Ich dachte ja schon, der >Kauf von Jeans sei das absolute Grauen. Aber es ist noch zu toppen. Der hiesige Minister für Liegenschaften und Infrastruktur brachte im Familienrat den Vorschlag ein, die Klobrillen auszutauschen. Die Ministerin für Familie, Kultur und Außenbeziehungen hatte nichts einzuwenden und der Finanzminister bewilligte, außerordentlich freigebig, das nötige Budget. Auf eine Ausschreibung wurde verzichtet, es solle bitte gute deutsche Wertarbeit beschafft werden, damit die Umrüstung ohne weiteren Schaden und Zeitverzug vollzogen werden kann. Der Familienbeauftragte für Beschaffungswesen machte sich alsbald an die Arbeit, recherchierte mehrere Abende das halbe Internet leer. Hunderte Modelle, Formen und Abmessungen. Aber Fehleranzeige. Nichts zu finden, was dem heutigen Deckel entspricht und zu den Löchern der WC-Schüssel passt. Kaum zu glauben.
Also bestellte er bei einem markenunabhängigen Universalhersteller, aber die Lieferung entpuppte sich bald als Fehlkauf, die Halterung passte nicht zu den Löchern in der Keramik.
Ein weiterer Online-Kauf hatte zwar eine passende Halterung im Karton, allerdings überragte der Deckel die Schüssel. Der Anblick erinnerte an Donald Trump mit Base-Cap.
Also wurde der Verkehrsminister zum nächstgelegenen Baumarkt geschickt, da kam er aber bald kopfschüttelnd wieder raus. Nur WC-Witz, kein WC-Sitz. Nichts.
Er fuhr einen zweiten Baumarkt an, eine ganze Wand hing voller Deckel, aber nur einer entsprach ungefähr dem, was ihm aufgetragen wurde, zu finden. Und dabei ging es nur um die Maße, nicht um Design, Farbe oder halblustige Aufdrucke.
Er eilte zurück zum Palast zurück und übergab den über Budget liegenden Schatz, dem Familienbeauftragten für Beschaffungswesen. Der öffnete die Packung, entnahm schützende Schaumstoffe und musste feststellen, dass die Klappmechanik aus Hartplastik mehrfach zerbröselt war.
Er tobte: „Ich raste aus! Ich bring‘ noch einen um heute! Ich sprenge das ganze Klo weg! Von mir aus gehen die alle auf einen Eimer! Ich hau’ ein Loch in die Erde und nagele einen Balken drüber! Oder ich stell da ein Campingklo hin! Ich hab die Faxen dicke! Keine Lust mehr, mich damit zu beschäftigen!!!!!!!“
Der Verkehrsminister wurde wieder zum Baumarkt geschickt, um den Klodeckel umzutauschen. Dafür stellte er sich artig an der Schlange an, um dann festzustellen, dass er den falschen Kassenbon bei sich trug. Er eilte zurück zur Limousine, durchsuchte den Kofferraum nach dem richtigen Kassenbon und stellte sich wieder an der Schlange an. Der Umtauschprozess verlief ohne Komplikationen, die Sonne zeigte sich hinter einer Regenwolke, der Tag schien ein gutes Ende zu nehmen. Wieder zurück am Objekt, übergab er die Packung dem Beauftragten für Beschaffungswesen, der prüfte die Qualität, nickte und reichte sie weiter an den Minister für Infrastruktur und Liegenschaften. Der nahm dann die Montage vor, schimpfte, fluchte, wer sich denn „diesen Mist hat einfallen lassen“ und friemelte den Deckel irgendwie auf die Schüssel.
Nun musste noch ein weiterer Deckel fürs zweite Klo beschafft werden und er ahnte, dass noch nicht das Ende der Geschichte ist.








