262) New Concert

Das letzte Mal war ich auf einem Live-Concert im September. Im September des Jahres 2019. Kurz darauf bestieg die C-Band variantenreich die Bühne und machte solche Events lange Zeit unmöglich. Das alles scheint schon ewig her zu sein, nicht nur wegen der Zeit, die vergangen ist, sondern wegen dem unbeschwerten Ablauf damals.

Alle mal hinsetzen, der Onkel erzählt von früher:

  • Man kam relativ spät dort an, musste das Papier-Ticket vorzeigen, Taschen abklopfen lassen, fertig. Und schon drin. Nix App, nix Zweit-Akku, nix Personalausweis. Dann die Jacke wegbringen, zum Bierstand gehen und weiter in die Halle, wo entweder noch leise Musik von CD lief oder manchmal schon die Vorband spielte. Auf jeden Fall war es knackevoll, die Luft schon stickig bevor es überhaupt losging. Vorfreude.
  • Man quetschte sich hier und da durch, eng an eng. Haut an Haut. Irgendwo wurde heimlich geraucht, oder gekifft oder beides. Sobald das Licht ausging und die ersten Klänge der Hauptband zu hören waren, rückte die Menge weiter nach vorne. Spots an. Nebel an. Good Evening Berlin! Ölsardine. 
  • Und man tauchte ein, in einen oft zweistündigen Gig. Fremde Arme im Gesicht und fremde Getränke im Nacken. Mädels auf den Schultern ihrer Kerle. Singen, Rufen, Pfeifen … ein Orchester der Aerosole. Wippen, Wiegen, Hüpfen, Tanzen, bis man pitschnass war. Klatschen, Jubeln oder Heulen, wenn sich der Lead Singer für eine Ballade ans Piano setzte und zig Handy-Lampen angingen. Gänsehaut.

Gestern war ich mal wieder beim einem Konzert. Zwar nur übers WLAN, aber immerhin live, live in unserer Stadt, gar nicht weit von hier.

Natürlich waren da nur wenige Gäste zugelassen, alle waren 2G und hatten zusätzlich Masken auf. Ich hielt sogar noch einen zusätzlichen Abstand von 4 Kilometern, daher brauchte ich keine Maske. Bierchen gab’s aus dem Kühlschrank, ohne Pfandbecher und Anstehen. Rauch kam aus einem Räucherstäbchen, ein satter Sound aus dem Kopfhörer und ich hatte genug Platz um mich herum.

Zum Wippen, Wiegen … ja sogar Klatschen … und auch etwas … Heulen.

Großartig. Gern mehr davon.

Willkommen im New Normal

 

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259) Show Business

Neulich bin ich mal über der Kultur-Beilage der Wochenendzeitung hängengeblieben. Kurz vor Weihnachten werden da natürlich auch die Konzert-Events in 2022 beworben. Auffällig war, dass die Künstler dort alle bereits im fortgeschrittenen Alter oder eben gar nicht mehr sind.

Eine kleine Auswahl:

  • Elvis Presley schwingt wieder die Hüften und hat sogar ein paar Kilo abgenommen. Na, wer da keine „Fremdartigen Gedanken“ bekommt.
  • Witney Houston ist auch zurück, mit halb geschlossenen Augen und bebender Oberlippe macht sie jeden zum Bodyguard und schwört „Das sie dich ewig lieben wird“.
  • Louis Armstrong kommt auch zum Christmas Special, pausbäckig und mit breitem Grinsen singt er von dieser „Wunderbaren Welt“ auf der wir hier leben. Mhm. Na ja, wenn der Satchmo wüsste …
  • Heinz Erhardt grinst schelmisch von zwei Anzeigen und lacht sich schon vor dem Event halb kaputt, denn … „Immer wenn ich traurig bin … “ Prost!
  • Dem Freddie Mercury sitzt die weiße Hose wieder knackig eng, auch nach 30 Jahren. „Die Show muss weitergehen!“ R.i.P. Freddie!
  • Die alten Schweden von ABBA kommen gleich mehrfach in die Hallen und sogar zeitgleich. Das geht, denn ihr wisst ja, „Der Gewinner bekommt alles“.
  • Bei der Anzeige für Genesis habe ich dann doch dreimal hingeguckt. Ich hatte jüngst eine Aufnahme von Phil Collins gesehen, da sah der aber gar nicht gut aus. „Against all Odds“. Respekt.
  • Die Wolfgang Petry-Kopie trägt immer noch lange Locken, Holzfäller-Hemd und 10 Kilo Freundschaftsbändchen am Unterarm. Das ist „Wahnsinn!“
  • Die Skorpions kommen in Natur, die Jungs sind nun auch schon Mitte siebzig und so ein Konzert musst man dann halt auch erst mal durchziehen. Wie kann man eigentlich Pfeiflaute aufschreiben? „Pü-ü-ü … Pü-ü-ü-ü-ü“?

So, „Elvis has left the building“ und ich mach mich jetzt auch mal auf die Nachrichten-Couch, bevor noch „Zugaben“ gefordert werden und ich mit Bademantel und Schlappen ans Klavier muss;-)

PS: ich sollte vielleicht mal die Zeitung wechseln …