Schon wieder ist die Warenhauskette Galleria Karstadt Kaufhof angezählt und sitzt verzweifelt in der Ecke des Boxrings der Einzelhandel-Boxing-Assoziation
Und sofort tönt wieder das Gejammer über unsere Fußgängerzonen, die Verödung der Innenstädte und und und . Ich muss ganz ehrlich sagen, ich kann es nicht mehr hören. Dass der stationäre Einzelhandel in Schwierigkeiten kommen wird, ist mindestens seit Ende der 90-er Jahre klar, also seit über 30 Jahren. Und was ist passiert? Nichts. Man hat mit veralteten Konzepten die Mitbewerber wie Hertie und Horten aus dem Weg geräumt und meinte, man kann als Platzhirsch weiter machen wie bisher. Wäre Corona nicht in unser Leben getreten, gäbe es auch heute noch nicht mal „Innovationen“ wie Click & Collect u.ä.
Ganz ehrlich, dann kann ich es nicht verstehen, dass man nun wieder Finanzierungs-und Betriebskonzepte für ein Modell sucht, was sich tot laufen wird. Quasi der Dino, der in den Himmel schaut, weil da was „Bedrohliches“ von oben kommt. Schade drum, ist aber so. Das Warenhaus der Zukunft heißt nun mal vermutlich „Amazon & DHL“, ob wir es nun mögen oder nicht. Und sicher wird man hin und wieder auch mal in ein Geschäft gehen wollen, dann braucht es sie aber nicht mehr in der Größe oder Zahl. Mal abgesehen davon, dass so mancher Kaufhof-Bunker an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist und die Innenstadt eher versaut. (Mal googeln: Kaufhof Goslar)
Und wieso wird so häufig die Qualität einer Innenstadt immer an der Vielzahl der Geschäfte bemessen? Das ist eine künstlich hergestellte Beziehung, die man auf „Teufel komm raus“ aufrechterhalten will. Nun habe ich ja (zum Glück) im Mittelalter noch nicht gelebt aber waren da die Innenstädte voller Konsumtempel? Voller Optiker, Drogerien, TEdi-Läden, Mobil-Funk-Shops, Unterwäsche-Dealer und Bubble-Tea-Schenken? Kann ich mir kaum vorstellen. Ich denke, da gab es Bäcker, Fleischer, Schuster, Schreiner oder Wirtshäuser, Herbergen und irgendwelche Begegnungsstätten.
So was muss ich doch in die heutige Zeit übertragen lassen. Einzelhandel im Doppelwandel also. Da muss doch was möglich sein. Warum muss ein Mediamarkt so groß sein, wenn die meisten Leute eh nur „glotzen und anfassen“ und danach von zu Hause bestellen? Warum gibt es keine Probier-Center? Keine Foren, Nachbarschaftsräume, Werkstätten, Kunsträume oder so etwas. Kann man die Flächen der Konsum-Tempel nicht für etwas anderes nutzen (Stichwort Schule, Wohnraum)? Warum stehen da riesige Gebäude in der Stadt herum, die nur 12 Stunden eine Funktion haben? Mit welchem selbstverständlich anmutendem Recht sind die Flächen dem Konsum vorbehalten? Der Ausstellung von Hardware, in der Hoffnung, dass das Zeug irgend jemand kauft?
Ist das nicht alles ein bisschen „gestern“?
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Du solltest in die Politik gehen. Ich wähle dich. Und zurück in die Zukunft des Mittelalters ist mal ein neuer Wahlspruch, muss man noch ein bisschen aufpeppen, aber der Anfang ist gemacht. 👍
Oh nee, ins Mittelalter will ich auch nicht, da kommen wir ja gerade her oder stecken vereinzelt sogar noch drin. Ich will in die Zukunft, aber selbst dass hier in einen knackigen Slogan zu formulieren, ist schon eine Challenge.
Ich war kürzlich (nach etlichen Jahren) mit meiner Frau am Alex im großen Galeria Kaufhof, wir haben 40 € für ein gutes Essen gelassen und noch für ca. 200 € eingekauft; es war nicht leer, es war nicht voll; angenehmes Menschengewusel und nach 3 Stunden schlendern waren wir mit dem Besuch dort wirklich zufrieden. Klar, es muss betriebswirtschaftlich funktionieren in einem veränderten Umfeld. Hohe Grundstückspreise (wer hat eigentlich festgelegt, dass der nicht vermehrbare Boden der Erde jemandem gehört und VERKAUFT wird) sind da nur eins von vielen Themen. Schon erstaunlich, dass Billigketten trotz niedriger Endpreise offensichtlich sooooo niedrig einkaufen und Mengen verscherbeln (an uns!), dass sie sich dann Mieten (die ja wieder oft von Profitmachern angetrieben werden) leisten können.
Ich fahr jetzt zum Mediamarkt, einen neuen Haarschneideier kaufen, hab ihn mir im Netz ausgesucht, jetzt will ich ihn anfassen und dann auch dort kaufen. Geht auch!
Herr Bezos kriegt mich nicht.
Ist ja auch alles ok, wenn die Kunden da auch wirklich kaufen und im besten Falle noch kompetente Beratung wartet. Ich will nicht den Einzelhandel plattmachen, was ich nur nicht will ist, dass bestimmte Formate künstlich am Leben gehalten werden, wegen der „Optik“ oder der „Arbeitsplätze“. Das gleiche Thema haben wir bei Auto-Industrie und Kohle-Abbau. Das ist Vergangenheit. Mir fehlen wegweisende Konzepte in die Zukunft. Nächster Blog-Beitrag … ich merke es schon … ist notiert.
Anke hat mir meine Idee vorweg genommen – ich wollte auch sagen, du solltest schon mal über den Posten des Wirtschaftsministers nachdenken, aber ich denke, du willst ihn nicht. Als Bonmot biete ich dir, dass du dir die Partei dazu selbst ausdenken kannst oder auch parteilos bleiben könntest. – Ich stimme dir ja zu – aber ich denke mit Grausen daran, wie ich notwendige Dinge beschaffen werde, wenn ich das nicht mehr online + Versender machen kann – außer Lebensmittel und Kleidung kaufe ich wohl alles online – für mich stehen die Kauftempel also nicht da.
Keine Sorge Clara Himmelhoch, ich will doch gar nicht zurück ins Mittelalter … ich will vorwärts, die Zukunft gestalten und ich habe auch keine Lust mir im Einzelhandel die Hacken abzurennen, um dann frustriert heimzukehren
Ich wollte dich ja in der Gegenwart in die Politik schicken und nicht ins Mittelalter.
Ach so … na denn überlege ich mir das vielleicht noch mal. Muss ich da auf Diät oder gibt‘s da Diäten??
Wenn du zu lange wartest, dann musst du auf Diät und dann gibt’s nichts mehr als Gehalt.
Ok, ich mach‘ mich ran
Das mit dem Konsum wird so nicht weitergehen, also wird das mit den Konsumtempeln auch nicht so weitergehen. Entweder wir machen es von uns aus anders, oder die Natur macht es von sich aus anders. Vielleicht haben wir ja noch eine Wahl.
Allerdings sehe ich meist gerammelt volle Innenstädte und deswegen nicht wirklich das Problem, das da immer heraufbeschworen wird.
Die Frage danach, wer auf die Idee gekommen ist, sich die Erde parzellenweise anzueignen und zu verkaufen, habe ich mir auch schon oft gestellt. Aber wie kommt man aus dieser Nummer raus?
Danke Belana Hermine, du beendest deinen Kommentar mit einer Frage … ich hatte so auf eine Antwort gehofft .. 😉 also denken ihr weiter nach
Sorry, sorry. Manchmal bin ich so voller Fragen, dass ich die paar vielleicht doch vorhandenen Antworten gar nicht sehe. Mal schauen, vielleicht lichtet sich der „Nebel“ ja irgendwann mal.
Habt einen schönen 1. Advent.
Danke Belana Hermine, morgen ist 1. Advent und da werde ich mal sehen, was ich als Grinch so mache 😉
Macht ihr was draus!