Meine Damen und Herren, es folgt die Neujahrsansprache des hiesigen Mundestanzlers und Blogpräsidenten.
Liebe Landsleute,
Eigentlich ist das noch gar nicht so lange her, da saß ich bei meiner Oma auf der Couch. Es roch nach Ofenheizung und auf dem höhenverstellbaren Couchtisch vor uns, da standen Tuc-Kekse, Eiskonfekt und Ananas aus der Dose. Wo sie die nur wieder herbekommen hat? Von drüben? Oder aus dem „Deli“?
Dann mussten wir den Tisch wieder herunterkurbeln, denn sonst hätten wir den Fernseher nicht sehen können. In der „Röhre“ (sie sagte immer Röhre) folgte ein Schwank, denn zu Silvester Mitte der 80-er Jahre gab es immer Schwänke im sequentiellen Fernsehprogramm (liebe Kinder … könnt ihr gern googeln). Und zwischen den Schwänken, sprachen wir über die Zukunft. „Oma, weißt du, in der Zukunft, im Jahr 2000, da … bin ich dann schon 24!“, „Wer weiß, wie die Welt da wohl sein wird.“. „Tja, wer weiß.“
Meine Oma hat das nicht mehr erlebt und ich stand zu Silvester 2000 in weißer Hose und roter Jacke als Sanitäter-Zivi im Silvester-Stadl und habe aufgepasst, dass Karl Moik und Harald Junke nicht von der Bühne kippen. Und wir hatten noch einen Notfallplan in der Hosentasche für den Fall, dass das Land den Datumssprung nicht schafft. Das Kraftwerke ausfallen, Atom-Meiler in die Luft fliegen und Flugzeuge vom Himmel stürzen. Das ist zum Glück alles nicht eingetreten. Aber diese Unruhe spüre ich dieser Tage erneut und frage mich nun Ende 2022, was das nächste Jahr wohl so für uns vorgesehen hat. Es wird anders, so viel ist klar. Und es wir von großen Veränderungen begleitet sein. Das ist höchstwahrscheinlich.
Ich muss ich feststellen, dass ich Kollegen und Blog-Nachbarn diesmal eher ein „friedlicheres“ 2023 gewünscht habe und kein „friedliches“ 2023. So, als würde ich das Wort „friedlich“ steigern wollen. So als wäre 2022 „friedlich“ gewesen und ich wünschte 2023 eben „noch friedlicher“. Ihr merkt den Fehler? Genau. Es geht nicht um eine Steigerung der Wortes sondern eher um eine … wie sagt man das … Minimalisierung der Wünsche. Ich wünsche mir 2023 einfach nur friedlicher als 2022. Denn das wäre ja schon mal ein Erfolg.
Und mit „friedlicher“ meine ich nicht nur die Reduzierung von Krieg und Konflikten auf der Weltbühne, daran haben wir eh nur wenig Einfluss. Ich meine „friedlicher“ auch im Sinne von „weniger aggressiv“ im Alltag, im Miteinander. Sei es in der Sprache, in den News und im Internet. Oder im Stau, in der S-Bahn, an der Supermarkt-Kasse oder im Umgang mit Hilfebedürftigen.
Denn das haben wir in der Hand, ganz unmittelbar. Mit „Be the change you want to see in the world“ fasst man gern einen längeren Satz Gandhis zusammen. Klingt irgendwie abgedroschen, ist aber frappierend einfach, kostet erst einmal gar nichts. Der Kant hat es noch hochtrabender und holpriger formuliert, aber im Prinzip liegen beide dicht beieinander. Behaupte ich mal … als Küchentisch-Philosoph ;-).
Also rutscht gut rüber und macht was draus!
T.