57) Gib mir den Rest

Bei all dem aktuellen Geschehen um uns herum, kommen die kleinen Widrigkeiten des Alltags zu kurz. Es muss mal wieder sein. Viren, Krankheiten, Konflikte, Öl-Preise, Finanzmärkte und unser Klima haben mal zwei Minuten Pause.

Stattdessen?

Wenn Lebens-oder Verbrauchsmittel verpackt sind, lassen sie sich eigentlich ganz gut befreien, wenn man sie gießen, schütten, schneiden oder stückweise packen kann. Doof wird‘s, wenn sie als Paste, Gel und Creme in Tuben vertrieben werden. Noch doofer, wenn man geneigt ist, auch noch den letzten Rest herauszubekommen.

Jeder hat da so seine eigene Tuben-Technik entwickelt, oder?

  • So manch einer quetscht die Tube mit der vollen Faust. Das wirkt irgendwie infantil, herzlos und brutal.
  • Andere drücken nur das obere Drittel der Tube. Dort ist dann aber bald nichts mehr drin, also muss weiterer Nachschub von unten hochmassiert werden.
  • Echte Verwertungsprofis und Sparfüchse „rollen“ den Inhalt von unten nach oben heraus. Um so enger gewickelt um so besser. Vom Business Case her betrachtet ist das sicher gut, aber man muss aufpassen, dass sich daraus kein Spleen entwickelt 😉

Richtig spannend wird dann das Tuben-Finale:

Denn egal, wie man sich durchs Material arbeitet, es wird ein Rest oben im Kopf der Tube verbleiben. Da hilft’s auch nicht, wenn man die Tube auf den Kopf stellt, schon gar nicht auf den eigenen. Bei Tuben-Köpfen aus Weichplastik (z.B. Zahnpasta) geht das noch ganz gut. Es gibt sie aber auch aus Hartplastik (z.B. Haar-Gel) oder aus Alu (z.B. Tomatenmark) und da kann ich man schon mal schlechte Laune bekommen.

Denn, drückt man dann mit kräftigem Daumen auf den verkanteten Tuben-Kopf, folgt eine Indoor-Eruption die ihresgleichen sucht. Da fliegt das Haar-Gel aufs frisch gebügelte Hemd und die Tomate verteilt sich in der halben Küche. Da kommt Freude auf.

Und so polarisiert die Tube weiterhin. Man kann sie mögen oder hassen. Genauso wie Tuberkulose oder YouTube … was für ein Wortspiel.

PS: sollten Markennamen auf dem Foto erkennbar sein, ist das nicht meine Absicht, sondern Zufall, ich stehe bei denen nicht auf der Gehaltsliste.

So, und jetzt können wir wieder Nachrichten hören.

37) Senf am Morgen

Wieder so ein Moment, bei dem ich am liebsten laut „Schei…“ schreien möchte. Es ist Freitagmorgen um 06:45 Uhr. Die Familie sitzt am Frühstückstisch. Wir schieben Cornflakes und Toasts in unsere Futterluken und nippen an Kakao und Kaffee. Ein paar Wörter lösen sich aus unseren Kehlen, aber für tiefergehende Gespräche fehlt es an Zeit und Energie. Also mache ich den Anfang und beginne schon einmal, den Tisch abzuräumen. Geschirr und Besteck kommen in den Spüler, Wurst und Käse gehören in den Kühlschrank. Alles reine Routine, ich könnte es mit verbundenen Augen. Also reiße ich die Kühlschrank-Tür auf und … sehe einen Senfbecher in der untersten Ablage der Kühlschranktür? Aber das geht nun wirklich nicht. Ich brumme mein Unverständnis in den Raum. Der Platz unten in der Tür ist für große Tetra-Packs und Flaschen reserviert, aber bestimmt nicht für kleine Senf-Becher. Da bin ich etwas eigen und kann schnell zickig werden. Also greife ich den Senf-Becher am Schlafittchen, um ihn in die oberste Etage zu befördern. Meine Feinmotorik liegt aber noch im Bett und schläft. Der Becher fällt zu Boden und zerplatzt. „Klatsch“ macht es. Ein großer Haufen gelber Senf liegt auf den Bodenfliesen vor dem Kühlschrank. Oaaahh, nö!!! Bitte nicht das jetzt! Das brauche ich jetzt echt nicht. Es riecht hier wie am Schwenkgrill auf dem Weihnachtsmarkt. Wie kriege ich das nun wieder weg? 

Mit ein paar Blättern Küchen-Papier von der Rolle? Nein, das ist irgendwie zu trocken. Vielleicht mit feuchtem Lappen oder Schwamm? Auch nicht, dann verschmiere ich das alles bloß noch. Also begebe ich mich auf die Knie und baue den Senf-Berg mit Torten-Heber und Crêpe-Besteck ab.

Um so mehr ich mich dort unten auf den Fliesen so umsehe, um so deutlicher sehe ich, dass sich der Senf noch weiter verteilt hat. Senf-Spritzer an den Tür-Fronten, weitere Kleckse an den Blenden und so weiter. Großartig.

Ach man, das ist doch eine riesige „Schei…“ fluche ich. 

Zum Glück ist heute Freitag und nicht Montag.

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