551) Dachschäden

Wenn das Dach der Sommer-Häuschens Risse bekommt und aussieht wie die eigene Stirn, muss man was machen, sonst tropft es irgendwann von der Zimmer-Decke. Gesagt, aber nicht getan, ist genau das vor ein paar Wochen eingetreten. Wasser fand seinen Weg, auf die Schwerkraft ist halt Verlass und dann war er da, der Salat. Hing direkt an der Zimmerdecke.

Und dann ist das wie mit der eigenen Knitterfresse. Man kann es mit Chemie probieren, die Risse zuschmieren, aber das ändert ja nichts an der Tatsache, dass der Untergrund trocken, spröde und die Jahre gekommen ist. Das braucht man nur in den Spiegel schauen.

Aber nun, Jammern hilft nicht, Taten folgten. Eine Großbestellung Trapez-Bleche, Kantenwinkel und Dachfirste hatte der Ingenieur bestellt und ich habe dabei wieder einige neue Worte gelernt.

Die Sterne standen gut am Wochenende, also sollte das Material verbaut werden. Zuvor jedoch galt es 72 Einzelteile von Schutzfolie zu befreien. 

Das ist ungefähr so wie an den Füßen pulen, macht zusätzlich noch knarzende Geräusche. Aber es war eine wichtige Arbeit, ist sie doch Grundvoraussetzung dass es überhaupt beginnt und stetig vorwärts geht. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, also übernahm ich die Popelei, während der Ingenieur auf dem Dach herumhüpfte und die Platten ins morsche Gebälk trieb. 

Ich verzichtete dabei auf Kopfhörer, denn ich war ja als „ground staff“ im „standby“, musste also hörbereit sein, falls der der oben in Schwierigkeiten geriet. Und da meine Arbeit etwas monoton war, machte sich die Denkmurmel dann irgendwann selbständig.

Folie 7: So muss das bei den Hautärzten in Australien zugehen … 

Folie 13: Von Folie befreit sind First und Bleche. Durch des Frühlings holden, belebenden Blick; Auf dem Dache gründet sich Hoffnungsglück; Die alte Pappe, in ihrer Schwäche,
Zog sich unter graues Alu zurück.

Folie 33: Oder beim Brazilian Waxing … so rief es vom Dach … was man so hört … Ritsch – Ratsch. Autsch.

Folie 44: Bring mich nicht in die Bredouille, weg mit der Folie …

Folie 55: Magnolie, Fettembolie, Melancholie …

Oah, ich sollte mal Pause machen, sonst kriege ich auch noch einen Dachschaden.

Hat Spaß gemacht! Körperliche Arbeit, Lagefeuer, Bierchen dazu, Fußball schauen und die Weltlage sondieren.

Komm‘ gut nach Hause lieber J.

532) BreadGPT mit OpenEI

Keine Zeit zum Essen? Und deshalb soll ich mir so eine Chemo-Brühe mit Bananen-Geschmack reinschütten, während ich arbeite oder unterwegs bin? Welche überbezahlte Werbe-Agentur mit Kickertisch und Obstkorb war da denn schon wieder am Start? Das ist ja völlig realitätsfremd. Wer heutzutage ordentlich was auf sich hält, hat auch keine Zeit zum Trinken.

Bei der Arbeit gehören gefälligst beide Hände an die Tastatur und vor der Gusche befindet sich ein Mikrofon. Unterwegs sind alle zehn Finger im Dauerstress, weil auf irgendeinem Device irgendwer was will. Da ist für einen Bananen-Dings-Bums-Drink keine Zeit. 

Wann erfinden die Food-Designer endlich mal etwas Praktikables?

  • Schicker Infusions-Beutel mit Firmenlogo am Rollständer (mit WLAN).
  • Versorgung mit Flüssigkeit über Luftbefeuchter im Großraum-Büro
  • Nährstoffaufnahme durch Mikro-Injektionen an den Maustasten.

Und wo sind eigentlich die Software-Giganten im Ernährungsbusiness?

  • Wann wird es microsoftes Wasser geben? 
  • Die Margarine einfach Meta schmecken?
  • Uns der Apple mal mit Birnen versorgen?
  • Und mit Google-Hupf zum Download?
  • Gibts endlich BreadGPT mit OpenEI?
  • Und Download einer Tüte Bing?
  • Mit Brei for You aus der Tube?
  • Ne Schachtel TikTok Mint?
  • Mit zehn Gramm Insta?
  • Und ein Teller voll X?

Wann kommt endlich das nächste LLM, das Large Lunch Modell?

Guten Appetit!

494) Schäumende Kernstabilität in HD

Neulich bei der Einfahrt in die Waschanlage, war ich mir kurzzeitig nicht mehr ganz sicher, ob ich vielleicht die falsche Spur genommen habe. Geht‘s hier zum Selbstabholer-Bereich vom Elektro-Fachmarkt? Oder zum Sanitärfachgeschäft a.k.a. „Keramik-Abteilung“?. Gibt‘s hier Farbfernseher oder Unterbodenwäsche für Autos … oder Menschen … mit dreifach Schaum. Mhm … wie geschmeidig sanft .

Ein paar Tage später lief ich an einem neuen „Ich-lass-mich-mal-wieder-auf-Vordermann-bringen-lifestyle-and-pay-Temple“ vorbei. Und siehe da, die Tafel war recht ähnlich aufgebaut. Nicht so feucht und schäumend, aber wer kann schon widerstehen, wenn es ein Programm „Core stability“ und „Increased flexibility“ gibt.

Vielleicht sollte ich da auch mal hingehen …

Möglicherweise kann man das auch kombinieren?
„Juten Tach, ick hätte gern gestärkte Muskeln, dazu Kernstabilität mit dreifach Schaum, als Topping noch bessere Haltung in HD und nur bestes Allrounder-Ceramic für die Verletzungsprävention. Zum Mitnehmen und ick zahl‘ mit Karte. Und schnell bitte. Ick habs eilig.“

474) Immer locker bleiben – 1

Im Frühling bin ich am Münchener Ostbahnhof dieser einzigarten Locker-Komposition begegnet. Was hier aussieht wie eine Kunstinstallation, ist quasi ein Massen-Lockdown öffentlicher Schließfächer. „Locked Lockers“ sozusagen. Und ein echter Stresstest für die rote Farbkartusche und den Praktikanten, der all die Schilder drucken musste.

88% der Kapazitäten sind außer Dienst. Da helfen auch keine Lockerungsübungen, Lockrufe oder sonstig verlockende Lockmittel. Die Dinger bleiben verschlossen, einzige Chance bleibt bei Fach 0217, 0229 (aber da war schon ein Unioner dran) und Fach 0224 (und da muss man lesen können). Selbst mit Lockenwickler, Lockenschere und anderen Lockerungsmaßnahmen gehen die Dinger nicht auf. Mit einer Lockerungssprengung ginge da vielleicht was, aber Sprengungen sind dieser Tage wenig populär und Dynamit ist nur noch über Beziehungen zu kriegen. Ist vergriffen. Ausverkauft.

Da hilft nur eins: Immer locker bleiben und hoffen, dass es noch woanders ein Schließfach mit lockerer Locker-Tür gibt.

Also … Good Lock … ähm …Luck!

449) Mit Kanonen auf Spatzen

Neulich diskutierte ich mit einer Schwedin ein Feature, was für den Einsatz in Skandinavien etwas dimensioniert schien. Aber der Hersteller der Software hat es nun mal so groß aufgesetzt, also muss das System wenigstens mit einem nordischen Minimum konfiguriert werden, damit es läuft. Im Gespräch sagte ich dann, dass wir dafür in Deutschland ein Sprichwort haben, nämlich „mit Kanonen auf Spatzen schießen“. Sie entgegnete, dass es dafür in >Schweden kein Sprichwort gibt.

Und das brachte mich dann ins Grübeln:

  • Die Schweden haben doch aber Spatzen, habe ich selber gesehen.
  • Und an Kanonen auf alten Burgen erinnere ich mich auch.
  • Nutzen sie etwa die Kanonen für andere Dinge, als auf Spatzen zu schießen? Wozu?
  • Oder haben sie das Problem im Norden einfach nicht. Sind ihre Lösungen immer dem Problem auf den Leib geschneidert und ggf. eine Nummer kleiner?
  • Ist die Kollegin mit den Sprichwörtern Schwedens einfach nicht so bewandert und die haben da durchaus etwas Ähnliches?

Ich hab dann selber etwas recherchiert und fand bei der Datenkrake die Redewendung “skjuta mygg med kanoner“ übersetzt „mit Kanonen auf Mücken schießen“. Gut, das kann ich verstehen. Mücken gibt es da durchaus, aber mit Kanonen auf Mücken schießen, ist ja noch viel irrer als mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, würde ich mal sagen. Die dortigen Spatzen wird es sicher freuen, nehme ich an. Aber Mücke möchtest du da in Schweden auch nicht unbedingt sein, oder? Entweder stinkt alles nach Mücken-Spray und die andere Hälfte des Jahres ist es dunkel oder du wirst von einer Kanone getroffen? Geht das überhaupt rein technisch? Können Mücken von einem Geschoss getroffen werden? Über Geschosse nachzudenken, macht dieser Tage auch nicht so richtig Laune. Aber in unserer alltäglichen Sprichwortlandschaft gehts schon noch recht militant zu, alter Schwede. Da lässt man gern mal „die Bombe platzen“, hat etwas „auf dem Radar“, startet gern mal ein „U-Boot“ und arbeitet an allmöglichen „Fronten“ gleichzeitig.  

Alternative gäbe es da für die Kanonen noch die eher pazifistisch anmutende „Gießkanne“ im Angebot, die ein ähnliches Phänomen beschreiben kann, aber wenn man mit >Gießkannen nach Spatzen … oder Mücken schmeißt … scheint mir das auch etwas „too much“.

PS: die Engländer sagen wohl „to use a sledgehammer to crack a nut“, bei den Chinesen gibts so etwas wie „Zuweilen wird ein Baum gefällt, um einen Spatz zu fangen“.

Nicht nur zuweilen …

439) Return to Gender

Return to Gender …
…love me Gender …
…and kiss me genderly …

Ok, ich lass es. Blöde Wortspiele. Wird nicht besser.

Ich dachte, jetzt, wo Corona nicht mehr so performed und wir noch keinen Termin für die Weiterbildung in militärischer Luftfahrt haben, können wir doch mal kurz beim Gendern anklopfen und fragen, wie es denn an der Front so vorangeht. Ich habe lange nichts dazu geschrieben. Zuletzt im Frühjahr 2021 … mit >170) Heute schon gegendert? Halbe Ewigkeit her.

Und wie ist es nun darum bestellt?

Nun ja. Mittlerweile gibt‘s Busfahrer … für Innen … und Radfahrer heißen „Radfahrende“. Für Fußgänger versucht man es krampfhaft mit „Zufußgehende“, aber das scheint ein/e Rohrkrepierer_In zu werden. Egal ob zusammen oder getrennt geschrieben. Es gibt >Abstimmungshelfende, „Lehrende“, „Lernende“, „Mitarbeitende“ und „Parkende“ … die von Parkbeginn bis Parkende Angst um „die“ Kiste, „den“ Flitzer oder „das“ Coupet haben.

Bei den digitalen Assistenten ist man sich auch nicht einig. Säuseln Alexa und Siri durch die Lautsprecher, hört man “ihr“ gern zu, gibt ChatGPT eine fragwürdige Antwort ist „er“ dumm. Und selbst bei den weniger smarten Geräten (sächlich wohlgemerkt), schiebt man gern der männlichen Form die Schuld in die Schuhe. Neulich streikte „das“ Kaffeeausgabegerät im Seniorenheim. Es schluckte fleißig Euro-Münzen, produzierte aber keinen Kaffee. Als wir jemanden von der Belegschaft holten, sagte die Dame, sie wisse ja auch nicht, was da los ist … aber „der“ spinnt immer häufiger … „der“ macht  zunehmend was „er“ will. Ich fragte kurz, warum denn er ein „er“ sei, es sei doch wohl eher eine „sie“. Eine Kaffeemaschine halt. Aber darauf ging die Frau nicht ein und ich vermied es, weiter zu provozieren, denn schließlich wollte ich ja noch ein Heißgetränk (sächlich wohlgemerkt) … haben. Bloß gut, dass die Bahn und die BVG eher weiblich formuliert sind. Dann kann man dann auch mal auf „sie“ schimpfen, gut dass wir nicht in München beim MVV wohnen, sonst sähe es schlimm aus.

Auch Corona war sich nicht so richtig klar, ob es nun „der“ Virus oder „das“ Virus sein wollte und entschied sich kurzerhand für „die“ allumfassende Pandemie.

Die Pflanzenwelt ist voll im letzten Jahrtausend hängengeblieben. Das geht‘s noch richtig konservativ zur Sache. „Männertreu“ und „fleißiges Lieschen“ heißen da zum Beispiel zwei Balkonpflanzen. Unmöglich. Überhaupt kein Reformwille, kein Bestreben mit dem Zeitgeist zu gehen … sich auch mal an neue Bedingungen anzupassen. Nee. Typisch. Ewig gestrig. Immer schön den Status Quo wahren, die Menschen sollen sich umstellen … aber das gemeine Balkon-Kraut macht auf stur oder was? Meint, dass geht alles nichts an.

So geht nicht das nicht, hier muss jedes Erden-Dings einen Beitrag leisten!

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432) Buchstabensuppe mit Alles – 6

Heute habe ich meiner Buchstabensuppe ein paar Abkürzungen beigemischt, die in den letzten Tagen meinen Weg kreuzten.

AKW
Die Abkürzung AKW ist „bald“ wieder zu haben. Man könnte sie für vielleicht für Analogkraftwagen vorsehen. Denn Deutschland schaltet die letzten drei aktiven Atom-Meiler ab. Längst beschlossene Sache, trotzdem versucht die Union, das noch zu verhindern. Brüllt, schimpft, meckert … erinnert mich irgendwie an Kleinkinder an der Supermarktkasse. Oder an einen Raucher, der morgen mit dem Rauchen aufhören will … oder soll … und sich daher mal noch eine Schachtel kauft. Man sieht die Versorgungssicherheit in Gefahr und sorgt sich um die Wirtschaft. Und das obwohl die AKWs zu Energieversorgung heute nur noch 6% beitragen. Und besonders bizarr ist eigentlich, dass Kanzlerin Merkel (CDU) den Beschluss zum Atomausstieg in 2011 durchgeboxt hat und zwar vor der Kulisse eines atomaren Unfalls in Japan. Die Sicherheit der Menschen stand damals im Vordergrund. Das scheint die Union heute vergessen zu haben. 

CSC
Kiffen soll legal werden. Man darf drei weibliche Pflanzen zu Hause halten (keine Ahnung wie das läuft und ob die ohne Mann auskommen) und die sogenannten Canabiss Social Clubs (CSC) können ihre Mitglieder mit hochqualitativem Hanf versorgen. Klingt alles noch nicht ganz ausgegoren, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Polizei und Staatsanwälte haben doch Wichtigeres zu tun, als Dealer zu verfolgen oder Konsumenten, die ein paar Gramm zu viel minderwertige Krümel in der Tasche haben. Aber König Markus aus dem Süden, will auch das mit aller Macht verhindern. Bloß gut, dass ich nördlich des Weißwurstäquators wohne. Nicht wegen dem Hasch wohlgemerkt, sondern weil mir gerade kein Thema einfällt, bei dem der CSU-Laden mal fortschrittlich denkt. Laptop und Lederhose. Tut mir Leid. Verstehe ich nicht.

DVD
Der Stammhalter und ich wollten uns endlich mal gemeinsam „Die Ritter der Kokosnuss“ reinziehen. Zu diesem Zwecke, liegt schon ewig eine DVD-Box im Schrank, die uns der Bruder freundlicherweise mal geliehen hat. Ist schon etwas länger her. Ich glaube, es war vor Corona. So viel zum Thema „Prokrastination“. Gestern war nun also der Tag. Wir öffneten die DVD-Box, bestaunten gemeinsam die silberne Scheibe und schoben sie in den Hifi-Receiver. Die DVD begann sofort zu drehen, aber wir bekamen kein Bild auf den Fernseher. Wir fummelten an den Fernbedienungen, an den Sources und AV-Tasten. Aber nüscht! Bin ich etwas blöd? Wird das eine neue Geschichte vom >Techno-Dino? Haben wir mit diesem Receiver noch nie eine DVD geschaut? Scheint so. Na immerhin können wir dem Bruder endlich die DVD-Box zurückgeben

Dafür schlossen wir den Tag mit einer Abkürzung ab. Mit SMS.

Schnitzel mit Spargel 😉

Guten Start in die Woche!

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418) Absender unbekannt

Heute hatte ich verdächtige Post im Kasten. Weißer Umschlag, kein Absender, kein Stempel, keine Marke. Meine Adresse war korrekt, aber handgeschrieben. Von einem Mann. Keiner der gern schreibt, das sehe ich. Mhm. Sehr verdächtig.

Von wem kann der Brief sein? Von einer Partei? Unrealistisch, der Wahlkampf in Berlin ist vorbei. Eine Rechnung von der Arztpraxis gegenüber? Schreiben meistens eher Damen. Werbung? Aber nicht handgeschrieben. Da will mir doch wohl nicht jemand ans Leder? Man hört ja so Einiges in diesen Tagen.

Also untersuche ich den Brief, wie ich es im Kino gelernt habe: 

  • Ich wiege den Brief vorsichtig in der Hand. Er ist sehr leicht.
  • Ich taste ihn vorsichtig ab. Kein Anzeichen von Patronenhülsen oder Schweineaugen.
  • Ich fühle nach Knopfbatterien, Kabeln oder Schaltern. Auch nichts.
  • Ich schnüffele nach Anthrax. Keine Ahnung wie man das macht, geht mir aber besser dabei.
  • Ich nehme den Briefkastenschlüssel und ritze … ganz vorsichtig … und langsam … den Umschlag auf.
  • Ich schließe eine Auge, um nicht vollständig zu erblinden.
  • Ich halte die Luft an, um keine Gase oder Bakterien einzuatmen.
  • Ich linse in den Brief und sehe handgeschriebene Wortfetzen. An mich gerichtet.

Mir wird der Kragen eng:

  • … schmerz …
  • … aus Fernost …
  • … im Kampf …
  • … überleben …
  • … wir wollen dir …
  • … im Alltag verspürst …

Ach du Scheiße. Ich bin aufgeflogen. Meine Anonymität ist dahin. Irgendein Möchtegern-Reichsminister, ein Spinner, ein Hater, ein Geheimdienst hat mich auf dem Kieker. Wie sage ich das bloß der Gattin? Den Kindern? Wo sollen wir nur hin? Ich muss handeln. Sofort! Wen rufe ich an? Polizei, BKA, Verfassungsschutz? Oder soll ich flüchten? Über die Dächer am besten, so wie bei Bond oder Bourne?

In der Wohnung angekommen, mahne ich mich zur Vernunft und setze ich mich erst einmal hin. Ich fasse Mut, entnehme den Brief aus dem Umschlag und lese die handgeschriebenen Zeilen.

  • Eine kleine Firma aus Bayern …
  • „Will mir“ auf diesem Wege für die Bestellung kürzlich danken …
  • Sie hofft, dass ich nun mehr Komfort „im Alltag verspüre“ …
  • Und bittet um ein positives Feedback …
  • Weil es für sie „im Kampf“ … gegenüber Anbietern „aus Fernost“ …
  • „überlebens“wichtig ist …
  • dass ich ein „schmerz“freies Sitzerlebnis habe.

Ach so … das Kissen neulich.

Meine Güte …

380) Time for good guys

Der Typ in der Sitzreihe vor mir hat seine Sitzlehne weit zurückgestellt. Nur liegt er quasi vor mir, als wäre ich sein Zahnarzt oder der Friseur. Und damit baumelt auch das weiße Textil seiner Kopflehne direkt vor meiner Nase. Wie heißt das eigentlich fachmännisch? Speckschutz? Läuseserviette? Werbefläche? Der Junge nehmen mir (nicht meiner) surft an der Grenze ins Lummerland. Kurz sackt er weg, dann schreckt er immer wieder auf. „Ladies and Gentlemen, we are expecting turbulences, please return to your seats and fasten your seat belts.“ Na schön. Zeit für etwas Ablenkung.

Ich schalte meine 100 Best Film Classics auf Shuffle, verdaue noch die Melodie von Schindlers Liste, jetzt walzt aber schon wieder der Strauß durch die Kabine. Zeit, etwas mit dem Spruch vor mir auf dem Textil zu arbeiten. 

„Time for good buys“ … was soll das heißen? Im Duty Free gab’s im Wesentlichen Schnaps in Übergrößen, stangenweise Kippen und kostenlose Morgentoilette aus dem Test-Flacon. Was ist darin besonders good?

Ist es ein Aufruf alles etwas relaxter anzugehen? Uns es nett zu machen? Bisschen shoppen vielleicht? Die Sorgen vergessen?

Ich spiele mit den Worten …
More good mood boys?
Prime your good times?
It’s time for more joys?
Buy your good times?
Lime for soda `n ice?

Ach das ist mir zu „selfish“ irgendwie und zu konsumgetrieben.
Ich nehme es eher politisch und lasse den kleinen Weltverbesserer in mir mal an die Tasten

Now time for the good guys!
My rime for the good boys!
Stop time of blood guys!
Release the food guys!
Dam the flood guys!
Time to brood guys!
For the good times!

Jetzt läuft Händels „Lascia ch‘io pianga“. Was für ein Klangteppich. Kommt ja noch richtig Qualität rein 😉

Schönen Sonntag

370) Festival of Lights / Laissez-faire of fights?

Viel wurde diskutiert im Vorfeld. Ist das nötig? Kann man das nicht … ausfallen lassen … kleiner machen … und überhaupt … muss das sein? Zur Beruhigung: Es ist kleiner, nicht ganz so laut, eher nachdenklich und anregend.

Ein paar Eindrücke vom Abend:

Vom Pariser Platz / Brandenburger Tor:

Vom Bebelplatz:

Und hier außerhalb des Programms, eine Mahnwache vor der Russischen Botschaft.

Festival of Lights … Laissez-faire of fights?

Für die Formulierung müsste ich mir glatt einen Orden umhängen, wenn sie nicht so traurig wäre.

Grüße aus Berlin

T.