Unsere verrückte Vuca-Welt bringt jeden Tag neue Begriffe hervor. Manche sind künstlich erschaffen, manche kombiniert, manche „verdenglischt“ und manche werden schon gar nicht mehr übersetzt. Es scheint aber Bereiche in der Sprache zu geben, da fühlt man sich immer noch wie im späten Mittelalter.
Ich hab die letzten Tage inhaltlich einiges mit dem Thema „Grund und Boden“ zu tun gehabt und habe mich durch die Begrifflichkeiten gequält. Hier mal ein paar schöne Auszüge, so rein, so unbefleckt, so isoliert und resistent gegen all das bunte Treiben der kreativen Wortfindungen da draußen.
Schritt für Schritt:
Gemarkung:
Ich bin schier verzweifelt, dieses Wort sagte mir nichts. Ich kann mit Postleitzahlen umgehen, mit Gemeinde-Schlüsseln, Vorwahlen, BIC-Codes und selbst an >IBAN den Schrecklichen habe ich mich gewöhnt, aber was zum Henker ist eine Gemarkung?
Wiki sagt: „Eine Gemarkung ist eine Flächeneinheit des Liegenschaftskatasters. Die Gemarkung bildet einen Grundstücksverband aus einer größeren Zahl von in der Regel zusammenhängenden Grundstücken bzw. Flurstücken“.
Ah ja. Das einzige Wort was ich hier kenne ist … „Grundstück“ 😉
Kataster:
Nein, das ist kein Kartenspiel, auch wenn es so klingt. Es wurde wohl dem italienischen Wort „catastro“ (Steuerregister 17. Jahrhundert) entlehnt (auch Wikipedia) und hat nix mit dem kubanischen Revolutionsführer zu tun.
Flurstück:
Nicht Frühstück, nicht Flurfunk, nein auch nicht ein Stück Fluor für die Zähne.
Wiki sagt: „Ein Flurstück, in Österreich auch als Grundstück oder Parzelle bezeichnet, ist ein amtlich vermessener und in der Regel örtlich abgemarkter Teil der Erdoberfläche.“ Jaaa, „Parzelle“, das kenn‘ ich.
Jedes Flurstück hat, wie sollte es auch in Deutschland anders sein, hat eine „Flurstücksnummer“ (parcel-ID 😉 ). Die Flurstücksnummer besteht aus Zähler und Nenner … oh je … jetzt bin ich raus. Werde mir das nie merken können….
Grundbuch:
Hier habe ich ein großes schweres Buch vor Augen, in das Beamte mit Federkiel und Tintenfass schlaue Eintragungen machen und mit einem Siegel bestätigen.
Wenn man sich einen Grundbuchauszug bestellt, sieht das auch genauso aus. Sorry. Will, keinem zu nahe treten, aber ein bisschen schicker … könnt es schon aussehen.
Blatt-Nummer:
So ein Grundbuch ist natürlich in „Blätter“ organisiert, jedes Blatt ist wiederum nummeriert und in „Abteilungen“ unterteilt.
Abteilungen:
„Abteiluuuuuung Marsch … oder kehrt? Personalabteilung? Nee.
Wiki sagt: „Als Abteilungen werden im deutschen Grundbuchrecht die verschiedenen, in sich abgeschlossenen Abschnitte eines Grundbuchblattes bezeichnet, die dessen Gliederung dienen.“
Klar?
Wer dann noch Lust hat oder eben muss, kann sich noch mit Bodenrichtwert, Bodenrichtzone und Bruchteilsgemeinschatfen und so weiter beschäftigen.
Again what learned … würde ich sagen.
Was bin ich froh, dass ich nicht zig Liegenschaften, Golfplätze und Hotels besitze … 😉
Noch nie geerbt? Oder Grundsteuer bezahlt? Oder ein Haus erworben? In den Fällen hast Du es mit all den Begriffen zu tun. Aber das kann ja noch kommen – habe gerade über Elster die Grundsteuer-Erklärung hinter mir. 😅😞
Geerbt noch nicht im großen Stil, Grundsteuer gezahlt schon, aber die aktuelle Erhebung zur Grundsteuerreform hat mich schon gechallenged …
Ich finde es interessant, wie diese sperrigen Begriffe so zeitlos stehen bleiben … Notare wird’s freuen 😉
Das stimmt, der ganze Komplex stammt noch aus Bismarck ’s Zeiten.
Ja, den Eindruck habe ich auch. Wie eine kleine Begriffsinsel … ein Wort-Biotop
Herrlich, dass das deutsche Grundsteuerrecht mit Begriffen gespickt ist, die die meisten Deutschen nicht kennen. Ich dachte beim Ausfüllen der Grundsteuerfeststellungserklärung (Allein schon dieses Wort!) erst, ich hätte die falsche Sprache eingestellt, aber nein. Es war deutsch. unübersetzbar.
Das habe ich mir auch überlegt.
1) Stell dir mal vor, man übersetzt diese Begriff 1:1 ins Englische, könnte lustig werden.
2) Die Deutschen hauen da eine Menge Kohle rein, aber wenn es hart auf hart kommt … haben sie keine Ahnung … was sie da unterschreiben …
Ei, Ei, Ei.
Anwesende natürlich ausgeschlossen 😉
natürlich 😂😂😂
„Cool“ finde ich, wenn man dann (z. B. bei der normalen Steuererklärung) auf das „i“ bei einem Begriff klickt in der Hoffnung, man würde hinterher schlauer sein. Aber da wird dann ein Kaudelwelsch mit noch viel mehr Kauderwelsch übertüncht. Gekauderwelschtes Kauderwelsch. Ich frage mich dann immer, was wohl Leute machen, die ein paar Jahre weniger die Schulbank gedrückt haben oder es dort einfach deutlich schwerer hatten als man selbst.
Fand ich auch absolut user unfriendly, Weder hab ich Zeit noch Lust Diesen Themen komplex zu durchdringen. Der Staat möchte gern Steuern von mir, also soll er es doch bitteschön einfach machen, die auch zu zahlen. Nerv…,
Uns Juristen wird ja auch immer vorgeworfen, dass man „unsere“ Sprache nicht versteht. Ja, hallo, das muss so, sonst braucht uns doch keiner 🙂 Schnell wech….
Ach … na guck mal einer an.
So eine bist du also … 😉
Ich habe diese Geheimssprache schließlich jahrelang studiert 🙂 Aber ich habe tatsächlich nie wirklich in diesem Beruf gearbeitet und nutze es, wenn es überhaupt, nur für den privaten Gebrauch. Ich muss allerdings gestehen, dass es mich gelegentlich begeistert, wie sehr ein paar hingerotzte juristischen Begriffe Wunder bewirken und das alleine durch die Sprache.
Absolut, man kann einen völlig unverständlichen Begriff in die Welt posaunen und die Leser/Hörer erstarren vor Respekt und Erfurcht … und bezahlen vielleicht noch Rechtsanwälte und Steuerberater 😉
Durchschaut … 😉