie der Elon. Nachbarn vielleicht?

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Eine Woche später hat der Unternehmer aus Zürich nur noch 3 Mio in der Tasche. 
Hat der in einer Woche etwa 2 Mio verbrannt? Schlechter Unternehmer.

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Ein Familie aus München mag gerne 2 Mio auf den Tisch legen. Vati ist wohl Unternehmensberater, Mutti eine Stewardess. Also eigentlich eh nie da.
Wozu? Für die Tochter?

Eine Fooddesignerin … oder Spitzenköchin …,  sie weiß es noch nicht, oder sie sind ein Paar. Man … Frau … sucht ein Häuschen bis 1 Mio.
Ich werde auch noch mal umschulen … zur Fooddesignerin.

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Quellen: Berliner Morgenpost 14.01.23 und 21.01.23

 

Mhm. Ich überlege. Raumhöhe hier ist 2,71m, ich bin gute 1,80, da könnte ich ja noch eine Zwischendecke einziehen und den Raum über uns als „Energiesparende Wohnung im Berliner Szene-Viertel“ anbieten. 

409) Tiny Room

Die Wohnungssituation in Berlin wird angespannter. Die Annoncen, Gesuche und Gebote werden immer aberwitziger. Mehr dazu demnächst hier auf dem Kanal. Und was nun?

Tja, dagegen kann man eigentlich nur …

  • Neue Häuser bauen …dauert aber nun mal
  • Bestandsbauten umwidmen … nicht unbedingt schneller
  • Enger zusammenrücken … 😉

Einen Vorgeschmack darauf bekam ich Anfang der Woche in München. Mein Hotel-Zimmer war so winzig, so ähnlich muss sich wohl Einzelhaft anfühlen oder ein Urlaub im Wohnmobil. Und es war sogar noch als Doppelzimmer verkauft worden. 

Trotz durchschnittlichem BMI musste ich echt überlegen, wie ich mich durchs Zimmer bewege, was ich wo abstelle, um nicht permanent drüber zu stolpern. Die Inneneinrichter … Einrichterinnen … (was für ein grandioses Wortspiel) … hatten sich auch entsprechende Gedanken gemacht. Einen Spiegel gab es nur an der Innenseite der Schranktür. Ein wirklich flacher Flat-TV hing an der Wand … mit üblem Plastiksound allerdings. Der TV hatte auch eine Fernbedienung, die brauchte man aber eigentlich nicht, ich hätte das Gerät aus dem Bett heraus mit dem großen Zeh einschalten können. 

Zum Bad ging es durch eine Schiebetür, die aber versperrt war, wenn man sich mal im Spiegel der Schranktür betrachten wollte. Am Waschbecken gab’s keinen Seifenspender, aber immerhin war einen Spender in der Duschkabine hinter (!) der nach innen öffnenden Flügeltüre. Das Klo stand quasi am Waschbecken, man konnte Klo-Besuch und Zähneputzen in einer Arbeitsgang erledigen, Effizienz-Junkies würde es erfreuen.

Also Leute klagt nicht, rutscht enger zusammen, das können die in Dharavi (Mumbai) schließlich auch!

So ich muss jetzt mal weiter, die Kinder suchen … wo sind die nur? Hatte ich die heute Morgen im West-Flügel gesehen? Oder in der Empfangshalle? Im Salon? Weiß nicht mehr. Vielleicht im Schwimmbad oder in der Bibliothek … nee. Im Gartenhaus, am Bootssteg? Bei den Ställen? Bei den Garagen?

Ach man, das kann sich ja keiner merken 😉

140) Hinten raus

„Hinten raus“, das klingt irgendwie oll, oder? Fast so wie „Hintern“. Oder „Hinterteil“.

Aber „Hinterhaus“ und „Hinterhof“ auch. Schmuddelig, düster, eng. Auf jeden Fall einfach. Um so weiter hinten, umso mehr. Und „Seitenflügel“ dagegen, klingt zwar leicht und edel, macht’s aber nicht besser. Heute sagt man „Gartenhaus“.

Da wo ich groß geworden bin, gab es viele solcher Höfe und ich denke gern an sie zurück. In den zwei, drei Höfen hintereinander, konnte man viele Abenteuer erleben. Die Höfe waren frei zugänglich, es gab keine Wechselsprechanlangen oder Video-Kameras, die den Zugang versperrten. Im Sommer waren die Einfahrten und Durchgänge angenehm kühl. Im Winter dann duster und arschkalt, es roch nach Ofenheizung, Eintopf und Bohnerwachs. So konnten wir ewig über die Höfe tingeln, auch die Türen der muffigen Kellersysteme in den Altbauten standen meist offen. Großartige Verstecke gab es dort unter der Erde. Bis der Suchtrupp keine Lust mehr hatte, zu suchen. Oder der Gesuchte keine Lust mehr, noch länger zu warten. Wir kletterten über Ziegel-Mauern, erklommen Garagen-Dächer und experimentieren mit Streichholz, Klebstoff und Zündplättchen von der Rolle.

„Macht, dass ihr weg kommt da, sonst bin ick glei‘ unten!“ rief es oft von oben.

Und wenn 18:00 Uhr die Kirche läutete, war es Zeit zu gehen.
Nach Hause. Zum Abendessen. 
Und, wie war‘s heute?“ 
„Jut, war nüscht besonderes.“

Der morbide Charme ist vergangen, die Schornsteine qualmen nicht mehr … 

 

14) Tiefgarage

Mit der neuen Wohnung, sollte sich endlich die Möglichkeit ergeben, einen festen Parkplatz zu erhalten. Großartig. Nieder wieder Kreise im Kiez drehen auf der Suche nach weißen Rückfahrleuchten, die sich langsam auf die Straße schieben. Auf dem Bauplan für die Tiefgarage waren die Parkplätze im Wesentlichen so angeordnet, dass immer drei Parkplätze nebeneinander folgten und dann eine Säule. Mit viel Respekt vor den Säulen und der Angst vor Beulen im eigenen Blech, wählten wir den Mittelplatz von den drei Plätzen. Mir schien das sehr durchdacht. Also entschieden wir uns für diesen Platz und machten ihn zum Teil des Kaufvertrags. Leider war das ein Fehler, wie sich aber erst im Alltag herausstellte. Benennen wir hier unseren mittleren Platz zum besseren Verständnis als „Nummer zwei“. Den Platz rechts von uns nennen wir einfach „Nummer drei“. Diese „Nummer drei“ gehört einem Niederländer. Leider haben Niederländer, zumindest dieser eine, höllische Angst vor Beton-Säulen. Also hält er ordentlich Abstand von seiner rechten Säule und drückt dabei deutlich in Richtung Platz „Nummer zwei“. Also unserem. Den Platz links von uns nennen wir hier mal „Nummer eins“. Auf Platz „Nummer eins“ steht üblicherweise ein Passat Kombi. Dessen Eigentümer kann durchaus gut parken und kommt auch mit der Säule zu seiner linken ausreichend klar. Normalerweise würde der Besitzer vorwärts einparken damit er den Platz hinter der Säule als Schwenkbereich für seine Fahrertür nutzen kann. Blöderweise steht hinter der Säule immer ein Moped. Und das gehört dem Eigentümer des Platzes zu seiner Linken. Nennen wir ihn hier „Platz null“. Daraus lässt sich nun eine sehr einfache Gleichung für meinen täglichen Ärger aufstellen. Wenn das Moped von „Platz Null“ hinter der Säule steht, kommt der Besitzer von „Platz eins“ schlecht aus seinem Auto. Also parkt er rückwärts ein. Da er wegen seiner Kinder auch nicht mit der Beifahrerseite allzu dicht an den Pfosten will, rutscht er etwas in Richtung „Platz zwei“. Dass der A4 Kombi aus Holland grundsätzlich zu weit in Richtung „Platz zwei“ rückt, habe ich oben schon ausgeführt. Aus der Situation rechts und links von unserem Platz ergibt sich konsequenterweise, dass ich es mit meinem Auto durchaus noch auf meinem Platz passe, leider müsste ich aber im Auto übernachten oder komme am frühen Morgen kaum noch in mein Auto hinein. Dieses offensichtliche Missverhältnis muss auch den Fahrern von „Platz eins“ und „Platz drei“ bewusst sein. Das geht gar nicht anders. Das ist offensichtlich. Vermutlich denkt Besitzer von „Platz drei“, dass Besitzer von „Platz eins“ etwas für mich tun könnte. Der Besitzer von „Platz eins“ schiebt die Verantwortung dem Holländer auf „Platz drei“ in die Holz-Schuhe. Vielleicht denken auch alle an das blöde Moped von „Platz null“. Der ist ein großer Mitverursacher dieses Konflikts. An mich aber denkt keiner.

Frühere Beiträge zum Thema Wohnen:

13) Hausordnung

Weitere wunderbare Aufregbarkeiten ergeben sich aus Hausordnungen. Der Begriff klingt wie eine Legende aus dem letzten Jahrtausend. Vermutlich wurden Hausordnungen in Deutschland oder Österreich erfunden, die einzigen beiden Länder auf der Welt, deren Einwohner solche Regelwerke in den Eingangsbereich der Wohnhäuser nageln. Ich finde diese Werke eigentlich gar nicht so dumm, insbesondere dann, wenn sie mit Augenmaß formuliert sind. Kurz nach dem Einzug in unsere neue Wohnung, hatte ich auf einer Eigentümerversammlung die einzigartige Gelegenheit, an der Schaffung einer solchen Hausordnung mitzuwirken. Ein Wahnsinnsgefühl. So als würde man die Verfassung eines frisch gegründeten Staates erschaffen. Die Haus-Verwaltung moderierte diesen Prozess und erklärte zunächst Sinn und Zweck einer solchen Werkes und was im Normal-Fall darin geregelt wird. Ein durchaus nachvollziehbares Anliegen der Hausverwaltung, war der Verbot von sämtlichen Brandlasten in den Fluren und in der Garage. Gemeint waren Schuhe oder kleine Regale vor den Wohnungstüren und Chemikalien oder Reifen in der Garage. Ich fand das in Ordnung, man kann die Dinge sicherlich woanders unterbringen. Ein weiterer Paragraph zum Verschluss von Kellertüren und Garagenzugängen hätte für meinen Geschmack nicht sein müssen. Jeder ist eigentlich alt genug zu wissen, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, wenn man nicht vor geknackter Keller-Tür stehen will und in die leeren italienischen Wein-Kartons blicken möchte. Anschließend fragte die Hausverwaltung, was der Eigentümergemeinschaft denn sonst noch wichtig wäre. Ich hatte noch ein sehr unbeliebtes Thema auf der Zunge, hielt es aber noch etwas zurück. Vielleicht gab es ja noch wichtigere Dinge der anderen Teilnehmer. Die erste Wortmeldung folgte: „Das Grillen im Hof sollte doch bitte erlaubt sein, natürlich nur in Maßen“. Na prima, das sind also die Themen, die unsere Nachbarn bewegen. Per Mehrheitsbeschluss wurde die Regelung in die Hausordnung Ordnung formuliert. Egal, auch das wird nicht jeden Tag sein. Nun war es Zeit mein Thema anzubringen. Mir war es durchaus wichtig, aber auch klar, dass ich damit nicht zum Held des Abends werde. Unweit neben mir saß eine junge Mutter, sie schien auch ein Anliegen zu haben aber sie brachte es nicht raus. Also nutzte ich die Gelegenheit. Ich fragte, wie ist denn um Ruhezeiten stünde. Sofort ging ein Raunen durch die Menge. Wir seien „ja nicht im Kindergarten“. Die junge Frau unweit von mir nickte aber eifrig und deutete ihre Unterstützung für meinen Vorschlag an. Na prima, das ist ja ein toller Einstand hier. Nach einigem Gerangel, ließen wir uns auf eine Mittagsruhe am Wochenende herunterhandeln. Bedingung war aber, dass die mit dem Einzug verbundenen Bauarbeiten in den Wohnungen noch nicht dieser Hausordnung unterliegen. Also konnten die Bosch-Bohrhammer noch viele weitere Löcher bohren. Das war für mich in Ordnung, denn auch ich hatte noch genügend Bohraufträge meiner Ehefrau vorliegen. Und wie ist es nun circa fünf Jahre nach Einzug? Bitte raten! In den Fluren stehen Schuhe, manchmal kleine Holzregale oder Skate Boards. In der Garage stehen Winterreifen, Öl-Flaschen und Schlitten. Die Tür zum Keller ist meistens unverschlossen, die Garagen-Tür eigentlich immer. Wenn es um die „hart erkämpfte“ Ruhezeit geht, drehen die Bosch-Bohrhammer ihre Runden.  Vorzugsweise nach dem IKEA Einkauf am Stamstag ab 13:00 Uhr oder kurz vor dem Tatort am Sonntagabend.