436) Ein Tag Stillstand

Am Montag haben wir einen Feiertag, der 1. Mai. Für mich als Montagsmuffel ist das wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. Ich kann meinen Rechner mit bestem Gewissen ausgeschaltet lassen, denn viele andere Länder auf der ganzen Welt haben auch einen Feiertag. Da kommt also sowieso nicht viel rein. Von diesem freien Tag profitiert allerdings im Wesentlichen nur die Büro-Zunft. Transport, Flugverkehr, Entertainment, Kultur, Gastronomie und selbst Produktion läuft ja meistens reduziert weiter. Was mich auf den folgenden Gedanken bringt. 

Jetzt mal angenommen, alle Länder der Welt vereinbaren sich auf einen weltweiten Feiertag, an dem nur die absoluten Essentials in Betrieb bleiben. Medizinischer Notdienst, Energieversorgung, Sicherheit, Feuerwehr. Sonst nichts. Kein Verkehr, alle privaten Autos lahmgelegt, kein Netflix, kein privates Internet, niente, nada.
Ja, klingt illusorisch, bereits bei der Formulierung „alle Länder der Welt vereinbaren sich auf …“ könnte man aufhören zu lesen, aber trotzdem.

Bleiben wir mal bei der Annahme.

  • Wie hoch ist eigentlich der absolute Energie-Minimalbedarf der Menschheit und wieviel kommt on top durch Arbeitswege, Vergnügen und Konsum? Und was ist das Minimum eigentlich?
  • Wieviele Tage vorher müsste man mit dem Herunterfahren beginnen, damit dann wirklich alles Gerät am Boden, in den Depots und Häfen ist? 
  • Wieviel Mensch und Material ist eigentlich zeitgleich unterwegs und müsste zum Stillstand gebracht werden?
  • Und fliegen dann Kraftwerke in die Luft, weil keiner mehr den Strom abnimmt? Bricht am nächsten Arbeitstag alles zusammen, wenn wieder Normalbetrieb herrscht?
  • Drehen die Menschen durch, weil sie außer Quatschen, Lesen, Radfahren, Spazierengehen und Beten nichts tun können?
  • Bleibt man eh besser zu Hause, weil Füchse, Wildschweine und Wölfe die Straßen erobern?
  • Gibt es mehr Plünderungen, Banküberfälle oder sogar weniger, weil die Bad Boys ja auch nur zur Fuß oder per Rad an-und abrücken können?
  • Wird im Vorfeld ein Schwarzmarkt der Sondererlaubnisse und Ausnahmen entstehen? Befeuert solch ein Tag die Korruption?
  • Werden die Regierungen verklagt werden, weil sich irgendwer in der persönlichen Freiheit beschränkt sieht? Weil an diesem Tag natürlich irgendwo Nachteile entstehen?
  • Was machen die Menschen am Tag zuvor? Noch mal richtig die Sau rauslassen? Fahren, Daddeln, Hören, Glotzen, Surfen, was das Zeug hält? Quasi „vor-konsumieren“, um dann einen Tag „konsumtrocken“ zu leben?

Fragen über Fragen.

Grüße an die Küchen-Philosophen

9 Kommentare zu „436) Ein Tag Stillstand

    1. …. Ach na die habe ich nun wieder vergessen. Geht aber dann nur mit Muskelkraft. Keine Maschinen, Strom gibt es nur für die nötigsten Lebensbereiche … Yippiejaja-yippie-yippie-yeah … viel Spaß.

  1. Schönes Gedankenspiel – und wenn man es bis zum Ende treibt, sicherlich recht aufschlussreich. Wer ist denn wirklich unentbehrlich? Und wie kriegt man ihn/sie an den Arbeits-/Einsatzplatz und leiblich und seelisch ausreichend versorgt? Wer ist dafür wieder nötig etc. etc.
    Bei mir ist morgen vermutlich mal wieder Wandern angesagt. Das Wetter soll endlich sein Einverständnis erklären 😉 Und Montag? Na, schauen wir mal. Auf jeden Fall ruhig 🙂
    Viel Spaß in Deiner Ruheposition, wie auch immer sie aussehen mag.

  2. „Drehen die Menschen durch, weil sie außer Quatschen, Lesen, Radfahren, Spazierengehen und Beten nichts tun können?“ – das macht doch ein großer Teil der Bevölkerung jenseits der 65 eh schon jeden Tag – nein – die meisten verdaddeln viele Stunden vor dem Fernseher – und die wenigstens drehen durch. Und bei denen wie bei mir diese Gefahr bestünde, die sitzen den dreiviertel Tag am Computer und erzählen über Straßenbahnfahrten – aber das ginge ja ohne Strom dann auch nicht, weder das Computern noch das Fahren. Leider habe ich dich weder am Arnswalder Platz noch im Bötzowviertel gesichtet – dabei habe ich doch nach einem „Sponsor“ für eine Kugel Eis Ausschau gehalten.
    Schönen Kampftag der Arbeit!

    1. Eben … ein weltweiter Tag ohne Daddeln, Glotze und Computer … das wäre doch mal ein Experiment.

      Du warst am Arnsi??? Ich auch … und ich hätte auch eine Kugel Eis ausgegeben!.

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