Das Durchschnittsalter in Deutschland liegt bei 44,5 Jahren, ein deutscher Mann ist im Durchschnitt 1,80 m groß und die Durchschnittsgröße für Herrenschuhe liegt bei 44. Ich habe es geahnt, ich bin voll im Schnitt! Leicht drüber sogar. Ich bin der John Doe der Deutschen. Der Erik Mustermann, in kalk-weiß und halbalt. Der Herr Schmitt mit dem Warenkorb unterm Arm. Er entspricht dem absoluten Mittelmaß, schwimmt in der lauwarmen Restesuppe der Statistik, isst gern mal Currywurst mit Pommes, fährt typischerweise Golf und baut überall Zäune.
Guten Tag Herr Doktor, mein Name ist Schmitt. Ich glaub’, ich habe Schnitt.
Da könnte man sagen, Herzlichen Glückwunsch, sei doch froh, für dich wird immer gesorgt sein. Du stehst im Mittelpunkt. Wissenschaft, Forschung und Medizin sind auf die breite Masse ausgelegt, es wird dir nie an etwas fehlen. Auch beim Konsum bist du die Zielgruppe. Eher mangelt es an Schuhen der Größe 50, als an T-Shirts in M. Die Regale sind rappelvoll. In der Politik bist du meistens in der Mehrheit, an dich wird sozusagen immer irgendwie gedacht, wenn gesellschaftliche Entscheidungen anstehen. Mach es dir bequem, du musst nicht viel machen, genieß dein Leben im statistischen Einheitsbrei!
Da könnte man aber auch sagen, du arme Sau, du findest einfach nicht statt. In Nachrichten, Medien und Diskussionen bist du versteckt im größten Tortenteil. Nicht mal ein winziger Datenpunkt von dir ist sichtbar. In der Alterspyramide bist du ungefähr dort, wo die Pyramide langsam Hüftpolster ansetzt. Aufmerksamkeit bekommen nur die „unter“ oder „über“ dem Schnitt und „links“ oder „rechts“ von der Mitte, denn da gibt es immer Handlungsbedarf, da muss dann immer was erkämpft, da müssen Zeichen gesetzt und Grenzen verschoben werden. Da sind die Scheinwerfer und Mikrofone, nicht bei dir! Wenn du wahrgenommen werden willst, musst du dir also irgendein Merkmal zulegen, du musst dich unique machen, laut, schrill und anders sein. Färb‘ dir die Haare rot, entwickle ein Narrativ, häng‘ dir ein Kilo Metall ins Gesicht, tätowiere dir eine Weltkarte auf die Glatze oder laufe von nun an auf den Händen und mach‘ möglichst viele Selfies davon.
So wirst du sichtbar Herr Schmitt, so kommst du raus aus dem Schnitt 😉
Tja, der Schnitt-Schmitt:innen und ein bisschen drumrum sorgen dafür, daß die besonders Sichtbaren überhaupt gesehen werden können. Also sei stolz als Durchschnitt, Du und die anderen Durchschnittler:innen tragen den Laden, aber so ein bisschen ganz besonders wär auch schön; immerhin: Das Individuum ist unendlich in seiner Totalität. Also: Du bist einmalig!
Da hast wohl Recht. Danke fürs Lesen. Jeder ist einmalig, nur manche noch einmaliger 😉
Und dann machen es alle Deiner Peergroup und Du wirst wieder nicht gesehen. Irgendwie scheint das nicht so recht zu funktionieren.
Du darfst keinen in deine Pläne einweihen und wenn es passiert, muss die immer schnell die Pferde wechseln können 😉
Ah, das Bäumchen-wechsle-mich/Dich-Spiel also. Damit kann man natürlich auch sehr gut kaschieren, wer man eigentlich ist. Hauptsache man ist deutlich anders als die Anderen. Aber im Spielen dieses Spielchens sind dann doch wieder alle gleich. 😉
Der Zustand hält ja nicht lange an….. Du wirst älter, vielleicht verändert sich sogar die Schuhgröße. Wir sind mit 63 und 56 schon raus aus die Phase 🙂
Ja das wird wohl so ein, aber teilweise wächst der Schnitt ja mit (Alter, Gewicht), bei Schuhgröße wohl besser nicht
….einer Deiner Besten! Danke für die kurzweiligen Minuten 💐
Viele Grüße (auch von meinem Mann 😉)
Sabine
Oh, das freut mich, liebe Grüße aus dem Norden, bis nächstes Jahr 😉