67) Postkarte von Korsika

Bald geht’s zurück in die Heimat. Schade schon vorbei, hätte länger sein können. Aber bevor wir uns von den Korsen verabschieden hier nun noch ein paar Eindrücke. Wie immer bei meinen Postkarten, mit weniger Hochglanz und Schickimicki. Auf jeden Fall ohne Duckface am Strand, dafür eher mit Blick in die skurrile zweite Reihe, der B-Seite der Scheibe sozusagen.

Besucher, die Wasser und Berge zugleich mögen, werden sich auf Korsika pudelwohl fühlen. Denn die Insel hat beides, und zwar ausreichend.

Für Papa‘s die gern bergig Auto fahren ist Korsika ein Paradies. Wenn man einen nervösen Korsen hinter sich hat, dann einfach Spiegel ranklappen, nach vorne schauen und den Hintermann ignorieren, denn der Papa hat keine Lust den Mageninhalt der Mitreisenden aus den Polstern zu sammeln. Die Mitreisenden auf den hinteren Plätzen hätten ja eine Kotztüte aus dem Flieger mitgehen lassen können. Da gibts mittlerweile recht schicke Example, mit coolen Sprüchen drauf. Würde mich aber trotzdem mal interessieren, wie die Stewardess (…. sagt man das noch…? ) … also die Flugbegleiter:Innen gucken, wenn man ihnen solch Beutel voll und 37°C warm in die Hand drückt.

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Der Korse ist stolz, selbstbewusst und gern unabhängig, oder wenigstens italienisch. Die französische Fahne sieht man hier nur an Rathäusern und Polizeistationen. Die Fahne der Korsen, ist der Fahne der Sarden sehr ähnlich. Ich mag so etwas. Nicht ganz klar was sie bedeutet, aber schlicht, eindeutig und wiedererkennbar, grüßt überall der „La tête de Maure“, was man im Deutschen mit „Mohrenkopf“ übersetzen müsste … also könnte … wenn man wollte … aber nicht sollte. Ich schreibe mich hier um seinen Kopf und meinen Kragen.

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Ansonsten hängt der Korse und seine :In überall Würste und Schinken zum Trocknen auf. Aber keine Sorge, es gibt auch viel Gemüse und Früchte auf der Insel, Korsika ist sehr grün. Und der Korse mag Messer. Messer, Messer, Messer. In allen Formen, Größen und für alle Anwendungsfälle. Wenn ihr mal einem Korsen ein Messer abgenommen habt, dann schaut bitte gründlich nach, ob er er nicht noch einen ganzen Besteckkasten unterm Hemd trägt.

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Der Korse baut seine Dörfer gern mitten auf den Berg. Auch ein Zeichen seiner Gastfreundlichkeit 😉 Hier will man kein Amazon-Kurier sein. Wobei das geht ja vielleicht noch, sind ja oft nur kleine Päckchen. Hier will man auf keinen Fall eine Waschmaschine ausliefern müssen. Absolut.

Der Korse mag anscheinend gern Brühwürfel, und weil die bei übermäßigem Verzehr abführend wirken können, baut er sich halt ein Außen-Klo auf den Balkon.

Der Korse verschanzt sich zwar gern hinter Mauern, hat aber immer Herz für die Schwächeren der Gesellschaft. Es gibt immer einen Platz für Arme.

Während sich manche Kommunen immer mehr dem Zeitgeist öffnen und daran arbeiten, komplett CO2 frei zu werden …

… verschanzen sich korsische Eigenbrödler in Felsen, die aussehen wie Champignons. Oder so. Ich würde jetzt gern fortsetzen.

Mit dem korsischen Schmetterling, der mich hier kürzlich begrüßte, habe ich Freundschaft geschlossen. Der kommt gern auf ein Bier vorbei geflogen.

Setz‘ dich. Hol dir auch eins … oder nimm‘ halt meins. Und sei frei … Papillon!

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PS1: Ich wusste ja nicht, dass Schmetterlinge einen solch langen Rüssel haben, dass die damit bis in die Pulle kommen. Ganz schönen Zug am Leib der Kerl. Na hoffentlich ist der wieder gut nach Hause gekommen 😉

Weitere Postkarten >gibt’s hier

PS2: Nicht wundern bitte, warum hier gerade keine „Likes“ ausgespielt werden, hat seine Gründe, mehr gern bilateral.

19) Lifejacket under seat

Keine Ahnung, wie oft ich schon die Sicherheitsunterweisung im Flieger dargeboten bekommen habe. Notausgänge vorn und hinten, Anschnallen, Flugmodus und so weiter. Ansonsten … „bitte die Sicherheitskarte vor ihnen in der Sitztasche…“ beachten.
Immer das selbe Schema.

Obwohl…, in den letzten Monaten wurden wieder ein paar neue Elemente in die Dramaturgie eingebaut. Man spricht von sich überhitzenden, gar qualmenden Mobiltelefonen und von E-Zigaretten. Letztere dürfen natürlich nicht geraucht werden. Auch nicht heimlich auf dem Klo, Mensch! Kam die Einweisung früher noch vom kostümierten Board-Personal, wird das Programm auf der Langstrecke nun immer mehr per Video „performed“. 

Das ist häufig ganz lustig gemacht, wenn auch etwas realitätsfern:

  • Animierte Mutter und Kind sitzen glücklich nebeneinander. Mama nimmt dem Sohn das Handy weg und schaltet ihm den Flugmodus ein. Der Junge lächelt sie an und nickt verständnisvoll.
  • Ein Business-Typ sitzt auf seinem Platz und tut nicht nichts. Auf einmal fallen Sauerstoff-Masken von oben herab, entspannt greift er zur Maske und bleibt die Ruhe in Person. Wie in der Joga-Klasse.
  • Mein absoluter Liebling ist aber die Animation im Falle einer Notwasserung. Der Passagier tritt an die Türschwelle, lässt noch einen Blick übers seichte Meer schweifen und zieht den Stöpsel seiner gelben Weste. Und dann folgt: „An der Schwimmweste befindet sich eine Pfeife, mit der sie im Bedarfsfall Aufmerksamkeit erregen können“. 

Dann stelle ich mir vor, wie ich allein im großen Pazifischen Ozean herumtreibe, so vor mich hin pfeife und außer dreieckigen Fischflossen nichts zu sehen ist. 

Allerdings ist ein Notfall im Europäischen Mittelmeer in diesen Tagen auch kein Geschenk. Ob nun mit oder ohne Pfeife…

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