238) Corona-Lektionen 101

Seit Veröffentlichung der >100. Jubiläumsausgabe dieser Beitragsreihe sind nun schon wieder vier Wochen vergangen. Krass. Die Zeit fliegt nur so vorbei. Für einen weiteren Beitrag zum Thema konnte ich mich seitdem nicht aufraffen. Es gab genug andere Themen und irgendwie leide ich beim Thema Corona etwas an Geschmacksverlust. Aber heute ist es mal wieder so weit, ein paar Entwicklungen will ich dokumentieren.

Ein paar Gedanken der letzten Woche:

Höhlen-Office:
Ja, immer noch. Seit einem Jahr und 8 Monaten genau. Ohne Unterbrechung, ohne Dienstreise. Etwas frustrierend auf Dauer. Zum Ausgleich gibt’s private Kurz-Trips ins >Berliner Umland, nach >Sachsen oder >MeckPom. Damit die Kofferrollen nicht festbacken und ich nicht aus der Übung komme.

Vernunft:
Im letzten Hotel (3G) wiesen Schilder auf notwendige Masken hin und man bat sogar darum, sich mit Plastikhandschuhen am Buffet zu bedienen. Wow. Die nehmen es aber genau, dachte ich. Ein Irrtum. Während wir uns als Familie mit FFP2 und Handschuhen dem Buffet näherten wie vier Chefchirurgen dem OP-Tisch, wuselten ständig andere Gäste um uns herum. Zwar mit Handschuhen, aber nasal und oral standen alle Türen offen. Muss das ein?

Planung:
Die Sprachreise fürs Kind im nächsten Jahr wurde zunächst angekündigt, dann heftig diskutiert und dann wieder vom Senat kassiert, weil England bei Einreise 2G vorschreibt. Und das wäre dann ja unfair, weil es Kinder benachteiligt. What? Ist aber vielleicht auch gut so, die Zahlen in UK gehen wieder deutlich hoch, in Deutschland auch. Seit Tagen. Macht es Sinn über Reisen im nächsten Frühling oder Sommer nachzudenken? Keine Lust auf Enttäuschungen, aber ich brauche auch etwas zum Festhalten. Also ja!

Schule:
Heute hat in Berlin die Schule wieder begonnen, die Kids kommen aus ganz Europa wieder zusammen und hocken nun dicht an dicht. Bei 10° Tageshöchsttemperatur, kann man sich vorstellen wie groß die Freude aufs Stoßlüften ist. So dürfen sie nun bis incl 23.12. die Schulbank drücken, danach quetschen sich alle wieder in die Autos oder in die Flieger, um rechtzeitig bei den Großeltern unterm Baum zu sitzen. Na lecker. Frohe Weihnachten schon mal.

Und nun zum Sport. Fußball:
Ihr ahnt vielleicht, was nun kommt, aber ich fasse mich kurz, will nicht noch weiter auf den Nationalspieler eindreschen. Aber einen side kick muss er aushalten. Meine Teenie-Kids haben sich impfen lassen, nicht weil sie so wild drauf waren oder wir besonderen Zugang zu Langzeitstudien haben. Nee, wir alle wollen, dass dieser Spuk bald mal vorbei ist. Also jetzt reiß dich mal zusammen, Mann!

In diesem Sinne.
Schöne Woche

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214) Corona-Lektionen 91

Die morgendlichen Corona-Meldungen rauschen durchs Gehör wie Wetter und Verkehr. Für die Corona-Karte von Berlin wurden extra neue Grautöne entwickelt, nur damit bloß nicht so schnell „weiß“ genutzt werden muss. Also? War’s das? Können wir einpacken? Uns wieder anderen Dingen widmen? Da hab‘ ich noch Zweifel.

Ein paar Gedanken aus den letzten Tagen:

Fußball
Während hier eigentlich niemand so eine richtige Vorstellung hat, wie nach den Ferien die Schulen wieder öffnen sollen und die Kultur immer noch keine Perspektive hat, schafft König Fußball Erstaunliches. Geht es in manchen Stadien noch recht AHA ab, drehen die Fans in anderen Arenen völlig durch, brüllen sich an und liegen sich in den Armen. Man kann nur mutmaßen, was eigentlich besser wäre. Das Spektakel an einem Ort durchzuführen oder es als Corona-Wander-Zirkus weiterziehen zu lassen, damit sich das Delta-Dingsbums mal jede Metropole anschauen kann. Apropos „Delta“, ich sehe die Markenanwälte der gleichnamigen Airline quasi vor mir, wie sie eine Unterlassungsklage nach der anderen an die Mutante schicken. Die hat aber keinen Bock, das zu lesen.

Kleiderschrank
Schon in Corona Lektion 38 wollte ich schon meine Business-Klamotten anzünden, in Corona Lektion 68 immerhin in die Kleider-Tonne werfen. Ich habe nichts davon getan, konnte mich nicht trennen, obwohl es seit März 2020 nur eine Hand voll Gelegenheiten gab, davon mal etwas anzuziehen. Jugendweihe, Panel Discussion und Weihnachten. Zum Glück keine Beerdigung. Holz. Klopf. Letzten Dienstag gab es wieder eine Möglichkeit, ich war als Gast-Referent eingeladen, da hielt ich es mal für angemessen. Das stand ich vor meinem Kleiderschrank und schob die Hemden von rechts nach links. Die Auswahl wurde schnell kleiner, denn am besten bitte keine Streifen oder Karos, denn das „flirrt“ in der Video-Aufnahme und vielleicht nun nicht gerade dieselbe Farbe wie der Hintergrund der Meeting Software, sonst sähe ich aus, wie ein sprechender Kopf ohne Oberkörper. Die Business-Mode der Zukunft wird also nicht mehr durch Mode-Schöpfer erschaffen, sondern durch Software-Giganten diktiert. Bald tragen wir eh alle bald einen Business-Overall / White / Uni-Size.

Apropos Overall
Über meinen Alter Ego „Noah“ machte ich mir ab November 2019 zunehmend Gedanken über meine damaligen und künftigen Arbeitsformen. Noah trug damals schon Overall, er war seiner Zeit voraus. Selbst das Lunch kam täglich bis in seine Micro-Flat gefahren. Weit vor Corona, weit vor Höhlen-Office und Höhlen-Schooling. Kommentatoren machten sich schon Sorgen bezüglich meiner Verfassung, andere hielte das für reine Dystopie. Nun sind wir ungefähr dort angekommen und so falsch lag ich gar nicht. Beitragsreihe verpasst? Dann hier noch mal der Reihe nach lesen.

—> Hier gehts zur Reihe „New Work“ mit Noah … aber besser bei Teil 1 anfangen

Schönes Wochenende!

T.

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209) Corona-Lektionen 89

Die Radtour fällt buchstäblich ins Wasser, aber das verschafft mir etwas Zeit für einen weiteren Beitrag über das blöde Virus und was es so mit uns macht.

Ein paar Gedanken der letzten Tage

Freiheiten
Eine Einschränkung fällt nach der anderen. Kaum ist eine Lockerung zu mir durchgedrungen, überlege ich, was ich damit nun anstelle. Aber da ist die Information schon wieder veraltet und es geht schon wieder etwas mehr. Ich find es echt krass, wie sehr wir in 7 Monaten gelernt haben zu verzichten und bin mit den neuen Freiheiten auch leicht überfordert. Aber Stück für Stück entdecken wir sie zurück. Zum Beispiel letzten Dienstag mit Freunden beim Griechen. Es gab Wein, Gyros und Tsatsiki in ordentlichen Mengen. Es fühlt sich noch sehr ungewohnt an und ich hatte das Gefühl, das nun besonders genießen zu müssen, denn wer weiß was im Herbst wieder auf uns wartet.

3G
Auch wenn wir sonst gern über das mobile Netz in Deutschland schimpfen und uns bereits auf 5G freuen, scheint 3G dieser Tage völlig ausreichend. Getestet, Geimpft oder Genesen. Aber selbst das ist gar nicht mehr unbedingt notwendig. Ich wollte heute endlich mal wieder in den Baumarkt (letztes Mal Mitte November !), checkte aber vorher noch mal die Regeln dort. „Dieser Markt hat ohne Test und Einkaufstermin für alle Kunden geöffnet. Wir freuen uns auf ihren Besuch.“, stand auf der Homepage. Und Tatsache, die Türen standen offen, die Gänge waren luftig leer und die Abteilungen waren noch an ihren alten Plätzen. So wie „damals“ in 2020. Zum Glück haben sie während des Lockdowns nicht noch umgeräumt, dann wäre ich völlig verloren gewesen.

Events
Auch Veranstaltungen scheinen wieder möglich. Nun bin ich ja wahrlich kein großer Fußball-Fan, aber als gestern die Italiener im Stadion ihre Nationalhymne schmetterten, stand mir PiPi in den Augen.

Stringiamoci a coorte,
Siam pronti alla morte,
Siam pronti alla morte,
L’Italia chiamò

Puhhh, was für Zeilen. Die geballte Kraft der Stimme, die vielen Menschen im Stadion und aber natürlich auch das Wissen, wie der blödes Virus dort gewütet hat. 

PS: Vor einem Jahr habe ich >Corona-Lektionen 32 zum Thema „New Normal“ geschrieben. Passt bestens in die aktuelle Zeit.

Also, genießt die Möglichkeiten, aber übertreibt‘s nicht gleich wieder!

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171) Corona-Lektionen 66

Global Warming hat uns einen Wintereinbruch beschert. Schnee, Wind und Eiseskälte toben draußen. Bloß gut, dass wir ein Dach über dem Kopf haben. Zeit für ein paar Gedanken der letzten Tage.

Neues Lernen
Bevor mein Text gleich auf Stammtisch-Niveau fällt, möchte ich noch einen wichtigen Betrag von Sarah teilen. >>Was Lehrerinnen und Lehrer brauchen um wirklich guten Unterricht halten zu können. Während wir Elternhäuser auf den analogen Schulen herumhacken können, hat sie sich aus Sicht der Lehrkräfte ein paar Gedanken gemacht, wie die Transformation der Institution Schule gelingen kann. Denn da ist noch so viel zu tun. 

Die Schule einer unserer Home-Schüler hat es bis heute nicht gepackt, die Halbjahreszeugnisse auszuteilen. Und das ist sogar ein ganz analoges Vorgehen, was doch trotz Corona-Vorsichtsmaßnahmen irgendwie gehen müsste. Vielleicht sollte man die Verteilung den Paketboten überlassen. Sorry, jetzt ist es so weit … das Niveau fällt nun konstant.

Impfgeschehen
Schon bevor die erste Seniorin am 27.12.2020 geimpft wurde, brach immer wieder die Diskussion über „Sonderrechte für Geimpfte“ durch. Mal abgesehen davon, dass wir noch lange nicht die Impfgeschwindigkeit haben und die Fragestellung rechtlich / moralisch / ethisch zu den Schwierigeren gehört, gehts mir jetzt mal nur um die Wortwahl. „Für Geimpfte“… wie das klingt, oder? Zwar immer noch besser als „für Vaccinierte“, erinnert es mich aber sehr schnell an „entwurmte“ Katzen oder „gechipte“ Hunde. Die Türsteher müssen nun alle weitergebildet werden. Da ist keine Zeit zu verlieren! „Alda, bist’ geimpft? Sonst kommst‘ hier nit rein.

Veranstaltungen
Ach ja, seufz… . So ein krachendvolles Kino, Nachos mit Käse-Sauce auf dem Schoß und ein Bier in der Hand, was dem Ende naht, bevor auch nur der Film beginnt. Das fehlt schon, oder? Während man das Kino-Erlebnis zu Hause halbwegs nachbilden kann, steht es um den Fußball im Stadion ganz übel. Nun bin ich wahrlich kein großer Fußball-Fan, aber diese leeren Ränge sind ja immer noch schlimm anzusehen. Das Stadion ist vollgepackt mit Übertragungs-und Analyse-Technik, sie kriegen es aber nicht hin, die Distanz zum Zuschauer abzubauen. In der Video-Konferenz-Software der Firma „Winzigweich“ gibts einen „Zusammen-Modus“, da werden alle Teilnehmer wie in einem Hörsaal nebeneinander und übereinander gesetzt. Das ist oft ganz lustig. So stelle ich mir ein Bundesliga-Spiel vor … mit 70.000 Besuchern … wo man sein unrasiertes Corona-Face auf den Rängen jubeln sieht. Das ist die Zukunft! Man sitzt bequemer, es gibt keine Randale und auch keine Bengalos. Man muss keine Maske tragen und beim Klo steht man auch nicht mehr an. Außer die Stadion-Wurst. Die würde schon fehlen. Aber die kann man ja online bestellen 😉 Aber mit doppelt Senf bitte!

Schönen Sonntag.

T.

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110) Corona-Lektionen 30

Wir gehen auf die 11. Woche im Family-Homeoffice zu. Vielleicht sollten wir Kerben in den Türrahmen ritzen? Das glaubt sonst später keiner. Vielleicht wird unsere Bude ja in 30 Jahren zum Museum erklärt und ich führe Schulklassen durch die Gemächer.

Und wieder ein paar Gedankengänge der letzten Tage:

Fußball: Das gestrige Fußall-Derby des Hertha BSC gegen Union Berlin fand als Geisterspiel statt. Im Berliner Olympia-Stadion. In dem Monumental-Bau der sonst 75.000 (!) Menschen einen Sitzplatz bietet. Laut Berliner Zeitung waren dort gestern 300 Menschen unterwegs. Spieler, Funktionäre, Presse und Sicherheit. Nicht nur das Spielergebnis war übel, auch die komplette Situation. Ein paar Stimmen brüllten Anweisungen über den Platz, es klang wie in einer Schwimmhalle. „Nich‘ vom Beckenrand springen!“, „Nich‘ rennen, is’ glatt hia!“. „Finger zusammen, hab‘ ick jesacht!“ Ich verstehe nicht, warum dort keine Zuschauer hineindürfen. Soll man halt nur jeden fünften Platz besetzen, dann müsste sich doch das Ansteckungsrisiko in Grenzen halten, oder? Und vielleicht diese Plätze nicht an die Meistbietenden verticken, sondern eher an Menschen, die sich so etwas sonst nicht leisten können oder es in den letzten Wochen besonders schwer hatten. Das muss doch gehen!

Besuch: Sie darf wieder besucht werden. Aber nur von einer Person aus der Familie. Und die Sicherheitsmaßnahmen sind streng. Terminvereinbarung, Warten am Tor, Gesundheitsabfrage, Protokoll, Unterschrift, Temperatur messen, Mundschutz um, Kittel an, Handschuhe an und im Besuchsraum an einem 1×2 Meter langen Tisch Platz nehmen. An der schmalen Seite. Warten. Sie wird hereingebracht und am anderen Ende des Tisches abgestellt. Körperkontakt ist verboten. Ein Betreuer bleibt in Sichtweite und rückt ihre Maske zurecht, sollte sie verrutschen. Eine Kommunikation mit ihr, ist auf zwei Meter Distanz kaum möglich. Sie hört sehr schlecht, er hat ein Textil vor dem Mund. Seine Mundbewegungen kann sie nicht sehen. Er nutzt Arme und Hände, um sich verständlich zu machen. Ja, wo waren die denn da? In der JVA Tegel etwa? Nee. Ein Sohn besuchte seine knapp hundertjährige Mutter im Altersheim und brachte ihr die bunten Zeitungen der letzten 10 Wochen. Ein Foto verlässt das Haus. Der Stoff bedeckt Mund und Nase, aber ihre Augen … die glänzen … die sind so wach … so froh über seinen Besuch und die vielen bunten Zeitungen.

Vermischtes:
„Wenn morgen Maskenball wäre, wüsste ich was die Leute dazu tragen.“
„Angebot des Tages: Spaghetti Corona. 7,90 EUR. Nur zum Mitnehmen“
„Du Schatz, sag mal, haben wir eigentlich noch Alu-Folie?“
„Ich kauf mir lieber einen Alu-Hut, der steht mir so gut, der steht mir so gut…“
“Darf‘s noch etwas Corona sein? Nein danke, ich bin satt.“

Und zum Schluss noch ein Zitat aus „Warten auf’n Bus“:
„Alta, ick schäm ma so dass Leute denken, dass ick irre bin, so dass ick davon schon wieder irre werde.“

Schönen Sonntag!
T.

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108) Corona-Lektionen 28

Die 10. Family-Homeoffice-Woche liegt vor uns. Schule Nummer 2 wird ab Morgen wieder die Tore öffnen, zögerlich, unter Auflagen und in Teilzeit. Die Sonne scheint am blauen Himmel, alles friedlich.

Trotzdem muss ich etwas Dampf ablassen. Tut mir Leid.

Digitale Schule: Ein Desaster. Zumindest dort. Hat es diese Bildungseinrichtung in 9 Wochen nur einmal hinbekommen, einen Video-Call mit den Schülern der Klasse zu organisieren. Die Schulleitung hält sich aus allem raus, überlässt es den Lehrern. Manch einer entdeckt sich als YouTuber (Respekt!), andere schreiben E-Mails, andere machen nix. Was sind das für Zustände? Ich meine, die Schule hat doch einen Auftrag, oder? Sie wird von uns allen finanziert, die Schulleitung ist doch auch in gewisser Weise Arbeitgeber und hat eine Weisungskompetenz und auch -Pflicht, würde ich mal sagen. Ist die Schulpflicht ausgesetzt? Habe ich irgend etwas verpasst?

Fußball: Nun bin ich ja wahrlich kein großer Fußball-Fan, aber gestern habe ich mit halbem Ohr und Auge ein Geisterspiel verfolgt. Und wie zu erwarten. Es war furchtbar. Öde. Keine Stimmung, keine Gesänge, null Emotionen. Und daran ist meiner Meinung nicht einmal die Corona-Situation schuld, sondern der Fußballverband, der meint, seine alten Konzepte 1:1 wieder aufnehmen zu können, um Bälle und Euros rollen zu lassen. Ohne Zuschauer, Bratwurst, Bierchen und T-Shirt-Stand. Nur eine Wiese, ein Ball und 22 Kerle, die dem hinterherrennen. Was bilden die sich eigentlich ein? Musiker, Schauspieler, Lehrer, Home Worker, usw müssen sich neu erfinden. Müssen irgendwie kreativ sein, sich anpassen, um arbeiten zu können, um Geld zu verdienen. Andere gehen in Kurzarbeit oder Pleite. Und der Fußball meint, er macht einfach da weiter, wo er aufgehört hat? Wie kann man ein Sportevent nur so ignorant veranstalten, ihm jeglichen Zauber nehmen und damit so dermaßen abkühlen. Da hätte Musik laufen können (wie bei Volleyball-oder Basketball-Spielen), man hätte Papp-Kameraden mit dem eigenen Namen kaufen können oder was weiß denn ich. Ein Show-Teil, mal neue Regeln, etwas ausprobieren. Irgendetwas. Der Fußball wird schweren Schaden nehmen, und zwar nicht wegen diesem blöden Virus, sondern wegen der Tatsache, dass er 0,0 anpassungsfähig ist und an alten Zöpfen festhält.

Verschwörung: Im Laufe der letzten Woche habe ich zögerlich mitbekommen, was da so an Verschwörungstheorien unterwegs ist. Ja, meine Güte, dacht ich. So ein paar Spinner gibt‘s doch immer. Jedes Dorf hat seinen Deppen. Und wenn der im Dorf bleibt, ist das ja auch ok so. Bis aufs jährliche Weinfest hat der doch gar keine Bühne. Heute früh habe ich mich etwas durch die YouTube-Bühne geklickt und bin entsetzt. Wie da Ex-Moderatoren, Sänger, Tänzer, Fernsehköche und andere C-Promis ihren geistigen Durchfall produzieren, da wird mir echt schlecht. Ich meine, die Situation ist doch nun schwierig genug. Für alle. Keiner hat sich das gewünscht, jeder muss irgendwie seinen Weg da durch finden. Aber solche Grütze in die Kanäle zu leiten oder auf Plätze zu tragen, das hat nichts mit mehr freier Meinungsäußerung zu tun. Nichts mit konstruktiver Diskussion oder Manöver-Kritik an den Maßnahmen. Das ist einfach nur Datenmüll, schade um den Strom der da verbraucht wurde. Gebt diesen Leuten schnell wieder etwas zu tun, die haben echt zu viel Zeit!

Schönen Sonntag!

T.

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105) Corona-Lektionen 25

Die 25. Ausgabe der Corona-Lektionen will ich etwas unterhaltsamer angehen.

Viele Zukunftsforscher zerbrechen sich aktuell den Kopf, wie sich die Welt mit dem Corona-Virus verändern wird. Da geht es um die richtig dicken Dinger. Staatengefüge, Globalisierung, Weltweite Arbeitsteilung und so weiter. Aber auch im kleinen lässt sich drüber spekulieren. Ernst und weniger ernst.

Alles anders?

  1. Das Modell der „Mega-City“ steht auf dem Prüfstand. Das Ansteckungs-Risiko ist auf engem Raum einfach zu groß. Andererseits, lässt sich eine Stadt besser kontrollieren und versorgen, als der ländliche Raum. Man versucht es mit einer Mischform. Erste Großstädte gründen Stadtbezirke in der Mongolei, Grönland und Kanada. Da ist noch Platz. Das Wort Kolonialisierung soll in diesem Zusammenhang aber besser nicht verwendet werden, besser wäre „City-Off-Shoaring“ oder „Decentralized City“.
  2. Das Boom-Ziel des Tourismus ist Mecklenburg Vorpommern geworden. Wer hätte das gedacht. Da nun aber auch nicht jeder bis zur Waterkant fahren kann, entstehen gigantische Wohn-und Themenparks links und rechts von A11 und A20. Viele neue Glaskuppeln, nach dem Modell „Tropical Island“ sorgen nun für warme Temperaturen und entsprechendes Urlaubs-Feeling. Und da keiner wochenlang Fischbrötchen essen will und Mecklenburger Phlegma ertragen kann, wird auch kulinarisch und kulturell einiges geboten. China-Town, Little India und Phuket Beach begrüßen die Freunde Asiens auf der östlichen Seite, auf der gegenüberliegenden Seite warten Karibische Metall-Trommeln, Zigarren und Rum. Prost.
  3. Die Deutsche Kino-Wirtschaft hat Zeitkontingente bei den Sex-Kinos angemietet. Da sei naturgemäß am Vormittag eh weniger los, also könnten die Video-Kabinen auch für den normalen Kino-Betrieb angeboten werden. Auch Kinder-Filme und Wandertage werden ins das Programm aufgenommen. Damit die Kids beim Schulausflug nicht völlig ausflippen und albern herumkichern, sind die Betreiber der Etablissements aufgefordert, den Buchstaben „S“ abzukleben. Gerne auch mit einer Maske. Mit einem „ex-Kino“ können Filmwirtschaft und Kultusministerium sehr gut leben.
  4. Auch im Sport hat sich einiges verändert. Tennis, Hammer-Werfen, Diskus und Bogen-Schießen sind so populär wie nie zuvor geworden. Fußball spielt man nicht mehr mit zehn Feldspielern, sondern nur mit sieben. Kopfball-Duelle und jeglicher Körper-Kontakt sind verboten, um die fehlende Dynamik auszugleichen, wird mit vier Bällen gleichzeitig gespielt. Nur Torwarte dürfen Bälle noch mit den Händen anfassen. Einwürfe von der Seiten-Linie werden von Automaten vorgenommen. Zuvor wird der Ball selbstverständlich desinfiziert. Versteht sich ja von selbst.
  5. Nachdem die Kids im Frühjahr 2020 bereits im Homeoffice gearbeitet haben, bevor überhaupt ihre Berufstätigkeit begonnen hat, lernten sie ab Mai 2020  zusätzlich die „Teilzeit“ kennen und finden Gefallen dran. Ihre nächsten Ziele sind „Gleitzeit“, „Sabbatical“ und ein Firmenwagen (… bzw. Firmenroller 😉 und dann sollte schon mal bald über eine „Altersteilzeit“ verhandelt werden. Denn das geht ja schneller als man denkt.

Noch andere kreative Vorstellungen zu unserer Zukunft?

Grüße aus Berlin, T.

Wer es noch etwas futuristischer mag, kann ja mal hier vorbei schauen.

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51) Fußball im Radio

Am Samstag spielte der Lieblingsverein des Sprösslings auswärts gegen Freiburg. Wenn man aber nun mal kein Sky empfängt und auch nicht bis 18:00 Uhr auf die Sportschau warten will, gibts nur einen Weg halbwegs „dabei“ zu sein. Auf irgendeine App glotzen oder eben Radio hören. Ich schlage ihm das Radio vor und verweise auf dieses „Gerät“, was er mal geschenkt bekommen hat und seitdem wenig genutzt in seinem Zimmer steht. Ein blauer CD-Player mit Radio. Kompakt. Einfach zu bedienen. Alle funktionieren doch irgendwie gleich. Denke ich mir so.

  • „Wie war das noch mal … wo macht man hier Radio an?“
    Den Drehknopf da unten ganz nach rechts drehen, bis er auf „Radio“ zeigt.
  • „Aber da kommt ja dann immer Musik zwischendurch.“
    Wir können auch einen Nachrichtensender einstellen, da wird dann nur gesprochen. Dann kriegst du mehr vom Spiel mit.
  • „Oh ja, das machen wir!“
    Dann müssen wir mal kurz „googeln“ welche Frequenz der Radio-Sender hat. Weiß ich auch nicht aus dem Kopf, warte mal … ähhhm … 93.1
  • „Kann man den nicht einfach auswählen?“
    Nee, du musst die Pfeiltasten nach unten drücken, bis irgendwann 93.1 auf dem Display steht.
  • „So, jetzt bin ich bei 93.1!“
    Prima dann kann’s ja los gehen.
  • „Die sprechen da aber so langweilig!“
    Gut, dann drücke die Pfeiltasten nach oben, bis du wieder bei 95.8 bist
  • „Ok, hab ich gemacht. Papa, Tooooooooor!“
    Großartig, Juhuu. Ist doch ganz spannend per Radio dabei zu sein, oder?
  • Ja schon, aber ich schaue mal schnell in die App, ob das auch stimmt“
    … Grmmpf.

Was war ich froh über mein erstes Radio. Ohne CD-Player. Einfach nur Radio…

 

Auszug Titel „Radio“ von Rammstein:

…Radio, mein Radio
Ich lass‘ mich in den Äther saugen
Meine Ohren werden Augen…

Mit rrrrrrrrollendem RRRRRR natürlich

Mehr zu Hören im Radio 😉

42) Auswärtsspiel

Samstag 07:00 Uhr, der Wecker klingelt. Verrückt geworden? Nee, eigentlich nicht. Wir müssen zum Auswärtsspiel. Anpfiff ist 09:30 Uhr, aber bereits 08:30 Uhr soll sich die E-Jugend dort treffen. Nach einem Express-Frühstück steige ich mit unserem angehenden Ronaldo ins Auto und düse in Richtung Berliner Norden. Pünktlich wie die Maurer sind wir dort. Unser Ronaldo entschwindet in die Umkleide und ich habe nun eine Stunde zeit. Herrlich.

Ich beschließe, mir die Beine zu vertreten und laufe ein wenig durch die Nachbarschaft des Sportplatzes. Neue Eigenheime stehen neben älteren Häusern. Eigentlich ganz nett hier. Schön grün und natürlich gewachsen das Viertel. Kurzzeitig freunde ich mich mit Gedanken an, dort zu wohnen. 

Doch dann treffe ich auf erste Zettel, die an Laternen kleben. Es sind wiederholt als „Bouletten getarnte Gift-Köder“ gefunden worden. Man solle bitte auf die lieben Hunde und Katzen achten. Von Kindern war nicht die Rede. Auf einem anderen Zettel mobilisiert die Anwohnerschaft gegen ein geplantes Neubau-Siedlungsgebiet. „Naturwiesen statt Beton-Riesen“. 

Gegen 09:00 Uhr bin ich zurück am Platz und genehmige mir im Sportler-Imbiss einen Kaffee. Ich kriege den abgestandenen Rest aus der Glas-Kanne. Für einen Euro. Die verbliebenen 20 Minuten bis zum Anpfiff tingele ich auf dem Gelände herum und schaue mich etwas um. Der hiesige Sportverein hat ein Faible für Regeln und Schilder. „Fahrräder am Zaun abstellen verboten“. „Sportplatznutzung außer zum Training und Punktspiel verboten“. „Leise verabschieden, Auto-Türen rücksichtsvoll schließen und nicht hupen“.

Ich beschließe, nicht dorthin zu ziehen.

Das Fußball-Spiel:

  • 09:30 Uhr: Anpfiff erfolgt, heute sogar mit Schiri und Linienrichterin. Schiri mit Notizblock, Linienrichterin mit Fahne. Na die fahren aber mächtig auf heute, mein lieber Mann. Gibt’s auch eine Video-Schalte nach Köln…?“, lästere ich mit einem anderen Papa.
  • 09:32 Uhr: Die Linienrichterin entpuppt sich schnell als parteiisch für die Gastgeber und schreit pausenlos „Klasse Toni!“, „Toll Kevin!“, „Schade Tim!“
  • 09:38 Uhr: 1:0 für die Gastgeber. Misst.
  • 09:39 Uhr: „Super Pete, weiter so!“, „Klasse Kevin!“. Och nö! Soll das jetzt das ganze Spiel so weitergehen? Anscheinend ja. Sie schreit weiter.
  • 09:41 Uhr: „Klasse Pete … nee … Toni meine ich!“, schreit sie
  • 09:42 Uhr: Ausgleich zum 1:1, meine Stimmung steigt wieder
  • 09:43 Uhr: „Klasse Jannik, toll gemacht!“
  • 09:44 Uhr: „Schön Pe … ähm Kevin“
  • 09:45 Uhr: „Toll Toni!“, „Super Louis!“. Aber halt, wer ist denn auf einmal Louis? Ach so, kürzlich eingewechselt. Habe ich nicht mitbekommen.
  • 09:50 Uhr: Der Gastgeber geht mit 2:1 in Führung, „Toll, superklasse Jungs“ schreit es von der Seitenlinie
  • 09:51 Uhr: Wir holen zum 2:2 auf, ich mache mir Hoffnung
  • 09:53 Uhr: Die Linienrichterin legt die Fahne gänzlich weg und focussiert sich nur noch darauf, Jungs-Namen über den Platz zu brüllen.
  • 09:56 Uhr: Halbzeit
  • 10:08 Uhr: „Toll Leon, ganz geiler Pass“. Die Spieler-Mama nebenan schaut zu mir rüber. Wir beiden runzeln die Stirn. Weiter schallen Namen über den Rasen, ich komme beim Schreiben gar nicht mehr mit.
  • 10:16 Uhr: Mit 3:2 gehen unsere Jungs in Führung, die Linien-Richterin stellt das Schreien ein
  • 10:32 Uhr: Abpfiff. Gewonnen! Gut gemacht! 

Los komm Kevi… ähm Ronaldo, wir hauen ab. 

Aber leise bitte…

 

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