Das Viertel in dem wir wohnen, war nach dem Krieg ziemlich kaputt und zu DDR-Zeiten mächtig heruntergekommen. Mittlerweile sind fast alle Häuser saniert, die Wohnungsbewerber reichen sich die Klinke in die Hand. Alt und Neu wechselt sich ab. Es ist „historisch gewachsen“, wie man so schön sagt.
Gerade erst aus Indien zurück, joggte ich neulich durch die Straßen zum Park. Diesmal irgendwie „achtsamer“ als sonst. Der Kiez war so viel sauberer als Indien, kaum Dreck auf der Straße, viel grüner und alles viel frischer irgendwie.
Dafür fielen mir aber diesmal ganz besonders all die bescheuerten Straßen-Schilder auf, für die man in Indien gar kein Geld hat. Ganz besonders dann, wenn sie gar nicht auf eine explizite Situation hinweisen, sondern nur den miserablen Zustand der öffentlichen Verkehrswege in der ersten Welt dokumentieren. „Gehwegschäden“ und „Straßenschäden“ sind wohl die meist geprägten Schilder Berlins. Aber eben weil es ein Altbau-Viertel ist, habe ich gar nicht den Anspruch an „High-Tech-Flüster-Asphalt“ und „Nanopartikel-Beschichtete Gehwegplatten“.
Aber die Stadt muss diese Schilder vermutlich aus Versicherungsgründen an die Laternen nageln, damit niemand sie verklagt, wenn man sich beim Joggen die Knie aufschlägt oder ein nobler Kinderwagen der „Helicopter-Hypercare-The-Angel-Premium-Class“ das Vorderrad verliert. Also hängen an jeder Kreuzung unseres Tempo-30-Viertels solche Schilder. Die Rechnung ist ganz einfach: Eine klassische Kreuzung bietet vier Richtungen, multipliziert mal zwei Fußwege, macht also exakt … acht Schilder je Kreuzung! Nicht zu vergessen noch die Hinweise auf Straßenschäden in ähnlicher Anzahl.
Bemüht man die gängige Suchmaschine, findet man das Schild „Gehwegschäden“ mal unter der Typ-Bezeichnung VZ2009 oder auch WH38. Egal wie es nun heißt, kostet es je nach Reflexionsklasse und Befestigungsart ca. 30-40 EUR. Einzelpreis natürlich, ohne Montage und Mehrwertsteuer. Bei all den Schäden hier kann die Stadt Berlin bestimmt gigantische Mengen-Rabatte verhandeln, trotzdem könnte man es doch einfacher und preiswerter haben.
- Alle Berlin-Reiseführer erhalten ab sofort einen zusätzlichen roten Aufdruck „Caution: Walkway damage throughout the City“. Dieser Hinweis folgt dann gleich unter dem schon existierenden gelben Balken „New: The 10 Top sights to get drunk for low budget“
- Am Flughafen TXL läuft direkt nach der „Alleinstehende-Koffer-Ansage“ eine zusätzliche Ansage. „Achtung, Achtung. Wir machen sie darauf aufmerksam, dass sie ab Verlassen des Flughafengeländes mit erheblichen „Gehweg-und Straßenschäden rechnen müssen. Dafür können wir ausnahmsweise mal nichts“
- Die gelben Ortseingangsschilder an den Autobahnen und Landstraßen, bekommen einen zusätzlichen Text: „Mit passieren der Ortseingangsgrenze akzeptiert der Besucher hochwahrscheinliche Gehweg-und Straßenschäden und übernimmt daraus entstehende Folgekosten aus Beschädigung an Gesundheit und Eigentum zu seinen Lasten“.
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Man o man, wäre ich doch nur Schilder-Fabrikant geworden…
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