71) Koffer-Theater

Als wir vergangenes Wochenende mal wieder Erfahrung mit müden Kofferbändern machten, fiel mir so beim Warten (… und Fluchen) eine nette kleine Geschichte ein. Ich glaube, ich habe das Ereignis schon mal am Rande erwähnt, aber ich weiß nicht mehr in welchem Beitrag. Es ist aber auch so herrlich „Deutsch“ irgendwie, die kann man auch gern mehrfach bringen.

Also, ich flog in 2019 von Melbourne nach München, neben mir saß ein gesprächiger Deutscher, sehr schrill gekleidet, irgendwie anders. Alternativ, Friseur, bisschen Punk, sehr bunt, bisschen Queen … eigentlich Wurscht, aber für den späteren Verlauf dann doch wieder irgendwie relevant. Auf dem langen Flug hatten wir etwas geschnattert, nach der Landung in MUC verabschiedeten wir uns für immer … um uns dann am Kofferband wieder zu treffen.

Auch dort dauerte es ewig bis die Koffer ans Tageslicht kamen. Irgendwann spuckte das Förderband erste Koffer aus dem Keller rauf auf das umlaufende Band. Leider wurden die Koffer mit „zu viel“ aber gleichzeitig „zu wenig“ Abstand gespuckt, so dass die Lichtschranke irgendwann verhinderte, dass weitere Koffer aufs Band gewürgt wurden. Weil weitere Koffer ja nicht in die schmalen Lücken passen würden. Meinte zumindest die Lichtschranke. Während das Förderband aus dem Keller bald seine Arbeit einstellte, drehte sich das umlaufende Band weiter und bot fleißig Koffer an. Die wollte aber keiner haben. Denn die Koffer, die dringend erwartet wurden, waren noch unter der Erde. Und da standen wir nun.

Wie ging es weiter?
Der deutsche Durchschnitts-Reisende beobachtete die Situation, schüttelte den Kopf, fluchte, meckerte, drohte mit einem Anwalt und machte ansonsten … nüscht. Außer noch mal meckern. Aber es tat sich eben nichts. Die Koffer, die auf dem umlaufenden Band routierten, interessierten niemanden. Vielleicht waren die sogar von einem anderen Flieger, weiß ich nicht mehr.

Na und dann?
Dann reichte es meinem schrillen Sitznachbar, er wackelte entnervt auf das umlaufende Kofferband zu und griff die fremden Koffer und sortierte sie um.

Unter den Reisenden entstand schnell ein Gemurmel:

Ja, der kann doch nicht einfach …?
Was bildet der sich denn ein …?
Der kann die doch nicht alle …?
Das sind doch nicht seine … ?
Wo kommt der denn her …?
Was macht der da …?
Was fällt dem ein … ?
Darf der das …?

Dabei hatte der schrille Vogel nur die schweren Trümmer verschoben …
damit zwischen den Koffern größere Abstände entstanden …
die es der obersensiblen Lichtschranke erlaubten …
dem Förderband aus der Erde zu genehmigen …
die ersehnten Koffer ans Tageslicht zu würgen …
damit endlich alle nach Hause können.

Und die Moral von der Geschicht?
Pack an, mach‘ was …
und mecker nicht!

In diesem Sinne

PS: Die Like-Funktion bleibt unsichtbar, aus gutem Grunde. Kommentieren dürft ihr gern, nur Einer nicht.

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16 Kommentare zu „71) Koffer-Theater

  1. Geht doch, siehste! Und danke für den Tipp, woran es liegen kann, dass keine Koffer ausgespuckt werden. Da werde ich ggf. nen schrillen Vogel anquatschen und bitten, die mal bissl umzuschieben.😉

  2. Der Rest der Leute hat vermutlich schon so intensiv darüber nachgedacht, wie man die Airline, den Flughafen und sonstwen auf Schadensersatz verklagt, dass sie auf das naheliegendste nicht gekommen sind.

    1. ja, genau so ein Bild war das. Wir hätten vermutlich noch ein Stunde später dagestanden. Man hätte ja auch einfach die Koffer neben das Band stellen können. Aber manchmal sieht man die Lösung eben nicht, sei sie noch so simpel. Ich schließe mich da nicht aus 😉

  3. Großartige Story 😁! Ich mag sie ja, die zupackenden Typen, die nicht lange nach formalen Zuständigkeiten fragen, sondern einfach das Problem lösen. Hier in dem Fall mit einfachen Mitteln!

    1. Ja, so isses Leben …
      Und da andere Irre aber andere Leben führen und unsere Blogs mit 3.Reich-Symbolik besudeln, hat sich es hier erst einmal ausgeliked. 😉

      Welcome back, warst‘de auch im Urlaub??

      1. Ui, sowas braucht kein Mensch.
        Ja, wir waren in der Nähe von Rom. Schön war’s, heiß war’s und die Pizza hängt uns immer noch nicht aus den Ohren. Eigenartig ist das Reisen dieser Tage und soo viele Menschen um einen herum … Kennst du ja 😉

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