216) Orange Netze, mystisch, sonderbar

In den letzten Wochen fallen mir in der Gegend immer mehr orange Netze auf, die eine frischgegossene Beton-Platte umrahmen. Was hat es damit auf sich? Nirgends ein Hinweis, keine Informationen wie sonst hier in Großschildistan.

Also bleibt nur Spekulation …

  • Entstehen da neue Arbeitsplätze, die man für die vierte Corona-Welle mieten kann, wenn es im Homeoffice wieder zu eng wird?
  • Oder werden da bald Mini-Townhouses gebaut, um der Berliner Wohnungsknappheit zu begegnen? Etagenbetten? Schlafregale?
  • Hat Berlin den Zuschlag für die Winter-Olympiade bekommen? Sind das Fangnetze für  Langläufer? Biathlon? Super-G?
  • Sind das neue Beerdigungskonzepte? Mal etwas ausgefallenen? Sogenanntes Near-Funeral? Böse, böse …
  • Vielleicht haben unsere Verkehrsplaner wieder mal eine neue Idee, was sie uns als Mobilitätskonzept verkaufen können? Kommen dort Mülltonnen hin, wo man endlich die E-Roller reinwerfen kann oder gibt es da künftig Skates oder Hoverboards zum Ausleihen?
  • Ist da möglicherweise eine Verschwörung im Gange? Ein Softwarekonzern oder eine dunkle Macht, die unsere Kinder aufessen will? Soll es ja schon alles gegeben haben.
  • Oder kommen da sogar Impf-Automaten hin? Vielleicht Checkpoints, die die nächsten Ausgangsbeschränkungen überwachen sollen?
  • Sind das etwa Landeplätze für unsere künftigen Drohnen, die die Brut zum Fußball und Tanzunterricht fliegen und auf dem Rückweg ein Koscher-Bio-Vegan-Regio-Schrot-Brot mitbringen?
  • Aber umso mehr ich drüber nachdenke, kommt mir da so eine Vermutung. Vermutlich steckt der große Online-Händler dahinter. Der hat einfach keinen Bock mehr, die Treppen zu laufen und schmeißt die Fracht irgendwann in große Schränke. Oder die Chinesen schicken ihre Päckchen gleich in diesen Schränken zu uns übers Meer, da muss man hier nicht mehr mühsam umpacken. Das scheint mir sehr schlau.

Und die Kunden können dann abends von Schrank zu Schrank irren und sich ihre Päckchen zusammensammeln.

Großartige Innovation …

Oder habt ihr eine Idee was das werden soll???

167) Luftnummer

Neulich habe ich eine Lampe bestellt. Über‘s böse Internetz. Ein paar Tage später klingelte der Bote und stellte ein Paket vor mir ab, das war fast so groß wie ich.

„Oh, danke.“

  • Was ist da drin?
  • Ist das wirklich für uns?
  • Habe ich die falsche Lampe bestellt?

Also wuchtete ich das Paket in den Flur und arbeitete mich durchs Klebeband. In diesem „Papp-Sarg“ lag tatsächlich die Lampe, die ich bestellt hatte. Selbst in einer stabilen Verpackung, aber trotzdem noch einmal dick eingepackt in Luftkammer-Folie. Nicht die typische Blasenfolie, die den Kindern immer Freude macht, nein eher unzählige dicke Luftkammern am Band. Ich schaufelte das Zeug aus der Kiste und zählte glatte 15 (!) Meter davon. Am Stück! Fünfzeeeeeeeeeehn!

Und wohin nun damit?

  • Einfach aufheben? Vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man selber mal was verschicken muss. Aber wo soll ich bitte 15 Meter Luftkammern lagern? 
  • Sollte ich die wenigstens ein paar Tage aufbewahren, bis ich weiß, ob die Lampe überhaupt funktioniert? Vielleicht läuft es ja noch auf eine Retoure hinaus?
  • Oder kann ich die einfach in die gelbe Tonne stopfen? Aber dann wäre die sehr bald voll. Voller Luft. Und der Hass der Nachbarn wäre mir gewiss.

Ich entschied mich für Letzteres, wollte aber vorher wenigstens noch die Luft rauslassen. Aber wie? Jede Kammer (so groß wie ein Stück Butter) einzeln aufschneiden? Mit Messer oder Schere? 15 Meter? Da würde ich eine Weile sitzen. Also entschieden wir uns fürs Knallen. Die Tochter und ich arbeiteten uns durchs Material und zelebrierten die Zerstörung. 

Und erlebten dann doch noch unsere eigene Sylvester-Knallerei …

Peng!
Puff!
Paff!
Peng!

… hallte es durch die Wohnung.

Ökologisch so lala, aber ein großer Spaß 😉

63) Kein Schwein schreibt mich an

Gar nicht so einfach, etwas infektionsfreies zu schreiben dieser Tage. Aber ich habe mich dran gemacht. Nicht ganz frei von C_r_na, aber deutlich reduziert. Das Radler der Blog-Beiträge, quasi. Aber lest selbst.

Kein Schwein ruft mich an

„Kein Schwein ruft mich aaaan“, sang Max Raabe im Stile der 1920-er Jahre.
„Kein Schwein schreibt mich aaaan“ … so könnte ich in den 2020-er Jahren singen, wenn ich in den Briefkasten schaue. 

Denn da herrscht gähnende Leere:

  • Keine Postkarte von Freunden oder Familie. Woher auch, denn die Postkarte würde vermutlich aus dem Nachbarbezirk kommen und da war ich ja schon.
  • Nicht einmal eine Rechnung liegt drin, denn die kann ich ja „bequem online“ einsehen. Ich kann mich mit Passwörtern herumschlagen und mir einen Kopf machen, ob, wie und wo ich den Misst nun ablege. Von wegen bequem.
  • Na gut, der Bürgermeister wird sicher noch mal schreiben. Wegen AHA, Lüften, App und Impfung. Irgendwann. Vielleicht auch später.
  • Und Bundestagswahl ist ja nächstes Jahr auch…

Die einzigen Briefe, die mich erreichen, sind eher enttäuschend:

  • Erhöhung der Versicherungsbeiträge für die Familienkutsche
  • Brief an den Nachbarn, dessen Nachname sehr ähnlich ist
  • Zustellung einer Briefsendung bei der zuständigen Post-Filiale. Oah. Nööö!

Aber es gibt noch treue „Briefe-Schicker“:

  • Der lokale Optiker schickt mir ein Brillenputztuch zum Geburtstag.
  • Die persönliche Spaß-Kassen-Beraterin Frau Glanz, schickt mir auch eine jährliche Karte.
  • Und dann nicht zu vergessen, natürlich die Spendenaufrufe der Hilfsorganisationen zu Weihnachten. 

Ach was waren das noch für Zeiten als … 

  • Nach langem Warten einen Brief der Ferienlager-Liebe eintraf. Mit Herzchen verziert.
  • Der Automobil-Club wenigstens noch Mitgliederzeitungen verschickte und für Treppenlifte warb.
  • Der Bezirk einen Wegweiser für Ämter, Vereine, Begegnungsstätten und Kleinanzeigen in die Kästen warf.

Was soll ich nur machen?

  • Soll ich den Kasten einfach abbauen?
  • Vielleicht durch ein cooles Bild ersetzen oder durch einen Blumentopf? 
  • Oder muss ich möglicherweise doch noch den „Keine Werbung und kostenlose Zeitungen“-Aufkleber wieder abnehmen?

Mhm. Vorschläge?

156) Headset-Dialoge

Vor Corona habe ich auch schon viel von zu Hause gearbeitet, nun aber, seit Mitte März, bin ich zum full time-Homeworker geworden. Ich war nicht einmal auf Reisen, habe kein Büro betreten.

Stattdessen trage ich den Großteil des Tages mein Headset auf den Ohren und rede mit den Kollegen überall auf der Welt. Und mit den Menschen, die dann zwischendurch hinzukommen. Das kann interessante Gespräche ergeben.

Aber lest selbst:

1. Der Sohn schleicht hinein, macht auf sich aufmerksam und flüstert

Sohn: Papa, darf ich auf dem Handy spielen? Mit der Schule bin ich fertig.
Ich: N …
Chef: Ok, dann schickst dir mir das bis Ende der Woche?
Ich: Nei … nja, natürlich.
Chef: Deal!
Sohn: Wie lange darf ich?
Ich: Ein halbe …
Chef: Wie lange bis du heue noch erreichbar?
Ich: Drei Stunden
Sohn: Cool, Danke Papa.
Ich: grmpf…

2. Ich bin wieder im Meeting, es klingelt an der Haustür

Ich: Ja bitte?
Bote: Päckchen für Sie!
Ich: Fünfter Stock bitte.
Bote: „Kann ich es in den Fahrstuhl legen“
Ich: J…
Kollege: Aber dass können wir doch im 4 Wochen verschieben, oder?
Ich: J…nei… j … nein, auf keinen Fall!
Paket-Bote: Aber, warum nich`?
Kollege: Warum nicht?
Ich: Na weil … also … ach … macht doch was ihr wollt!

3. Und wieder klingelt es, diesmal an der Wohnungstür

Ich: Hallo, kann ich helfen?
Ablesedienst: Tach, ich will den Zählerstand ablesen.
Ich: Ja, klar. Geradeaus und dann links und dann …
Kollege: Und was denkst du, wo wir da terminlich rauskommen?
Ich: … unter dem kleinen Waschbecken rechts.
Kollege: Willst du mich verarschen?
Ich: Nein.
Ablesedienst: Und wo ist der Stromzähler?
Kollege: Also jetzt mal im Ernst, wo kommen wir raus?
Ich: Hinter der weißen Klappe bei der Garderobe.
Ablesedienst: Sonst noch wo?
Kollege: Ähm … geht‘s dir gut?
Ich: Nein danke. Bis zum nächsten Jahr.
Kollege: Gut, dann bin ich jetzt weg!
Ich: Warte!

Alles frei erfunden, aber so ähnlich isses doch oder 😉

Unterhaltsam? Dann könnte der hier auch gefallen:

—> Paket-Dienst

153) Corona-Lektionen 56

Üblicherweise tritt bei mir die Weihnachtssättigung immer am Abend des 26. Dezember ein. So war es zumindest in den letzten Jahren immer.

Der Druck fiel ab, nach den üppigen, gefräßigen Tagen konnte man endlich etwas relaxen und in die Weihnachtsferien gehen. Dieses Jahr habe ich die Sättigung bereits Ende November erreicht. 

Warum?
Obwohl ich noch keinen Weihnachtsmarkt betreten, keinen Glühwein getrunken und erst einen einzigen Lebkuchen gekostet habe, ist eigentlich schon genug. 
Ich war auf keiner Weihnachtsfeier, habe für kein Weihnachtsgeschenk im Laden angestanden und habe noch nicht einmal „Last Christmas“ gehört. Doch reicht es mir schon.
All meine Wünsche habe ich mir schon selbst erfüllt, nur um die deutsche Wirtschaft zu retten und  um mal ein anderes Gesicht im Homeoffice zu treffen. Auch wenn es „nur“ der wortkarge DHL-Mann war.

Seit Tagen wird das „große Fest“ auf allen Kanälen zerredet. Ob man sich denn nun treffen darf, wen man treffen darf und ob, wie und wie lange übernachtet werden darf. In den Hotels die eh geschlossen sind. 

Und schon fängt man selber an zu überlegen, ob das Kind noch unter die Altersgrenze fällt, ob man die Großeltern bei Minusgraden auf die Terrasse setzen kann, ob man gegenüber an einer Tafel sitzt oder besser doch im großen Stuhlkreis wie bei einer Talkshow. 

Gemeinsam singen sollte man dann besser auch nicht, auf Oma’s Schoß darf auch keiner hüpfen und Gesellschaftsspiele bei denen gebrüllt wird, sind tabu. Am besten wäre eigentlich, alle laden sich eine Weihnachts-App runter und begehen Weihnachten auf diese Weise. Still. Digital. In sich gekehrt. Mit viel Abstand. Bloß nicht sprechen, lachen oder singen. Klappe halten. Maximal eine WhatsApp-Nachricht aus der Küche. „Wollt ihr noch’n Glas Wein?“ oder „Noch‘n Stück Stolle?“ Getippt natürlich, nicht gesprochen.

Also meine Vorfreude ist mir eigentlich vergangen, noch nie habe ich … bzw. wurde ich … im November mit so viel Weihnachten beschäftigt. Oder will man uns eigentlich damit nur so lang wie möglich unterhalten, damit bloß keiner die unangenehme Frage stellt, wie es denn eigentlich im Januar weitergehen wird?

Sorry liebe Leser, ich will hier nicht den Grinch spielen und euch die Adventszeit versauen, aber besser wär’s doch, wir sagen das alles ab, gehen in den Winterschlaf und wachen kurz vor Beginn der Grillsaison wieder auf. Weiß jemand wie das geht?

<— Corona-Lektionen 55

—> Corona-Lektionen 57

Passende Beiträge aus anderen Zeiten:

—> Paket-Dienst
—> Eislaufen über 40
—> Mega-Slide und Super-Maus

16) Paket-Dienst

Ich kann schon fast die Zeit danach stellen, so regelmäßig habe ich das Vergnügen. Häufig arbeite ich im Homeoffice und bin gerade mit irgendwem auf der Welt im Gespräch. Zum Beispiel mit Mohammed aus dem nahen Osten und Kumar aus Indien. Dank der heutigen Technik geht das alles. Wir können sprechen, die Kamera einschalten oder uns gegenseitig unseren Bildschirm zeigen. Durch die Funk-Kopfhörer kann ich mich sogar 10 Meter vom Rechner entfernen. Ab circa 11:30 Uhr beginnt das Schauspiel. Es klingelt an der Wohnungstür und ich entschuldige mich bei Mohammed und Kumar für das laute Geräusch. Ich nehme beide auf meinen Ohren mit zur Tür, schalte aber mit einer Taste am Headset das Mikro stumm. Dann öffne ich die Tür und begrüße den Mann von DHL oder Hermes. Je nach dem wer zuerst klingelt. Im besten Fall reicht der Bote nur das Paket durch die Tür und ich kann die Stummschaltung schnell zurücknehmen. Im zweitbesten Fall unterschreibe ich nebenbei mit dem Fingernagel auf dem Handy des Boten und bin bald fertig. Im schlechtesten Fall hat er eine Sackkarre voll mit Päckchen fürs ganze Haus dabei, die nun alle einzeln gescannt werden müssen. Das kann dauern. Dann fragen Kumar und Mohammed schon ungeduldig. „What do you think about that, T.“. Ich bin aber stumm. Kumar fragt, „T. are you still there?“ und „We can‘t hear you anymore“. Ich nehme die Stummschaltung schnell zurück und will ein Lebenszeichen von mir geben. Bevor ich zu Wort komme, spricht nun aber der Bote. „Ich hab da noch was für Kowalski im Nachbarhaus, können sie das auch annehmen?“. In meinem Kopfhörer höre ich Mohammed fragen: „Sorry T. … what is Kowalski… I don‘t understand“. Kumar sagt: „Could you please spell that, T. You mean Kowalski … with K, like in King, right?“. Dann sage ich schnell „Mohammed, Kumar, one moment“. Nun guckt mich der Bote fragend an und fühlt sich verschaukelt. Ich deute auf meine Ohren und flüstere zu dem Boten, „bin im Gespräch“. Er versteht und nickt. Aus dem Kopfhörer kommt dann: „Why are you whispering, T.?“ und „Is there someone else we should know?“ und „is this Kowalski speaking there?“. Wie komme ich da nur wieder raus. Vielleicht sollte ich einfach nur sagen; „sorry guys, my wife…you know…“. Das würden sie bestimmt verstehen.

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