Indien, in unserem Fall Goa, bietet so viele Eindrücke, dass ich noch genug Stoff für eine dritte Postkarte von hier habe.
Von Strandbars:
Strandbars gibt es hier alle paar Meter. Die meisten sind „sehr einfach“. Wir konnten ein paar von ihnen für Lunch und Dinner ausprobieren. Das Essen war immer lecker. Es gab viel Fisch, Goan food, Indische Klassiker, aber auch Chinesisch und ein paar Internationale Klassiker wie Pommes oder Pasta. Die Kids haben auch immer etwas gefunden. Wir haben alles gut vertragen, die Reise-Apotheke mussten wir nicht einmal anfassen. Am Mittwoch konnten wir ein interessantes Ritual beobachten. In der Nachbar-Kneipe begann man kurz nach 18:00, die Korbstühle von der Terrasse zu tragen und mitten auf dem Strand zu stellen. Alle anderen Bars zogen nach, bald gab es in den Bars kaum noch Stühle und Tische. Der Grund wurde schnell klar. Erstens gibt es keine Sitzgelegenheiten im Sand, zweitens sind die Sonnen-Untergänge schön anzusehen, drittens sind sie noch viel schöner mit einem kühlen Getränk in der Hand. Da lässt sich doch etwas Business generieren.
Von der Straße:
Der Verkehr in Goa ist typisch Indisch, wenn auch nicht ganz so stressig wie in den Großstädten. Unser Driver fährt schon seit 20 Jahren und geniesst das „slow live“ hier, gute Voraussetzungen für eine Fahrt mit ihm übers Land. Zeitweise fährt ein Pritschenwagen mit der Aufschrift „On Election Duty“ vor uns. Ich frage den Driver, er verrät mir, dass die EVMs (Wahlmaschinen) wieder aus den Wahl-Lokalen eingesammelt werden. Die Wahlen waren „peaceful“ und manche Wahlbezirke erreichten stolze 80% Wahlbeteiligung. Respekt! Kurze Zeit später folgt der nächste Pritschenwagen voll beladen mit Gas-Flaschen. Gesichert nur durch Schwerkraft und vier Hände.
Von Terror:
Kaum in Old Goa aus dem Taxi ausgestiegen, marschieren wir direkt auf die Basilika Bom Jesus (erbaut um 1600) zu . Auf meinem Rücken haben ich einen kleinen Rucksack mit Getränken und Sonnenschutz. Eine Sicherheitsmann stoppt uns und informiert, dass Rücksäcke nicht erlaubt sind. Auf meine Frage, wo ich den denn abgeben könne, wirkt er ratlos. Als hätten sie bei der Angelegenheit wenig Erfahrung. Ein anderer Mann springt zur Erklärung ein. „There was a terrorist attack in Sri Lanka“. Natürlich. Auf Menschen in Kirchen und Hotels. Das haben wir hier auch mitbekommen. Natürlich denkt man auch drüber nach, wie schnell man selber davon betroffen sein kann. Besonders in solch symbolträchtigen Gebäuden. Aber genau das wollen diese Idioten ja erreichen. Nein, nicht mit uns! Wir gehen da jetzt rein und schauen uns das an!
Von Stadt und Land:
Viele Häuser in den Orten sind extrem bunt angemalt. Drumherum ist alles grün, die sind Palmen hochgewachsen.
Zwischen den Orten werden die Flächen bewirtschaftet. Links und rechts der Straße gibt es z.B. Reis-Felder, Salinen und Wasserbüffel.
Aber auch die Straße selber wird genutzt. Shrimps liegen am Straßenrand und sollen trocknen. Und auch die Fischer-Netze liegen hunderte Meter lang auf der Straße verteilt und braten in der Sonne.
Von Menschen:
Etwas skurril ist der Anblick der Menschen am Strand. Zwischen den Orten kann man sehr allein sein, an den Orten wird es voller. Vergleichbar mit unseren Stränden in der Heimat. Allerdings „liegt“ man bei uns eher oder man „schwimmt“ halt. In Goa ist das anders. Da „steht“ man. Wir erklären uns das mit fehlenden Strandkörben und hohem Nichtschwimmer-Anteil. Viele Menschen haben Smart Phones in der Hand und posen aufwändig für die Selfies. Auch unsere Gesichter befinden sich mittlerweile auf unzähligen Indischen Selfies. Mit heller Haut und blonden Haaren sind wir hier die Exoten und gut gebuchte Foto-Motive. Immer höflich und nett angefragt, wissen wir nun, wie sich Promi‘s fühlen müssen.
In der Lobby des Hotels betreibt eine Inderin einen Travel-Office. Sie vermittelt Ausflüge und Taxi-Fahrten an lokale Kleinunternehmer. Natürlich ist das etwas teurer, aber für den Tisch muss sie Miete an das Hotel bezahlen und sie will ja auch noch von etwas leben. Sie hat ihr Netzwerk, kümmert sich um alles und auch die Zahlungsabwicklung läuft über sie. Wir nehmen ihren Dienst gern in Anspruch. Außerdem gibt es wieder Gelegenheit zum quatschen. Ihre Tochter ist 12 Jahre alt und ein Ass in fortgeschrittener Mathematik. Sie kann gigantische Summen mit einem Abakus ausrechnen, ein normaler Taschen-Rechner kann das gar nicht. Zunächst hat sie den nationalen Wettbewerb in Chennai gewonnen und durfte Indien dann noch auf einem Internationalen Event in Malaysia vertreten.
Wir stehen vor der Basilika Bom Jesus und ich mache ein paar Selfies. Ein Inder neben uns macht auch Fotos und bietet sich an, uns zu fotografieren. Wir kommen ins Gespräch, seine Frau und Tochter kommen auch dazu, schnell ergibt sich ein netter Plausch. Er arbeitet in Delhis Süden, in Gurgaon, und zwar bei einer deutschen Firma. Na da werde ich doch hellhörig und siehe da, er arbeitet für den gleichen Laden wie ich! Sofort bequatschen wir, was wir so tun und was uns hertreibt. Er arbeitet gerade an einem Projekt, was ihm eine Dienstreise nach Deutschland ermöglichen könnte. Wir tauschen unsere Daten aus und verabreden uns lose.
So Leute, das war‘s, ich melde mich wieder aus Berlin! Ich hoffe es hat gefallen, Likes und Kommentare wie immer gern gesehen… 🙏🏻
Und hier noch eine Zugabe der Mini-Blogger:
Frühere Postkarten aus Indien: