2023 wird wohl mein Jahr mit den meisten Bahnfahrten werden. Wie kam es? Zum einen waren natürlich wieder mehr Reisen möglich als in den drei Jahren Pandemie, zum anderen habe ich mich gegen Inlandsflüge entschieden. Und ich muss sagen, im Großen und Ganzen lief das eigentlich ganz gut. So langsam kenne ich die Wege am großen Berliner Hauptbahnhof und habe die Prozedere an Bord kapiert.
Da ich im verbleibenden Jahr keinen Zug mehr besteigen werde, kann ich mich zu einem Fazit hinreißen lassen.
- Die Verspätungen hielten sich in Grenzen, da ich aber selten umsteige, stören sie mich aber auch nicht.
- Ich kann ganz gut im Zug arbeiten, auch wenn das ICE-Portal das Internet eigentlich immer zwischen „wechselhaft“ und „schwach“ darstellt. Entweder gleicht die Handy-Antenne solche Momente aus oder man macht mal etwas offline. Oder döst einfach mal weg.
- Man kann zwischendurch aus dem Fenster schauen und die Gedanken fließen lassen. Wenn man bei der Sitzplatzwahl darauf achtet, dass man auch ein Fenster bekommt.
- Am liebsten sitze ich auf Höhe der Gepäck-Regale, da habe ich automatisch weniger Menschen um mich herum … und ich kann den Laptop auch mal ins Regel stellen und im Stehen arbeiten.
- Neulich stand ich da so vor dem Regal und warf einen kurzen Blick auf die Geschwindigkeitsanzeige. 294 km/h wurden angezeigt. Da setzte ich mich aber wieder ganz schnell hin und begann das Grübeln, warum die Koffer da so lose herumliegen und es keine Anschnallgurte gibt. Aber die Antwort gab ich mir selbst, 294 km/h ist und bleibt auf lange Zeit eine Ausnahme.
- Großartig finde ich die Lautsprecherdurchsagen, leider habe ich nur wenige notiert. Die Bahn ist sehr mitteilungsbedürftig und hat einen endlosen Vorrat an Formulierungen. „Sollten sich Arzt oder Rettungssanitäter im Zug befinden, werden diese gebeten, sich in Wagen 10 zu melden.“ „Der Antrieb ist eingeschränkt, die Leistung liegt nur bei 70%, daher könnten wir in Berlin nicht ins Untergeschoss fahren, weil Gefahr besteht, dass der Zug da nicht mehr rauskommt.“ In Erfurt hatten wie neulich eine „Verfrühung“ von 15 Minuten aufgebaut. Verfrühung, Verfrühung … gibt es das Wort überhaupt? Im Rahmen einer 15-Minuten Standzeit hatte ich dann ausreichend Gelegenheit darüber nachzudenken.
- Die Mitreisenden erlauben herrliche Sozialstudien. Ob Beziehungskrach, Wichtigtuer am Telefon, schlecht erzogene Kinder und deren Eltern … es gibt immer was zum Kopfschütteln.
- Für sehr stark ausbaufähig hingegen, halte ich die Aufenthaltsmöglichkeiten am Bahnhof. Wenn man sich im Zug keine Erkältung einfängt, dann spätestens an der zugigen Bahnsteigkante.
- Und auch der Prozess „Man hat lauter Technik aufgebaut und müsste mal aufs Klo“ wäre zu optimieren. Wer meint, man nehme den Laptop einfach mit und stellt ihn auf dem Waschbecken-Rand ab, sollte sich vorher mit dem Zugtyp auseinandersetzen. Lichtschranken öffnen mittlerweile das Ventil und dann … hat man plötzlich ganz viel Freizeit.
Have fun … with Deutsche Bahn.
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„Verfrühung“ ist ein echtes Problem für die Bahn, über das keiner spricht. Wo ein Flugzeug vor der Landung noch mal eine Ehrenrunde dreht, wenn es zu viel Rückenwind gab, ist das für die Bahn nur mit einem Halt auf offener Strecke auszugleichen. Verfrühungen sind schließlich nicht eingeplant. Leider.
Aber alles in allem klingt dein Fazit gut. Du wirst weiterhin auf die Bahn setzen, stimmts?
Ick fahr‘ jetzt Bahn und bei all dem Geschimpfe, sollte man hin und wieder auch mal drüber nachdenken, was das eigentlich für ein komplexes System ist. Da hat es die Fliegerei eigentlich recht einfach
Ich fahre schon seit langem gern Bahn. Vor allem wegen der ungewohnten Ausblicke und der herrlich unterhaltsamen Sozialstudien😁.
Ein unendlicher Vorrat, weil eben auch nicht alle in die selbe Richtung schauen, wie im Flugzeug 😉
In meinen 55 Jahren bin ich nur einmal geflogen: mit einer kleinen zweimotorigen Piper ein Rundflug über Porta Westfalica. War ein Gewinn bei einem Malwettbewerb und es ist auch schon über 40 Jahre her. Daher fehlt mir dazu die Erfahrung, Erfliegung oder was auch immer😁.
Ui ui, da habe ich sicher mehr Meilen erflogen … aber nun haben wir auch den Salat
Meine einzige Bahnfahrt der letzten Jahre, wenn man es so nennen kann, war eine mit der Tram in Berlin an einem Abend im Oktober. Und die war pünktlich, und der Abend wurde richtig klasse!
Ich hatte ein ähnliches Erlebnis … komisch.
LG nach Fernost!
Ich fahre fast nur Bahn. Auch zum Beispiel bis Italien oder Frankreich. U d ich habe auch nix tu meckern
In Paris und Prag war ich mal per Bahn, aber ich sollte mehr probieren
Ach, Bahnfahren kann doch wirklich äußerst unterhaltsam sein. Und wenn man das System ein wenig gecheckt hat, dann kommt man auch mit Verspätungen etc. ganz gut klar. Am liebsten mag ich „reinsetzen“ und warten, bis der Zielbahnhof am Fenster erscheint 🙂
Na, und die vielen Witzeleien, die hat sich DB doch nunmal ernsthaft hart erarbeitet 😉
Ach, das sind alles gar keine Probleme, sondern ist Unterhaltung … ahhh. Ich beginne zu verstehen 😉