265) Ente gut, alles gut?

Vor ein paar Minuten habe ich meinen Arbeitsrechner heruntergefahren. Wie üblich klappten diverse Fenster runter, dann folgte die Abmelde-Prozedur, dann ein letztes Aufbäumen des Lüfters und dann Stille. Feierabend für 2021.

Nun sitze ich etwas planlos vor dem schwarzen Bildschirm und mir fliegen so ein paar Gedanken zu diesem Jahr 2021 durch den Kopf.

Es soll kein Rückblick sein, nur ein paar Kommentare:

Hektik
Wie jedes Jahr entsteht im Dezember eine unerklärliche Hektik, alle scheinen ihre Post-It’s von ihren Tischen zu nehmen und anderen an die Backe kleben zu wollen. Jedes Jahr entsteht eine unnötige Torschluss-Panik, mit der alles irgendwie noch geregelt werden soll. So als würde man zu Weihnachten zur Guillotine geführt werden. Es nervt! Das Jahr hat ca. 220 Arbeitstage und in den letzten 10 davon kriegen manche Kollegen und Manager einen Rappel und schieben sogar noch neue Initiativen an, wissentlich dass sich in den nächsten zwei Wochen kein Mensch drum kümmern wird. Was soll das? Und warum das immer wieder?

Ein lesenswerter Beitrag dazu:
https://vollverkopft.com/2021/12/22/alle-jahre-wieder/

Wandel
Ja, der Wandel und dessen Geschwindigkeit, das ist sicher die Kombination, die mich hier gerade etwas kraftlos sitzen lässt. Der stetige Wandel in der Pandemie, die unguten Nachrichten, was uns wohl in den nächsten Wochen erwartet, ist ja das Eine. Das Andere sind all die Trends, Impacts, Initiatives, Changes, Transformations und Disruptions, die in einem Affenzahn durch meine Arbeitswelt getrieben werden. Wandel und Veränderung gab‘s schon immer, seitdem ich mich auf diesem Feld tummele, aber der Speed hat enorm zugenommen. Oder bin ich nur 20 Jahre älter geworden? Früher hat man die Veränderungen noch aktiv begleitet und implementiert. Hat man heute eine Veränderung erkannt, rauscht die wie ein Schnellzug über den Flur. Und dann kündigt sich bereits der nächste an. Manchmal ist man geneigt, einfach mal einen Zug ausfallen zu lassen, aber das ist beim Wandel nicht so einfach, da man fürchten muss, beim nächsten Zug die Türen nicht mehr aufzubekommen. Und wenn dann die Heeresleitung nach noch mehr Speed ruft, damit wir den immer schnelleren Wandel (Digitalisierung, Klima, Pandemie, Globalisierung, Lernen, Resilienz, etc) noch bewerkstelligen können, dann muss doch dieses Uhrwerk mal explodieren. Samt aller Rädchen im Getriebe natürlich.

Aber genug von der Arbeit, wir schalten rüber zum Privatfernsehen.

Denn da gab es in 2021 mehr Möglichkeiten, den Wandel aktiv zu beeinflussen:

Hardware Input
Da habe ich in 2021 mehr drauf geachtet, was wir uns so in den Hals stopfen und ob das mal gemuht, gegackert oder gequiekt hat. Ich bin weit weg davon, ein Vegetarier zu werden, aber gewisse Rituale sind etabliert und können sicher in 2021 noch ausgestaltet werden.

Hardware Output
Keine Sorge … ich meine jetzt eher über Bewegung und Sport. Das war dieses Jahr doch sehr produktiv. Durch meine Corona-Freigänge und die Jogging-Runden, sind da doch einige Kilometer zusammengekommen.

Software Input
Das Reisen fehlt mir zwar sehr, aber ich habe mir in 2021 anderweitig viel Input verschafft. Ich meine über Dokumentationen, Bücher, Hörbücher und Podcasts, ab und zu habe ich drüber geschrieben.

Software Output
Gut 150 Blog-Beiträge habe ich geschrieben, die Leserschaft ist gewachsen und ich bin nun mit dem Blog thematisch breiter aufgestellt. Natürlich hat Bloggen nicht nur mit Output zu tun, sondern auch mit Input. Ich folge bestimmten Blogs regelmäßig und daraus haben sich auch ein paar nette E-Mail-Wechsel ergeben, manches haben wir sogar zusammen geschrieben oder sachlich diskutiert. Cool. Danke!

Corona
Ein schwieriges Feld und wird auch auf all den Blogs heißdiskutiert. Ich fasse mich kurz. Das Biest und seine bucklige Variantenschaft, hatte zwar schon mal sachte an die Tür geklopft, es aber bisher nicht in unsere Höhle geschafft. Wir haben die Dinge getan die man dagegen machen kann, ob das Grund für den Erfolg war oder einfach nur Glück, lasse ich heute mal so stehen 😉

Politik
Hier bin ich froh, dass wir nun im Bund und in Berlin wieder eine Regierung haben. Rot-Grün-Gelb im Bund und Rot-Grün-Rot in Berlin, also beides Dreier-Bündnisse. Das wird zwar nicht einfach, aber immerhin ist nun etwas Neues da. Und Bund wie Land ticken immerhin mal in die gleiche Richtung.

Hass / Hetze / Hast
Das ist ein Thema, was mich in 2021 doch echt erschrocken hat. Allein der Ton im Netz, das Brüllen auf den Straßen, die Aggressivität in der Stadt, das Randalieren und permanente „Zündeln“, das alles hat eine neue „Qualität“ entwickelt, die mir Sorgen macht.

Leben
Wenn im TV die Jahresrückblicke kommen, laufen zum Schluss meistens die Nachrufe auf die Menschen, die uns in diesem Jahr verlassen haben. Die Liste könnt ihr woanders nachlesen. Ein Abgang hat mich doch sehr geschockt, und zwar der von Mirco Nontschew. Was für ein kreatives Energiebündel, sportlich, ausdauernd, hat es mit Anfang 50 aus den Schuhen gehauen. Das hat mir noch einmal gezeigt, wie schnell der Vorhang fallen kann. R.i.P Mirco.

Apropos „Leben“.
Wenn wir uns in den nächsten Tagen nun alle die Wampe vollhauen und Glühwein bechern, dann fänd‘ ich gut, wenn wir zwischendurch immer mal an die Ärzte und Pfleger denken, die da gerade Patienten mit schwerster Atemnot behandeln. Sie von links auf rechts drehen, sie beatmen, füttern und „untenrum“ sauber halten, mit aller Kraft versuchen, sie wieder zurück ins Leben zu holen.

In diesem Sinne, ein paar ruhige Feiertage und treibt‘s nicht zu bunt!
Die Rettungsstellen sollten wir besser meiden.

Ich melde mich bestimmt noch mal dieses Jahr.
T.

6 Kommentare zu „265) Ente gut, alles gut?

  1. Lieben Dank für Deinen frischen Jahresrückblick. Vermutlich sieht es bei vielen ähnlich aus. Jedenfalls habe ich etliches von mir/uns wiedererkannt.
    Was den Speed angeht, da verstehe ich auch nicht, wieso wir das uns gemeinsam antun. Man hört doch aller Orten das Stöhnen und Schnaufen und doch springen alle wieder freudig drauf/rein ins Hamsterrad. Warum schaffen wir es nicht, dem zu widerstehen? Nur dann könnte der Speed ausgebremst werden.

    1. Danke Belana Hermine für‘s Lesen.
      Tja, darüber muss ich auch noch nachdenken. Ich meine, an manchen Veränderungen habe ich meinen Anteil, bin nicht ganz „unschuldig“. Gleichzeitig glaube ich, selber ziemlich mit gut mit Veränderungen klarzukommen und mich anzupassen. Nur wenn mir das auch „langsam“ zu „schnell“ läuft …

  2. Erst mal nur ganz spontan zu Deinem letzten Absatz… wir vergessen die bestimmt nicht, hat doch der Krankenpflegerdienst auch an Feiertagen und Wochenenden bis vor zwei Jahren auch noch unser Leben bestimmt. Und nur weil Martin jetzt krankheitsbedingt nicht mehr arbeiten kann, sind doch die, die den Job noch machen, nicht vergessen.
    Vor Corona war bei uns auch Usus, Heiligabend in einer Obdachlosentagesstätte zu sein und dort für ein paar schöne Stunden für die Gäste zu sorgen. Denen, die nicht mal ein Dach über dem Kopf haben oder wenn doch, dann zu wenig Geld, um sich ein schönes Essen zu bereiten. Leider fällt das dieses Jahr aus.
    Ich hasse übrigens Glühwein 🙂

    1. Hallo Frau Momo, danke fürs Lesen und den Kommentar. Der letzte Absatz galt bestimmt nicht euch, sondern denen die aktuell die Krankenhäuser „wissentlich“ füllen.
      Und .. ich mag … den Wein … auch lieber kalt und weiß!

      1. Ich habe mich auch nicht angesprochen gefühlt. Bei Martin liegt das sozusagen in der DNA, gerade auch an die Kolleg*innen zu denken. Trotzdem mampfen wir Ente. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Und die, die die Krankenhäuser quasi wissentlich füllen, die auch noch am lautesten auf den Straßen krakeelen, die bei Telegram ihre Umsturzphantasien pflegen, die machen mir auch Angst. Gerade hat mir jemand „gedroht“ mich bei FB zu entfreunden, weil ich was gegen diese unsäglichen Nazi-Vergleiche geschrieben habe, die dort munter verbreitet werden. Schon sehr befremdlich, wenn langjährige Bekannte so abdriften, die ich bis dato für ganz vernünftig gehalten habe.
        Wein gerne Zimmertemperatur und rot 🙂

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