Des Stammhalters Wohnungsschlüssel war jüngst verloren gegangen. Das trieb dem hiesigen Minister für Finanzen, Wirtschaft und Verteidigung noch mehr Falten auf die Stirn. Und auch die Ministerin für Familie, Kultur und Außenbeziehungen war sehr beunruhigt.
Ein Innenausschuss wurde einberufen und der Stammhalter musste sich den bohrenden Fragen von Regierungskoalition und Opposition stellen:
Also, wenn der Schlüssel wirklich weg ist, weißt du was das heißt? Dann müssen wir die Hausgemeinschaft informieren, weil da draußen irgendwer mit deinem Schlüssel herum läuft, mit dem man Haustür, Keller, Fahrradräume und Garage öffnen kann. Geh‘ noch mal den Tag in Gedanken durch. Welche Klamotten hattest du an? Hast du die Tür nach der Schule aufgeschlossen oder hattest du geklingelt? Bist du wirklich sicher, dass du den Schlüssel hier in der Wohnung abgelegt hast? Ja? Wirklich? Na gut. Dann ist das ja nur eine Frage von Zeit und Aufwand. Dann muss der ja irgendwo hier sein.
Ein Untersuchungsausschuss wurde gegründet und stellte die Wohnung auf den Kopf. Die Arbeitsgruppe suchte in den unmöglichsten Ecken, gerade an den Stellen, wo man gerne >nur mal eben kurz und >nur mal eben schnell etwas ablegt. Aber Fehlanzeige. Irgendwann verabschiedeten wir uns gedanklich von dem Schlüssel und beruhigten uns damit, dass ihn ja kein anderer haben kann. Und ich schrieb einen neuen Punkt ins Koalitionspapier: „Ersatzschlüssel organisieren“.
Seitdem prokrastiniere ich den vor mich hin, denn für solche Reformen, lassen sich immer schlecht Mehrheiten finden.
Heute wühlte ich mal wieder durch unsere Reisekiste. Ein Karton, in dem ich all möglichen Schnickschnack aufhebe, den ich bei Reisen brauche(n könnte). Unter anderem auch Steckdosen-Adapter. Ich wollte prüfen, ob ich noch die passenden Formate für meine Reise im Januar habe oder etwa besorgen muss.
Ergebnis positiv. Ich habe sogar zwei Stecker.
Und ich fand ein schwarzes Schlüsselband.
Mit dem Logo des Köpenicker Fußballklubs.
Und einem Wohnungsschlüssel dran.
Wie kommt der denn dahin?
Eines ist wohl klar, der Stammhalter würde sich nie an dieser Kiste vergreifen. Ich glaub‘, der weiß nicht mal, wo die steht.
Der Minister und die Ministerin traten schweigend vor die offene Kiste. Sie schauten gefasst in den Abgrund … und sich danach peinlich berührt und fragend an.
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So ist das wenn man in der Gegend von Berlin wohnt. Es muss alles auf ministerieller Ebene geregelt werden. Da auch Kopenick im Spiel ist bieten sich sicherlich die Dienstleistungen des Hauptmanns von Kopenick an. Wenn sich diese Geschichte in Buxtehude ereignet haette waere es wohl viel einfacher. Man wuerde zum Schlusseldienst gehen und eine neue Kopie besorgen. Dem Stammhalter koennen dann die Kosten vom naechsten Taschengeld abgezogen werden. Was man auf jeden Fall machen sollte ist die nahere Umgebung des Hauses absuchen. Wenn der Schlussel in unmittelbarer Umgebung verloren wurde besteht tatsaechlich die Moglichkeit dass der Finder auch das passende Haus dazu finden koennte. Sollte der Schluessel jedoch am Alexanderplatz verloren gegangen sein ist das Risiko noch geringer als in der Lotterie zu gewinnen, es sei denn der Schlusselanhaenger hat die passende Adresse.
Ja, so in der Richtung könnte es sein, zum Glück hat sich alles gefunden und sehr wahrscheinlich waren es ja die doofen Eltern 😉
Eine Schlüsselfrage, die Dank einer Krisensitzung des Kabinetts geklärt wurde – ich hatte schon Neuwahlen befürchtet. 🙂 Die Kiste mit den Multi(nationalen)Steckern gefällt mir. Schönen Sonntag
Wunderbar, also wenn du mal einen Stecker brauchst … meld dich. Aber so eine Kiste hast du doch bestimmt auch 😉
Stimmt, habe ich auch. Ist überhaupt – neben den drei bis sechs Netzteilen diverser Geräte – das Wichtigste beim Packen. Ohne aufgeladene Akkus ist man hilflos – Zahnbürsten gibt es ja überall.
….wunderbare Geschichte – inhaltlich und erzähl-technisch 😉
P.S. Wir haben keine Kiste – wir haben eine Schublade 🔌
Freut mich und ich bin ja ganz froh, wenn noch andere Menschen ihre Schubladen haben
Danke für den Schmunzler am Morgen und die tiefen Einblicke in Euer Regierungssystem und in besagte Kiste 🙂
Und immerhin gut, dass sich Deine Prokrastination als absolut richtige Handlungsweise erwiesen hat – so sollte man es eigentlich mit allen Dingen machen, die keine sofortige Lösung verlangen.
Weil sich vieles dann auch von selbst und quasi nebenbei erledigt, wie Dein Beispiel zeigt.
Was mich nun allerdings noch interessiert: Gab es gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen den beteiligten Ministerien?
Ja, manchmal ist es in der Tat gut, nicht in hektischen Aktionismus auszubrechen. Die beiden Minister haben einvernehmlich beschlossen, keine weiteren Maßnahmen zu gegenseitigen Schuldzuweisung vorzunehmen. Man kann ja nun auch nicht ständig nach Schloss Meseberg zum außerordentlichen Koalitionsausschuss fahren, das wird teuer.
Welche Form der Wiedergutmachung hat nun der zu Unrecht beschuldigte und stigmatisierte erfahren? Ein Fall für den Weißen Ring?
Er hat „einen“ gut, solange es kein Schlüssel ist. 😉
Die Kiste mit den Steckern ist eine gute Idee. Die unsrigen sind gleichmäßig über die Wohnung verstreut. Wenn einer gebraucht wird, geht bei uns vermutlich so ein Suchen los wie bei Euch nach dem Hausschlüssel, nur dass wir eben nicht in so einer Kiste fündig werden. Werde Deine Idee mal als Innovationsvorschlag einbringen.
Gern geschehen, es muss ja nicht immer gleich ein 21-teiliges Stecker-Organizer-System von Amazon für 49,90 sein.