Seit Sommer 2018 bin ich nun mit meinem Blog unterwegs und fühle mich trotzdem noch als Neuling. Ich freue mich über Besucher, Likes und Follower. Aber das ist eine etwas egozentrische Sichtweise. Natürlich bin ich auch auf andere Blogs gestoßen und bin bei ihnen als Follower unterwegs. Es ist aber gar nicht so einfach, gutes Schriftwerk zu finden.
Auf manchen Blogs geschieht nur geistiger Dünnpfiff, da ist jeder weitere Verbrauch des Akkus reine Geldverschwendung. Andere Blogger dagegen, sind auf ähnlichem Feld unterwegs wie ich. Sie kommentieren aktuelle Ereignisse aus Gesellschaft oder Politik und wollen sich Gehör verschaffen. Ihre Meinung sagen oder einfach mal nur Schimpfen. Manche dokumentieren Alltags-Geschichten oder denken sich sogar selber Geschichten aus. Respekt. Andere berichten von Reisen, Rezepten, Büchern oder aus dem Familienleben. Ein anderer Blogger schreibt wunderbar überzeichnet, wie bekloppt das Leben in unserer Hauptstadt manchmal ist. Großartig.
All das ist meist gut zu konsumieren, sehr kurzweilig und unterhaltsam. Ein bisschen WLAN und Rest-Akku reichen schon und man kann sich stundenlang darin verlieren. Ab und zu hinterlässt man ein Kommentar oder tippt den „like“-Button. Beim Lesen der eigenen Blog-Statistik, bin ich manchmal echt erstaunt, von wo überall auf der Welt die Aufrufe erfolgen.
In den letzten Tagen, hier in Goa, hatte ich viel mehr Zeit zum „Folgen“ als sonst und ich bin auf weitere Blogs gestoßen, die mich nicht in Ruhe lassen. Eine junge Frau zum Beispiel schreibt über ihre üblen Erlebnisse in der Kindheit, Depression, Tabletten-Abhängigkeit und ihrem Kampf aus all diesem Schlamassel heraus. Ein Mann, der eh schon die volle Packung im Alltag zu tragen hat, schreibt zudem seit Sommer 2018 über die Krebserkrankung seiner Frau und den Umgang mit damit verbundenen Ängsten und Hoffnungen. Das ist nun gar nicht mehr „unterhaltsam“. Ganz im Gegenteil. Es ist sehr berührend und nimmt mich als Leser mit.
Dann frage ich mich häufig….
- Ob ich das alles lesen und wissen sollte. Ich meine, es sind doch sehr intime Dinge, die da beschrieben sind. Das geht manchmal so tief rein und ich kenne diesen Menschen doch gar nicht. Andererseits, denke ich, haben die Publizisten bewusst das Blog-Format gewählt und sind sich dessen bewusst, dass jeder mitlesen kann oder gar soll. Vielleicht stützt es sie auch, wenn sie wissen, das sie ihre Gedanken teilen können und andere teilhaben.
- Ob ich solche Beiträge „liken“ darf. In manchen Beiträgen geht es heftig zur Sache, es geht um schwindende Gesundheit und ums nackte Überleben. Ist es da angemessen, den „Gefällt mir“-Knopf zu drücken. Wie kann man mir das „gefallen“, wenn ich doch eigentlich lieber „bin nachdenklich und fühle mit“ klicken würde. Allerdings hat das Blog-Format nun mal eben nur die „Gefällt mir“ und die „Kommentar-Funktion“, um ein Feedback an den Verfasser zu geben. Kommentieren kann ich nicht immer, weil es mir nicht zusteht und mir auch oft die Worte fehlen. Also „like“ ich auch diese Beiträge, damit der Publizist weiß, dass ich den Beitrag gelesen habe und ich es sehr mutig finde, dass er drüber schreibt.
- Ob meine Beträge gerechtfertigt sind. Oft schreibe ich hier über Kleinigkeiten, Situationen und Pannen, die mich auf die Palme bringen. Ich verschicke digitale Postkarten aus dem Urlaub. Dabei sind sie im Vergleich zu diesen sehr sensiblen Themen, nicht mal ein Fliegen-Schiss wert. Auf den Blogs der „Anderen“ dagegen, geht’s um essentielle Dinge, um die wirklich wichtigen Fragen. Die würden bestimmt gern mit meinen „Problemchen“ tauschen, wenn man sie fragt. Andererseits muss es weiter Humor geben. Es muss Kleinigkeiten geben, über die man sich herrlich echauffieren kann. Es muss exotische Bilder aus dem Urlaub geben. Es muss okay sein, dass manche Leute ihr Essen fotografieren, auch wenn das so banal ist. Ich hoffe, dass die Blogger, die gerade durch solch eine tiefes Tal gehen, Verständnis dafür haben.
Da diese Blogger teilweise auch zu meinen Followern gehören, möchte ich sie auf diesem Weg grüßen und viel Kraft wünschen.
Ich hatte früher (bin schon 17 Jahre dabei) sehr viele Blogs mit mehr oder weniger „anspruchsvolle“ Themen. Geblieben sind oftmals Sprachlosigkeit, zu späte Erkenntnis, Enttäuschungen und Unverständnis.
Aber eines hat mich das Bloggen gelehrt… DER MENSCH WIRD SEHR GEFÄHRLICH WENN MAN HINTER SEINE MASKE SCHAUT!
Jetzt, im etwas fortgeschrittenen Alters, (hüstel) tue ich mir das alles nicht mehr an. Ich sehe meine/n Blog mehr oder weniger als Hobby und Zeitvertreib… wer´s mag schaut sich das an und wer nicht, dann eben nicht.
VG 😉
…und was das „LIKEN“ angeht, sehe ich das etwas anders.
Ich möchte damit lediglich nur ausdrücken, dass ich dessen Blog besucht und seinen Eintrag gelesen habe. Ich mache das nicht von gut oder schlecht abhängig!?
Danke Rolf
Ja, Deine Sichtweise kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut. Zu dem, was man auf dem Blog von sich gibt, gerade, wenn es sehr persönliche und bisweilen erschütternde Themen sind, lässt sich vielleicht sagen, dass es oftmals einfacher fällt, dies in der doch recht anonymen Bloggerwelt zu tun und von daher das Feedback dann umso „wertvoller“ ist. Man kann dann einfach mal man selbst sein, ohne dass Familie und Freunde einen gleich analysieren und be- und verurteilen. Und ein Like tut immer gut, aber wenn Dir das dann zu unsensibel erscheint reicht auch ein kurzer Kommentar, dass man dem anderen Mut zuspricht, ihm aus der Ferne Glück wünscht. So halte ich es zumindest. Liebe Grüße, Kerstin
Danke Kerstin, Grüße aus Goa
Zu diesem Eintrag möchte ich nicht viele Worte verlieren…. Außer ein „Danke“ und ein „Daumen hoch!“ 😉
Danke Peter, Peter. Den Beitrag habe ich Frühling 2019 geschrieben, da lag ich am Pool unter indischen Palmen. Und da bin ich auf deinen Blog gestoßen, was mich dann auch zu diesem Beitrag bewegt hat. Grüße aus Berlin, Tobias
Hab ihn leider erst heute gesehen und gelesen! Finde ihn (auch jetzt noch) sehr „interessant“!!